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    Island

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  • Sonnenaufgang mit dem Viluchinsky im Hintergrund
    Kamtschatka

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  • Der Avachinsky ist der Hausberg von Petropawlowsk
    Kamtschatka

    Der Avachinsky ist der Hausberg von Petropawlowsk

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21. Reisetag          Paratunka – 30.08.2018

Auch wenn wir inzwischen wieder in der Zivilisation mit fester Unterkunft angekommen sind, bleibt es bei den normalen Frühstückszeiten um 8:00 Uhr. Wobei das Frühstück nicht im Hotel selbst ist, sondern in einem angegliederten Thermalbad. „Die Deutschen“ sind natürlich mal wieder überpünktlich, man hat nur noch nicht geöffnet. In Paratunka gibt es übrigens einige Hotelanlagen, an die jeweils ein Thermalbad angegliedert ist. Viele dieser Hotels liegen, wie auch das unsere, ein bisschen außerhalb irgendwo im Wald.

An diesem sonnigen Tag sind wir dann gegen 9:45 Uhr unterwegs in Richtung Petropawlowsk. Schon auf dem Weg dorthin machen wir zwei Fotostopps, um die beiden mächtigen Vulkane Avachinsky, kurz Avatcha, und Koryaksky im Bild festzuhalten, wie sie sich mit ihren weißen Spitzen vom Himmel absetzen. Beim Avachinsky kann man auch deutlich das Ergebnis des Schneefalls von vorgestern erkennen, seine weiße Mütze zieht sich jetzt deutlich weiter hinunter als vor drei Wochen, als wir unsere Reise hier in Kamtschatka begonnen haben. Unsere erste Station in der Stadt selbst ist dann die große Russisch-Orthodoxe Kirche mit ihren goldenen Zwiebeltürmen. In der Kirche selbst ist auch noch mal eindrucksvoll die alte Verbindung zur Zarenfamilie auf einem Bildnis dokumentiert. Eine Verbindung, die es der immer noch mächtigen Russisch-Orthodoxen Kirche zu Zeiten des harten Kommunismus ziemlich schwer gemacht haben dürfte. Von dort fahren wir weiter an den schwarzen Strand nördlich von Petropawlowsk. Von dort kann man bei einem Bilderbuchwetter wie heute nicht nur den Avachinsky (2741m) sehen, sondern auch den Zupanovsky (2923m) im Norden, oder auch die uns bekannten Mutnovskij (2322m), Gorelij (1829m) oder auch den Viluchinsky (2173m) im Süden. Auf der anderen Seite der Avatcha-Bucht, deren Zugang man von hier ebenfalls sieht, ist einer der großen Häfen der russischen Pazifikflotte gelegen. Der dortige Bereich ist natürlich auch heute noch militärisches Sperrgebiet. Direkt vor uns sind ein paar Surfer in ihren Neoprenanzügen, die sich in das geschätzt 12° kalte Pazifikwasser stürzen. Ich selbst lasse es dabei bewenden, der Brandung zuzusehen und die wärmende Sonne zu genießen, auch wenn eine frische Brise weht.

Auf der Rückfahrt in die Stadt, die etwa eine Dreiviertelstunde in Anspruch nimmt, machen wir gleich einen Abstecher auf einer Anhöhe, die einen guten Blick über die Hafenanlagen und einen Teil der Innenstadt, wenn man sie denn so nennen möchte, und vor allem der Avatcha Bucht bietet. Auch wenn ein Strommast die Aussicht auf den Fotos nicht gerade verschönert. Danach geht es hinunter auf den zentralen Platz von Petropawlowsk, von wo wir unseren kleinen Rundgang beginnen. Zunächst geht es zu einem Denkmal für die Gefallenen einer Schlacht zwischen einem englisch - französischen Geschwader und zweier russischer Schiffe mit der Unterstützung der Zivilbevölkerung aus dem Raum Petropawlowsk, in der Avacha Bucht, die im Zusammenhang mit dem Krimkrieg 1854 stand, und entgegen der eigentlich deutlich überlegenen Flotte von den Verteidigern gewonnen wurde. Es folgt noch ein Denkmal zu Ehren von Vitus Bering, übrigens einem Dänen, der Kamtschatka im Namen des Zaren bereiste und für diesen offiziell in Besitz nahm. Und eines für Jean-François de Galaup de La Pérouse, der sich für Frankreich nach dem Vorbild von James Cook aufgemacht hatte, den pazifischen Raum zu erforschen und vor allem die Küste zu kartografieren. Seine Berichte wurden unter anderem durch eine Depeche, die auf dem Landweg von Petropawlowsk über Sibirien und St. Petersburg schließlich Paris erreichte, dokumentiert. Ironischerweise war er zum Zeitpunkt des Eintreffens des Berichts in Paris längst irgendwo in Südostasien mitsamt der kompletten Mannschaft seiner beiden Schiffe in einem Wirbelsturm ums Leben gekommen. In die gleiche Linie passt auch der Brite Charles Clerk, der das Kommando über die Expedition von James Cook bei dessen dritten Weltumsegelung übernommen hatte, als dieses auf Hawaii ums Leben gekommen war. Er machte sich besonders verdient um die Kartierung der Küste für die „moderne Schifffahrt“. Alle drei waren im 18. Jahrhundert an den Küsten Kamtschatkas unterwegs und werden hier um ihre Verdienste geehrt.

Danach schieben wir noch den obligatorischen Besuch eines Souvenirshops ein, gefolgt von einer verspäteten Mittagspause. Schließlich ist es inzwischen schon fast 16:00 Uhr geworden. Weiter geht es zurück zum Hauptplatz mit der großen erst 1978 errichteten Leninstatue, die hier anders als in vielen anderen Städten des Landes noch steht. Vom zentralen Platz hat man übrigens durch ein „Fenster“ zwischen zwei grünen Lavabergen bei schönem Wetter wie heute einen schönen Blick auf den Koryaksky.

Von hier fahren wir ein kurzes Stück weiter in die pulsierende und vom Straßenverkehr leider total überforderte und eigentlich gesichtslose Innenstadt. In deren westlichen Teil besuchen wir eine Markthalle mit großem Fischangebot. Die meisten aus unserer Reisegruppe möchten sich noch zu den günstigen hiesigen Preisen mit Lachskaviar und auch frischem Lachs eindecken, um diesen Morgen mit Heim zu nehmen. Auch hier werden die verschiedenen Sorten Lachskaviar wieder aus den großen 20 Liter Eimern abgefüllt. Ebenso wie der Naturlachs selbst werden die Einkäufe in einfachen Kühltaschen verpackt. Man es offensichtlich bereits auf ausländische Touristen eingestellt, denen man natürlich auch die Zahlung per Kreditkarte wie fast überall in der Hauptstadt ermöglicht. Wer mich kennt wird richtig vermuten, dass ich diesbezüglich nichts gekauft habe. Mir fällt in der Markthalle nochmals auf, wie riesig eigentlich das Angebot an allerlei süßem Naschkram doch ist. Die Russen sind offensichtlich ganz Süße. Auch bei uns stand nach allen Mahlzeiten oder auch wenn es warme Getränke im Verlauf des Tages gab, immer Kekse und allerlei schokoladenhaltige Süßigkeiten bereitstanden. Anschließend geht es dann noch zum Abschlussabend in ein auch im gleichen Gebäude gelegenen russischen Restaurant. Wobei sich das Bestellen als etwas schwierig bis chaotischer erweist. Wir Essen à la carte, nur ist neben dem deutschsprachigen Reiseleiter und einem Mitreisenden leider niemand in der Lage, die umfangreiche Karte in russischer Sprache überhaupt lesen zu können. Dazu ist die Beleuchtung ohnehin ein bisschen heimelig. Wie schon am Vorabend ist dann auch die Abrechnung etwas kompliziert. Bevor noch Getränke nach dem Essen nachbestellt werden können, möchte man zunächst alles andere abrechnen, damit man nicht durcheinanderkommt. Was zu diesem Zeitpunkt allerdings bereits längst zu spät ist. Aber auch diese Hürde nehmen wir noch, und bringen unsere letzten Rubel durch.