• Umfeld der Memminger Hütte
    Alpenüberquerung

    Umfeld der Memminger Hütte

  • Der Botnar ist der gruene Riese in einer schwarzen Lavalandschaft
    Island

    Der Botnar ist der gruene Riese in einer schwarzen Lavalandschaft

  • Totenkopfaffee
    Costa Rica

    Totenkopfaffee

  • Polarlichter bei Alta
    Norwegen

    Polarlichter bei Alta

  • Kolumbien
    Kolumbien

    Scharlachara am Rande des Regenwaldes

27.10.2007      10. Reisetag - Mbotyi River Lodge

Heute wandern wir ein bisschen um unser Lodge herum, zu den umliegenden Dörfern, wobei oft kaum mehr als 5 bis 10 Hütten zu sehen sind. So sehen wir auch Rinder am Strand stehen, einen Anblick der wegen des Salzwassers in Indischen Ozean und dem fehlenden Gras am Strand etwas widersinnig erscheint. Die Menschen fehlt für unser Verständnis die Perspektive, das Leben ist äußerst primitiv, wie wir auch auf unserem Rundgang in Mbotyi gesehen haben. So ist es auch kaum ein Wunder, dass viele aus der Trostlosigkeit auszubrechen versuchen und in die Städte ziehen. Auch wenn die meisten dort vor dem Nichts stehen, und auch ihr soziales Netz in den Familien beziehungsweise in ihren Dörfern verloren haben.

Unser Ziel ist aber eigentlich auch der Vogelfelsen, eine leicht in der Erdschicht verdrehter Felsen an der Küste. Wenngleich wir von den Namensgebern des Felsens nicht viel sehen. Lediglich ein Kormoran sitzt oben auf dem Gestein. Der Rückweg führt uns dann unmittelbar an der Küste entlang zurück zu unserer Lodge. Die Strecke hat mit einem Picknick knapp sechs Stunden gedauert. Eigentlich könnte man sich jetzt noch einen gemütlichen Tag am Strand machen. Leider sind dort aber einige Südafrikaner, die dort direkt neben den Rindern ein Barbecue veranstalten. Ob dort auf dem Grill Rindfleisch liegt, vermag ich nicht sagen. Es ist aber sehr wahrscheinlich, was der Situation eine gewisse Komik gibt. Dazu steht dann noch ein Allradfahrzeug etwa 50 m weiter mit voll aufgedrehtem Autoradio dort, wobei mir die Beats ein bisschen schnell sind. Aber jedem das Seine.

 

28.10.2007      11. Reisetag - Wavecrest

Wir verlassen Mbotyi und fahren in Richtung Umtata weiter, beziehungsweise durch eine gerade einsetzende Welle von Namensänderung hier in Südafrika heißt es jetzt Mhata. Wobei Hinweisschilder an der Straße noch immer die alten Namen tragen. Eine Zeit lang nach dem Ende der Apartheid war es auch eine Übereinkunft aller politischen Kräfte, nichts mit politischen Namen zu benennen. Inzwischen wird diese Übereinkunft aber immer mehr aufgeweicht. Im Fall der Stadt ist das eine aber die alte Bezeichnung der weißen Siedler, und der neue Name wieder die Beschreibung des Platzes, an der heute die Stadt ist, in der Sprache der hier vorher ansässigen Schwarzen. Im Prinzip ist das Städtchen auch ein inzwischen wieder unbedeutendes Örtchen geworden. Zwischenzeitlich war es mal die Hauptstadt der Transkei, dem ersten von Südafrika ausgegliederten Homeland, aber inzwischen wieder Teil des Landes. Aber der eigentliche Grund warum wir hierher gekommen sind, ist ein Museum über Nelson Rolihlahla Mandela, der übrigens auch nicht weit der Stadt heute sein Haus hat.

Mandela ist in dieser Gegend 1918 geboren worden und war ein Verwandter des hiesigen Königs, welcher ihn auch im Prinzip adoptiert hatte, als sein Vater starb. Zu diesem Zeitpunkt war Mandela etwa acht bis neun Jahre. Sein Adoptivvater schickte ihn unter anderem auch in die Missionsschule, damit er lesen und schreiben lernte. Hier bekam er, wie viele andere Kinder auch, den westlichen Vornamen. Bei ihm war es eben Nelson, da die unterrichttende Nonne seinen richtigen Vornamen schlicht nicht aussprechen konnte, da er typische Klick- beziehungsweise Schnalzlaute aus der Sprache der Xhosa enthält. Nach dem Abschluss der Schule ginge er nach Hare an die Universität um Jura zu studieren. Nach dem ersten Jahr ließ er sich, da er schon damals politisch sehr interessiert war, für die Wahlen der Studentensprecher aufstellen und wurde prompt gewählt. Ältere Studenten störten sich daran, dass so ein „Neuer“ sie vertretern sollte und gingen zum Rektor der Schule. Dieser gab ihnen Recht und forderte Mandela auf zurückzutreten, und bei den fälligen Neuwahlen sich nicht wieder zur Wahl zu stellen. Mandela weigerte sich und wurde prompt von der Universität verwiesen. Daraufhin ging Mandela nach Johannesburg um in den Goldminen zu arbeiten und bekam auch eine Anstellung als Wachmann. Als sein Stiefvater davon hörte, sorgte dieser dafür, das Mandela entlassen wurde und hoffte das dieser zurück nach Hause käme. Zu dieser Zeit suchten die Goldminen ständig Arbeiter unter den Schwarzen. Sein Stiefvater drohte nun damit, seinen Stammesangehörigen zu verbieten in die Minen zu gehen, sollte Mandela nicht entlassen werden. Doch Mandela kehrte nicht zurück. Sondern fand durch Glück eine Stelle als Praktikant in einer jüdischen Rechtsanwaltskanzlei in Johannesburg. Dies ermöglichte ihm dann auch sein Jurastudium fortzuführen und schließlich auch abzuschließen. In dieser Zeit entstanden auch die ersten einschneidenden Apartheidgesetze, gegen die die benachteilige Volksgruppen zusehends rechtlichen Beistand suchten, der für sie auch erschwinglich war. Nelson Mandela gründete mit einem Partner die erste Schwarze-Rechtsanwaltskanzlei in Johannesburg. Schon bald war es ihm verboten. Johannesburg zu verlassen. Er gründete mit einigen Mitstreitern die Jugendorganisation des ANC (des African National Congress). 1961 war er Mitautor Charter of Freedom, worauf hin er, wie die 155 anderen auch verhaftet und wegen Landesverrat angeklagt worden ist. Wobei aber keine der Beschuldigten von einem Gericht verurteilt worden ist, da die Gesetzeslage dies zu diesem Zeitpunkt noch nicht hergab. Daraufhin verschärfte die zwischen 1948 und 1996 durchgängig zumindest mitregierende National Party die Apartheidgesetze weiter drastisch. Nelson Mandela und einige andere sprachen sich jetzt für den bewaffneten Kampf gegen die Regierung aus und gründete die Umkhonto we Sizwe (Speer der Nation, allgemein als MK bekannt). Mandela reiste um für seinen Kampf Unterstützung zu suchen unter anderem nach Angola, Moskau und Ost-Berlin. Der damalige Ostblock unterstützt auch durch Geld und Ausbildung den Kampf, nicht zuletzt da die Regierung politisch, finanziell und auch wirtschaftlich durch den Westen unterstützt wurde. Diese Stellvertreterkriege gab es in ganz Afrika in allen möglichen Variationen.

1964 wurde Mandela dann, nach dem man jahrelang nach ihm gesucht hatte, in der Nähe von Pietermaritzburg verhaftet. Man vermutet, dass er verraten worden ist. Beweise dafür gibt es bis heute aber keine. Zu dieser Zeit hielt Nelson Mandela im ganzen Land Reden. Er wurde anfangs zu fünf Jahren Gefängnis verurteilt, da er gegen die Passgesetze verstoßen hatte, die es ihm nicht erlaubten Johannesburg zu verlassen. Später fand man dann auf einer Farm in der Nähe von Johannesburg Unterlagen der Umkhonto we Sizwe (Speer der Nation), die nachwiesen, dass er dessen Vorsitzender war. Daraufhin wurde er neben einigen anderen auch zu lebenslanger Haft verurteilt. Südafrika baute das Gefängnis auf Robben Island direkt vor Kapstadt aus, beziehungsweise ließ es von den späteren Insassen ausbauen. Wobei hier nur schwarze politische Gefangene inhaftiert wurden. Sie mussten im Steinbruch Kalk abbauen, was bei vielen wegen der grellen Sonne auf dem weißen Gestein zu starken Schäden der Augen führte. Bei Nelson Mandela wurden die Tränendrüsen fast völlig zerstört. Erst 1994 sollte durch eine neuartige medizinische Operationsmöglichkeit dieses Leiden behoben werden. Südafrika hat aber noch etwas ungewöhnliches, dieses Mal für die Inhaftierten, getan. Man gestattete den Gefangenen ihre Schulausbildung oder ihr Studium fortzusetzen beziehungsweise zu verbessern. So konnten einige erst im Gefängnis ihren Schulabschluss nachmachen. Nelson Mandela erarbeitete sich seine höchsten Jura-Abschlüsse auf Robben Island. Einige Beobachter sagen heute, schon damals war sich die Regierung nicht darüber im klaren, ob sie die Apartheid dauerhaft durchsetzen würden können und da waren ihnen ein gebildeter möglicher Verhandlungspartner lieber als ein Ungebildeter.

In Südafrika kam es 1976 zu großen Schülerprotesten, da die Regierung Afrikaans offiziell als einzige Landessprache durchsetzen wollte. Bei diesen Protesten wurden anfangs Wasserwerfer eingesetzt, als auch das nicht half, forderte man die Menge auf sich zu zerstreuen, da es ein Versammlungsverbot für Schwarze gab und drohte andernfalls auch den Schusswaffengebrauch an. Als die Menge sich nicht zerstreute wurde mit scharfer Munition geschossen. Es gab über 60 tote Kinder. In der Folgezeit kam es zu fast bürgerkriegsähnlichen Zuständen im Land.

In den achtziger Jahren wurde P.W. Botha Regierungschef in Südafrika. Er sah, dass er neue Wege gehen musste, wenn er die Spirale der Gewalt durchbrechen wollte, obgleich er dieses Vorhaben nur halbherzig anging. Zumal er die Macht für die Weißen gleichzeitig erhalten wollte. Er schlug vor jeweils Parlamente für die Weißen, die Inder, die Mischlinge und die Schwarzen zu schaffen. Insbesondere die Schwarzen wehrten sich gegen dieses Vorhaben. Als Botha einen leichten Herzinfarkt erlitt, enthob ihn seine National Party seines Amtes als Regierungschef. Sein Nachfolger de Klerk hob dann die Verbote aller Parteien wie etwa des ANC, der PAC und der kommunistischen Partei auf. Damit nahm er vielen Protestbewegungen die Hauptforderung. In einem folgenden Referendum unter den bis dahin Wahlberechtigten (den weißen Männern), ließ er darüber abstimmen, ob die Verhandlungen mit den oppositionellen Parteien, vor allem damit dem ANC als Vertreterin der Bevölkerungsmehrheit, fortsetzen sollte. 80% stimmten dafür. Damit hatte er quasi einen Freibrief von den Wählern erhalten. Und hier, genauer gesagt im Jahre 1990, kommt Nelson Mandela wieder ins Spiel. De Klerk ließ ihn und alle anderen politischen Gefangenen frei. In Zusammenarbeit mit allen politischen Kräften wurde eine neue Verfassung ausgearbeit. In dieser Verfassung wurden alle Punkte der Charter of Freedom von 1955 eingearbeitet. Am 27. April 1994 wurden dann die ersten freien Wahlen in Südafrika abgehalten. Der ANC gewann mit überragender Mehrheit. Schon im Vorfeld war abgesprochen worden, alle politischen Parteien gemäß ihrem Stimmenanteil an der Regierung zu beteiligen. Der erste frei gewählte Regierungschef im neuen Südafrika wurde Nelson Mandela. Nach nur einer Amtszeit ließ er sich nicht wieder für dieses Amt aufstellen, sondern unterstützte seinen späteren Nachfolger Beki, was diesen für viele dadurch vor der Wahl unangreifbar machte.

Auch heute noch wird Nelson Mandela von vielen der vorher „ benachteiligen Volksgruppen“ verehrt. Sein Wort hat, obwohl er keinerlei politische Ämter mehr innehat, sondern zur Zeit „nur“ noch im Kampf gegen Aids mitwirkt, großes Gewicht. Dazu mal ein Beispiel: Als ich die eine Nacht in Johannesburg im Hotel übernachtet hatte, brachte mich ein Angestellter zu meinem Zimmer. Wir kamen so ins Gespräch woher ich käme, wohin ich denn wohl in Südafrika reisen würde... Ich nannte einige Stationen, die mir so einfielen. Er fragte noch nach, ob ich nicht auch dieses Museum in Mhata besuchen würde, als ich das bejahte strahlte er förmlich übers ganze Gesicht.

Das Museum als solches ist sicherlich nicht gerade der Inbegriff eines modernen Museums und auch nicht gerade eine sensationelle Ausstellung, aber es ist eine Ehrerbietung an einen Mann, der die Geschichte dieses Landes maßgeblich beeinflusst hat. Noch gleich eine Anmerkung zu einer Besonderheit hier: Museen sind am Sonntag grundsätzlich geschlossen in Südafrika. Da wir angemeldet worden sind, standen drei Wachen und eine Angestellte schon vor dem Gebäude, als wir dort ankamen - trotz Sonntag. Beides in Deutschland undenkbar.

Das Museum war auch nur ein Zwischenziel für diesen Tag. Es ging weiter nach Wavecrest, wie auch Mbotyi von wo wir ja kamen, ein Ort am Indischen Ozean, aber genauso auch irgendwo im Nichts. Beide Orte sind übrigens wegen der Straßenverhältnisse nur mit Kleinbussen zu erreichen. Dem entsprechend sieht man auf dem Weg dorthin auch sonst immer weniger touristische Aktivitäten, je näher man ihnen kommt. Wavecrest liegt übrigens an den südlichsten Mangroven in Afrika, in die wir gegen Abend noch mit kleinen Booten hinein gefahren sind. Wobei die Lage nur durch eine besondere Strömung des Indischen Ozeans möglich wird. Der an der Küste entlang laufende Meeresstrom hat zurzeit eine Temperatur von 21°C, also deutlich wärmer als die beiden Flüsse, die ins Meer münden, dadurch dass das warme salzige Meerwasser hier hinein läuft, können überhaupt erst Mangrovenwälder entstehen. Es gibt hier weiße Mongroven-Bäume, die das Salz aus dem Wasser in einen Ast schicken, der dann abstirbt, doch die anderen Äste und damit den Baum so überleben lässt. Die andere Variante sind die schwarzen Mongroven-Bäume, die das Salz in den Blättern einlagern und diese später abwerfen. Anschließend sprießen einfach neue Blätter. Jetzt in der Abendszeit beginnen auch viele Vögel ihre Melodien zu singen. Es ist eine sehr friedliche Stimmung, wenn man so ruhig durch die Flusslandschaft gleitet.

 

29.10.2007      12. Reisetag - Trenneries

Heute wird es auf der südafrikanischen Landkarte nur wenig voran gehen. Wie wandern von Wavecrest nach Trenneries. Wieder ein Ort, dem man kaum auf der Landkarte finden wird. Am Vormittag werden uns noch zahlreiche Pflanzen gezeigt, die man hier für verschiedene medizinische Fälle einsetzt. Kurz vor der Mittagspause kamen wir an den Fluss Nxaxo - viel Spaß bei der Aussprache, die hiesigen Pondo-Stämme haben dafür Klick- bzw. Schnalzlaute, die für die europäische Zunge eher nicht geeignet sind. Jedenfalls gab es an dem Fluss zwei Varianten um drüber zukommen. Entweder die Hose ganz nach oben, jedenfalls bei den etwas größer gewachsenen Mitreisenden oder mit einem kleinen Ruderboot, das dafür bereit stand. Unser Reiseleiter ist erst mal als Wasserstandmesser vorweg, da er etwa meine Größe hatte, und an einer Stelle halbwegs trocken rüber kam, habe ich mich auch für die Durchwartung entschieden. Also Schuhe und Socken ausziehen, die ohnehin schon kurze Hose ganz nach oben und los. Da ich ja noch in diesem kleinen Bericht hier geschrieben habe, kann man davon ausgehen, dass ich heil angekommen bin und nicht irgendwo im Indischen Ozean auf Rettung warte. Das Wasser war dieses Mal auch sehr viel wärmer als am Cathedral Peak in den Drakensbergen.

Unsere Mittagspause haben wir in die Nähe eines Schiffswracks gelegt. Von dem griechischen Frachter erzählt man, dass er in Durban nicht nur Fracht an Bord genommen habe, sondern auch einiges an Alkohol und der Kapitän eine „Lady“. So waren er und die 16- köpfige Mannschaft irgendwie beschäftigt. Nur ein Hilfsjunge von 15 Jahren steuerte das Schiff, was offensichtlich nicht so ganz optimal funktionierte. So lief das Schiff 1971 geradewegs auf den Strand.

Am Nachmittag mussten wir uns dann ein bisschen zum Hotel sputen, da dunkle Wolken aufzogen. Kaum hatten wir das Hotel erreicht und unser leichtes Gepäck übernommen, entlud sich das Gewitter über uns. Wir konnten nicht einmal mehr auf die Zimmer, sondern mussten vor dem Regen geradewegs in die Bar flüchten, gut es gibt schlimmere Schicksalsschläge. Das mit dem leichten Gepäck ist ohnehin so eine Geschichte. Da wir zwei Tage ohne Bus an der Küste entlang wandern, haben wir einen Teil unseres Gepäcks in eine zusätzliche Tasche/Rucksack ausgelagert. Studiosus bemüht sich immer ein bisschen auch in den benachteiligten Gebieten eines Landes den einfachen Menschen eine kleine Verdienstmöglichkeiten zu bieten. Hier waren es Träger, die unser ausgelagertes Gepäck zum Fluss getragen haben, und eine weitere Gruppe, die das Gepäck zum neuen Hotel verfrachtet hat. Man hätte es schneller und billiger sicherlich auch per Auto transportieren können, aber so hatten eben mehr etwas davon. Wovon ich eigentlich berichten wollte, ist die Entlohnung für den Transport am Nachmittag. Sie haben unser Gepäck gegen 11:30 Uhr am Fluss erwartet, und hatten es bis zum Eintreffen circa 15:30 Uhr zum Hotel in Trenneries verfrachtet. Anschließend brauchen sie noch circa 1,5 bis 2 Stunden um zu ihrem Dorf zurückzukommen, dafür haben sie einen Lohn von 45 Rand erhalten, oder umgerechnet 4,50 €. Wie uns jemand in der Bar berichtete, ist man direkt dankbar für so einen gut bezahlten Gelegenheitsjobs - das Lohnniveau ist hier augenscheinlich ein anderes als in Europa.

 

30.10.07      13. Reisetag - Morgan’s Bay

Auch heute geht es zu Fuß weiter. Wir beginnen bei einer Heilerin im Dorf Trenneries, die uns einiges über Riten und Gebräuche erzählt. So werden etwa die Ziegen erst um 12:00 Uhr aus dem Pferch gelassen, warum das so ist, dafür gibt es verschiedene Geschichten. Aber das ist so sein muss erscheint als Tatsache. Die Kühe werden bereits morgens heraus gelassen, und laufen dann im Dorf und der angrenzenden Umgebung umher, um am Abend wieder zurück in ihren Pferch getrieben zu werden. Den Pferch der Rinder dürfen aber die Frauen in der Menstruation nicht betreten, da es sonst Unglück bringen würde. Man glaubt hier im Gegensatz zu den Xhosa Stämmen um Mbotyi, dass die Seelen der Ahnen sich im Gral der Kühe befinden und nicht im Haupthaus der Familie. Und mit den Ahnen in Kontakt zu kommen, nutzt man die Heilerin. Sie ist das Medium um sie anzurufen. Die Heilerin, die wir besuchten, trug nur weiße Kleidung, um zu dokumentieren, dass sie für die positive Kraft stand und nicht für die negative, über die vieler Heilerinnen eben auch verfügen (sollen). Sie ist nicht nur ein Medium für den Kontakt zu den Ahnen, sondern eben auch Arzt und Psychologe in einer Person. Dabei gehen die Menschen nicht zu ihr und berichten über ihre Probleme, sondern sie gehen nur zu ihr, und es ist die Aufgabe der Heilerin herauszufinden, was falsch läuft und was die Lösung dafür ist. Um den Kontakt zu den Ahnen herzustellen, muss sie sich in Trance versetzen. Dazu zerstampft sie eine Baumrinde und rührt das entstandene Pulver anschließend in Wasser auf. Anschließend beginnt sie einen Tanz und einen dazugehörigen Gesang, dadurch geht sie dann in die andere Welt über. Die Heilerin hat mit ihrer Familie auch ein paar alltägliche Dinge gezeigt, wie etwa das Holz geholt wird, das in Bündeln von circa 25 Kilo auf dem Kopf über viele Kilometer heran geschafft wird. Auch das Wasser wird in großen Eimern auf die gleiche Art und Weise transportiert. Hier ist beides wie auch die Feldarbeit und das hüten der Kinder Aufgaben der Frauen. Wobei viele der Familien inzwischen kaum noch kleine Felder bestellen, sondern sich viele Dinge des täglichen Bedarfs im kleinen Dorfladen kaufen. Das Geschäft, das wir auch besuchen, ist ein richtiger „Tante-Emma-Laden“. Man findet Taschen, Angeln, Schuhe, Lebensmittel, Schrauben und vieles mehr auf einer Fläche von vielleicht 120 m². Da ist die Auswahl verständlicherweise nicht sehr groß. Bei den Schuhen gab es je zwei Paar für Herren und für Damen in verschiedenen Größen - das war‘s.

Nach dem Besuch gingen wir weiter und überquerten mit einer altertümlichen Fähre den Fluss Kei, der die Grenze des alten Transkei Homelands markierte. Sofort veränderte sich die Art der Bebauung und auch die Infrastruktur. Es gibt wieder geteerte Straßen und Stromanschlüsse an allen Häusern. Ab hier sind auch wieder deutlich mehr Weiße zu finden. Man hat noch heute fast das Gefühl eine Grenze überschritten zu haben.

Im Verlauf des Nachmittags erreichen wir dann unser nächstes Hotel in der Morgan‘s Bay. Das Hotel ist deutlich aufwändiger als die beiden vorherigen Lodges. Es kommt bloß kein warmes Wasser. Auch der Strom will nicht recht fließen. Wie man uns später sagte, wäre heute wegen Arbeiten an der Stromleitung der Strom kurzerhand von morgens 10:00 Uhr bis nachmittags 17:00 Uhr in diesem Gebiet komplett abgeschaltet worden. Mit einem Generator könnte das Licht auf den Fluren und der Strom für Kühltruhen erzeugt werden aber mehr auch nicht. Da das Wasser durch eine Heizung erzeugt würde, und für die Steuerung eben auch Strom erforderlich wäre, gebe es das eben auch nicht mehr. Manchmal kann das Leben auch ganz einfach sein.

 

31.10.2007      14. Reisetag - Port Elizabeth

Es ist Zeit auf der Landkarte wieder ein gutes Stück voran zu kommen, schließlich sind wir nur noch gut eine Woche in Südafrika. Wir fahren von Morgan’s Bay an der Wild Coast, was uns der Wellengang vor der Tür auch eindrucksvoll zeigte - obwohl kaum Wind ist – nach Port Elizabeth an der Sunshine Coast. Immerhin eine Strecke von 370 km. Wie starten aufgrund der Straßenverhältnisse in Kleinbussen, um dann bei East London wieder in einen Großen umzusteigen.

So ein Tag bietet natürlich wieder ausreichend Gelegenheit, ein anderes Thema abzuhandeln. Heute soll es die Bildungspolitik sein. Zu Zeiten der Apartheid wurden natürlich auch die Schüler der verschiedenen eingeteilten Rassen in unterschiedliche Schulen geschickt. Dabei hatte der Staat ein festes Budget für das System, das er verteilen konnte. Dabei haben die Schwarzen in absoluten Zahlen den größten Anteil bekommen, jedoch auf den Anteil je Schüler herunter gebrochen, war der Betrag für die weißen Kinder aber ungleich höher. Dieses hat noch bis heute Auswirkungen. Heute wie damals gibt es eine Schulpflicht von neun Jahren beziehungsweise ein Mindestalter von 16 Jahren. Es ist nur so, dass es keinerlei Kontrollen diesbezüglich gibt, was auch überhaupt nicht machbar ist, da es kein Einwohnermeldewesen gibt. Da gerade in den ärmeren Teilen des Landes die Eltern die Schuluniformen kaum bezahlen können, bleiben die Kinder eben von der Schulbildung und damit dem Lesen und dem Schreiben fern. Dazu kommt noch, dass der Elternrat einer staatlichen Schule ein zusätzliches Schulgeld festlegen kann. Von diesem Schulgeld können dann die Einrichtung der Schule oder das Lehrmaterial verbessert werden. Manche Schulen zahlen aber auch den Lehrern einen Bonus zu ihrem Gehalt. In den staatlichen Schulen werden die Lehrer von Staat angestellt und auch bezahlt. Sie werden zwar im Verhältnis zum Durchschnittseinkommen gut bezahlt, im Verhältnis werden ähnlich qualifizierte Mitarbeiter in den Industrieunternehmen aber noch deutlich besser bezahlt. So kommt es, dass viele Lehrer schon nach wenigen Jahren in die freie Wirtschaft abwandern. Die Elternräte gerade einiger früherer Schulen für Weiße erheben deshalb ein relativ hohes Schulgeld, um die Lohndifferenz für die Lehrer ausgleichen zu können. So werden in manchen Teilen des Landes vielleicht 100 Rand im Jahr verlangt, in Kapstadt können es aber auch mehrere 1000 Rand im Monat sein. Allein dadurch werden große Teile der schon früher benachteiligen Volksgruppen auch heute noch von den besseren Schulen mit den besseren -weil besser bezahlten - Lehrern ausgeschlossen. Das Bildungsministerium erwägt nun ein Verbot von Schulgeld an den staatlichen Schulen, wobei viele glauben, dass das nur eine Flucht an Privatschulen auslösen wird. Grundsätzlich gibt es aber auch quantitative Probleme an vielen Schulen. Eine Klasse sollte an den staatlichen Schulen bis zu 38 Kindern haben, in der Realität sind es sogar teilweise noch mehr. Aber das reicht kaum aus, denn in Südafrika sind laut der letzten Volkszählung von 2001 46% der Bevölkerung unter 20 Jahren. So wird an manchen Schulen im Schichtsystem unterrichtet. Genauso gibt es zu wenig Lehrer, was durch die Abwanderung in die freie Wirtschaft noch verschärft wird. Die Schulzeiten selbst gliedert sich in eine siebenjährige Grundschule und dann in eine zweijährige Highschool. Das Abschlusszeugnis erlaubt den Jugendlichen dann eventuell den Gang an eine Universität, doch spätestens dann wird es aufgrund der finanziellen Möglichkeiten für die früher benachteiligen Gruppen schwierig. Es gibt Studiengebühren von je nach Universität durchschnittlich etwa 1500 Rand je Semester und Fach. So können leicht im ersten Semester 7500 Rand zusammenkommen. Es gibt zwar die Möglichkeit bei Banken Studienkredite aufzunehmen, doch diese verlangen entweder anderweitige Sicherheiten oder werden meist frühestens nach dem zweiten bis dritten Semester bei entsprechender Leistung vergeben. Wer nicht die Universität besucht, kann eine Ausbildung absolvieren. In vielen Handwerksberufen bedeutet das, dass man ein halbjähriges Praktikum absolviert. Am Ende legt man dann ein Examen ab. Die meisten fangen aber einfach an, irgendwo zu arbeiten und lernen nur bei der täglichen Arbeit. In Gastronomiegewerbe schätzt unser Reiseleiter etwa die Anzahl der Kräfte mit einer richtigen Ausbildung auf ein Viertel. Dafür gibt es aber auch im Prinzip keine Beschränkung ein eigenes Geschäft aufzubauen. Ich habe zwar eigentlich keine Ahnung von Elektrizität, aber es wäre theoretisch möglich, dass ich mich damit hier letztendlich Selbstständig mache und am Markt agiere. In diesem Fall hätte ich nur bei Neubauten ein Problem, da ich für deren Abnahme gewisse Garantien abgeben müsste, was ich nicht dürfte, da mir dazu der Nachweis der Qualifikation fehlt. Aber gibt es einen Kurzschluss, könnte ich daran herum werkeln.

Vielleicht noch ein kleiner Nachtrag zu den Fächern in der Schule. Es gibt bestimmte Fächer, die vom Staat Südafrika vorgeschrieben werden. Das ist zum Beispiel die Muttersprache der Gegend also etwa die Sprache der Zulu, der Swasi, der Xhosa, Afrikaans oder auch Englisch. Insgesamt gibt es 13 offizielle Sprachen in Südafrika. Spätestens ab der vierten Klasse kommt aber immer Englisch dazu. Außerdem ist Mathematik und eine Art Sozialkunde Pflichtfach. Dazukommen dann noch von der Schule angebotenen Zusatzfächer. Dabei werden meistens Sport, Musik, Kunst und eventuell noch naturwissenschaftliche Fächer wie Biologie, Physik und Chemie angeboten.

So jetzt noch ein kleiner Satz zu unserem heutigen Hotel. Es gibt einen Fernseher und keine Fernbedienung, was auch gar nicht ungeschickt ist. Schließlich gibt es auch keine Programme. Als Alternative gibt es ein reichhaltiges Angebot an Zeitschriften, als da wäre „Compleat Golfer“ mit der Ausgabe Juni 2007, als da wäre „SA Women Golfer “ mit der Ausgabe für die Monate Mai/Juni/July. Ich will ja auch nicht lästern - na ja ein bisschen vielleicht - , und ich erkenne ja auch an, dass man es versucht hat. Aber auf jeden Fall wäre da noch Potenzial. Aber wie unser Reiseleiter schon am Anfang sagte: „In Afrika gibt man Trinkgelder für den *echten Versuch* es gut zu machen, nicht für das Ergebnis“. In diesem Fall hätte man vielleicht auch einfach die alten Magazine wegwerfen können.