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10. Reisetag    19.02.2012 – Kisoro

Heute steht unsere erste ernsthafte Wanderung dieser Reise auf dem Programm. Wobei wir uns dazu aufteilen, ein Teil der Gruppe möchte zum Gahinga, einem Vulkan in dessen Hängen Golden Monkey zu beobachten sind. Der Rest der Gruppe, ich selbst auch, entscheidet sich für den Muhavura. Auch er ist ein Vulkan und mit seinen 4127m der höchste von drei Bergen aus einer Kette im Grenzgebiet zu Ruanda. Für uns geht es um 6.30 Uhr los. Es ist noch dunkel, und so holpern wir mit dem Jeep auf nicht eben rückenfreundlichen Straßen zum Ausgangspunkt des Aufstiegs. Dazu müssen wir zuerst noch ein relativ steiles ziemlich ausgewaschenes kleines Stück auf einem Pfad am Fuß des Berges zurücklegen. Und der Führer, der uns unten in Empfang genommen hat, schlägt dabei gleich mal ein ziemlich flottes Tempo an. Ich mache mir wegen des Tempos und des Pfades schon ein bisschen Gedanken, ob es hier so die richtige Entscheidung war, diese Tour zu wählen. Aber ich sehe den meisten aus unserer Gruppe an, dass es ihnen nicht viel anders geht. Da ich mit zweien von ihnen schon unterwegs war, glaube ich aber dann doch, dass es schon so in Ordnung ist, wie es ist.

Aber das ist eigentlich nur das Warmmachen. Wir erreichen eine Holzhütte, die den eigentlichen Startpunkt markiert. Hier treffen wir auch zwei Ranger, die uns auf der richtigen Besteigung begleiten sollen. Einer von ihnen trägt ein Gewehr bei sich, zum Schutz gegen die Büffel, die in diesem Gebiet unterwegs sind, und mit denen ist eben nicht immer gut Kirschen essen. Um 7.40 Uhr geht es schließlich wirklich los, schnell sehen wir auch die Hinterlassenschaften der Büffel, der Pfad ist reichlich übersät mit den Haufen der Tiere, er sieht ein bisschen aus wie der von Kühen, wenn diese eine angeregte Darmaktivität haben. Ich denke mir noch, hätten die nicht auch einen anderen Pfad nehmen können, mir kommt aber auch der Gedanke, dass wir vielleicht doch eher ihren Weg benutzen. Als wir 20 Minuten unterwegs sind, beginnt es zu regnen. Wie schon am gestrigen Abend ist der Regen schon recht ergiebig. Noch sind wir ja im Wald unterwegs. So ziehe ich mir meine dünne Softshelljacke an. Mal in der Hoffnung, dass es nicht lange dauern wird, was aber leider ein Irrtum ist. Andere aus unserer Gruppe berichten unterwegs von den Regengüssen der letzten Nacht, wovon ich überhaupt nichts mitbekommen hatte, da ich selig im Schlafsack geschlummert hatte. Eigentlich sollte es auch noch Trockenzeit sein, aber hier unter ist die Regenzeit offensichtlich ein bisschen früher dran. Je höher wir kommen, desto schlimmer wird es mit dem Regen. So ist meine Jacke schon länger komplett durch, und der Schutz durch die Vegetation wird mit zunehmender Höhe auch immer schlechter. Ich ärgere mich, nicht gleich meine dickere Jacke aus dem Rucksack gezogen zu haben, ja sogar eine Regenhose schleppe ich hier gerade den Berg rauf, aber die liegt schön im trockenen Rucksack. Gegen 10.40 Uhr erreichen wir die erste Hütte auf rund 3100m, oder eben den Platz auf dem sie vorher gestanden hat. Wir machen dort eine Rast, wobei wir uns dabei eher hinter den Felsen runter kauern, da wir an dieser Stelle praktisch aus dem Bereich, in dem es noch einen dichten Bewuchs mit Büschen gibt, heraus getreten sind. Hhhm … die Rast hätte man auch 100m früher machen können, und dafür hier nicht im ziemlich aufgefrischten kalten Wind sitzen. Ich wechsle die Jacke, da mir kalt geworden ist und die Hände ein bisschen zittern, dazu ziehe ich auch gleich noch das Fleeceshirt an. Die rechte Hand ist einigermaßen warm, da ich mir ihr meist den Bambusstock eingesetzt hatte, den man uns unten an der Hütte aufgezwängt hatte. Eigentlich mag ich es nicht sonderlich gerne mit Stöckern zu gehen. Aber der Weg ist schon ziemlich glitschig und der fortwährende Regen macht es auch nicht besser, zumal das ablaufende Regenwasser auch bevorzugt auf dem Pfad abfließt. Die linke Hand ist kalt. Ich denke wieder darüber nach, ob es wirklich gut ist, diese Tour zu gehen. Zumal mir schon hier „arschkalt“ ist, und wir haben noch 1000 Höhenmeter vor uns, die laut Beschreibung noch steiler werden. Dazu komplett durchgeregnet und dazu ein kalter Wind. Und nach den Wolken zu urteilen, sind wir hier mitten in der Suppe. Und nach Besserung sieht es nun wirklich nicht aus.

Nur wenige Höhenmeter später beschließen Vier unserer fünfköpfigen Gruppe umzukehren. Das Wetter zerrt an der Moral, und dann ist da ja noch das Gorilla-Trecking in zwei Tagen. Das sollte das absolute Highlight dieser Reise sein, und gemäß Beschreibung darf man daran mit einer Erkältung nicht teilnehmen, um die Gesundheit der Tiere nicht zu gefährden. So gehen wir mit einem der Ranger wieder runter, was deutlich schneller geht. Kurz vor  Zwölf sitzen wir schon wieder im Jeep, mit dem es noch mal 30 Minuten bis zum Camp braucht. Und wie zum Hohn scheint hier unten die Sonne. Aber beim Blick zurück zum Muharuva sieht man ihn noch immer voll in den dunklen Regenwolken. Wir machen uns Gedanken wie es Martin, unserem willensstärkeren fünften Mann aus der Gruppe wohl geht, dabei bestand die Gruppe eigentlich aus zwei Frauen und drei Männern. Wir steigen jedenfalls erst mal aus unseren nassen Klamotten und hängen sie zum Trocknen auf.

Auf dem Gelände unserer Herberge sitzt ein älterer Mann, der einen Waschservice anbietet. So wäscht er unsere Sachen in einer alten Wanne von Hand mit kaltem Wasser, während wir mehr oder weniger müßig in der Sonne sitzen. Das bedient natürlich wieder alle Klischees über die reichen Europäer und den armen ausgenutzten Afrikaner, ich sage jetzt mal bewusst nicht Schwarzen. Auf der anderen Seite verdient er damit seinen Lebensunterhalt, und ich finde es auf jeden Fall immer besser, jemandem auch die Möglichkeit zum Geld verdienen zu geben, und dann auch ruhig großzügiger dafür zu entlohnen, als einfach nur „billig“ Almosen zu geben. Damit würde man nur Bettelei fördern. Und so traurig es dann im konkreten Einzelfall auch sein mag, man kann ohnehin nicht allen helfen. Man hat uns auch während der Reise und auch schon durch den Reiseveranstalter eingeschärft, auch bettelnden Kindern auf keinen Fall etwas zu geben. Unser Waschservice kostet uns nach unserem Verständnis fast nichts – oder man könnte auch lächerlich wenig sagen, aber wenn man bedenkt, was hier sonst verdient wird, dürfte er sehr zufrieden mit den Einnahmen gewesen sein. Zumal im Laufe des Nachmittags auch die Gruppe vom Gahinga zurück kommt, und ihn weiter gut beschäftigt. Dabei sind seine Waschergebnisse mit den Voraussetzungen durchaus erstaunlich. Hier in Uganda gibt es auch sonst praktisch keine Waschmaschinen, zum einen haben überhaupt nur die wenigsten überhaupt Strom, dann ist die menschliche Arbeitskraft sehr billig, und außerdem ist die Handwäsche eben auch schonender für die Wäsche, und die muss eben möglichst lange halten.

Gegen 17.30 Uhr kommt auch unser letzter „Kämpfer“ vom Muharuva zurück. Er hat es bis zum Gipfel geschafft, ist glücklich aber auch ziemlich geschafft. Wie er berichtet, wurde es wie beschrieben oben zunehmend steiler. Teilweise ging es eher auf alten nicht immer vertrauenserweckenden Holzleiter weiter. Leider hatte er auch am Gipfel kein Glück mit dem Wetter, selbst der Kratersee war nur kurz schemenhaft zu erkennen. Von dem möglichen Rundblick über das Dreiländereck Ruanda, Kongo und Uganda ganz zu schweigen. Ich freue mich mit ihm, dass er es geschafft hat. Gleichzeitig bin ich aber auch froh mit meiner Entscheidung umzukehren. Man überlegt natürlich wie es hätte sein können, wenn man sich gleich vernünftig angezogen hätte. Wobei es heute wohl auch ziemlich unangenehm war. Der Ranger, der unseren Gipfelstürmer begleitet hatte, hat unterwegs mehrfach sein Gummistiefel, ja die laufen in Gummistiefel und nicht in modernen Wandertreter mit allen möglichen hochtechnischen Materialen,  ausgekippt. Er hatte nicht mal Socken an. Ich mag gar nicht daran denken, wie er gefroren haben muss. Aber er hat heute zum ersten mal in seinem Leben Schnee gesehen. Er war schon öfters oben, aber heute lag an ein bisschen geschützten Ecken eben etwas Schnee.

Auf dem Privatgrundstück, auf dem wir hier auch heute zelten, führt uns eine Gruppe von Jugendlichen am Abend einige traditionelle Tänze vor, und animiert uns schließlich auch noch zum Mitmachen, was man eben so mit Touristen macht ;-). Aber auch in den Häusern um uns herum, die teilweise eher noch Baustellen gleichen, finden sich schnell einige Schaulustige, die so über die hohe Steinmauer in den Innenhof des Grundstück blicken können.