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2.Tag     Primrose  - 31.05.2015

Heute beginnt der richtige Urlaub Alaska zunächst aber noch ein Rückblick auf gestern. Ich bin ziemlich müde schon früh ins Bett gegangen, nach Alaska Zeit so gegen 20:30 Uhr. Nach deutscher Zeit ist es ja schon früher Morgen. Gegen 11:00 Uhr bin ich das erste Mal aufgewacht. Draußen war es hell. Habe ich verschlafen? Nein.. oder, es ist nur fast taghell draußen. Ist es schon später Vormittag, denn dann hätte ich längst mit der Gruppe unterwegs sein müssen? Verwirrung…! Mein Zimmergenosse schläft auch noch den Schlaf des Gerechten. Und bei genauerem Hinsehen auf den Wecker ist es 11:15 Uhr - pm. So wache ich noch mehrmals auf und bin erst gegen 2:00 Uhr sicher, welche Zeit wir haben, denn dann wird es langsam schummrig.

Der eigentlich erste richtige Programmpunkt heute ist so ca. 8:00 Uhr die Abfahrt zum Supermarkt - oder hier sind es ja Megastores. Es gibt alles Mögliche über Gartenmöbel, Bekleidung, ein bisschen Werkzeug, ein ausgewachsenes Sortiment an Messern und Schusswaffen. Letztere aber immer nur nach Beratung. Gegen 10:30 Uhr ist alles für die nächsten Tage im Fahrzeug bzw. dem kleinen Hänger verstaut, und wir können Anchorage verlassen. Bevor wir den Seward Highway erreichen, sehen wir noch in Anchorage den ersten Elch um die Ecke flitzen. Es soll hier etwa 1000 im Stadtgebiet geben. Berücksichtigen muss man aber natürlich, dass nicht alles hier komplett zugebaut ist, sondern es auch immer wieder größere Naturflächen gibt.  Unser Ziel ist das Costal Wildlife Refuge, oder Potter Marsh wie es die Einheimischen nennen. Offiziell im Amtsgebrauch heißt es übrigens Potter Point State Game Refuge, drei Namen für ein Gebiet. Dabei handelt es sich um ein Vogelschutzgebiet, das sich in einer Sumpflandschaft befindet. Einige der umliegenden Hügel zählen zu den teuersten Stadtteilen von Anchorage, und auf der anderen Seite des Highways, der hier direkt am Potter Marsh entlang führt, befindet sich ein Schießstand. Von dem hört man fast ununterbrochen das Abfeuern von Waffen, aber es ist ja auch Sonntag, und das Schießen ist ein beliebtes Hobby hier in Alaska. Hier im Bundesstaat ist übrigens sogar das verdeckte Tragen von schussbereiten Waffen erlaubt, was es selbst in dieser Beziehung liberalen Amerika sonst nur noch in den Bundesstaaten Arizona und Vermont gibt. Laut einer Statistik haben in Alaska 62 % der Einwohner eine Schusswaffe. Landesweit sind es etwa 29 %. Zum Vergleich in Deutschland sind es knapp 2 %, und das mit deutlich kleineren Waffen. So sind in Deutschland im Jahr 2013 27 Menschen durch den Gebrauch von registrierten Schusswaffen ums Leben gekommen, insgesamt sind es doppelt so viele gewesen. In den USA waren es 33.636 Todesfälle, und dazu über 84.000 Verletzte. Ich will den Waffenbesitz hier nicht verteufeln, aber eine gewisse Vorsicht erscheint mir aufgrund dieser Zahlen angemessen. Vielleicht ist es nicht so schlecht, dass man dafür in Deutschland einen Nachweis führen muss, dass man verantwortungsvoll mit Waffen umzugehen versteht, und nicht jeder einfach ein Sturmgewehr im Supermarkt kaufen kann.

Die Vögel hier scheinen aber offensichtlich an die Geräusche gewöhnt zu sein. Noch sind relativ wenige Vögel hier, nicht zuletzt weil es noch relativ früh im Jahr ist. So sehen wir von dem etwa 400m langen Steg am Rand des Areals vor allem Möwen, eine Reihe von Enten, Kanadagänse und auch Sumpfschwalben, die schön bläulich in der Sonne schimmern. Für uns geht es weiter in südwestlicher Richtung, immer am Turnagain Arm entlang, an dem sich auch die Alaskan Railroad entlang schlängelt. Unser nächster Halt ist der Beluga Point. Wie der Name schon sagt, kann man hier manchmal Beluga Wale von Land aus sehen, wobei die Wahrscheinlichkeit dafür im August deutlich größer ist. Zu der Zeit folgen die Belugas den Coho-Lachsen. Im Moment ist erschwerend auch noch Ebbe, was es den Belugas ohnehin fast unmöglich macht, hierher zu kommen. Der Tidehub beträgt hier übrigens bis zu 10m, mehr als irgendwo sonst in den USA. Wegen dieses gewaltigen Anstieges, wird auch dringend davon abgeraten, sich dort unten im teilweise zutage tretenden Schlick zu bewegen. Zum einen könnte man in dem Schlick stecken bleiben, und zum anderen kommt es dort zu Gezeitenwellen von bis zu 2 m. Dass das Wasser dazu extrem kalt ist, versteht sich von selbst.

Unser nächster Stopp ist am Portage Gletscher bzw. dem kleinen Infocenter in der Nähe des Gletschers. Hier machen wir unsere erste kleinere Wanderung zum Byron Gletscher, dem kleinen Bruder des Portage Gletschers. Von hier geht es weiter in Richtung Seward. Bei einem kleinen Zwischenstopp an einem See direkt am Highway gelegen, gönne ich mir ein Eis, schließlich scheint die Sonne und wir haben schon wieder angenehmes T-Shirt Wetter. Wie man uns sagte, herrscht hier schon seit einigen Tagen schönsten Sonnenwetter und es ist kein Regen in Sicht. Von mir aus kann es gerne noch ein bisschen so bleiben. Davon bin ich positiv überrascht. Denn eigentlich hatte ich in diesem Landesteil fest mit Regen gerechnet. Aber es ist ja noch unserer erster richtiger Tag in Alaska. Und man will den Tag ja nicht vor dem Abend loben. Wie dem aus sei, von hier geht es direkt zum Primrose Campground. Einem staatlichen Campingplatz ca. 20 Meilen vor Seward, wo wir zum ersten Mal unsere Zelt aufbauen.