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16.04.2009        9. Reisetag - Wadi Rum

Am Morgen stellte sich erstmal die Frage Duschen oder Katzenwäsche. Bei den Sanitären Einrichtungen handelte es sich um Gemeinschaftsduschen, was mal grundsätzlich kein Problem ist, nur die Sauberkeit war sagen wir mal etwas optimierungsfähig. Damit ist dann nicht der feine Sandstaub gemeint, sondern das z.B. in der Dusche das Wasser erst ablief, nachdem man das Sieb aus dem Abfluss entfernt hatte. Daraus kann man schließen, ich habe mich für die große Lösung entschieden, aber wirklich froh war ich damit auch nicht. Dabei gehöre ich da sicherlich nicht zu den empfindlichen Seelen. Aber gut, am nächsten Tag wäre eine Dusche sicherlich überhaupt nicht möglich, denn wir wollten ja hinaus in die Wüste ziehen.

Leider hatte sich der Wind nicht wirklich beruhigt und es sollte im laufe des Tages auch wieder schlimmer werden. Die Sachen, die wir für die nächste Nacht brauchen würden, wurden auf einen Jeep verladen und ins Wüstencamp gebracht. Wir selbst trafen direkt von dem Jabal Rum Camp auf unsere Begleiter, ein paar Beduinen mit ihren Kamelen. Die geplante Gehzeit wurde auf etwa 5 Stunden taxiert, bis wir unser Camp erreicht haben sollten. Wer wollte konnte dabei wechselseitig auch ein Kamel benutzen. Wobei sich die Wüstenschiffe nur unter lautem Protest hinlegen, so dass man sich auf sie setzen konnte. Genauer gesagt, handelt es sich bei den Tieren um Dromedare, also die Tiere mit einem Höcker. In diesem Höcker wird aber nicht, wie oft geglaubt wird, Wasser gespeichert sondern Fett bzw. Energie. Das Wasser speichern die Tiere zum einen im Magen aber zu einem ganz erheblichen Teil auch in den roten Blutkörpern. Dazu weisen diese im Gegensatz zu allen anderen Säugetieren eine Besonderheit auf: sie sind oval und nicht rund. Ich werde hier der Einfachheit halber weiter von Kamelen schreiben, gemeint sind aber eigentlich immer die Dromedare, die zur Familie der Kamele gehören. Auch die Araber sprechen immer von Camels. Ausgewachsene Tiere werden 300-700kg schwer. Sie können etwa 25% ihres Körpergewichts an Flüssigkeit verlieren, bei besonders großen Tieren macht das also etwa 170 Liter aus. Zum Vergleich ein Mensch ist bei einem Flüssigkeitsverlust von 8% tot. Gleichzeitig können sie diese Menge Wasser dann aber auch in wenigen Minuten wieder aufnehmen und speichern. Um Wasser zu sparen, haben die Tiere verschiedene Strategien entwickelt. So ist ihr Urin z.B. hochkonzentriert, sie atmen deutlich langsamer als Menschen, was zu weniger Verdunstung führt. Außerdem ist ihre Körperform so angelegt, das sie der senkrecht stehenden Sonne relativ wenig Angriffsfläche bieten. Dazu haben sie im Verhältnis zum Körper relativ lange Beine, damit gehen sie den höchsten Temperaturen am Boden zusätzlich aus dem Weg. Aber selbst ihre Köpertemperatur sinkt während der Nacht stark ab und kann am Tage bis auf 42°C ansteigen, normal sind etwa 34°C. Und das alles ohne bei der Leistungsfähigkeit abzufallen. Durch diesen Temperaturanstieg müssen sie weniger Schwitzen, was wieder dem Wasserhaushalt zu Gute kommt. Außerdem haben sie noch ein paar weitere Tricks für das Wüstenklima auf Lager, sie können ihre Nüstern verschießen, was wie wir heute im Tagesverlauf feststellen werden, eine gar nicht mal so blöde Idee ist. Trotz des meist geschlossenen Mundes knirscht es zwischen den Zähnen gewaltig – wenn ich jetzt Kosmetik-Verkäufer wäre, würde ich sagen: So ein Sandsturm macht ein gesundes Ganzkörper-Peeling. Aber lieber noch ein paar Sätze zu den Kamelen. Sie können durchaus 14 Tage ohne Nahrungsaufnahme incl. Wasser auskommen, und haben dabei eine Tragkraft von etwa 300kg. Das machte sie natürlich für die endlos langen Karawanestrecken zum idealen Lastenträger. Wenn man wie wir nur auf ihnen reitet, fällt einem nach dem etwas aufschaukelnden Aufstehen der relativ schwankende Gang auf. Das liegt daran, das sie den sogenannten Passgang benutzen, also jeweils die beiden rechten und dann die beiden linken Füße gleichzeitig bewegen. Die meisten Säugetiere machen dieses Überkreuz, also links vorne und rechts hinten zusammen und umgekehrt. Und auch die Füße selbst sind etwas Besonderes. Die gehören zwar zu den Huftieren, aber eigentlich sind es eher schwielige Polster, die beim Auftreten auch noch breit zu drücken scheinen. Genau das ist aber wieder ein Vorteil im Wüstensand, trotz ihres Gewichts sinken sie dort kaum ein. Wer mal an einem weichen Strand gelaufen ist, weiß wie schwer das sein kann, sie sparen sich die Energie und laufen praktisch drüber weg. Beim Reiten selbst, ist es erheblich leichter es den Araber gleich zu tun, und mindestens ein Bein um den Höcker des Sattels herum quer über den Hals zu legen, oder sogar beide Beine vor den Sattelhöcker zu überkreuzen. Wobei aber auch gesagt werden muss, ich habe ansonsten mit dem Reiten überhaupt nichts im Sinn. Aber für mich war diese Haltung deutlich angenehmer. Und auch an das Schaukeln während ihres gleichmäßigen Gangs kann man sich schnell gewöhnen. Innerhalb der Kamele gibt es eine Hackordnung. Die beiden älteren Tiere laufen meist vorne, während sich die jungen Tiere immer zumindest ein paar Schritte nach hinten versetzt zu ihnen bewegen. Interessant zu sehen ist, das sie wie zufällig immer mal wieder an den scheinbar völlig vertrockneten Büschen in der Wüste vorbei kommen, und dort schnell ein paar Zweige abzupfen. Dabei stehen die relativ langen unteren Vorderzähne geschätzt etwa 20° nach vorne geneigt. Trotz der gelegentlichen kleinen Umweg sehen die Tiere aber schon von sich aus zu, das sie zusammen bleiben.

Wie geplant erreichen wir nach etwa 5 Stunden unser Wüstencamp. Der Marsch war eigentlich deutlich leichter, als ich ihn mir im Vorfeld vorgestellt hatte. Gut ein Stück des Weges habe ich auch auf einem der Wüstenschiffe gesessen, aber auch sonst führte unser Weg nicht durch längere tiefere Sandabschnitte. Zuweilen war der Untergrund sogar sehr fest und mehr oder weniger eben. Die Landschaft ist geprägt durch eine Sandwüste die immer wieder von mehr oder weniger steil aufragenden Sandsteinfelsen unterbrochen wird. Die Dromedare gehen übrigens nicht gerne bzw. sobald es etwas steiler wird überhaupt nicht in felsige Bereiche. Der Grund ist auch recht einfach, die Füße sind zwar im weichen Sand ein Vorteil, aber bei Kletterpartien in den Felsen finden sie überhaupt keinen Halt damit. Sich in der Landschaft zu orientieren fällt dem ahnungslosen Europäer zunehmend schwer. Wie sind es eben eher gewohnt uns auch an Bäumen und Flächen zu orientieren, aber hier sieht die Landschaft eben relativ gleich aus – jedenfalls für unser ungeübtes Auge.

Der restliche Nachmittag war zur Entspannung vorgesehen. Wegen des Sandsturms war es aber eher die Variante ein halbwegs geschütztes Plätzchen zu finden. Wobei der Wind eben auch nicht immer und beständig kam, er ließ mal für einige Minuten nach und der Sandgehalt der Luft sank schnell. Aber in einiger Entfernung konnte man dann schon die nächste Welle kommen sehen. Wobei nicht jede uns auch wirklich erreicht hat, ich weiß nicht woran es lag, vielleicht wurden die Böen auch wegen der Sandsteinfelsen immer wieder unterschiedlich durch das Wüstenlabyrinth gelenkt. Ich selbst habe mich nach relativ kurzer Zeit auf einen etwa 80m hohen Felsen begeben. Dort war es zwar auch recht „luftig“, aber immerhin hatte man mit dem Sand nicht viel zu tun. Es erstaunt mich auch jetzt noch, das der Sand eigentlich nur in relativer Bodennähe ziemlich unangenehm war, aber nicht wirklich hoch aufgewirbelt worden ist. Ein anderes Phänomen der Gegend sind die für eine Wüste relativ vielen Quellen in der Gegend des Wadi Rums. Das liegt am großen Ostafrika-Graben, der sich von der südlichen Türkei bis weit hinunter auf den afrikanischen Kontinent erstreckt. Zu ihm gehört ja auch das Tote Meer. Hier in dieser Gegend sind nun verschiedene Erdschichten nach oben gedrückt worden. Die Gegend liegt etwa 900 über NN. Da drüber liegen dann noch der relativ weiche wasserdurchlässige Sandstein, der auf einem wasserundurchlässigen Granit ruht. So tritt an dessen Schwelle eben das Wasser wieder aus.

In unserer letzten Nacht in der Wüste ist uns wegen des Sandsturms leider auch keiner dieser beeindruckenden Sonnenuntergänge im Nichts vergönnt. Was sehr schade ist, denn nach meinen diesbezüglichen Erfahrungen in Namibia, empfand ich es immer als eine besondere Stimmung, die mit einem Sonnenuntergang in Europa nur wenig gemeinsam hat. Man fühlt sich frei und mit sich im reinen, aber gleichzeitig empfindet man eben auch Demut wegen seiner eigenen Winzigkeit in einer scheinbar unendlichen Weite. Schade aber zum Glück macht das Wetter eben noch nicht immer das, was wir uns wünschen.