Warzenschweine am Lake Mburo
Blick von der Seescharte
Frailejones
Lhotse und Mt. Everest mit den "kleinen" Nachbarn
In der Wahiba am Abend
Im Frühjahr 2015 ist Nepal von einem schweren Erdbeben getroffen worden. Offizielle Zahlen gehen von über 8000 Toten aus, die Dunkelziffer dürfte sicherlich noch deutlich höher liegen. Über 8 Millionen Menschen sind direkt betroffen und haben ihr Dach über dem Kopf oder ihre Existenzgrundlage verloren. Das ist etwa ein Drittel der Gesamtbevölkerung. Übertragen auf Deutschland wäre es etwa so, als wenn Bayern, Baden-Würtemberg und Hessen zerstört worden wären. Bei einer Katastrophe solchen Ausmasses wäre sicherlich jede Regierung zunächst einmal völlig überfordert. Ich vermute aber, dass das herrschende Kastensystem die Lage noch verschlimmert hat. Und wenn zigtausend Nepalesen einige Tage nach dem Unglück auf der Straße protestieren, um ihren Unmut über die Koordination der Hilfe bzw. das Missmanagment der Hilfe incl. der Korruption laut im Land kund tun, dann sagt das einiges. Ich durfte das Land etwa 6 Monate vor dem Erdbeben besuchen, und habe die Nepalesen als sehr ruhige zurückhaltende Menschen kennen gelernt. Damals gab es ein Lawinenunglück am Annapurna. Damals waren das größte Thema in den Nachrichten die möglichen toten Touristen, über die dabei gestorbenen Nepalesen ging man fast anteilnahmslos hinweg. Seltsamerweise war selbst für die Begleitmanschaft auf unserer Tour das größte Thema, dass das schlecht für den Tourismus wäre.
Natürlich ist die Infrastruktur in Nepal in keiner Weise mit unserer zu vergleichen. Viele Orte können selbst unter "normalen Umständen" nur über kleine Trampelpfade zu Fuss oder aus der Luft erreicht werden. Und Nepal selbst hat kaum ein Dutzend Hubschrauber, die Armee soll über ganze zwei flugtaugliche Maschienen verfügen. Aber viel mehr regen mich dann Hilforganisationen auf, die im Laufschritt ins Land fliegen, nicht ohne noch einige Journalisten mitzunehmen, um sich dann vor deren Kameras zu präsentieren. Dann aber noch Tage keinerlei Hilfsgüter im Land haben, oder scheinbar auch nur einen Plan, wie die eigene Hilfe eigentlich aussehen soll. Ich nenne hier mal die I.S.A.R, das Internet ist voll von Berichten über deren Tun - oder auch nicht Tun. Im Grunde verstopfen sie eher die Kanäle für die Hilfe, als das sie nutzen. Und Nepal hat nur einen internationalen Flughafen mit gerade mal einer Landebahn für die Hilfsgüter, die auch noch beim Erdbeben beschädigt worden ist. Da wäre es besser, sie blieben einfach weg.
Aber natürlich tun die meisten Hilfsorganisationen Gutes, und wie immer tummeln sich eben auch ein paar Schwarze Schafe unter ihnen. An dieser Stelle möchte ich auf die Rotarier aus meiner Gegend hinweisen, die bereits seit langem langfristig orientierte Projekte in Nepal unterstützen. Gerade zum Zeitpunkt des Erdbebens war wieder eine Delegation in Nepal, um offiziell eine Krankenstation zu übergeben. Ihr Spendenkonto ist das folgende IBAN DE54 2915 2550 0000 1001 80, Stichwort: Nepal. Andere bekannte Hilfsorganisationen findet man auch hier: http://www.hilfsorganisationen.de/ Die Auflistung ist sicherlich nicht vollständig, und es gibt viele andere, die wirklich helfen. Ich selbst bin mit keiner der Organisatoren oder auch den Rotariern wie auch immer verbunden oder kann nicht wirklich beurteilen, wer wieviel der Spenden wirklich zu den Bedürftigen bringt.
Nepal wird neben der Soforthilfe noch sehr lange Unterstützung für den Wiederaufbau brauchen. Das Land gehörte schon vor dem verheerenden Erdbeben zu den ärmsten Ländern der Welt. Und kaum vier Wochen nach dem Erdbeben ist es längst wieder aus den Nachrichten verschwunden. Auch wenn mein Beitrag hier nur minimal gegen das Vergessen hilft, so hoffe ich doch das Thema bei dem einen oder andere wach zu halten. Und das nicht nur, wenn gerade durch ein durch das Erdbeben entstandenen Damm zu brechen droht, und sich eine Schlammlawine den Berg hinunter durch bewohntes Gebiet zu wälzen droht, wodurch wieder einige karge Existenzen zerstört zu werden drohen.
Vielleicht noch ein paar Zahlen, die das Ausmaß verdeutlichen. Das Kathmandu-Tal ist das wirtschaftliche Herz des Landes in dem je nach Quelle zwischen 1,5 und 2 Millionen Einwohner leben. Das ganze Tal ist bei dem Erdbeben etwa 1,5m angehoben worden. Bildlich gesprochen könnte man durch eine Zimmertür nur noch raus kriechen. Ja ich könnte nicht mal mehr hier auf dem Stuhl sitzen, weil ich mir den Kopf an der Decke stoßen würde. Gleichzeitig ist das Tal etwa 3m seitlich versetzt worden, andere Teile des Landes sogar 6m. Um das auf das Bild zu transportieren, würde ich nicht mehr vor dem PC sitzen, sondern draußen neben dem Haus.
Die in dieser Gegend der Erde immer wieder auftretenden Erdbeben haben ihren Grund in der Verschiebung der Kontinentalplatten, die auch schon den Himalaya - das Dach der Welt - aufgeworfen haben. Konkret schiebt sich der indischen Subkontinent unter die eurasiche Kontinentalplatte. Dabei entstehen ungeheure Spannungen und Drücke, die sich eben in Erdbeben entladen. Jetzt aktuell ist das ganze Gebiet südlich des Kathmandu Tal nach oben gedrückt worden, die großen Himalaya-Gipfel sind dagegen etwas abgesunken. Eine unbedeutende Randnotiz dürfte also sein, dass der Mt. Everest, immerhin der höchste Berg der Welt, heute keine 8848m mehr hoch sein dürfte. Manche sprechen von ein paar dutzend Metern, die er "geschrumpft" sein dürfte.
Etwas anderes in den Nachrichtensendungen zum Erdbeben in Nepal ist mir sauer aufgestoßen. Dort wurde der Tourismus als größter Devisenbringer bezeichnet. Leider stimmt das nicht wirklich, denn die zahlreichen Nepalesen, die sich zu Hungerlöhnen im Ausland verdingen, wie etwa den Baustellen in der Golfregionen, um dort unter schier unmenschlichen Bedingungen zu Arbeiten, schicken weit aus mehr Geld in die Heimat, um ihre Familien zu unterstützen. Nun kommen viele von ihnen zurück, um beim Wiederaufbau ihrer Heimat zu helfen, ja auch um zu sehen, wer ihrer Verwandten vielleicht das Erdbeben gar nicht überlebt haben. Dadurch fallen zusätzlich die Deviseneinnahmen noch aus - ein Teufelskreis. Viele, die zuvor mit einer Reise nach Nepal geliebäugelt haben, kann ich nur raten es zu tun. Das Land hat viel mehr zu bieten, als ein paar Tempel, die jetzt vielleicht eingestürzt sind. Und gleichzeitig kommen wichtige Devisen ins Land.