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10. Reisetag        Aguerzega - 26.09.2023

 

Die Zeiten sind auch heute wieder wie gehabt also um 8:00 Uhr Frühstück und ca. 8:30 Uhr soll es losgehen. Wobei wir heute ein paar Minuten später loskommen, da wir uns auf einer Karte noch einmal die bisherige Wanderstrecke ansehen, und dazu auch die beiden noch vor uns liegenden Etappen. Aber uns erwarten schließlich auch keine eng getakteten Termine. Man möchte auch einen Eindruck davon gewinnen, wo wir waren, und wo wir noch hinkommen werden. Und anders als sonst, geht es heute auch nicht in Bergstiefeln los. Heute sind wir in Wasserschuhen bzw. Trekkingsandalen unterwegs. Denn heute geht es in den Fluss MGoun, und das ist wörtlich zu nehmen. Den Ort N’Irkt verlassen wir noch auf festen Pfaden, die dann aber schon bald häufiger die Uferseite wechseln. Und dazu geht es direkt durch den Fluss. Der Untergrund ist meist steinig. Die Wassertiefe ist recht unterschiedlich. An einigen Stellen geht mir das Wasser knapp bis zu den Knien, bei einer Größe von 1,87m. Man sieht aber schon, dass das Wasser hier vor nicht allzu langer Zeit deutlich höher gewesen sein muss. Es gibt Schlammablagerungen, die noch nicht überall wieder komplett ausgetrocknet sind. Auch heute holt uns unsere Begleitmannschaft nach etwa einer Stunde ein. Der MGoun Fluss wird zunehmend schmaler, bis er sich schließlich durch eine enge Schlucht durchzwängen muss, und auf beiden Seiten unmittelbar an den steil aufragenden Steilwänden entlang strömt. Das bedeutet für uns natürlich, dass wir jetzt komplett im Flussbett unterwegs sind. Die Strömung ist schon ordentlich, aber da wir mit der Wasserlaufrichtung unterwegs sind, schiebt das Wasser. Ansonsten hätte man hier vermutlich gut zu tun, um überhaupt einigermaßen voran zu kommen. Am Morgen waren die ersten Querungen auch noch ein bisschen frisch, dass hatte ein bisschen was von einer Kneip-Kur, weil es immer wieder durch das Wasser ging. Auch wenn die Sonne uns unten in der Schlucht nur selten erreicht, so sind die Umgebungstemperaturen inzwischen spürbar angestiegen, und die Füße haben sich auch längst an die Wassertemperaturen gewöhnt. Dazu bieten sich uns in der Schlucht schöne Lichtspiele, die man sich eben nur erlaufen kann. Ich selbst habe Wasserschuhe dabei, damit läuft man deutlich besser in dem steinigen Flussbett als mit Trekkingsandalen. Zumal ich bei Letzteren für mich einige Bedenken hatte, dass ich mir damit die Füße im Bereich der Riemen kaputt laufe. Und dann immer durch das Wasser, keine so richtig tolle Idee. Dafür schwemmen in die Wasserschuhe immer mal kleinste Steinchen rein, die dann leider nicht mehr von alleine den Weg nach Draußen finden. So muss man die unterwegs immer mal wieder zurück in die Freiheit entlassen.

Nach dem wir etwa drei Stunden unterwegs sind, weitet sich die Schlucht wieder. So beginnen wir dann auch wieder regelmäßig zwischen den Ufern auf beiden Seiten des Flusses zu pendeln. Je länger wir unterwegs sind, desto breiter wird der MGoun auch. Gegen 13 Uhr haben wir unseren heutigen Rastplatz für die Mittagspause unter einer kleinen Gruppe großen schattenspendenden Bäume erreicht. Im Vorfeld dachte ich noch, man könnte nach dem Mittagessen auch einfach weiter gehen. Aber selbst heute, da wir häufig im kühlen Wasser unterwegs sind, und auch immer mal im Schatten unterwegs sind, auch wenn der wegen der sich weitenden Schlucht zunehmend seltener wird, brennt die Sonne ordentlich vom Himmel. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie das dann im Juli und August ist, die noch ein bisschen heißer sind. In Agadir, an der Atlantikküste gelegen, hat man in diesem Jahr mit 50,4°C einen neuen Hitzerekord für Marokko aufgestellt. So warm wird es hier in einer Höhe von knapp 2000m und dann noch in Kombination mit dem Fluss natürlich nicht, aber frieren muss man in der Mittagszeit auch hier nicht gerade. So lege ich mich auch in den Schatten, und versuche ein bisschen zu dösen. Und insgesamt sind die Tagesetappen auch so gewählt, dass mehr als genug Zeit ist, um auch mit ausgedehnter Mittagspause das nächste Camp zu erreichen. Kurz bevor es gegen 15 Uhr wieder losgehen soll, erweckt eine Bewegung auf der anderer Flussseite noch meine Aufmerksamkeit. Ich mache mich also vorsichtig mit der Kamera in der Hand auf den Weg. Und obwohl ich mich sehr sehr langsam vorwärts schiebe, mag das kleine Streifenhörnchen meine Aufmerksamkeit offensichtlich nicht, und mach sich schleunigst aus dem Staub. Dabei war das bis auf einige Vögel, Berberaffen und natürlich Schafe, Ziegen, Rinder, Esel, Maultiere und unzähligen Katzen und ein paar Hunden das erste Tier, dass mir hier in Marokko begegnet ist. Und dazu neben den Affen das erste „wilde“ Tier an Land. Wobei ich sicherlich nicht alle gesehen habe, selbst dieses Streifenhörnchen hätte ich im Vorübergehen nicht entdeckt.

Nach der Pause gehen wir weiter am und im MGoun Fluss. Mit Wasser versorgen wir uns weiter an den frischen Quellen, obwohl der Fluss ziemlich schnell fließt. An den Fluss kommen auch die Tiere zum Trinken, dazu ist er für die Bevölkerung auch gleichzeitig Abwasserkanal, incl. der großen Wäsche, die auch direkt im/am Fluss erledigt wir. Und an einigen Stellen findet man auch ein bisschen angeschwemmten Müll. Gegen 16 Uhr erreichen wir schließlich eine Fahrspur, die sich im Tal am Fluss entlang schlängelt. Auf der gegenüber liegenden Flussseite sind die ersten Häuser von Aguerzega. Das Dorf ist ziemlich lang am Fluss entlang gezogen. Da es im Tal nicht viel Platz gibt, sind auch die Terrassenfelder hier relativ schmal. Gegen 16:45 Uhr erreichen wir schließlich das Gehöft eines Einheimischen, auf dem unsere Zelte bereits stehen. Wir dürfen die Toilette und Dusche des Besitzers mitbenutzen. Wobei Dusche ein bisschen hochtrabend ist. Es gibt einen Eimer, mit einem kleinen Loch. Der Eimer ist dann am Wasserhahn der Toilette zu befüllen. Und als Schöpfkelle in der Dusche sind dann die eigenen Hände vorgesehen. Dazu gibt es eine offene Fensternische, die dann gleich als Ablagefach für die Seife dienen kann. Nicht zuletzt wegen des kalten Wassers geht duschen, bei einem bekennenden Warmduscher wie mich, aber ohnehin ziemlich schnell. Die Toilette ist wie üblich hier in den Bergtäler arabisch, wobei das Papier getrennt gesammelt wird. Darüber hinaus hat unsere Begleitmannschaft aber hier auch wieder das Toilettenzelt aufgebaut. An der letzten Herberge hätte es gegen ein kleines Entgelt auch eine warme Dusche gegeben. Der Hausherr hat dort in einem Ofen Wasser erhitzt. Da habe ich es aber noch bei einer Katzenwäsche bewenden lassen. Auch dort gab es eine feste arabische Toilette.

Wie gehabt, gibt es an den Wandertagen um 17 Uhr Tee und Kekse. Abendessen ist dann immer gegen 19 Uhr. Es besteht eigentlich immer aus einer Suppe, einem Hauptgang und dann noch etwas Obst als Dessert. So ist es wie praktisch fast immer bei solchen Wanderreisen, man hat ein paar Energieriegel dabei, und die futtert man dann irgendwann noch zusätzlich, damit man die nicht wieder mit nach Hause nehmen muss. Wobei man sagen muss, dass ich auch, wenn es eigentlich immer mehr als genug zu essen gibt, immer mit ein paar Kilo weniger nach Hause komme. Wandern verbraucht eben doch ein paar mehr Kalorien, als am Schreibtisch zu sitzen. Auch sonst scheint so eine Reise immer was mit meiner Nahrungsaufnahme zu machen. Selbst wenn ich wieder zu Hause zurück in meinem normalen Leben bin, kann ich die ersten Tage so viel Essen wie ich will, ich hole den typischen Gewichtsverlust zunächst nicht wieder auf. Und dann nach ein paar Tagen geht es dann plötzlich voran, und das Gewicht pendelt sich wieder auf dem „Normalmaß“ ein.

Heute möchte ich mich noch ein bisschen mit der Religion in Marokko beschäftigen. Zunächst sei gesagt, in Marokko bekennen sich knapp 99% zum Islam, das letzte gute Prozent sind vor allem Christen, die etwa 2000 Juden im Land sind, statistisch gesehen, eine Randerscheinung, auch wenn das Judentum eine lange Geschichte in Marokko hat. Der Islam weist in Marokko ein paar Besonderheiten gegenüber allen arabischen Ländern auf. So verbindet der Islam sich in Marokko auch mit ein paar alten Mythen und Geisterwelten aus alten Traditionen der Berber. Es gibt Heilige und Geister, die es laut dem Koran so eigentlich nicht geben sollte. Außerdem werden in Marokko alle Imame vom Staat bezahlt, und nicht wie sonst üblich aus Spendengeldern der örtlichen Gemeinde. Die Ausbildung erfolgt in vom Staat getragenen Schulen. Wer dort durch radikale Ansichten oder Hetze auffällt, wird nicht zum Imam ernannt. So erhält der Staat einen direkten Zugriff auf die Entwicklung der dominierenden Religion im Land, gleichzeitig fällt die Religionsfreiheit in die Zuständigkeit des Königs, und ist Kraft seiner Stellung im Land im Prinzip schon alleine deshalb Gesetz. Durch den Zugriff auf die Ausbildung der Geistlichen ist es sicherlich auch zu erklären, dass der arabische Frühling, der in vielen auch nordafrikanischen Ländern zu Unruhen und teilweise auch Machtwechseln geführt hat, von einem kurzen Aufflammen abgesehen, nahezu komplett an Marokko vorbei gegangen ist. Nicht weniger wichtig ist, dass man viele Dinge im Koran ein bisschen „weicher“ auslegt. So bleibt es auch jedem Muslim selbst überlassen, ob er täglich die fünf eigentlich vorgeschriebenen Gebete praktiziert. Auch die strickte Kleiderordnung insbesondere für Frauen, die man von großen Teilen der arabischen Halbinsel und vor allem dem Iran kennt, gibt es in Marokko nicht. Hier bleibt jedem selbst die Umsetzung oder eben auch Nicht-Umsetzung überlassen. Man praktiziert die im Koran eigentlich vorgesehene Religionsfreiheit des Einzelnen, wobei der Islam natürlich aufgrund der Verbreitung in der Bevölkerung sehr dominierend in der Wahrnehmung aber auch tatsächlich ist. Von der Entstehung baut der Islam eigentlich auf dem Judentum und Christentum auf. Die Anhänger dieser beiden Religionen werden als ahl al-kitab (Menschen des Buches, der Thora und der Bibel) bezeichnet. Aus der Sicht der Muslime hat der Prophet Mohammed ein paar „Unstimmigkeiten“ in den Vorgängerreligionen geradegerückt. Vom Ursprung war die Offenheit des Islams gegenüber anderen Religionen nach seiner Entstehung im 7. Jahrhundert auch einer der Gründe für seine sehr schnelle Verbreitung. Mohammed war übrigens eine Waise, der zu seinem Onkel kam, der Kaufmann war, später heiratete er eine wohlhabende Witwe eines Kaufmanns aus einer angesehenen Familie. Diese Heirat ließ Mohammed finanziell abgesichert sein und auch sonst sozial unabhängig werden. Aber viele der Dinge, die sich im Koran wiederfinden, waren für damalige Verhältnisse geradezu revolutionäre Gedanken z.B. auf dem Gebiet der Hygiene. Aber auch wichtige Voraussetzungen für den Handel finden sich darin wieder. Nur wurde der Koran vor vielen Jahrhunderten geschrieben, und Sprache verändert sich. So finden sich bei der Übertragung in die Neuzeit schon die ersten Deutungen. Wobei das natürlich keine Besonderheit des Korans ist, sondern grundsätzlich für alle alten Schriften gilt. Neben dem Koran gibt es noch der Hadith, das sind die Erzählungen und Überlieferungen wie der Prophet gelebt hat, und was er gesagt oder auch nur bewusst geduldet hat. Da wird es noch schwieriger, denn jeder kennt das Prinzip der stillen Post. Und es kommt damit noch deutlich mehr Deutung hinein. Daher sind viele Praktiken und Ansichten im Islam dann doch wieder sehr unterschiedlich in den verschiedenen geographischen Gebieten und Glaubensrichtungen. So steht im Koran etwa, dass alle Menschen gleich sind, also sowohl Männer als auch Frauen gleichwertig vor Gott sind, und ihm gegenüber zu Gehorsam verpflichtet sind. Nun ja, das mit der Gleichheit ist nicht mal in der nach unserer Ansicht freiesten Gesellschaftsordnung – unserer eigenen – so. Und für die Islamische Welt gilt das noch viel weniger. Und ob das überhaupt letztlich wirklich möglich ist, steht dann auch noch auf einem anderen Blatt, führt hier aber in die falsche Richtung. Im Koran steht etwa „… und die Männer stehen in alledem in der Verantwortung“. Konservativ könnte man meinen, damit wären die Männer führend, also gegenüber den Frauen höhergestellt. Es geht an der Stelle im Koran aber um Scheidung und Witwenschaft. Und andere Rechtsgelehrte deuten das nun so, dass die Männer für die Frauen zu sorgen haben, und die Witwen ihrer Brüder zu unterstützen haben. Dazu muss man wissen, dass der Koran tatsächlich eine Rollentrennung vorsieht, und die Frauen eher im Haushalt und bei den Kindern sieht. Und der Mann der Versorger der Familie ist. Daraus folgt aber auch, dass alles was dem Mann gehört, gleichzeitig der Familie gehört. Während Geld, das der Frau gehört, auch tatsächlich nur ihr selbst gehört. So sieht der Koran im Falle einer Erbschaft vor, dass Töchter nur 50% von dem erhalten, was Söhne bekommen. Dabei geht man davon aus, dass Frauen, wie übrigens Männer auch, verheiratet sind. Folglich die Erbschaft der Männer letztlich an deren Familie geht. Und da kommt dann auch schon wieder die konservative Deutung, dass die Männer gegenüber den Frauen höhergestellt sind, und deshalb doch wieder über das Geld der Frauen verfügen dürfen. Man sieht schon, es liegt viel an der Deutung, zumal eben dann noch in einer Grammatik von vor Jahrhunderten. Im Koran ist übrigens auch vermerkt, dass Männer bis zu vier Frauen haben dürfen. Das aber nur unter der Bedingung, dass sie alle ihre Frauen gleich finanziell versorgen, und auch gleich lieben müssen. Im Koran steht dann auch, dass im Grunde kein Mann dazu in der Lage wäre. Manche deuten das so, dass es eher als Behebung einer Notlage einer Witwe gedacht ist, oder aber auch wenn z.B. nach einem Krieg mit vielen gefallenen Männern, alle Frauen so versorgt wären. In Marokko muss übrigens die erste Frau zustimmen, wenn ein Mann eine weitere Frau heiraten möchte. Tatsächlich kommt es in Marokko heute praktisch nicht vor, dass ein Mann mehrere Frauen hat. Sex ist sowohl für Männer wie auch für Frauen nur in der Ehe erlaubt, und dann logischerweise nur mit dem eigenen Partner. Außerehelicher Sex eines Mannes ist übrigens auch heute einer der wenigen Gründe, weshalb in Marokko eine Frau die Scheidung verlangen kann. Andere Gründe wären häusliche Gewalt oder die Unfruchtbarkeit des Mannes. Für Männer ist es deutlich leichter sich scheiden zu lassen. Gleichgeschlechtliche Beziehungen sind in Marokko übrigens grundsätzlich verboten, und werden in letzter Zeit auch wieder stärker verfolgt, nachdem es zuvor eine gewisse stille Duldung gab. Der Koran sieht das übrigens auch überhaupt nicht vor. Um das Thema Koran an der Stelle zu Ende zu bringen, bedeutet das Wort Koran eigentlich Lesung / Rezitation. Man glaubt heute, dass der Prophet Mohammed selbst weder lesen noch schreiben konnte. In der Deutung der Muslime hat er wiedergegeben, was ihm der Erzengel Gabriel in sein Herz geschrieben hat. Der Erzengel Gabriel ist auch im Christentum und auch bei den Juden nicht eben völlig unbedeutend, und ist wieder eine diese Überschneidungen in diesen drei großen Religionen. Vielleicht ist diese gemeinsame Vergangenheit und dann verschiedenen Deutungen einer der Gründe, warum sich diese drei Religionen so schwer miteinander tun. Aber zurück zu Marokko aber auch den Imamen allgemein. Der Begriff Imam kann unterschiedliche Bedeutungen haben. Es kann sich um jemanden handeln, der besondere intellektuelle religiöse Fähigkeiten oder Kenntnisse hat, oder ein religiös-politischer Führer ist. Meist sind aber die Vorbeter in den Gemeinden gemeint. Um überhaupt Imam im Sinne des Vorbeters werden zu können, ist es zunächst mal nötig alle Suren und Verse des Koran aus dem Kopf rezitieren zu können. Der Imam steht dann bei den täglich fünf Gebeten, Fadschr (Morgendämmerung), Zuhr (Mittag), Asr (Nachmittag), Maghrib (Sonnenuntergang) und Ischa (Abend) in der Gebetsnische, dem Mihrab, und rezitiert Koranverse. Durch die besondere Form wirkt die Gebetsnische wie ein akustischer Verstärker, um die Worte des Vorbeters zu der Gemeinde, die sich in seinem Rücken befindet, zu tragen. Gleichzeitig obliegt dem Imam aber auch die Deutung der Koran Verse, um sie in die heutige Zeit zu übertragen. Das gibt ihm großen Einfluss, und genau das ist auch der Grund, warum in Marokko deren Ausbildung und die Bezahlung vom Staat gesteuert wird. Somit liegt die Deutungshoheit dann indirekt auch beim Staat. Männer und Frauen beten getrennt voneinander. Vor dem Gebet sind rituelle Reinigungen durchzuführen, das ist schon ein Punkt, der zur Zeit der Entstehung des Islam revolutionär war. Zu der Zeit war regelmäßiges Waschen eher nicht üblich, und insbesondere auf den langen Karawanen auch nur schwer umsetzbar. Die Gebetszeiten richten sich nach dem Sonnenstand. Da die Sonne bekanntlich je nach Standort zu unterschiedlichen Zeiten auf- und untergeht, sind auch die Gebetszeiten dann von dem jeweiligen Ort abhängig. Und dann wird in Richtung der Kaaba, das Haus Gottes, und damit das größte islamische Heiligtum gebetet. Also in Richtung Mekka in Saudi-Arabien, wo nach islamischer Sicht die erste menschliche Behausung stand – übrigens von Adam errichtet. In Marokko glaubt man übrigens, wenn besonders viele Menschen gleichzeitig um etwas bitten, dann wird das eher von Allah, was übersetzt kein Name, sondern einfach „der Gott“ bedeutet, erhört. Gibt es also eine Dürre, kommt es in Marokko schon mal dazu, dass die Imame dann doch landesweit zu einer einheitlichen Zeit zum Gebet rufen, um gemeinsam um Regen zu bitten.