• Gipfel des Mera
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    Gipfel des Mera

  • Sonnenaufgang in der Kalahari
    Namibia

    Sonnenaufgang in der Kalahari

  • Der Avachinsky ist der Hausberg von Petropawlowsk
    Kamtschatka

    Der Avachinsky ist der Hausberg von Petropawlowsk

  • Blick über die Seescharte
    Alpenüberquerung

    Blick über die Seescharte

  • Totenkopfaffee
    Costa Rica

    Totenkopfaffee

16. Reisetag          Gorelij – 25.08.2018

Eigentlich ist unser heutiges Programm laut Reisebeschreibung gestern vorgesehen gewesen. Wegen des besseren Wetterberichts hatten wir aber getauscht. Das hat heute dann den Vorteil, dass wir wieder mit normalen Zeiten in den Tag starten, also Frühstück um 8:00 Uhr. Kurz nach 9:00 Uhr geht es dann direkt vom Zeltplatz unterhalb des Gorelij los. Schon nach wenigen Minuten geht es auf den Pfad, der uns direkt zum Hauptgipfel des Gorelij führt. Dazu muss man wissen, der Gorelij ist eigentlich ein eigenes Vulkansystem mit insgesamt elf Kratern. Zu seinen Besonderheiten gehört, dass er keine größeren Mengen Lavaasche oder Ähnliches auswirft, sondern direkt relativ festes Material, das sich dann im Bereich der Krater ablagert und diese entsprechend wachsen lässt. Am Hauptkrater befinden sich eigentlich schon zwei Krater. Im ersten, den man nach ca. 800 Höhenmetern erreicht, kann man auf einen grünen Kratersee blicken, auf dem einige Eisschollen treiben. Wir erreichen den Kraterrand nach ca. zweieinhalb Stunden. Zum eigentlichen Gipfel ist es dann nicht mehr weit, den bildet eine Spitze, die sich mit ihren 1829 m deutlich vom restlichen Kraterrand abhebt. Wir gehen weiter am Kraterrand entlang, um diesen dann zu umrunden. Die meisten Besucher heute, und es sind relativ viele, da offensichtlich viele Russen aus dem nahen Petropawlowsk das gute Wetter am heutigen Samstag für einen Ausflug nutzen, drehen am Gipfel wieder um. Wir können auf unserer Runde auch in den zweiten Kratersee hinabblicken. Bei ihm handelt es sich um den derzeit aktiveren Krater. In ihm befindet sich stark schwefelhaltigen Säure, dass jegliches organisches Material innerhalb kürzester Zeit zerfrisst. Seine Farbe ist entsprechend mit fast oliv gänzlich anders, als der sehr viel freundlicher aussehende See im älteren Teil des Hauptkraters. Aus dem kleinen neuen Kratersee sind auch die letzten Eruptionen in den Jahren 1980-1981 und 1984-1986 ausgebrochen. Und auch nur dort gibt es zahlreichen Fumarolen am Kraterrand. Seit 2010 stellt man wieder verstärkt Aktivitäten am Gorelij fest, so hat man bei ihm die Warnstufe wieder auf gelb hoch gesetzt. Vielleicht auch ein guter Zeitpunkt, um mal über verschiedene Zählarten von Vulkanen zu sprechen. So hat Japan nach eigenen Angaben zwischen 300 und 400 Vulkane. Bei ihnen gelten Vulkane als aktiv, wenn sie nachweisbar jemals ausgebrochen sind. Kamtschatka verfügt je nach Quelle über um die 160 Vulkane, russische Vulkanologen bezeichnen davon 28 als aktiv. Bei ihnen sind Vulkane nur dann aktiv, wenn sie in den letzten 1000 Jahren ausgebrochen sind. Und viele der Vulkane auf Kamtschatka können wohl als sehr aktiv gelten, so brechen in jedem Jahr durchschnittlich sechs Vulkanen in Kamtschatka aus, wobei nicht jeder dieser Eruptionen dann zwangsweise riesige Mengen an Lava oder Vulkanasche auswerfen, es sind häufig auch sehr begrenzte „kleine“ Eruptionen, bei denen große Mengen Gase mit relativ wenig Material an die Erdoberfläche drückt. Die Vulkane in Kamtschatka sind im Wesentlichen auf zwei Linien aufgereiht. Auf der westlichen Seite hin zum Ochotskischen Meer liegt die Reihe der nach russischer Sichtweise erloschenen Vulkane. Im östlichen Teil entlang des Pazifiks reihen sich die Aktiven auf. Aufgrund der geringen Bevölkerungsdichte gibt es trotz der vielen Eruptionen kaum menschliche Opfer. Wenn sind eher Vulkanologen oder aber Touristen betroffen. Verbunden mit den Aktivitäten der Vulkane gibt es in Kamtschatka auch relativ viele und auch starke Erdbeben. Das liegt ebenso wie die Entstehung der Vulkane an den tektonischen Platten der Erde. So schiebt sich auf der Linie von Kamtschatka bis hinunter nach Japan die pazifische Platte unter die eurasische Platte, auf deren Rand Kamtschatka liegt. Das geschieht übrigens mit sehr hoher Geschwindigkeit von 8 – 10 cm pro Jahr. Gleichzeitig schiebt sich auch die nordamerikanische Platte, auf der übrigens auch Teile des südöstlichen Sibiriens liegen, unter die eurasische Platte. Das geschieht mit einer Geschwindigkeit von 3 – 4 cm pro Jahr. Man kann sich unschwer vorstellen, welche gigantischen Mengen an Material dabei nach unten gedrückt werden, und welche Spannungen das zwangsläufig auslöst. So gehört Kamtschatka zum erdgeschichtlichen aktivsten Teil unseres Planeten.

Aber zurück zu unserem Tag, wir gehen weiter auf unserer Runde um den Hauptkrater des Gorelij. Bei klarer Sicht wie heute, ist es möglich bis hinüber zum Pazifik zu schauen. Wir wollen auf der dem Gipfel gegenüberliegenden Seite bis hinunter zum mit leicht milchigem Wasser gefüllten alten Kratersee zu gehen. Auch wenn mir beim Hinuntergehen von geschätzt 75 Höhenmeter bis zum Wasser schon in den Sinn kommt, dass der Aufstieg ziemlich beschwerlich sein könnte, da es auf sehr losem Material nach unten geht. Dafür ist das Panorama unten sehr beeindruckend, zumal auch gerade die Wolken über dem Vulkan vom Wind weggetrieben werden. So kommen die vielen aufgetürmten zum Teil sehr bunten Gesteinsschichten sehr gut zur Geltung, dazu der fast türkisfarbene See mit den Eisschollen darauf. Genauso kalt ist das Wasser allerdings auch, aber wir wollen ja auch nicht darin schwimmen gehen. Sehr schön! Auch wenn wir mit ein bisschen Häme feststellen, dass wir einigen oben am Kraterrand mit unseren bunten Jacken ein bisschen die Bilder des Kratersees versauen. Das hält uns aber natürlich nicht davon ab, unten am Kratersee auch unsere Mittagspause zu machen. Auf dem Weg auf dem wir hinuntergekommen sind, geht es auch wieder hinauf zum Kraterrand, was aber leichter ist, als ich im Vorfeld befürchtet hatte. Wir gehen schließlich noch zu einem etwas kleineren Nebenkrater des Gorelij in direkter Nachbarschaft hinüber. Dieser ist vom Durchmesser etwas kleiner als der alte Hauptkrater. Vor allem ist er aber deutlich flacher. Hier ist nur etwas verblüffend, wie kreisrund der Schnee aus dem größten Teil des Kraters getaut ist.

Für uns geht es dann vom Nebenkrater wieder abwärts, wobei die Querung in Richtung des Hauptpfades, auf dem wir auch aufgestiegen waren, anfangs ein bisschen beschwerlich ist. Er verläuft meist über Kieselstein bis zum mehr oder weniger großen Geröll, ist dann allerdings immer wieder durch tiefe Gräben, geschaffen durch die Erosion des Schmelzwassers, durchzogen. Dafür geht es dann aber über ein Schneefeld mit gefühlten Siebenmeilenstiefeln in einer Mischung aus Gehen und Schlittern einen Teil des Abstiegs ziemlich zügig voran. Auch wenn er sich inzwischen ein bisschen zuzieht und die Luft ein bisschen feuchter wird, ist das Wetter heute doch sehr viel besser als vorhergesagt. Insbesondere am Vormittag war es nach der kalten und feuchten Nacht und dem ziemlich frischen Wind am Morgen, schon bald sonnig geworden, und auch zahlreiche Vulkane der näheren und weiteren Umgebung haben sich im besten Licht gezeigt. Nach gut 14 Kilometern Strecke, und rund 980 Höhenmeter Aufstieg erreichen wir schließen gegen 16:45 Uhr wieder unser Camp.