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5. Reisetag        Amazonas - 06.08.2024

 

Heute geht es um 5:30 Uhr wieder relativ früh aus dem Bett, wenn auch im Gegensatz zum Vortag geradezu gemäßigt. Um 6:00 Uhr fahren wir wieder mit unserem kleinen Beiboot los. Wir sind wieder auf der Suche nach Vögeln. Die meisten Tiere sind hier in den kühleren Morgen- und Abendstunden zu finden. Deshalb sind auch wir bei Sonnenaufgang bereits unterwegs. Über dem Wasser steigt ein bisschen Nebel auf, was für eine besondere Stimmung sorgt. Am Morgen ist es etwas kühler, es bleibt aber feucht warm, ist aber trotzdem deutlich angenehmer als gestern während des Tages. Wir sehen unter anderen Silberreiher, Schmuckreiher, Schlangenhalsreiher, Mangrovenreiher oder auch cremefarbende Kappenreiher mit ihrem blauen Schnabel. Dazu ein paar Enten, Rotstirn-Blatthühnchen oder auch Flussbussarde und Gelbkopfkarakara. Und auch ein paar Hoatzin, die als einzige Vögel überhaupt hauptsächlich im Vorderdarm verdauen. Der kann bis zu 25% des Gewichts des Hoatzins ausmachen, der Magen ist dagegen sehr klein, und dient überhaupt nicht der Verdauung. Ihre Nahrung ist rein pflanzlich. Auch sonst weisen Hoatzine ein paar weitere Besonderheiten auf. Eine Zehe ist nach hinten, drei nach vorne gerichtet. Wie bei anderen Hühnervögeln auch, aber obwohl ihre Beine normal ausgeprägt sind, schieben bzw. kriechen sie sich durch das Geäst. Selbst fliegen können sie nur eingeschränkt. Meist gleiten sie eher, und schlagen nur gelegentlich kräftig und relativ laut mit den Flügeln. So schaffen sie lediglich Strecken von maximal 350m, meistens sind es aber deutlich kürzere Distanzen. Außerhalb der Brutzeiten leben sie meist in großen Gruppen. Die Jungen sind anfangs nicht flugfähig, und stürzen sich bei Gefahr aus dem Baum ins Wasser, weshalb die Nester immer in 2 – 5m Höhe über Wasser gebaut werden. Die Jungen können sofort Schwimmen und tauchen. Anschließend erklimmen sie mit Hilfe von zwei Krallen an den Flügeln wieder einen Baum, normalerweise auch den, in dem ihr Nest war, kehren dann aber nicht zurück ins Nest. Die Krallen an den Flügeln verlieren Hoatzine meist nach 70 - 100 Tagen, haben aber auf jeden Fall danach keine Funktion mehr. Dann können junge Hoatzine auch fliegen bzw. gleiten wie Altvögel. An der Aufzucht und Fütterung beteiligen sich meist auch die Jungen aus der letzten Brut. Damit steigt auch deutlich die Überlebenschancen der aktuellen Brut, trotzdem überleben nur gut ein Viertel das erste Jahr. Hauptfeinde sind einige Greifvögel, aber auch Kapuzineraffen, Waschbären und Opossums.

Vom Boot sieht man außer vielleicht Affen praktisch nahezu keine Tiere an Land, jedenfalls wenn man mal von einzelnen Kaimanen absieht, die aber auf unserer Runde am heutigen Morgen schleunigst zurück ins Wasser sind. Dabei ist die Sicht in den Regenwald aber natürlich auch relativ schlecht. Dort ist es noch relativ dunkel, und aufgrund des Bewuchses kann man auch nicht wirklich weit in den Regenwald hineinsehen. Heute hatten wir immerhin noch Glück mit einem grünen Leguan.

Gegen 8:00 Uhr sind wir dann zurück am Boot, wo es Zeit für das Frühstück ist. Der nächste Programmpunkt ist dann ein Besuch in einem kleinen Dorf. In dem Dorf wohnen etwa 400 Menschen. Es gibt eine Schule, wohin die Kinder bis zur neunten Schulklasse gehen. Der Arzt kommt regelmäßig aus Manaus in den Ort, ansonsten gibt‘s aber keine ständige medizinische Versorgung im Dorf oder der näheren Umgebung, dafür aber insgesamt drei Kirchen. Wobei zwei Evangelen sind, also eher sektenartige Vereinigungen, von denen es relativ viele in Brasilien gibt. Allen Glaubensgemeinschaften ist aber gemein, dass sie sich irgendwie selbst finanzieren müssen. Gerade den Evangelen sagt man aber häufig nicht gerade zu Unrecht nach, dass sie ihre Mittel nicht unbedingt zu 100 % für religiöse Zwecke verwenden, sondern eher in der direkten Verwaltung der jeweiligen Führer liegen, und nach deren Gusto teilweise auch für deren persönlichen Gebrauch verwendet werden. Auf unserer Runde durch das Dorf sehen wie uns auch einige Bäume an, mit denen die Leute etwas für den Eigenverbrauch produzieren. So sehen wir etwa Limonen, Mangos, Papayas, Cashewnüsse oder auch einen Kakaobaum. Zum Abschluss machen wir noch kurz Station im örtlichen Supermarkt, der ein erstaunlich breites Angebot bis hin zu Katzenstreu hat. Die ganzen Waren werden mit dem Boot von Manaus rangeschafft, eine Straße gibt es nicht. Auch viele der Einwohner arbeiten dort, und leben dann oftmals auch unter der Woche in der Stadt. Die Fahrt mit einem der „Wasserbusse“ dauert von hier etwa 1,5 Stunden. Außerhalb von Manaus gibt es nahezu keine Arbeitsplätze. Man hat dann noch ein bisschen Vieh, fischt im Amazonas, und versucht sich soweit wie möglich selbst zu versorgen, und verkauft was man übrig hat in Manaus. Der Supermarkt hier im Dorf ist übrigens der Hotspot des öffentlichen Lebens im Ort, jedenfalls wenn man von den Kirchen absieht. Er ist praktischerweise Supermarkt und Kneipe in einem. Es gibt auch ein paar Billardtische für ein kleines Spielchen.

Nach dieser kleinen Stippvisite geht es dann zurück aufs Boot. Inzwischen ist es ziemlich warm geworden, in Verbindung mit der hohen Luftfeuchtigkeit nichts, was mich zu körperlichen Höchstleistungen animieren würde. Auf dem Boot Dusche ich kurz, aber kaum trocknet man sich ab, beginnt man auch schon wieder beim Nichtstun zu schwitzen. Also mache ich nach dem Mittagsessen das einzig Vernünftige: Siesta.

Nach der kleinen Pause, sehe ich noch nach ein paar kleineren Vögeln, die sich in den umliegenden Büschen, oder am Ufer tummeln. Unser Hausboot nutzt üblicherweise keinen Anker, sondern wird mit einem Seil an einen dickeren Baum am Ufer festgebunden. So sind wir praktisch in unmittelbarer Ufernähe. Ich bin erstaunt, wie viele Vögel sich hier doch aufhalten. Am Nachmittag gegen 16:00 Uhr haben wir dann wieder offizielles Programm. Wie wollen Piranhas angeln. Eigentlich habe ich mit Fischen und noch weniger mit Angeln eine „innige“ Beziehung, man könnte wohl auch sagen, nicht gerade meins. Aber was macht man nicht alles mit. Und man muss auch sagen, dass die Piranhas einen nicht unerheblichen Teil der Fleischköder vom Hacken gefuttert haben, ohne dass wir Laien etwas bemerkt haben bzw. wenn doch, auch etwas gefangen haben. Aber ein paar der Piranhas sind dann doch zu gierig. Aber auch die, die groß genug sind, dass wir sie mitnehmen, sind nicht gerade von imposanter körperlicher Gestalt. Noch dazu sind Piranhas allenfalls für die Fischsuppe gut, und wegen der vielen Greten sehr mühselig zu reinigen. Immerhin geht dieser Kelch aber an uns Touristen vorbei. Nur ist unser Piranhafischen wegen der eigenen Unzulänglichkeiten zwar lustig, aber wegen der eingesetzten Köder und dem aufwendigen Reinigen danach am Ende wohl eher ein Minusgeschäft. Aber Touristen müssen ja irgendwie beschäftigt werden.

Nach der Rückkehr zu unserem Boot machen wir zum Einbruch der Dunkelheit noch eine weitere Runde mit dem Beiboot, um einen Eindruck von den nachtaktiven Tieren zu bekommen. Das eigentliche Ziel sind dabei Kaimane, deren Augen „leuchten“, wenn sie mit einem Scheinwerfer angestrahlt werden. Die meisten verziehen sich dann aber umgehend unter Wasser. Unser Bootsführer greift sich dann aber einen mit der Hand. Zugegeben war es ein kleiner von rund 50 cm, trotzdem war der verständlicherweise nicht erfreut davon. Immerhin kam er aber mit dem Leben davon. Später hat unser Bootsführer dann noch ein Faultier hoch in einem Baum gesichtet. Wie man das entdeckt, wenn man nur mit einem Scheinwerfer über die Baumkronen huscht, ist mir aber ehrlich gesagt unbegreiflich. Er erkennt sicherlich die Zeichen und Bäume, die in der Gunst der Faultiere hoch im Kurs stehen. Aber in Costa Rica war es mir auch am helllichten Tage kaum möglich, ein in einem Baum hängendes Faultier zu entdecken, und dann nur in einem kurzen Moment im Lichtkegel, da kann ich nur sagen: Hut ab. Das uns andere Kreaturen finden, war dagegen wenig überraschend. Gefühlt schwirren ständig tausende Mücken um uns rum, und wie ich nachher feststellen durfte, waren die nicht alle in friedlicher Absicht unterwegs.