11. Tag 21.10.2014 - Khambachen Alm (4145m)
Die Zeiten sind wieder wie gehabt: Morgentee 6:30 Uhr, Frühstück 7:00 Uhr, Abmarsch kurz vor 8:00 Uhr. Wie am Vorabend das Abendessen ist auch heute wieder das Frühstück in der Küche des Inhabers von unserem Guesthouse. Das hat den Vorteil, dass es dort zumindest vom Ofen her ein wenig geheizt ist. Ansonsten sind die Zelte auch heute wieder übergefroren. Aber gefühlt ist es nicht ganz so kalt wie gestern. Im Gegensatz zu gestern ist heute aber wieder packen angesagt. Unsere Crew lässt ein paar Sachen hier, da wir in einigen Tagen wieder hierher zurückkehren werden. So haben die Träger zumindest temporär eine gewisse Erleichterung.
Anfangs geht es durch einen Wald, der sich wie gehabt entlang des Tals des Ghunsa Khola hinzieht. Es geht relativ sanft bergauf und bergab. Ab heute werden wir von unserem Guide geführt, was zu einem gleichmäßigeren Gang führt. Bis zur Mittagspause geht es dann noch mal auf etwas offeneres Gelände. Der Wind frisch etwas auf, wobei er bisher immer aus dem Tal den Fluss hinauf blässt, also im Moment von hinten kommt. Trotzdem ziehe ich über meine beiden T-Shirts erstmal wieder die Fleecejacke und die ganz dünne Softshell als zusätzlichen Windschutz. Bis auf die Handschuhe bin ich also wieder bei der Startkleidung von heute Morgen. Zwischenzeitlich hatte ich mich der Fleecejacke entledigt, als wir in die Sonne gekommen sind, was aber auch bis 10:00 Uhr gedauert hat. Die Berge an den Seiten sind eben hoch, und bis die Sonne dann auch das Tal erreicht, braucht seine Zeit.
Mittag ist wie gehabt um etwa 11:00 Uhr. Kurz nach zwölf setzen wir unseren Weg fort. Dazu wollen wir eine kleine Brücke über den Ghunsa Khola überqueren, dort kommen uns zuerst einmal zwei Yaks entgegen, davon hat das eine eine rotgefärbte Kopfbehaarung. Rot ist ohnehin die Nationalfarbe Nepals. Von hier geht es anfangs etwas ansteigend durch Gebüsch, aber noch ist alles relativ entspannt. Vor uns sehen wir aber schon das große Geröllfeld, das zuweilen auch mit Schotter belegt ist. Dazu geht es zunächst ein gutes Stück recht sportlich aufwärts. Auf halber Strecke machen wir noch eine kleine Verschnaufpause. Kurz vor dem Geröll- und Schotterfeld sehen wir den Jannu, ein Riese mit 7710 m. Auch für unseren Guide zählt der auf jeden Fall zu den „richtigen“ Bergen. Er meinte an einem der letzten Tage, nein dieser oder jenen kenne er nicht, schließlich gibt es hier in Nepal über 6000 Berge mit einer Höhe jenseits der 6000 m. Wir müssen noch einen Augenblick warten, bis eine andere kleinere Gruppe das Feld überquert hat, bevor wir selber uns wieder darüber auf den Weg machen können. Der Pfad ist sehr schmal und etwas in ständiger Bewegung. Eben wie es mit Schotter immer so ist. So nutzen mir meine Trekkingsstöcke nichts, was auf diesem kurzen Stück aber ja auch kein Problem ist. Zumal es ohne größere Höhendifferenzen vorwärts geht. Auf der Strecke von einigen 100 m gibt es nur zwei Stellen, an denen man entgegenkommendem Verkehr ausweichen könnte, oder auch wie sonst auf der Strecke üblich, einfach einen Träger vorbei lassen könnte. Aber unsere sind ohnehin längst weit vor uns. Das Geröllfeld ist die vom Weg her einzige etwas kribbelige Stelle auf unserer Tour. Da es hier zuweilen auch zu Steinschlägen kommt. Aber heute ist alles ruhig. Nach dem Schotter zieht sich der Weg noch ein gutes Stück höher, auch hier ist der Pfad relativ eng und wegen der Steigung anstrengend aber deutlich fester, und auch die Stöcke können wieder als Unterstützung eingesetzt werden.
Gegen 14:00 Uhr, also nach etwa 5 Stunden Gehzeit, erreichen wir schließlich die Khambachen Alm auf einer Höhe von etwa 4145 m. Mein Kopf meldet sich wieder ein wenig, aber immerhin sind die Blähungen inzwischen weg. Man freut sich ja schon zu Kleinigkeiten. Gegen 16:00 Uhr gibt es den täglichen Nachmittagstee, okay für mich wieder Kakao. Anschließend machen wir noch einen kleinen Spaziergang nach der guten alten Regel: Go high, sleep low. Also gehe hoch und schlafe tief. Dabei zeigt uns noch ein kleiner Junge wie man hier die Berge rauf und runter springt. Wobei er sicherlich keine Höhenanpassung mehr braucht.