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3.Tag        Primrose – 01.06.2015

Heute steht unser erster richtiger und wahrscheinlich auch größter Aktivtag auf dem Programm. Dafür lassen wir den Tag aber ruhig angehen. Das Frühstück ist für 8:30 Uhr geplant, und um 9:30 Uhr soll es „gemütlich“ losgehen. Also mehr als genug Zeit, um sich den ersten Morgen im Zeltcamp noch zurechtzufinden. Alles ist noch nicht so eingespielt, aber da wir ja heute nicht umziehen, trotzdem sehr viel Zeit. Sogar ein bisschen mehr als geplant, weil unser Tourguide eigentlich das Auto zum geplanten Zielort fahren wollte, und dann per Taxi oder Anhalter zurückkommen. Beides klappt nicht so richtig. Das Taxi nicht, weil in Seward gerade ein Kreuzfahrschiff eingetroffen ist, und zum zweiten fehlte das Glück. Also Plan B: wir fahren alle zum Zielort und gehen von dort zurück zu unserem Camp, was der Ausgangspunkt des Trails ist.

Zunächst bewegen wir uns die erste Stunde noch im arktischen Regenwald, in dem wir von etwa 100 m über Seelevel den Aufstieg beginnen. Viele Bäume sind von dicken Moosschichten bedeckt, wir bewegen uns hier in einem Landstrich mit Niederschlagsmengen von etwa 1500Ltr/qm im Jahr. Juni ist dabei mit 55 Litern noch der trockenste Monat im Jahr. Die Landschaft geht dann in ein hügeliges und stellenweise etwas sumpfiges Hochland über. Es gibt noch niedrigen Buschbewuchs und wir durchqueren ein paar kleinere Passagen von ein paar Metern auf denen noch Schnee liegt. Auf einer Höhe von etwas mehr als 500 m werden die Schneefelder eher zum Normalfall, zwischen denen nur noch an wenige Stellen niedriger Bewuchs bzw. Moosen und Flechten heraus stechen. Das macht die Orientierung zunehmend schwierig. Genau genommen folgen wir eigentlich eher einer kaum noch im Schnee auszumachenden alten Spur. So springen wir immer mal wieder zwischen den „Grünen Inselchen“ hin und her. Richtige Wegmarkierungen gibt es nur noch sehr wenige, eigentlich sieht man eher den Trampelpfad. Genau genommen kommen wir nur an einer richtigen Markierung vorbei. Dort endet offiziell der Lost Lake Trail. Dort geht der Weg dann über in dem Primrose Trial. Soweit zur Theorie. Wir sollten laut dem Wegweiser an der Stelle eigentlich nach rechts abbiegen, treffen dort auch schon bald auf einen zu mindestens während der Schneeschmelze vorhandenen kleinen Wasserlauf. Eigentlich kein Problem, man könnte einfach drüber springen, dazu müsste man nur wissen, wo er verläuft. Was sich aber natürlich unter dem Schnee ein bisschen schwierig gestaltet. Ein paar von uns bringt die Suche nasse Füße ein. So schlagen wir noch einen kleinen Bogen, treffen wieder auf einen Pfad und folgen ihm wieder. Gegen 14:00 Uhr machen wir in einer kleinen windgeschützten Senke unsere Mittagspause. Direkt unter uns entstehen gerade ein paar Schmelzwasserseen, die schön bläulich unter der Schneedecke durchschimmern. Jedenfalls soweit man das zurzeit erkennen kann, denn wir stapfen schon einige Zeit durch relativ dichten Nebel. Direkt oberhalb von unserer Senke verläuft der Weg gut sichtbar über eine bereits frei getaute kleine Fläche. Aber keine 10 Minuten von hier endet „unser“ vermeintlicher Weg direkt am Lost Lake, zumindest vermuten wir, dass es sich um eben diesen handelt. Einen näheren Hinweis dazu finden wir nicht. Da wir wegen des inzwischen sehr dichten Nebels ohnehin kaum Orientierung haben, beschließen wir umzukehren und auf dem gleichen Wege zurückzugehen. Aber selbst das gestaltet sich schwieriger als gedacht. Im Schnee können wir unseren Spuren relativ einfach folgen, nur auf den grünen Inselchen ist es teilweise schwierig. Weil selbst auf den Schneeflächen das Folgen der Spur zuweilen ziemlich Kraftraubend ist, da man immer wieder knietief einsinkt, geht es nur langsam voran. So dauert unsere Wanderung insgesamt doch etwas länger als geplant, wir erreichen gegen ca. 18:30 Uhr unseren Ausgangspunkt wieder. Immerhin steht jetzt das Fahrzeug richtig hier, und niemand muss sich mehr Gedanken darüber machen, wie wir es zurück zu unserem Camp schaffen. Am nächsten Tag sollten wir übrigens erfahren, dass der Primrose Trail im Moment auch noch gesperrt ist, wir sind schlicht zu früh dran.

Da wir uns hier in der Nähe von Seward befinden, ist es auch ein guter Zeitpunkt schon mal einen kleinen Ausflug in die Geschichte zu wagen. In der Bucht von Seward, die übrigens Resurection  Bay heißt, fanden die beiden Schiffe von Vitus Bering, der von Zar Peter der Großen entsandt worden ist, Schutz vor dem tosenden Pazifik. Dies war im Jahre 1741, Südalaska wird russisch. Interessant macht das Gebiet der Pelzhandel für die Russen. Sie machen Jagd auf sie Otter, deren Fälle etwa drei Jahresgehälter eines einfachen Handwerkers wert waren. Insbesondere der Adel und reiche Kaufleute zahlten diese Unsummen für die sehr warmen Pelze. So kamen relativ schnell viele Jäger und Fallensteller ins Land, die dabei auch nicht zimperlich mit den hiesigen indianischen Völkern umgingen. So war Kidnapping eine beliebte Vorgehensweise um für die Freilassung Pelze von den Indianern zu fordern. Zahlreiche Seuchen taten ein Übriges um die hiesigen Völker massiv zu dezimieren. Geschäftstüchtige russische Kaufleute bauten das Geschäft mit den Pelzen immer stärker aus, und gründeten vor allem an der Küste dazu auch zahlreiche Handelsstationen. Mehrere Jahrzehnte konnten die Russen die Herkunft der Pelze vor Briten und Spaniern geheim halten. Erst gegen 1770 erreichen ihre ersten Schiffe Alaska. Eigentlich waren sie damals auf der Suche nach der Nordwestpassage, also einer Möglichkeit oberhalb des heutigen Kanadas in den Atlantik zu gelangen. Alexander Baranow war zu dieser Zeit Direktor der hiesigen russischen Handelskompanie und baute trotz der Neuankömmlinge deren Einflussbereich hier noch deutlich aus. Erst als gegen 1840 die Otter und andere Pelztiere aufgrund der starken Bejagung drastisch zurückgingen, verloren die Russen langsam ihr Interesse. Gleichzeitig wollten sie aber verhindern, dass Briten oder Spanier hier ihren Einflussbereich ausgedehnten. So boten sie 1865 den Vereinigten Staaten von Amerika, die gerade erst den Bürgerkrieg beendete hatten das Gebiet zum Kauf an. Schließlich unterzeichnete der damalige US-Außenminister William H. Seward den Kaufvertrag mit den Russen und kaufte das heutige Alaska für 7,2 Millionen Dollar. Nach ihm ist auch die Stadt Seward benannt. Anfangs hatte das Gebiet nicht mal einen Namen bis Seward das Wort Alaska aus der Sprache der Aleuten übernahm, was zu viel bedeutete wie „das große Land“. Aber nicht alle Amerikaner waren zufrieden mit dem Kauf, viele fragten sich, was man mit dieser ziemlich verlassenen kalten Ecke eigentlich wollte. Man weigerte sich sogar das Land zu einem Territorium zu erklären, was bedeutet hätte, dass Alaska zu einem souveränen Bundesstaat hätte werden können. Insbesondere der Kongress sperrte sich gegen diese Aussicht. So waren die hier immer noch lebenden Russen sowie auch die Ureinwohner nicht einmal berechtigt, amerikanische Staatsbürger zu werden. Alaska war kaum mehr als eine Kolonie. In den nächsten Jahrzehnten regierte hier praktisch die Alaska Commercial Company. Ihr Geschäft war immer noch der Pelzhandel, inzwischen aber weniger die Pelze der ohnehin fast ausgerotteten Seeotter, als vielmehr die Robbenfelle. Auch dieses Geschäft war sehr einträglich, führte aber wiederum dazu, dass die Bestände sich massiv reduzierten. So kam es schließlich zu der Vereinbarung zwischen dem Unternehmen und der Regierung, sich auf den Abschuss von 100.000 Tieren im Jahr zu „beschränken“, wobei Weibchen und Junge verschont werden sollten. Bereits zu dieser Zeit entwickelte sich hier der erste Tourismus. Insbesondere ausgelöst durch die Berichte von John Muir, der sich vor allem für die Gletscher interessierte. Es wurde übrigens sogar ein Gletscher nach ihm benannt. Ihm folgten Tausende, die zumeist im Schutze der Inside Passage nach Alaska rauf kamen.