• Kolumbien
    Kolumbien

    Scharlachara am Rande des Regenwaldes

  • Morgenstimmung am  Pyramid Lake
    Kanada

    Morgenstimmung am Pyramid Lake

  • Blick über die Seescharte
    Alpenüberquerung

    Blick über die Seescharte

  • Pferd in der mongolisches Stelle am Abend
    Mongolei

    Pferd in der mongolisches Stelle am Abend

  • Potthols in den Drakensbergen
    Südafrika

    Potthols in den Drakensbergen

3. Tag          Parque Nacional del Teide – 30.04.2018

Es geht wieder gemütlich in den Tag. Die Abfahrt soll um 9:00 Uhr sein. Wie jeden Tag auf dieser Reise heißt es wieder alles packen und das Gepäck zum Bus. Das ist heute ein bisschen weiter, da unser Hotel in der Fußgängerzone liegt. Dazu habe ich noch fünf Kilo Wasser dazu geladen, da wir in den nächsten Tagen nur sehr begrenzte Möglichkeiten haben werden, welches zu kaufen. Im Rucksack befinden sich zusätzliche 2 Liter für den heutigen Tag. Schließlich ist heute unser erster richtiger Wandertag. Wir fahren ein Stück in die älteren Bezirke in die Hänge von Orotava. Der Ausgangspunkt unserer heutigen Wanderung ist ein historischer. Hier startete auch Alexander von Humboldt seine Besteigung des Teide am 21.06.1799. Seine erste Übernachtung in Orotava soll übrigens in eben dem Hotel Marques gewesen sein, in dem auch wir die letzte Nacht verbracht haben. Er hatte damals lediglich fünf Tage Zeit, um auf den Berg zu kommen und dann auch wieder hinunter zu dem spanischen Schiff, mit dem er unterwegs war. Sein Kapitän befürchtete eine Seeblockade des Hafens von Santa Cruz durch die Engländer. Daher wollte er Teneriffa so schnell wie möglich wieder verlassen. Wie sich später heraus stellte, lief sein Schiff dann aber doch einen Tag später aus. Sicherlich ein Tag, den Alexander von Humboldt gerne auf seiner Reise auf der Insel genutzt hätte. Gegen 9:30 Uhr starten wir schließlich auf den Weg, den damals auch von Humboldt genommen hat. Hier befinden wir uns etwa 300 m über dem Meeresspiegel, unser Ziel liegt auf etwa 2000. Die ersten rund 700 Höhenmeter liegen noch innerhalb des Ortes bzw. der Gemeinde Orotava. So geht es das erste Stück auf kleinen Straßen zumeist relativ steil bergauf. Wir bewegen uns hier im Orotava Tal. Das ganze Tal ist sehr fruchtbar und hat richtige Böden, wie man sie auch zum Beispiel aus Deutschland kennt. Das war in Vilaflor, in dem man die Felder mit Binz belegen musste, noch ganz anders. Hier befinden wir uns im Norden Teneriffa. Im Norden der Insel erreicht man Niederschlagsmengen von bis zu 1000 Liter/Quadratmeter und Jahr. Im Süden ist es lediglich ein Zehntel davon. So verdient sich die Insel Teneriffa den Beinamen Insel des ewigen Frühlings auch hier vor allem im Norden. Die Niederschläge fallen aber auch hier im Norden nur sehr selten als Regen. Sie werden vor allem durch die Passatwinde aus nordöstlicher Richtung herangetragen. Die feuchten Wolken stauen sich dann vor den hiesigen Bergen, und um über diese zu steigen, fällt die Feuchtigkeit als Tau aus den Wolken. So sind die Berge im Norden von Teneriffa aber auch zum Beispiel auf Gran Canaria für die reichlichen Niederschläge verantwortlich. Auf den kanarischen Inseln ohne diese Erhebung über 800 m ist es dagegen sehr trocken, vergleichbar höchstens noch mit dem Süden der Insel.

Wegen des fruchtbaren Bodens und der reichlichen Niederschläge wird das Gebiet des Orotava-Tals intensiv für die Landwirtschaft genutzt. Wobei die meisten Flächen lediglich von Nebenerwerbslandwirten bestellt werden. Wir kommen an zahlreichen Feldern mit Kartoffeln aber auch zum Beispiel an Weinstöcken vorbei. Dabei werden die meisten hier erzeugten Weine, die nicht selbst verkostet wird, in der örtlichen Gastronomie ausgeschenkt.

Sobald wir die letzten Häuser hinter uns gelassen haben, gelangen wir in den Wald. Im unteren Bereich ist viel Lorbeer, Ginster aber auch ein paar Erdbeerbäume dabei. Ab hier begegnen uns neben einigen Angestellten der öffentlichen Verwaltung, die den Wanderweg vom üppig sprießenden Grün wieder befreien, kaum eine Hand voll Wanderer. Auch unser Busfahrer hatte unseren Guide noch mal gefragt, ob er uns wirklich erst oben wieder einsammeln soll. Allgemein kann man aber sagen, dass Teneriffa derzeit große Anstrengungen unternimmt, um auch den Wandertourismus auf der Insel zu kultivieren. Der Strandtourismus mit seinen sonnenhungrigen Urlaubern hat sichtlich auch eine gewisse Grenze. Im Jahre 2017 kamen etwa 6 Millionen Gäste auf die Insel, davon ca. 5 Millionen aus dem Ausland. Die Insel selbst hat nur ca. 860.000 Einwohner, von denen etwa ein Drittel im Tourismus beschäftigt sind. Da es nahezu keine Industrie auf der Insel gibt, ist der Tourismus die beherrschende Einnahmequelle auf Teneriffa. Dazu kommt auch eine im spanischen Landesdurchschnitt hohe Arbeitslosigkeit. So wundert es auch nicht, dass die Löhne im Landesdurchschnitt unterdurchschnittlich sind.

Aber zurück zu unserem Tag. Auf eine Höhe von ca. 1400 m geht der Wald ziemlich abrupt in einen Kiefernwald über. Die hiesigen Kiefern sind Tiefwurzler, um sich so gegen die Winde zu schützen. Das Besondere sind aber ihre Nadeln. Sie wachsen meist mit drei einzelnen Nadeln aus einem Ansatz. Jede der Nadeln erreicht eine Länge von bis zu 30 cm. Zusätzlich haben sie eine glatte Ober- und eine etwas raue Unterseite. Alle diese Eigenschaften dienen nur dazu, möglichst viel Wasser aus den Wolken der Passatwinde aufzufangen. Dieses Wasser tropft dann als Kondenswasser auf die Erde. Die Kiefern selbst verbrauchen aber nur ca. 25 % des aufgefangenen Wassers. Der Rest versickert „nutzlos“ in der Erde. Schon die frühen spanischen Siedler machten sich dieses zu Nutze. Sie gruben lange Stollen in die Erde, wo das Wasser von den Decken tropfte, dort aufgefangen wurde, und zu den Häusern und Feldern geleitet wurde. Sie erkannten später auch, als sie große Teile des Kiefernwaldes abgeholzt hatten, und als Baumaterial für Häuser, aber auch für die Schiffe verwandt hatten, dass sich das negativ auf das gewonnene Wasser auswirkte. Heute stehen die Kiefern unter Naturschutz und es wurden in den letzten Jahrzehnten auch große Anstrengung zur Wiederaufforstung unternommen. Der Kiefernwald ist geprägt von deutlich höheren Bäumen und einem lichteren Boden, als der Wald in tieferen Lagen. Die Kiefern sind vor allem bis zu einer Höhe von ca. 2000 m der dominierende Bewuchs. Ab dieser Höhe hört der Wald ziemlich abrupt auf. Damit haben wir auch fast schon unser heutiges Tagesziel erreicht. Wir kommen am Parkplatz von El Portillo wieder an die Straße, die wir auf unserem Weg bereits einmal durch einen kleinen Tunnel unterquert hatten. Hier oben wartet auch unser Bus auf uns, um uns zu unserem heutigen Hotel zu bringen. Bevor wir einsteigen, gönnen wir uns aber noch eine kleine Erfrischung in einem kleinen Restaurant. Wie wir feststellen dürfen, scheint es derzeit eine Bierknappheit auf Teneriffa zu geben. Nachdem wir gestern Mittag in der Altstadt von la Laguna bereits den Bestand in einem kleinen Restaurant in der Fußgängerzone mit vier Flaschen gesprengt haben, ist hier gerade das Fass leer. Immerhin gibt es hier aber noch welches in Flaschen. Trotzdem wird daraus auf dieser Reise eine Running Gag. Wie schon erwähnt, geht es von hier aus mit dem Bus weiter ins Parador Hotel, mitten im Parque Nacional del Teide gelegen. Der Nationalpark zählt mit 4 Millionen Besuchern im Jahr zu den meistbesuchten Nationalparks in Europa. Das Aushängeschild dabei ist natürlich der Namensgeber der Teide. Aber den werden wir ja in den nächsten Tagen noch aus allernächster Nähe sehen. Auf dem Weg zum Hotel kommen wir übrigens direkt an der unteren Seilbahnstation vorbei, und sehen ein paar der Touristen, die wie jeden Tag den Nationalpark besuchen. Auch in der Nähe des Hotels, wo wir gegen 16:30 Uhr eintreffen, stehen noch einige Busse und zahlreiche PKWs der Tagesgäste.

Zum Abschluss vielleicht noch ein paar Sätze zu Alexander von Humboldt, auf dessen zugegeben schon etwas kalten Spuren wir heute unterwegs waren. Wohl jeder hat schon mal etwas von ihm gehört. Er wurde 1769 in Berlin geboren. Seine bereits früh verwitwete Mutter legten großen Wert auf seine Ausbildung, so dass er von verschiedenen Hauslehrern unterrichtet wurde. Anfänglich hielt man ihn sogar für nicht sonderlich begabt. Er interessierte sich aber früh für die Natur, hatte ein Talent zum Malen und Zeichnen, was durch zusätzliche Hauslehrer weiter unterstützt wurde. 1787 begann er schließlich ein Studium in Staatswirtschaftslehrer, nebenher besuchte er aber auch Vorlesungen zu den Themen Altertumswissenschaft, Medizin, Physik und Mathematik. Im Jahre 1791 schließlich trat er in den Staatsdienst als Bergbeamter ein. Das dazu nötige Studium mit einer Regelstudienzeit von drei Jahren absolvierte er in 8 Monaten. Ähnlich schnell machte er dann im preußischen Bergbau Kariere. Er veränderte Abbauverfahren, beschäftigte sich aber auch mit Dingen wie dem Grubenwetter, oder der Verbesserung der Grubenlampen. Gleichzeitig interessierten ihn aber auch die Pflanzen unter Tage wie Moose und Flechten. Aber auch den Verbrauch von Sauerstoff bei der Muskelbewegung konnte er nachweisen. Selbst Themen wie der Einfluss von Feuchtigkeit auf die elektrische Leitfähigkeit waren Themen seiner Forschung. Man kann also sicherlich mit Fug und Recht behaupten, dass er ein Multitalent war, mit noch mehr Interessensgebieten. 1796 nahm dann das Leben von Alexander von Humboldt noch einmal eine dramatische Wendung. Nach dem Tod seiner Mutter erbte er ein kleines Vermögen, das es ihm erlaubte, den Staatsdienst zu quittieren. Selbst höhere Zuwendungen durch den Staat für den Verbleib im Dienst konnten ihn nicht von seinem Vorhaben abbringen, sich auf ausgedehnte Forschungsreisen zu begeben. Nach einer Vorbereitungszeit von zwei Jahren begab er sich schließlich auf seine große Amerika-Reise. Dabei gelangte er auf der Hinreise eben auch nach Teneriffa und bestieg unter anderem den Teide. Von hier fuhr er weiter in das nördliche Südamerika, Mittelamerika um schließlich über die Karibik in die Vereinigten Staaten zu kommen. Nach ca. fünf Jahren kam er dann zurück nach Europa. Auf seinen Reisen untersuchte er zahlreiche geologische Anomalien, beschäftigte sich eingehend mit Vulkanen, aber auch mit Flora und Fauna. Dabei kam ihm dann seine Ausbildung im Malen und Zeichnen wieder sehr zustatten. So fertigte er zahlreiche Bilder und Zeichnungen von bis dahin in Europa unbekannten Lebensformen an. Daraus resultierten später auch zahlreiche Forschungen und weite Reisen zum Beispiel nach Russland. Aufgrund seines großen Wissens zum Beispiel aus den Bereichen Chemie, Physik, Geologie, Mineralogie, Vulkanologie, Klimatologie, Ozeanographie, Botanik, Zoologie aber auch Astronomie war er schon zu Lebzeiten hoch angesehen. Er schuf sich sein eigenes Netzwerk zu unzähligen Spezialisten der verschiedenen Themengebiete, die er erforschte. So prägte er auch zahlreiche Forscher, die auf ihn folgten, einer von ihnen war zum Beispiel Charles Darwin. Er war durch seine guten Beziehungen zu verschiedenen Königshäusern Europas auch Förderer vieler jungen Wissenschaftler. Im Jahre 1859 starb Alexander von Humboldt schließlich in seiner Geburtsstadt Berlin in einem für die Zeit gesegneten Alter von fast 90 Jahren.

Die Tagesetappe ist etwa 12,7 Kilometer lang bei einem Höhenanstieg von 1715 m, der Abstieg ist zu vernachlässigen.