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20. Reisetag    29.02.2012 – Kampala

Heute verlassen wir den Murchison Falls Nationalpark, um zurück in die Hauptstadt Kampala zu fahren. Wir stehen gegen 5 Uhr auf und verpacken noch das eigene Gepäck, bauen die Zelte ab und verladen alles. Alles Weitere hatten wir ja bereits gestern verstaut. So können wir bereits um 5.45 Uhr abfahren. Das ist rekordverdächtig. Selbst die Sonne zeichnet sich noch nicht mal ab. Es geht zurück in Richtung Fähre in Paraa. Im ersten Jeep sieht man noch eine Hyäne auf der Piste und noch ein Leopard, aber auch der ist mindestens so schnell verschwunden, wie der gestern. Dazu ist es auch noch ziemlich dunkel. Ich selbst bin auch heute wieder im zweiten Auto und bekomme von alle dem überhaupt nichts mit. In Paraa stehen wir ziemlich weit vorne an der Fähre, so können wir gleich mit der ersten über den Victoria Nil übersetzen, ohne lange warten zu müssen. Aber inzwischen haben wir ja auch schon ein bisschen die afrikanische Lebensart aufgesogen, und sind völlig entspannt dabei, sonst kann man auch einfach die nächste nehmen. Auf der anderen Seite stöbert ein Warzenschwein in der Nähe des Anlegers herum, wir machen noch ein paar Alibifotos, könnten schließlich die letzten sein, und auf der Speicherkarte ist auch noch Platz genug. Weiter geht es den gleichen Weg, auf dem wir vor ein paar Tage auch gekommen sind in Richtung Parkausgang. Ein paar Kilometer vor dem Ausgang muss der erste Jeep, an dem auch der Küchenwagen hängt, stoppen. Paul, der Fahrer, und Pete(r) reparieren den etwas leckenden Bremsschlauch notdürftig. Vielleicht noch eben ein Satz zu Pete, wie man ober sehen kann, ist das „r“ eingeklammert. Sein westlicher Name ist eigentlich Peter, er wird aber immer nur Pete gerufen. Neben den westlichen Namen tragen sie alle auch noch einen einheimischen, den ich hier mal als den kulturellen bezeichnen möchte. Wenn sie zu Hause in der Familie sind, benutzen sie meistens den kulturellen, unterwegs den westlichen, so sprechen sie sich auch untereinander an oder auch mit anderen Bekannten, die man eben irgendwo im Land so trifft. Aber zurück zu dem Bremsschlauch. Wir hatten geplant, in Masindi in einem kleinen Restaurant zu frühstücken, weil es eben schneller geht – eigentlich gar nicht die afrikanische Entspanntheit, als wenn wir es morgens noch alles aus dem Küchenwagen heraus geräumt hätten und später das Geschirr abgewaschen und wieder alles verstaut. Wobei schneller in Afrika natürlich auch eine relative Geschichte ist. Aber wir sind ja auch wieder nicht auf der Flucht. Außerdem gibt es hier seit Tagen wieder die erste Toilette mit Spülung. Sowas kann man natürlich auch gleich mal genießen, wo wir schon mal da sind. Während dessen wird der Jeep mit dem Bremsschlauchproblem in die Werkstatt gebracht. So gesehen, ist es natürlich besonders geschickt gewesen, das Frühstück hier her zu verlegen.

Unser nächstes Ziel ist eine Nashornaufzuchstation. Die hier gezüchteten Nashörner sollen als Fernziel auch wieder in einem Nationalpark ausgewildert werden. Zurzeit gibt es in Uganda keine freilebenden Nashörner mehr. Angefangen ist man hier mit sechs Tieren. Inzwischen sind es zwölf, wobei vor kurzem ein weiteres dazu gekauft worden ist, es gab aber auch ein Neugeborenes zu feiern. In der Aufzuchtstation, die relativ buschig ist, teilen sich die Nashörner die Weiden mit Ankole Rindern. Sie werden auch zusammen gehalten, dabei sorgen die Rinder dafür, dass das Gras besser abgefressen wird, und eben auch immer frisches nachwächst. Zusätzlich werden auch hier in der Trockenzeit Teilflächen abgebrannt. Als wir bei den Nashörnern eintreffen, ist es bereits Mittagszeit. So liegen vier der Tiere, die wir uns ansehen, im Schatten. Wieder mal sind die Tiere intelligenter als die Touristen, die hier wieder im prallen Sonnenschein umher laufen. Dabei war es auf der Fahrt hier her meist bedeckt. Die kleine Gruppe Nashörner besteht aus einem Weibchen, dem Bullen der Herde und einer Mutterkuh mit Kalb. Zumindest das andere Weibchen steht kurz auf, dreht eine kleine Runde und legt sich woanders wieder in den Schatten. Das Jungtier ist da schon etwas agiler und fordert von der Mutter Milch, wenn auch vergebens. Die Nashörner sind ganz offensichtlich an Besucher gewöhnt, so können wir bis auf etwa 50m an sie heran gehen, ohne dass sie eine Reaktion zeigen. Normalerweise nicht so die optimale Entfernung zu einem Nashorn. Zumal Nashörner schlecht sehen können, dafür aber umso besser riechen. Und im Zweifelsfall eben auch eher die Attacke wählen, als die Sache laufen zu lassen.

Nach dem wir die Nashörner wieder verlassen haben, gibt es ein Stück weiter ein schnelles Picknick an der Straße, bevor wir das letzte Stück bis nach Kampala in Angriff nehmen. Während wir die Pause machen, rückt ein Trupp Arbeiter an, um eine Fahrbahnmarkierung auf die Straße zu malen. Und das ist durchaus wörtlich zu nehmen. Sie legen ein langes Seil so gerade wie möglich aus, messen mit einem kurzen Seil den Abschnitt zu dem Seil auf der anderen Straßenseite, um einen möglichst gleichmäßigen Abstand zu bekommen. Anschließend markiert ein Arbeiter des Trupps den Verlauf des Seils mit einer mehr oder weniger gleichmäßig gestrichelten weißen Linie. Dann wird das Seil entfernt und weitere Arbeiten tragen mit Eimer und Pinsel die eigentliche Fahrbahnmarkierung auf. So ist mehr als ein Dutzend Arbeiter damit beschäftigt, die beiden Seitenmarkierungen auf die Straße zu malen. Und wirklich Meter schafft es so auch nicht. Denn während das Seil ausgerichtet wird, sehen die „Maler“ zu, und während die dann den Strich aufmalen, schauen die „Vermesser“ zu. Aber hier hat man eben noch Zeit, und die menschliche Arbeitskraft ist billig.

Wir wollen weiter, denn je näher wir der Hauptstadt kommen, desto dichter wird der Verkehr werden, und entsprechend langsamer werden wir voran kommen. Und wenn möglich möchten wir dem großen Feierabendverkehr aus dem Wege gehen. Das gelingt nicht völlig, aber der Verkehr ist auch tagsüber hier völlig chaotisch. Wir sehen in Kampala auch die erste Ampel auf unserer Reise. Den Verkehr auf der Kreuzung regeln dann aber doch drei Polizisten nach ganz anderen Regeln. Immerhin sind sie sich aber untereinander einig, wobei ich nicht recht erkennen kann, wie sie sich dabei abstimmen. Ansonsten drängelt sich hier jeder so gut er kann auf die Kreuzungen und in die Kreisel hinein. Dazwischen kurven dann noch die kleinen 125ccm Mopeds mit bis zu vier Personen auf dem Gefährt. Und als wäre das nicht schon genug, sind mittendrin auch noch die Radfahrer, die ihre Transportdienste anbieten.

Kampala ist die Metropole des Landes, direkt in Kampala leben etwa 1,5 Millionen Menschen, und etwa alle drei Jahre werden es 100000 mehr. Was auch nicht zuletzt auf den Zuzug insbesondere aus dem armen und immer noch nicht völlig befriedeten Norden zurück zu führen ist. Dazu gleich noch eine Geschichte, die mir hier auf der Rückfahrt passiert ist. In der Stadt sind auch einige Bettler zu sehen. Dabei handelt es sich oftmals um Frauen mit ihren kleinen Kindern auf dem Arm. Wir stehen mal wieder irgendwo weil es nicht weiter geht. Da langt ein junges Mädchen durch das offene Fenster und zupft vorsichtig an meinen Haaren auf dem Arm. Die sind relativ lang, was für hiersiege Verhältnis völlig untypisch ist. Die Farbigen haben praktisch nie welche auf den Armen, bei den Stämmen im Norden gibt es sogar Menschen ohne jegliche Behaarung – auch nicht auf dem Kopf. Und hier war die Besonderheit eben nicht die weiße Haut, sondern die Haare, die das Mädchen offensichtlich so verwundert haben, dass sie es auf Echtheit testen musste. Etwas was mir übrigens auch schon beim Besuch der Schule in der Nähe von Jinja am Anfang dieser Reise passiert ist.

Irgendwann erreichen wir dann aber doch unsere Lodge. Sie liegt etwas oberhalb der Stadt. Die Unterkunft ist eindeutig die beste auf der ganzen Reise, und das liegt nicht nur daran, dass wieder warmes und kaltes Wasser – regelbar – fließt. Und nach dem Staub und Schweiß der letzten Tage ist eine gründliche Körperpflege auch mehr als nötig. Beim gemeinsamen Abendessen verabschieden wir uns bereits von Paul und Pete, die wir morgen nicht mehr wiedersehen werden. Sie werden zurück nach Jinja fahren, zum Hauptstützpunkt der Reiseagentur. Dort die Ausrüstung gründlich reinigen und für die nächste Tour vorbereiten. Noch ist Hauptreisezeit, da gilt es keine Zeit zu verlieren, denn die Regenzeit wird in spätestens einem Monat so richtig in Gang zu kommen. Paul meinte an einem der letzten Abende, er wird seine Familie wohl nicht sehen können, obwohl diese auch in der Nähe von Jinja wohnt. Doch jetzt hätte er einfach keine Zeit, kaum das die Ausrüstung gereinigt und auf Vollständigkeit geprüft ist, beginnt auch schon die nächste Tour. So wäre es nicht ungewöhnlich, wenn er in der Hauptreisezeit für Monate nicht zu Hause wäre, oder wenn dann höchstens für einen oder zwei Tage. Immerhin verdient man im Tourismus für die lokalen Verhältnisse recht gut für die Opfer, die man dafür bringen muss.