16.02.2010 17. Reisetag - Ruhetag in Moshi
Nach dem es gestern etwas später geworden war, wache ich auch heute wieder relativ früh auf. Das ist in diesem Urlaub schon zum Normalzustand geworden, dabei habe ich wohlwollend ausgedrückt morgens nicht unbedingt Schlafstörungen. Es folgt die zweite Dusche innerhalb von nur 17 Stunden, ich werde noch den PH-Wert meiner Haut zerstören. Nach einem entspannten Frühstück gehe ich ein bisschen in die Stadt Moshi. Dabei besuche ich verschiedene Supermärkte, oder das was man hier als solche bezeichnet. So kaufe ich zwei Dosen Cola, eine Flasche Saft, eine große Flasche Wasser sowie zwei Pakete Kekse. Die Gesamtsumme beläuft sich auf rund 6500 TSH, oder umgerechnet rund vier Euro. Mein eigentliches Ziel ist eigentlich an Kleingeld zu kommen. Aus dem Geldautomaten hatte ich damals ja nur 10000 TSH bekommen. Der kleine Straßenhändler an der Ecke hat aber durchaus Probleme damit, eine solche Banknote zu wechseln. Wohl gemerkt 10000 TSH entsprechen gerade mal einem Wert von rund 5,50 Euro. Aber eigentlich möchte ich das Kleingeld auch gar nicht wirklich wieder komplett ausgeben, sondern sammle, aus jedem Land das ich besuche, einen Satz an Kleingeld. Hier in Tansania bekommt man praktisch, jedenfalls nach meinen Erfahrungen, auch nur im Supermarkt Münzen als Wechselgeld zurück. Ansonsten wird mehr oder weniger auf volle 500 TSH auf- bzw. abgerundet. Und die 500 TSH stellen eben die kleinste Banknote dar. Wobei gerade die kleinen Banknoten schon ein bisschen länger in Gebrauch zu sein scheinen.
Vielleicht noch ein paar Sätze zu den hiesigen Supermärkten. Ein großer Supermarkt hat hier vielleicht 50qm. Die Ware ist überhaupt nicht oder maximal teilweise ausgezeichnet. Meist gibt es bei den Produkten die Auswahl zwischen genau diesem oder keinem. So gibt es dann auch zahlreiche Überschneidungen bei den Artikeln zwischen den verschiedenen Supermärkten. Nur bei den Keksen gibt es eine tatsächliche Auswahl, nicht mit der bei uns zu vergleichen, aber immerhin gibt es welche mit verschiedenen Cremes gefüllt, und auch sonst noch ein paar verschiedene Geschmacksrichtungen. Meine Auswahl scheint aber den Ameisen hier nicht sonderlich zu schmecken. Während meiner Zeit in der Stadt, habe ich schon einen großen Teil meiner Getränke getrunken, da es heute sehr warm und ein bisschen schwül ist. Und da ich nun mal auch leicht schwitze, lief mir das Wasser nur so runter. Da muss der Flüssigkeitshaushalt natürlich wieder aufgefüllt werden. Während ich nun hier sitze und schon mal ein paar Gedanken zu meinem Vormittag zu Papier bringe, liegt eine angebrochene Packung Kekse neben mir. Vorher hatte man uns eingeschärft, keine offenen Lebensmittel liegen zu lassen, da sich sonst sofort eine Ameisenstraße direkt dorthin bilden würde. Bei meinen Keksen lässt sich keine einzige blicken. Überhaupt habe ich bisher mit meinen Zimmern hier im Basecamp Glück. Ich konnte in keinem davon größere Völkerwanderungen der Ameisen feststellen. Andere aus meiner Gruppe haben dagegen schon ein wahres Massaker mit der chemischen Keule angerichtet, da die kleinen possierlichen Tiere beim Duschen zu hunderten aus dem Brausekopf herausfielen.
Jetzt habe ich eigentlich schon etwas vorgegriffen, denn am Vormittag konnte ich noch beobachten, wie hier Stromleitungen an den Straßen verlegt werden. Zuerst mal muss man wissen, dass die hier natürlich noch an Masten hängen. Und hängen ist eigentlich auch die richtige Wortwahl, denn die Stränge hängen nicht eben sehr gleichmäßig zwischen den Masten. Das hat auch einen einfachen Grund. Ich konnte am Vormittag beobachten, wie zwei Arbeiter auf zwei Masten saßen, einige andere haben von unten die Kabel dann mit der Hand stramm gezogen. Diese Leitung hat nun auch noch hinter dem letzten bemannten Pfahl die Straßenseite gewechselt. Einstweilen wurde sie dort mit zwei größeren Holzklötzen fixiert, und der Verkehr fuhr einfach über das noch auf der Erde liegende Kabel hinweg. Dabei fährt auch ein mehr oder weniger moderner LKW einer schwedischen Marke hinter einem alten klapprigen von einem einzelnen Mann geschoben Holzkarren über das Kabel drüber. Die Gegensätze könnten kaum größer sein, aber wir sind hier eben in Afrika.
Als ich dann zurück ins Basecamp komme, ist es auch schon fast Zeit mich von Anna, Tom und Martin aus meiner Gruppe zu verabschieden. Denn sie werden heute am frühen Nachmittag die Heimreise nach Deutschland antreten. Ruben und Sebastian werden morgen Abend auch fliegen, ich selbst habe mir noch sechs Tage für eine weitere Fotosafari gegönnt. Da wird dann heute Abend vor dem Abendessen noch die Vorbesprechung für die morgen beginnende Tour sein, so werde ich dann bei der Abreise der beiden anderen nicht mehr hier im Basecamp sein. Und in einer Woche geht es für mich dann auch zurück in den deutschen Winter. Liegt eigentlich noch Schnee bei uns? Ich weiß es nicht und im Grunde genommen interessiert es mich im Moment auch nicht. Ich genieße einfach jetzt hier zu sein, und all die kleinen Nicklichkeiten des Alltags hinter mir gelassen zu haben. Ich weiß nicht mal wirklich sicher welchen Wochentag wir eigentlich haben. Ein gutes Zeichen, der Erholungsfaktor dieser Reise stimmt schon mal.
Für den restlichen Nachmittag treibe ich den Erholungsfaktor noch ein bisschen höher. Ich lege mich samt Liegestuhl in den Schatten, und nehme mir mein Buch vor. Im Vorfeld hatte ich mich ein bisschen um die viele Freizeit in den Bergen gesorgt. Mein Überlegungen waren da eher so: wenn man 6 -7 Stunden am Tag geht, dann geht man folglich 17 – 18 Stunden nicht. Und solange kann ich unmöglich jeden Tag schlafen. Und was macht man dann? Ich nehme eigentlich auf jede Reise ein mehr oder weniger dickes Taschenbuch mit und lese es dann auch unterwegs so mit „weg“. Bei meinem ungewollten zusätzlichen Tag auf dem Frankfurter Flughafen habe ich mich noch fast gewaltsam vom Lesen abgehalten, weil ich schlicht die Furcht vor unsäglich langweiligen Stunden am Berg hatte. Jetzt stellt sich heraus, ich bin schon mehr als zwei Wochen unterwegs, und bin erst irgendwo auf Seite 150. An den Bergen war immer was zu tun, und wenn es essen war. Und ich habe dort ungewöhnlich viel geschlafen, so ging es wenn überhaupt nur ein Kapitel am Tag weiter. Aber hier im Schatten ist es jetzt umso schöner einfach nur im immer noch warmen Schatten mit meinem Buch zu liegen - herrrrrrlich.