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12. Reisetag        18.02.2011 – Pucon

Heute geht es wieder früh um 05.45 Uhr raus aus den Federn. Wie meistens auf dieser Reise bin ich zwar müde aber doch vor dem Wecker wach, was aber nicht gleichbedeutend mit Lust zum Aufstehen ist. 6.15 Uhr ist Frühstück und eine weitere halbe Stunde später einkleiden. Wir bekommen eine Jacke, eine Hose, einen Rucksack mit allerhand „Kleinteilen“ und einen Eispickel. Wir möchten auf den Villarrica Vulkan steigen, den wir schon von unserer Cabana sehen können. Mit seinen 2837m räuchert er den ganzen Tag vor sich hin, und im Krater „brodelt“ ein bisschen Magma, was man gestern Abend in der Dunkelheit gut sehen konnte.

Draußen vor der Tür weht es heftig, was mich an der Möglichkeit der Besteigung zweifeln lässt. Gleichzeitig steigt der Rauch aber fast senkrecht über dem Vulkan auf, was wieder ein gutes Zeichen ist. Also fahren wir rüber zum Vulkan. Hier bläst es ziemlich ordentlich. Wir sind hier auf einer Höhe von etwa 1400m. Unsere beiden Guides für den Vulkan lassen uns die Wahl, es zu versuchen, behalten sich aber vor, den Versuch abzubrechen, falls sie es für zu gefährlich halten. Dann ist aber auf jeden Fall der volle Preis dafür zu zahlen. Wir beschließen es zu versuchen, zumal andere sich auf den Weg gemacht haben und wir ja auch morgen weiter fahren werden. Da der Wind stramm von vorne kommt, fällt das Atmen relativ schwer. Etwa eine Stunde geht es entlang der Seilbahn, die aber heute nicht in Betrieb ist, und dann links davon über Lavasand und später Geröll. Insbesondere der Lavasand macht das Vorwärtskommen beschwerlich, da man praktisch immer wieder etwas runter rutscht. An der oberen Station der Seilbahn machen wir schließlich unsere erste größere Pause. Bald darauf machen wir auf einer ersten kleinen Gletscherzunge unsere ersten Versuche, uns darauf zu bewegen. Der Eispickel, über den ich anfangs nicht eben glücklich war, leistet hier durchaus seinen Dienst. Nach ein paar weiteren Höhenmetern geht es richtig auf den Gletscher. Zum Glück sind wir hier vor dem Wind einigermaßen geschützt. Dennoch pustet es auch hier noch ganz schön.

Vor uns sind ein paar weitere Gruppen in diesen seltsamen Anzügen unterwegs. In unserem Fall sind Hose und Jacke aus „Not-Goretex“ neongelb. So kann man die Gruppen schön an den Farben auseinander halten und auch überhaupt gut auf dem weißen Gletscher sehen. So sieht man, wo sich der „Weg“ hoch schlängelt. Unser Guide, der andere musste mit zwei aus unserer Gruppe umkehren, hat ein Funkgerät dabei und erfragt ständig die Windverhältnisse weiter oben bei den anderen Gruppen. Diese berichten, es wäre recht windig aber machbar. Als wir über einen Kamm kommen, erwischt auch uns der Wind wieder voll. Auch wenn er hier oben recht ordentlich ist, ist es auf jeden Fall besser als anfangs unten. Von hier geht es mehr oder weniger direkt nach Oben. Wobei man ständig in Serpentinen unterwegs ist, da die etwa 45° Steigung anders nicht zu machen sind. Je höher wir kommen, desto steiler wird der Gletscher. Der Eispickel, den man hier etwa wie einen Krückstock auf der dem Vulkan zugewandten Seite benutzt, wird zunehmend mein Freund. Auch wenn er in seiner jetzigen Funktion ein bisschen kurz für mich ist. Auf dem Gletscher haben bereits Gruppen vor uns einen Trampelpfad angelegt. Und doch muss man immer wieder seine Fuß in das Schnee-Eis Gemisch rammen und so eine Art Tritt schaffen, um überhaupt Halt zu finden. Unser Guide hatte uns zuvor erklärt, was zu tun ist, wenn wir abrutschen sollten und der Eispickel als „Rettungsanker“ in den Gletscher geschlagen werden muss. Probieren möchte ich es lieber nicht.

Als wir unsere letzte größere Rast machen, etwa 30 Minuten vor dem Gipfel, ziehen zwei andere Gruppen bereits wieder los. Wie auch bei uns sieht man unter ihnen das eine oder andere „leere“ Gesicht. Viele schleppen sich eigentlich nur noch nach oben in dem Willen, es endlich hinter sich gebracht zu haben, und den Vulkan bezwungen zu haben.  Irgendwann haben dann auch wir den letzten Abschnitt auf dem Gletscher geschafft und es folgen noch etwa 10 Minuten über Lavageröll. Hier muss man auch in Bezug auf die unter uns stehenden Bergsteiger Vorsicht walten lassen. Damit möglichst keine Gesteinsbrocken los getreten werden, da diese sonst leicht zu gefährlichen Steinschlägen werden könnten.

Als wir auch das Stück geschafft haben, stehen wir nach etwa 4,5 Stunden Aufstieg oder anders ausgedrückt etwa 1400 Höhenmeter, oben auf dem Vulkan. Vor uns nur noch eine toxische Abgaswolke und ein Loch, der Vulkankrater. Man kann in leisen Momenten die Lava unten brodeln hören, sehen kann man sie leider nicht. Die gegenüber liegende Seite des Kraters ist noch ein paar Meter höher, aber leider abrutschgefährdet. Ich hätte zwar gerne die rote Lava gesehen, aber so dicht möchte ich ihr dann auch wieder nicht kommen. Eigentlich hatte ich auch erwartet, das es hier etwas nach Schwefel riecht, oder man könnte auch sagen nach verfaulten Eiern. Dem ist aber nicht so, dabei haben wir hier oben komischerweise fast Windstille. Und der Rauch steigt wie schon heute Morgen, als wir noch vor unserer Herberge standen, schön gerade nach oben.

Gleichzeitig mit uns sind etwa 50 bis 60 Personen hier oben. Etwa die gleiche Zahl schnauft noch von unter hoch. Während der halben Stunde, die wir uns hier oben aufhalten, genießen wir den Ausblick über die uns umgehenden Seen und andere Gipfel bei strahlendem Sonnenschein. Ein Stück entfernt erkennt man einen noch höheren Vulkan, wie wir erfahren, befindet der sich bereits in Argentinien. Ein weiteres Mal erkennen wir, wie schmal Chile eigentlich ist. Da zwei von uns nicht dabei sein können, beschließen wir unser Gipfelbier nicht hier oben zu trinken, sondern damit zu warten, und es später zusammen im Garten der Cabana zu genießen.

Bevor es wieder runter geht, schnallen wir Gamaschen und eine Art Rutschkissen an. Letzteres wird um den Allerwertesten gebunden und mit einem Gürtel und Schnallen an den Oberschenkeln befestigt. Damit über das kleine Geröllfeld oben zu gehen, ist ein etwas seltsames Gefühl. Man hat fast das Gefühl, als wenn man sein „großes Geschäft“ in die Hose gelegt hätte. Sobald wir das Gletscherfeld erreicht haben, bekommen wir eine Einweisung, wie wir den Eispickel auch als Bremse benutzen können. Dann geht es in einer kleinen Rinne auf dem Hosenboden abwärts. Die erste Piste rutscht nicht wirklich gut, aber immer noch besser als laufen. Die nächste Rinne beginnt eher flach hat dann aber ein paar Stellen, an denen man praktisch wie in einem Tunnel runter rutscht, da die Seiten schlicht so hoch sind, das man nicht mehr raus sehen kann. Ein weiteres Mal wechseln wir die Bahn, nach dem wir hier einfach ausgelaufen sind. Hier bilden wir einen „Zug“. Dabei liegen die Beine praktisch auf den Oberschenkeln des Vordermanns, und sind dabei hinter  dem quer liegenden Eispickel gehackt. Das ist meine Sache so nicht, da bei Bodenwellen die Knie praktisch leicht entgegen der normalen Beugung gedrückt werden. Die nächste Piste nehmen wir wieder alleine, sie hat zum Teil leicht überhöhte Kurven, was noch mal richtig Laune macht. Es ist fast wie in einer Bobbahn, bis ich dann wegen überhöhter Geschwindigkeit praktisch aus der Bahn fliege und gut 20m rückwärts rutsche. Das sollte man möglichst vermeiden, macht hier aber nur noch Lust. Komisch ist eigentlich, dass man auf dem Schnee sehr gut rutschen kann, sobald man auf Abschnitte kommt, an deren Oberfläche so was wie „Crunch-Eis“ ist, schiebt man schnell einen größeren Haufen davon vor sich her, um letztlich damit stecken zu bleiben.

Etwas oberhalb der oberen Seilbahnstation heißt es dann wieder laufen, da hier die riesige „Gletscherrutsche“ zu Ende ist. Hier bin ich doch recht glücklich, das wir Hose und Jacke bekommen haben, denn obwohl der doppelte Hosenboden oben noch mal eine Extralage Klebeband bekommen hat, sie der ziemlich ramponiert aus, und auch Hose, Jacke und Rucksack bekommen nur allzu leicht ihre Schleifspuren ab, und dem möchte man das eigene Zeug denn doch nicht mit so einer zugegeben geilen Abfahrt zusetzen. Ab hier ist es noch etwa eine halbe Stunde Fußmarsch bin runter zur Hütte. In dem losen Lavasand hat man gefühlt Siebenmeilen-Stiefel an.  So sind wir etwa nach 1,5 Stunden Abstieg wieder am Ausgangspunkt, von wo wir schon nach kurzer Zeit wieder aufgesammelt werden. Gegen 16 Uhr sitzen wir wieder in der Herberge im Garten und schlürfen zufrieden unser Gipfelbier. Und auch ein paar der Rasselbande von noch ziemlich jungen Wachhunden genießen die Streicheleinheiten, die sie bei der Gelegenheit ergattern.

Am Abend nehmen wir noch in einer der zahlreichen in der Umgebung von Pucon zu findenden Thermalquellen ein schönes Entspannungsbad. Das Wasser ist klar und hat locker Badewannentemperatur, wenn man auf dem Grund sitzt, umspült das Wasser locker noch den Hals und über uns der klare Sternenhimmel, daran könnte man schon Gefallen finden, auch wenn es meinen Muskeln auch so eigentlich nicht schlecht geht.