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4. Reisetag          Loen - 14.11.2022

 

Am gestrigen Abend war ich noch mit ein paar gleichgesinnten auf Deck 2 unseres Schiffs. Dort sind nicht nur die Expeditionsboote, also kleine Schlauchboote mit einem ausgewachsenen Außenbordmotor, sondern auch Kajaks. Und natürlich auch die wasserdichte Bekleidung zum Kajakfahren. Wir haben also einen wasserdichten sich selbst ein bisschen aufblasenden Anzug mit entsprechenden Gummistiefeln, einen wärmenden Anzug zum Darunterziehen, und eine Schwimmweste anprobiert und ausgehändigt bekommen. Um 07:45 treffen wir uns mehr oder weniger damit angezogen am heutigen Tag wieder unten. Was natürlich voraussetzt, heute ein bisschen früher aufzustehen um das Frühstück nicht zu verpassen, gleichzeitig aber auch den etwas sperrigen Anzug und Schuhe schon mal angezogen zu haben. Über Nacht sind wir in den Nordfjord oder auch Innvikfjord gefahren und ankern inzwischen vor der Ortschaft Loen. Unten im Schiff angekommen, ziehen wir uns komplett an, noch im Schiff ist es damit ordentlich warm. Immerhin sollen wir heute wieder um zwölf Grad bekommen. Auch wenn es jetzt noch ein bisschen kühler ist. Aber wie schon in Bergen meint es der Wettergott gut mit uns, auch heute soll es trocken bleiben. Wir fahren in Doppel-Kajaks, als Besonderheit, zumindest habe ich so etwas noch nie gesehen, bin aber zugegeben auch blutiger Laie, haben die ein kleines Ruder, das vom Hintermann mit den Füßen gesteuert wird. Was soll ich sagen, ich sitze auch noch hinten im Boot. Im Vorfeld bin ich ein bisschen nachdenklich geworden, weil meine Mitfahrerin sich scheinbar schon ein bisschen Sorgen macht, dass wir bloß nicht reinfallen … wir dürfen uns nicht beide zur gleichen Seite neigen … Alles klar, und weiß ich logischerweise auch, aber zu viele unruhige Gedanken, können uns auch nass machen. Wir sitzen auf dem Trockenen schon mal kurz Probe im Kajak und auch die Pedale für die Lenkung werden an die Größe angepasst. Dann kann es auch schon losgehen. Wie fast immer, hat der Veranstalter deutlich mehr Angst um „seine Schäfchen“, als ich selbst um mich, und ich bin kein Draufgänger. So sitzen wir auch kurze Zeit später im Boot und paddeln ein bisschen vom Schiff weg, bis alle auf dem Wasser sind. Von da geht es dann mit zwei Guides über den spiegelblanken Fjord. Die Lenkung finde ich ein bisschen hakelig, mit den Paddeln hätte ich es etwas einfacher empfunden, und gefühlt sind meine Füße ein bisschen zu groß dafür, aber alles andere klappt ordentlich, und wir finden im Boot auch meist zu einem einigermaßen gleichen Takt beim Paddeln. Nach knapp 2 Stunden auf dem Wasser ist unsere kleine Runde auch schon wieder vorbei. Genauso unfallfrei wie wir ins Boot gekommen sind, kommen wir auch wieder raus. Anschließend lassen wir uns bzw. die Anzüge noch mit Frischwasser absprühen, um das Salz aus dem aufgespritzten Fjordwasser von den Anzügen abzuwaschen. Nach diesem kleinen Exkurs, ziehen wir uns auch noch um, um uns auch vom im Fjord ankernden Schiff an Land bringen zu lassen. Hier müssen die roten Jacken und natürlich eine Schwimmweste getragen werden. Die normalen Schwimmwesten hängen im Schrank in den Kabinen. Das die roten Jacken, wie man uns „verkaufen“ will, gesetzlich vorgeschrieben sind, lasse ich mal so im Raum stehen, aber ich glaube dann doch eher, sie haben wieder ein bisschen Angst um ihre Schäfchen, und wollen im Notfall leichter reagieren können, was natürlich auch alles sinnvoll ist. Direkt an der kleinen Anlegestelle von Loen ist auch die vermutlich größte Attraktion des Ortes: Die Seilbahn auf den Hoven. Der Loen Skylift soll die steilste Pendelseilbahn der Welt sein. Und ja, der bringt einen schon ziemlich steil die 1050m bis zur oberen Station hoch. Oben angekommen, gibt es entweder nur die schöne Aussicht auf den Fjord und dem Lövanet-See, oder man geht noch ein Stück weit auf einem der zahlreichen, und soweit ich es dann in der noch relativ kurzen noch zur Verfügung stehenden Zeit erkennen kann, gut ausgeschilderten Wegen um die obere Liftstation. Während unten noch Bäume und Gras vorherrschend sind, gibt es hier oben nur noch vereinzelte verkrüppelte Büsche, ein heideartiges Kraut, Moose und Flechten. Das war es dann aber auch schon. Bevor ich aber überhaupt losmarschiere, beobachte ich noch kurz drei Paragleiter, von denen zwei mit uns hoch gefahren sind. Die Strecke dauert mit der Seilbahn übrigens rund 5 Minuten, und die Bahn fährt alle etwa 30 Minuten, oder bei größerem Bedarf entsprechend öfter. Der eine der beiden Paragleiter hat in Windeseile seinen Schirm ausgepackt, die Schnüre in gefühlter Rekordgeschwindigkeit sortiert, da läuft er auch schon los, spannt den Schirm, ruckelt noch kurz an den Schnüren und dann geht es auch schon ab. In der Zeit habe ich kaum einen guten Platz zum Fotografieren gefunden, um nicht zu viele unbeteiligte Personen im Bild zu haben, da ist er auch schon verschwunden. Und auch der andere mit uns hoch gekommene junge Kerl hat bald seine Schnüre sortiert und an seinen Gurten in richtiger Reihenfolge eingehängt, und stürzt sich nach dem abfallenden Anlauf über die Kante. Die junge Frau braucht einen Moment länger, hat dafür später aber auch gefühlt den etwas längeren Flug. Der Aufwind scheint hier ziemlich mäßig zu sein, und sie ist einfach etwas kleiner und vor allem deutlich leichter, und da trägt der Schirm etwas besser. Trotzdem erscheinen mir die Flüge relativ kurz.

Ich selbst gehe von der Station noch ein paar Kilometer und auch einige Höhenmeter weiter, um mich neben dem Kajak am Vormittag noch ein bisschen an der frischen Luft und in der beeindruckenden Landschaft zu bewegen. Irgendwie muss man sich das viele Essern auch verdienen. Nach der Rückkehr zur Bergstation genieße ich noch ein bisschen die Aussicht, bevor ich mit dem Skylift wieder ins Tal fahre. Unter angekommen spare ich mir die kleine Schleife zur örtlichen Kirche, die als eine weitere Attraktion des Ortes Loen angepriesen wird. Hhhm, ein relativ kleine ältere Holzkirche auf dem Land, klang für mich jetzt nicht so spannend, ich mag der Kirche damit Unrecht tun, aber ich habe mir das geschenkt, und bin direkt wieder rüber zum Schiff gefahren. So blieb auch noch genug Zeit für das leicht verspätete Mittagessen, und ein angeregtes Gespräch in der Lounge des Schiffs mit wirklich schöner Aussicht. Gegen 15:30 sollte es dann auch wieder langsam zurück aus dem Fjord gehen. Da wir, wie vom obersten Deck 8 gut zu sehen, sogar etwas früher unseren Ankerplatz wieder verlassen und wenden, scheinen auch die anderen Passagiere nicht gerade bis zur letzten Minute an Land verbracht zu haben. Oberhalb des Ortes Loen hat es übrigens in den Jahren 1905 und 1936 zwei schwere Erdrutsche gegeben, wobei insbesondere der Letzte große Schäden und auch viele Todesopfer im Ort gefordert hat. Daran kann man schon erkennen, dass die steilen Hänge in den Fjorden schon auch Gefahren bergen, die nicht zu unterschätzen sind.