• Gipfelkette des Himalaya mit Lotsen und Mt. Everest
    Nepal

    Gipfelkette des Himalaya mit Lotsen und Mt. Everest

  • Blick vom Teide nach Gomera
    Teneriffa

    Blick vom Teide nach Gomera

  • Leopard
    Südliches Afrika

    Leopard

  • Lichtspiele in den Blue Mountains
    Australien

    Lichtspiele in den Blue Mountains

  • Potthols in den Drakensbergen
    Südafrika

    Potthols in den Drakensbergen

20.10.2009      3. Reisetag - Khasab

Heute steht ein gemütlicher Tag des Nichtstuns auf dem Programm, eine Fahrt mit einer Dauh. Dabei ist der Begriff Dauh eigentlich ein Sammelbegriff der Europäer für die Holzbote, mit denen die Omanis lange Zeit die Weltmeeren befahren haben. Eigentlich gibt es aufgrund der Größe und Bauweise verschiedene Typen der Dauh. Ihnen allen gemein ist aber, dass sie vollständig aus Holz gebaut worden sind. Ursprünglich kommt diese Bauform aus Indien. Von dort importierten die Omanis auch später das Holz für die anfänglichen Reparaturen und später eben auch kompletten Neubauten. Denn hier im Oman gibt es nichts, was dafür geeignet wäre. Im Original wurden die Holzplanken durch entsprechende Holzdübel verbunden. Anschließend wurde die Stöße zusätzlich mit den Fasern der Kokosnuss und einer Paste abgedichtet. Für den Bau einer großen Dauh, mit denen die Omanis damals bis nach China segelten, benötigte man dann aber schon mal die Fasern von 50000 Kokosnüssen. Im Jahr 2008 ist die letzte erhaltene Dauhwerft im Oman einem Feuer zu Opfer. Es verbrannt buchstäblich alles. Man hat sie inzwischen aber wieder aufgebaut. Neubauaufträge kommen aber eben nur noch vom Sultan, so steht das letzte vor dem Brand fertig gestellte Schiff vor einem der Paläste des Sultans. Heute sind die Dauhs fast vollständig durch moderne Stahl- oder Fiberglasboote abgelöst worden. Wobei die Lebensdauer einer solchen Dauh durchaus die der modernen Boote um ein paar Jahrzehnte überdauern kann. Im Einsatz sind lediglich noch ein paar in der Fischerei, wobei die Fischer hier eben immer noch mit kleinen Booten und Netzen relativ küstennah arbeiten. Eine Hochseefischerei gibt es nicht, was auch verhindert hat, dass die Gewässer vor dem Oman völlig überfischt worden sind. Die anderen Dauhs versehen ihren Dienst eben noch, wie heute bei uns, im Tourismus. Wobei die Schiffe ursprünglich natürlich Segler waren, heute wird der Antrieb durch Dieselmotoren sicher gestellt.

Kaum das wir den Hafen verlassen haben, überholen uns auch schon einige kleine Schnellboote: Schmuggler. Sie kommen aus dem nahen Iran illegal herüber. Wobei das eigentlich schon nur zum Teil stimmt. Sie befördern auf der Herfahrt zum Beispiel Ziegen herüber, die eben im Iran noch billiger sind als hier im Oman. Auf dem Rückweg transportieren sie dann meist Unterhaltungselektronik oder Zigaretten – da bevorzugt amerikanische. Sie fahren dabei hier in Khasab den offiziellen Hafen an und werden dort auch augenblicklich vom Zoll in Empfang genommen. Sie verkaufen dann mit staatlicher Genehmigung ihre Ware und kaufen auf dem hiesigen Souq ihre Rückfracht ganz offiziell ein. Illegal wird es dann erst auf der Rückreise. Sie beladen ihre Boote dabei fast über das erträgliche Maß hinaus, und versuchen dann an den iranischen Sicherheitskräften wie Marine und Zoll bzw. Polizei vorbei zurück zu fahren. Dazu fahren sie oft in größeren Gruppen. Dadurch können die Meisten, auch wenn sie entdeckt werden, doch entkommen. Die Schmuggler brauchen für die Fahrt etwa 90 Minuten, da sie die Straße von Hormus nicht direkt überqueren, sondern einen Weg von rund 70 Kilometern zurücklegen. Die Omanis selbst verkaufen die Ziegen übrigens meist weiter in die Vereinigten Arabischen Emirate. Die haben den illegalen Handel mit dem Iran untersagt. So verdienen die Schmuggler, wenn sie denn nicht erwischt werden oder sich durch Schmiergeld frei kaufen ganz gut daran, aber auch einige Omanis können damit ganz gut ihr Auskommen sichern.

Aber zurück zu unserer Bootsfahrt. Wir wollen heute ein bisschen in der hiesigen Fjordlandschaft herum schippern. Und dazu sind die Dauhs besonders gut geeignet, da sie nur einen sehr geringen Tiefgang haben. Schon bald begleiten uns ein paar Delphine, die ganz offensichtlich ihren Spaß dabei haben. Unser erstes Ziel ist eines der zahlreichen kleinen Fischerdörfer. Das Dorf selbst sehen wir uns aber wie einige weitere nur vom Wasser aus an. In den Dörfer leben meist etwa 100 Personen. Die Dörfer werden mit den zahlreichen Stromleitungen über die Berge mit Elektrizität versorgt. Straßen oder auch nur Pisten gibt es aber meist keine zu ihnen hin, nicht einmal Trampelpfade sind auszumachen. So kommt alles per Boot. Sogar das Trinkwasser wird meist zweimal die Woche per Schiff gebracht. In dringenden Fällen kommt medizinische Hilfe per Hubschrauber. Die Kinder gehen in Khasab zur Schule und werden entweder jeden Tag mit dem Boot gebracht, oder ist die Entfernung zu groß, leben sie in der Woche in Khasab und nur an den Wochenenden, also Donnerstag und Freitag, bei ihren Familien. Es ist aber erklärtes Ziel des Sultans, diese Menschen in ihren Dörfern zu halten, und eine Abwanderung in die Städte zu vermeiden. So ist nicht nur die Wasserlieferung kostenlos, sondern er vergibt auch vergünstigte Kredite für neue Boote. Oder er ließ in den meisten Dörfern auch neue Häuser bauen, damit die Menschen aus ihren alten aus aufgeschichteten Natursteinplatten gebauten meist etwa 1 – 1,5m in die Erde gelassenen Steinhäuser ausziehen konnten und eben damit einhergehend auch Strom zu haben. Dabei sind die alten Steinhäuser gerade in den heißen Sommermonaten klimatisch viel angenehmer, da sie die Kühle des Bodens besser aufnehmen. Insgesamt ist der Sultan aber bestrebt, möglichst viele der alten Traditionen, Gebräuche und Fertigkeiten in die heutige Zeit herüber zu retten.

Einer der Haltepunkte auf unserer Fahrt ist die alte Telegrafeninsel der Briten. Sie haben damals 10 Jahre gebaut, um eine telegrafische Verbindung von London nach Indien zu schaffen. Und in diesem fast 16km langen Fjord gehört eben eine Telegrafeninsel dazu, bevor diese Leitung hier als erste überhaupt unter Wasser verlegt wurde. Auf dem Posten blieben allerdings je nach Schätzung die britischen Soldaten nur 3-5 Jahre. Es war schlicht unerträglich einsam und viel zu heiß. Im Sommer also Juli und August sind in diesem Jahr Temperaturen von zum Teil deutlich über 50°C gemessen worden. Und das auch noch bei relativ hoher Luftfeuchtigkeit. Selbst jetzt im Oktober haben wir heute noch 36°C gemessen. Da liegt ein Sprung ins Kühle Nass natürlich nahe, aber das Wasser hat auch eine Temperatur von kaum weniger als 30°C. Dafür ist das Wasser meist fast spiegelglatt und nicht selten fast von türkiser Farbe. Taucher können sich auch an einigen Korallen und allerlei bunten Fischen erfreuen. Und schwimmen im Meer ist eben auch was anderes als in einem kleinen Hotel-Pool. Dabei hat unser Reiseveranstalter Chamäleon doch so in den Beschreibungen darauf hingewiesen, das es doch fast überall so was geben sollte.