• Die Kata Tjutas im Sonnenuntergang
    Australien

    Die Kata Tjutas im Sonnenuntergang

  • Marokko
    Marokko

    Terrassenwirtschaft im Hohen Atlas

  • Blick über die Seescharte
    Alpenüberquerung

    Blick über die Seescharte

  • Leopard
    Südliches Afrika

    Leopard

  • Sonnenuntergang in der Wahiba
    Oman

    Sonnenuntergang in der Wahiba

15.04.2009      8. Reisetag - Wadi Rum

Heute verlassen wir die vielleicht bekannteste touristische Stätte in Jordanien in Richtung Süden. Es geht von Petra in ein Camp bei Wadi Rum. Eigentlich wohnen wir ja auch schon ein bisschen außerhalb an der Panorama Straße von Petra, was gleichzeitig auch der Kings-Highway ist, und damit eine der beiden wichtigsten Nord-Süd Verbindungen hier in Jordanien. Auf den zweiten dem Dessert Highway werden wir dann später wechseln. Vorher kommen wir aber noch an den „Wohnhaus“ des Bruders des 1999 verstorben Königs Hussein Hassan bin Talal vorbei. Das Anwesen sieht nicht einmal wirklich protzig aus, man sieht schon Sicherheitspersonal im Schatten stehen, aber insgesamt ist es nicht mal wirklich auffällig und direkt an einer der Lebensadern gelegen.

Das gibt dann vielleicht Gelegenheit mal ein bisschen über die jüngere Geschichte des Landes zu schreiben. Die Haschemiten können ihre Ahnenreihe bis auf den Propheten Mohammed zurückführen, was ihnen schon alleine daraus Geltung im arabischen Raum einbringt. Bis zu Begin des 20. Jahrhunderts regierten sie das Gebiet mit den für Moslems heiligen Stätten von Mekka und Medina, welches später an die Al Sauds (daher auch die Staatsbezeichnung Saudi Arabien) fiel. Damals gehörten große Teile des arabischen Raums zum Herrschaftsbereich der Osmanen. Aber im Jahr 1915 begannen die Briten die Araber zu ermutigen, sich gegen die Osmanen zu erheben. Das muss auch vor dem Hintergrund des 1. Weltkriegs gesehen werden, in dem die Türken an der Seite Deutschlands kämpften. Aber die Araber waren schlecht ausgerüstet, wenig motiviert und hatte kaum eine Ahnung von moderner Kriegsführung. So schickten die Briten nicht nur Waffen, sondern auch Berater ins Land. Einer von ihnen war T.E. Lawrence, besser bekannt als Lawrence von Arabien. Er bewirkte, das man nicht den offenen Kampf gegen die Türken führte, sondern sich auf eine Guerillataktik verlegte. Man zerstörte immer wieder die wichtige Hedschas – Eisenbahnlinie, die die Hauptversorgungsader der Türken darstellte. So wurden relativ große Truppenteile der Türken gebunden, die Bahnline ständig wieder zu erneuern und so gut es eben ging auch zu schützen. Die Rolle von Lawrence von Arabien ist übrigens bis heute nicht völlig geklärt. Es gilt als relativ Sicher, dass er nicht nur Militär sondern auch Geheimdienstler war. Er selbst schrieb eine Biographie, in der er aber offensichtlich auch etwas zwischen Wahrheit und Dichtung schwankte. Weitere Biographien anderer Autoren folgten, in der kommt er sowohl als Betrüger als auch als Held heraus, wie immer dürfte die Wahrheit wohl irgendwo dazwischen liegen. Auf jeden Fall hatte er aber großen Einfluss auf den arabischen Raum, der bis heute, mehr als 70 Jahre nach seinem tödlichen Motorradunfall im kalten England, nachwirkt.

Um die Araber in ihrem Kampf weiter zu motivieren, versprachen die Briten ihnen einen eigenen arabischen Staat, wobei die Grenzen dazu nicht genau festgelegt wurden. Gleichzeitig schlossen die Briten aber mit den Franzosen auch einen Geheimvertrag ab, der die Aufteilung des Gebietes zwischen den beiden Mächten vorsah, ein arabischer Staat kam darin nicht vor. Schlimmer noch für die Araber, den Juden wurde zugesagt, sie bei der Errichtung eines eigenen Staates in Palästina zu unterstützen. Die Grundlage für den bis heute andauernden Nahost-Konflikt war gelegt. Nichts desto trotz gelang es den Arabern den letzten Hafen der Türken in Aqaba einzunehmen und anschließend die Türken zurück zudrängen. Die Ansprüche der Araber nach dem Ende des Krieges wischten die Briten und Franzosen vom Tisch. Sie verschafften Feisal zwar den Thron im Irak und Abdullah I. in Transjordanien, aber beide befanden sich unter dem „Schutz“ der Briten. Sie durften nur relativ unwichtige lokale Dinge entscheiden, aber das letzte Wort behielten sich die Briten vor. Gerade Transjordanien war noch ein ziemlich unwirkliches Gebilde. Winston Churchill war damals im britischen Kolonialminsterium tätig, und rühmte sich später Jordanien an einem Nachmittag geschaffen zu haben.

Abdullah I. war anfangs Emir von Transjordanien, und politisch im arabischen Raum nicht unumstritten. Viele sahen in ihm einen Vasallen der Briten. Das hielt ihn aber nicht davon ab, nachdem Transjordanien 1946 unabhängig wurde, sich selbst zum König zu machen und das Land in „Haschemitisches Königreich Jordaninen“ umzubennen. 1948 wurde im durch den Völkerbund - Vorgänger der heutigen UNO – geteilten Palästina der Staat Israel gegründet. Es kam sofort zum Krieg zwischen der desorganisierten Arabischen Liga und den jüdischen Siedlern. Einzig die jordanische Legion konnte Gebietsgewinne erzielen, man konnte die Westbank und Teile Ostjerusalems besetzen. Pikanterweise führte ein in Grossbritanien geborenen Offizier, John Bagot Glubb, die jordanischen Truppen. Schon damals bestanden diese zu großen Teilen aus Tscherkessen, die ursprümglich aus dem Kaukasus kamen, und Beduinen, die beide als sehr königstreu galten und bis heute gelten. Bis heute stellen diese beiden Gruppen auch den Hauptanteil an den Sicherheitskräften im Land. Abdullah I war es auch, der als erster arabischer Staatsmann einen Vertrag mit Israel schloss und damit den Staat dadurch quasi anerkannte. Der Vertrag regelte unter Aufsicht des Völkerbundes den Waffenstillstand und sprach Jordanien dafür die besetzten Gebiete zu. Jordanien verfügte damit über ein entwickeltes Gebiet und größere landwirtschaftlichen Flächen. Es bedeutete aber auch, dass sehr viele Palästinenser aus Israel flohen und zum großen Teil in Flüchtlingslager in Jordanien untergebracht werden mussten. Gleichzeitig zog man sich aber auch den Hass der Palästinenser zu. Ein Palästinenser war es dann auch, der König Abdullah 1951 bei einem Attentat tötete. Nach einer kurzen Regierungszeit seines Vaters Talal dankte dieser aus gesundheitlichen Gründen ab, und Hussein I wurde 1953 König. Nachdem die Al Sauds die Gebiete in Saudi Arabien erobert hatten, und das Königreich im Bagdad zusammengebrochen war, war die halbe haschimitische Familie ermordet worden, und Jordanien das letzte Königreich der Haschimiten. Auch auf Hussein wurden in den folgenden Jahren mehrere Attentate verübt, eines davon sogar von der Syrischen Luftwaffe, die aber alle fehlschlugen.

Anfang der 60er Jahre gab es drei neue Probleme, zu einem die israelischen Wasserpläne, die Jordanien nahezu völlig von der eigenen Wasserversorgung abschneiden würden. Israel baute an einer Atombombe und zum anderen die palästinensischen Flüchtlinge, was auch unter anderem in der Gründung der PLO und anderen Gruppierungen mündete. Eine davon war die Fatah von Yassir Arafat. Gerade sie setzte sich für einen bewaffneten Kampf gegen Israel ein. Hussein erkannte, das es jetzt Zeit war sich mit den anderen arabischen Staaten zu verbünden, und dann notfalls eine militärische Auseinandersetzung mit Israel zu suchen. Verschiedene Scharmützel im Grenzgebiet zwischen Palästinenser vom jordanischen Boden und Israel führten dann zum Sechstage-Krieg Israels. Dabei schlug Israel die gesamte Arabische Koalition vernichtend. Aber der größte Leidtragende war Jordanien, man verlor die Westbank inklusive Ostjerusalem – was etwas 40% des Bruttosozialproduktes entsprach. Zusätzlich kamen aber nun noch mal etwa 350000 zusätzliche Flüchtlinge aus der Westbank dazu. Die Palästinenser machten den König für die Niederlage verantwortlich und begannen den Staat Jordanien zu unterwandern. 1970 ging Hussein gewaltsam mit Militär und Geheimdienst dagegen vor, es starben etwa 3000 Menschen und zahlreiche Rädelsführer wurden aus dem Land gewiesen.

Doch die unruhige Lage in der Region brachte Jordanien in den Folgejahren auch Vorteile. So kamen zahlreiche Banken vom bis dahin führenden Finanzzentrum Beirut, das schwer durch den Bürgerkrieg im Libanon getroffen wurde. Oder im Golfkrieg zwischen Iran und Irak wurde der Irak zunehmend über den jordanischen Hafen Aqaba am Roten Meer beliefert. Gleiches galt auch sehr zum Missfallen des wichtigen Partners USA, während der beiden Golfkriege zwischen dem Irak und den durch die USA geführten Alliierten. Hussein versuchte immer durch wechselnde Partnerschaften sein Land so neutral wie möglich im Konflikt zwischen dem Westen und Israel auf der einen und der Arabische-Welt auf der anderen Seite zu halten. Demokratie ließ er nur in einem ihm angenehmen Umfang zu. Das Parlament hat eigentlich nur beratende Funktion, und selbst dessen Zusammensetzung ist fragwürdig. So wird nur ein Teil der Abgeordneten gewählt, wozu immer mal wieder vom König die Wahlgesetze verändert wurden, die restlichen werden direkt von ihm bestimmt. So blieb bis heute die nahezu uneingeschränkte Macht beim König. Das ermöglichte Hussein aber eben auch seine sehr pragmatische Politik. 1988 gab er formal die Ansprüche auf die Westbank auf, was den Anspruch der PLO auf das Gebiet unterstrich, 1991 unterstützte er durch die Belieferung den Irak gegen die Alliierten inklusive zahlreicher arabischer Staaten – zumeist Königreiche bzw. Emirate. 1994 unterschrieb er dann einen Friedensvertrag mit Israel. Bis zu seinem Tod 1999 gewann er aber zunehmend die Unterstützung der Bevölkerung, was vielleicht nicht zuletzt auch seiner unaufgeregte Politik und seinem Gespür für das Machbare zu verdanken ist. Denn Jordanien ist ein relativ armes Land. Zu seiner Blütezeit um 1980 gab es praktisch keine Arbeitslosigkeit und eine Wirtschaftswachstum von 9%. Nach den Golfkriegen strichen viele arabischen Staaten die Unterstützung für Jordanien. Heute wächst die Wirtschaft um rund 3% aber es gibt eine Arbeitslosigkeit jenseits der 25%. Kurz vor seinem Tod setze er sein Sohn Abdullah II. als seinen Thronfolger ein, anstatt seines Bruders Hassan Al Talal, an dessen Haus wir vorbei gekommen sind. Letzterer macht sich übrigens für die Nutzung der Sonnenenergie im Lande stark. Er geht sogar soweit, das er sich bereits Gedanken macht, wie er die gewonnene Energie nach Europa schaffen könnte. Noch heute sind an zahlreichen öffentlichen Plätzen oder auch in den Lobbys der Hotels oftmals Bilder von Hussein aber auch von seinem Sohn Abdullah II zu sehen. Damit versucht man ganz offensichtlich, das Wohlwollen der Bevölkerung von Hussein auch auf den heutigen König Abdullah II zu übertragen.

Damit habe ich dann auch wieder, nach dem etwas längeren Ausflug in die neuere Geschichte des Landes, die Kurve zu unserer Reise bekommen. Denn wir sind ja auf dem Weg nach Wadi Rum, dabei handelt es sich gleichermaßen um einen Wüstenort – dieser heißt eigentlich nur Rum, als auch einem Wüstengebiet an der Grenze zu Saudi Arabien. Es bezeichnet eines der großen Trockentäler. Als erstes fahren wir dort zum offiziellen Besucherzentrum. Das soll dann für die nächsten beiden Tage dann unser Abschied aus der Zivilisation sein. Von dort aus unternehmen wir noch eine kleine Wanderung zu einer kleinen Quelle von frischem Wasser. Wobei es schon etwas seltsam anmutet, denn wir sind hier unmissverständlich in der Wüste und da fließt scheinbar einfach Wasser aus dem Gestein. Zum Teil läuft es in den überall gewärtigen PE-Rohren zu der Ortschaft, zu einem kleineren Teil aber auch einfach nur Talwärts zwischen einigen Felsen hindurch. Aber nur wenige Meter weiter verliert sich das kühle Nass auch schon wieder. Das kurze Stück bis zu der Quelle war dann aber auch die einzige kleinere Wanderung für den heutigen Tag. Anschließend geht es weiter zum Jabal Rum Camp.

Mit zunehmendem Tagesverlauf beginnt ein Sandsturm aufzuziehen. So machen wir uns kurz nach der Ankunft gleich wieder auf, um mit Jeeps in die Wüste hinaus zu fahren. Dabei bekommt man einen guten ersten Eindruck von der Landschaft. Es gibt hier jede Menge Feinstsand – den auch zunehmend in der Luft aufgewirbelt – und Felsen aus Sandstein. Genau dieser Sandstein schuf für hier durchziehende Beduinen von Jahrtausenden aber auch die Möglichkeit hier ihre Felszeichnungen anzubringen. An einigen etwas geschützten Stellen haben diese bis heute der Verwitterung Stand gehalten. Den Fahrern macht es sichtlich Spaß hier durch den Wüstensand zu gleiten und hier und da auch den Allrad-Fahrzeugen allerhand abzuverlangen. Wir sind eigentlich froh, das es sich bei unseren Jeeps um geschlossen Fahrzeuge handelt. Denn die normalen, die am Besucherzentrum zentral vermarktet werden, sind offen. Dort befinden sich ein paar Bänke auf der Pritsche, wenn man Glück hat noch ein Sonnenschutz aus einem Tuch, einem alten Teppich oder ähnlichem. Offiziell sollen hier etwa 600 Fahrzeuge gemeldet sein, alle schön nummeriert. Aber auf dem Parkplatz sieht man durchaus auch ein paar, denen offensichtlich die Räder fehlen, oder auch die Motorhaube leer ist.

Nach unserer Rückkehr ins Camp beziehen wir unsere Zelte. Was in unserem ersten Zeltcamp noch ein bisschen unprofessionell war, ist hier überzogen professionell. Ich schätze mehr als 100 Zelte stehen dort in Reih und Glied. Die Zelte sind deutlich über 2m hoch, so das man problemlos darin stehen kann. Außerdem stehen zwei richtige Betten drin, es gibt Bettlaken, Kopfkissen und auch Decken. Nur unsere Taschenlampen kommen zum Einsatz, denn Elektrizität gibt es dann doch nicht. Und man macht die Zelte besser gut zu, jedenfalls soweit das möglich ist, denn es sammelt sich schon bald einiges an Sand, der vom Wind von draußen durch irgendwelche noch so kleinen Öffnungen ins Zelt befördert wird.

Am Abend merkt man dann noch mal deutlich, das dieses Camp eigentlich eher etwas mit Massentourismus zu tun hat. Das Fleisch wird effektvoll mit großen Brimborium aus seinem Erdofen befördert. Die Servicekräfte führen unter tatkräftiger Unterstützung durch eine Musikanlage mit ordentlicher Beschallung selbst im letzten Winkel, ein paar Tänze auf, und dann versuchen sie auch noch die Gäste mit ein zu beziehen. Das Ganze hat so ein bisschen was von Club-Urlaub für Arme inklusive Animationsprogramm.