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17.04.2009/18.04.2009      11.+12. Reisetag - Rückreise

Am Vormittag unseres letzten Tages hier in Jordanien unternehmen wir noch eine kleine Bootsfahrt auf dem Roten Meer. Mit einem Glasbodenboot soll es zu den Korallenbänken etwas außerhalb der Stadt Aqaba gehen. Wobei Glasbodenboot eigentlich mehr verspricht, als es dann wirklich ist. Es handelt sich dabei um kleine Boote für etwa 15 Personen, in deren Mitte eine Glasscheibe von vielleicht 30 x 150cm in den Boden eingelassen ist. Die Scheibe ist etwas schmuddelig und zerkratzt. Wer also mal in einem der Glasboote am Great Barrier Rief unterwegs war, der wird ein wenig enttäuscht sein. Ein paar aus unserer Gruppe waren dann noch Schnorcheln und waren auch begeistert von den gewonnenen Eindrücken. Ich selbst fand es jetzt nicht so der Kracher, aber gut.

Nach einem leicht verspäteten Mittagessen hieß es für uns dann über den Dessert-Highway zurück nach Amman zu fahren. Der Dessert Highway ist eigentlich so die einzige richtige Autobahn des Landes. Aber sicherlich nicht mit unseren zu vergleichen. Die Fahrbahn hat so 2 – 3 Fahrspuren, wie auch sonst auf den anderen Strecken, die wir befahren haben, sind nicht gerade durchgängig Fahrstreifen markiert. Der rechte Rand ist meist etwas „rumpelig“ und gilt damit quasi als Standstreifen. Anders als bei uns gibt es Wendemöglichkeiten auf dem Highway. Dort ist dann eben eine Möglichkeit auf die entgegengesetzte Fahrtrichtung zu wechseln. Dort hält man, wartet eine geeignete Verkehrslücke ab, und biegt wie an einer Kreuzung eben auf die Gegenspur der Autobahn ein. Man sieht auf unserer Strecke auch Leute völlig entspannt über den Highway laufen und einmal auch jemanden, der seine Ziege drüber getrieben hat. Daraus kann man natürlich schließen, das der Verkehr deutlich spärlicher ist, als auf unseren Autobahnen. Wo ich ohnehin schon beim Verkehr bin, hier noch ein paar Eindrücke zu dem Thema. In den Städten hat man einige Kreisverkehre aber nur sehr wenige Ampeln. Ich habe bewusst nur welche in Amman, Jarash und Aqaba gesehen, aber eigentlich nie um auch die Fußgängern zu ermöglichen die Straße gefahrlos zu überqueren. Dafür habe ich aber am heutigen Abend einen PKW gesehen, der am Rande eines Kreisverkehrs abgestellt worden ist. Man hupt viel zu allen möglichen Gelegenheiten, aber wenn jemand mal plötzlich anhält und dadurch der gesamte Verkehr ins Stocken gerät, hupt man einmal aber weiter aufregen scheint sich darüber niemand. Ich weiß nicht warum, vielleicht um ein gewisses Maß an Sicherheit zu schaffen oder warum auch immer, aber die Bordsteinkanten sind hier extrem hoch, gefühlt bestimmt 25 bis 30cm. Seit ein paar Jahren hat man im ganzen Land sogenannte „schlafende Polizisten“ installiert. Dabei handelt es sich um kurze Erhöhungen auf der Straße um damit die Geschwindigkeit des Verkehrs zu drosseln, blöd nur das das nicht immer mit Schildern angezeigt wird, das so etwas vor einem ist. Und da es sich um Teer-Hügel auf geteerten Straßen handelt, sind die auch nicht gerade von weitem sichtbar.

Als wir am Abend in Amman ankommen herrscht dichter Verkehr in der Hauptstadt Amman. Die Stadt ist gleichzeitig auch das wirtschaftliche Zentrum des Landes. Von den etwa 5 Millionen Jordaniern wohnen etwa 2 Millionen hier. Jedes Jahr besuchen etwa 1 Millionen Touristen das Land, wovon etwa die Hälfte aus der Arabischen-Welt kommen, damit ist der Fremdenverkehr nach der Industrie der zweitgrößte Wirtschaftsfaktor. Wir selbst haben sehr viele Franzosen getroffen. Wobei man aber auch sehen muss, das uns die anderen Araber nicht auffallen. In jüngerer Zeit kommen auch immer mehr reiche Araber nach Jordanien, die sich hier medizinisch behandeln lassen. Das Gesundheitswesen ist für den, der es sich leisten kann hier sehr gut ausgebaut. Und so fahren eben viele Muslime mit ihrem Gefolge hier her um sich behandeln zu lassen, eher sie ins ungläubige Europa oder fast noch schlimmer in die USA reisen. Eine andere Errungenschaft von Jordanien ist der Bildungsstand, so sind nur etwa 8% der Jordanier Analphabeten, was für die Arabische Welt Rekord bedeutet. In Deutschland liegt dieser Wert bei 0,6%, aber ca. 6,5% werden immerhin zu den funktionalen Analphabeten gezählt, also Menschen die zum Beispiel einen längeren Text nicht lesen können bzw. dessen Inhalt dabei nicht erfassen können. Dazu passen auch noch ein paar andere Zahlen. Etwa 50% der arbeitenden Bevölkerung sind beim Staat beschäftigt. Diese Menschen verdienen oftmals schlecht. Ein Lehrer an einer staatlichen Schule hat zum Beispiel ein Anfangsgehalt von umgerechnet 280 Euro, ein Assistenzprofessor an der Universität von Amman von 1500 Euro. Dazu kommen dann für diese noch eine billige medizinische Versorgung, eine soziale Absicherung und eine Pension. Ein einfacher Bankangestellter kommt auf 500 – 700 Euro, und das bei 14 Monatsgehältern und zusätzlichen Gesundheitszulagen. Frauen sieht man nur sehr wenige im Arbeitsleben. In einigen unserer Hotels haben wir wenige Frauen im Servicebereich gesehen, aber die waren meist fernöstlicher Abstammung. Nach der Tradition der Beduinen haben Frauen dem Mann zu dienen. Gerade in den ländlichen Gebieten werden auch heute noch häufig die Ehen von den Familien arrangiert. Diese Tradition stammt von den Beduinen. Die Beduinen werden oft als ein bisschen Rückständig angesehen, gleichzeitig sind sie aber auch sehr angesehen, wegen ihrer klaren Regeln im Leben, die auch heute noch vielfach Anwendung finden. So werden kleinere Streitigkeiten noch heute durch den örtlichen Scheich entschieden, und das eben auf Grundlage der alten Beduinenregeln. In Jordanien bezeichnen sich die meisten nicht Palästinenser übrigens als Beduinen. Auch wenn sie schon seit Generationen in den Städten leben und ihr Leben mit dem der Beduinen nichts mehr zu tun hat. Die sich zu den Beduinen (Männer) zählenden Jordanier tragen meist ein rot/weißes Kopftuch, die Palästinenser meist ein schwarz/weißes. Die Kopftücher nennt man richtig eigentlich Kufiya. Diese Farbunterscheidung ist zwar kein Muss aber schon eine Auffälligkeit. Es lässt sich auf höchst unterschiedliche Art und Weise auf dem Kopf drapieren und soll durchaus eine kühlende Wirkung haben und auch in einem Sandsturm ist es sehr nützlich. Für die Bedeckung der muslimischen Frauen mit Tüchern lässt sich übrigens im Koran kein eindeutiger Hinweis finden. Es gibt im Koran drei Suren, die sich im weitesten Sinne mit dem Thema beschäftigen, aber keine kann eigentlich wirklich eindeutig diesbezüglich gedeutet werden. Als letzte Anmerkung zu diesem Themengebiet noch ein bisschen was zum Verhältnis zwischen Männern und Frauen. In Jordanien wird offensichtlich bis heute der Ehrenmord praktiziert. Dabei bringen männliche Mitglieder eine Frau / ein Mädchen um, die Schande über die Familie gebracht haben. Im ländlichen Raum kommen die Täter nicht selten völlig ungestraft davon, ansonsten werden sie meist nur zu Strafen von drei bis vier Jahren Haft verurteilt. Für unser Rechtsverhältnis sind das natürlich völlig unhaltbare Zustände, aber wirft vielleicht auch ein anderes Licht auf einen Prozess, der vor ein paar Monaten in Hamburg statt gefunden hat. Dort hat die afghanische Familie völlig hysterisch reagiert, als ein 24-jähriger Bruder des Opfers zu lebenslanger Haft verurteilt wurde. Selbst in der königlichen Familie gibt es inzwischen lauter werdende Stimmen, die eine Abschaffung dieses Unrechts offen befürworten. Hier in Jordanien sind in den letzten Jahren durchschnittlich knapp 30 solcher Fälle Aktenkundig geworden, die Dunkelziffer kennt niemand. Besonders befremdlich dabei ist, das gerade viele ältere Frauen diese Praxis im Lande auch heute noch Gutheißen.

Nach dem wir uns noch einen Wein oder ein Bier in einer Hotel-Bar gegönnt haben, wird es gegen Mitternacht Zeit für uns zum Flughafen zu fahren. Kurz vor 3 Uhr hebt die Maschine pünktlich Richtung Frankfurt ab – glaube ich jedenfalls. Denn zu dem Zeitpunkt döse ich bereits. Erstaunlich wie der menschliche Organismus auf Nahrung reagiert. Kurz bevor das Frühstück im Flugzeug serviert wird, wache ich wieder auf. Kaum ist es herunter döse ich weiter. Pünktlich zum Sonnenaufgang quasi unter uns durch die Wolken wache ich wieder auf. Der Anblick ist immer wieder einfach schön. Wie auch immer nach der Landung um kurz nach 6 Uhr früh in Frankfurt heißt es noch umsteigen in den Flieger nach Hamburg. Damit standen wir schon vor der Startbahn, um dann wieder auf eine Parkposition zu fahren. Die Maschine hatte ein kleines technisches Problem. Nach dem der Techniker endlich da war, dauerte es eine gefühlte Minute, bis alles wieder in Ordnung war. Trotzdem haben wir dadurch etwa eine Stunde verloren. Anschließend noch mit der neuen Straßenbahn zum Hamburger Bahnhof und mit der Bahn das letzte Stück Richtung Heimat. So dauerte es etwa 12 Stunden vom Hotel in Amman bis nach Hause, was ja nicht weiter schlimm ist, aber das dösen im Flugzeug ist eben nicht gerade erholsam. Und so ein Nachtflug, der mitten in der Nacht startet wirft den eigenen Bio-Rhythmus nicht gerade nach vorne. So kommt man ziemlich müde und ein bisschen desorientiert zu Hause an, obwohl Jordanien zur Zeit eigentlich nur 1 Stunde Zeitunterschied zu uns hat. Eine schöne, aber wegen der zum Teil auch recht langen Wanderungen, auch anstrengenden Reise geht zu Ende.