5. Tag Parque Nacional del Teide – 02.05.2018
Wecken ist heute um 4:45 Uhr. Da ohnehin kaum noch jemand schläft, geht es sogar noch ein paar Minuten früher los. Geplant ist, dass wir gegen 5:30 Uhr zum Gipfel des Pico del Teide aufbrechen. Vom Refugio Altavista auf rund 3260 m gelegen, sind es noch etwa 460 Höhenmeter zum Gipfel. Geplant ist dafür eine Gehzeit von ca. 2 Stunden, so dass wir dann zum Sonnenaufgang gegen 7:30 Uhr pünktlich da sein sollten. In der Hütte werden die aktuellen Wetterdaten vom Teidegipfel, oder genauer gesagt der oberen Seilbahnstation am Teide angezeigt: +1,3 °C und eine Windgeschwindigkeit von knapp 30 km/h. Also sehr günstige Bedingungen. Da es vor Sonnenaufgang logischerweise noch dunkel ist, machen wir uns also mit Stirnlampen auf den Weg. Leider hat eine Mitreisende ein kleines Problemchen mit ihrem Kreislauf, weshalb wir es ein bisschen langsamer angehen. Gegen 7:00 Uhr erreichen wir die Bergstation der Seilbahn. Am Horizont zeigen sich bereits die ersten rötlichen Streifen. Zum wirklichen Gipfel des Pico del Teide sind es von hier noch etwa 170 Höhenmeter. Diesen Turm hat sich der Teide bei seinem letzten Ausbruch „zugelegt“. Der Teide ist mit rund 7500m der dritthöchste Inselvulkan der Erde. Moment mal, der Gipfel des Teide ist 3718 Meter über dem Meeresspiegel. Alle kanarischen Inseln sind vulkanischen Ursprungs. Da der Atlantik mit annähernd 4000 m hier sehr tief ist, hat es, wie man sich denken kann, bereits sehr lange gedauert, bis sich die kanarischen Inseln und damit auch Teneriffa überhaupt bis an die Wasseroberfläche vorgearbeitet haben. Insgesamt schätzt man den Teide bzw. seine Vorläufer auf etwa 1,5 Milliarden Jahre. Heute weiß man, dass es mit den Teno, Anaga und Adeje vor etwa 8 Millionen Jahren noch drei Vulkansysteme auf Teneriffa gab. Alle drei erloschen vor ca. 5 Millionen Jahren und ca. 1 Millionen weitere Jahre später entstand der Cañadas, der Vorläufer des heutigen Teide, der in der Folge ein deutlich höheres Vulkangewölbe ausbildete, als es heute der Teide ist. Was dann geschah ist heute nicht zu 100 % geklärt. Eine Theorie besagt, dass der Cañadas infolge einer großen Eruption in sich zusammenstürzte und die heutige Caldera bildete. Sie umfasst übrigens eine Fläche von ca. 10 x 17 Kilometer. Die vermutlich wahrscheinlichere Variante ist aber, dass das Vulkangewölbe bei der großen Eruption zerbarst, und der südliche Teil der heutigen Caldera ein Trümmerfeld ist. Der nördliche Teil der Caldera sich in einem gigantischen Erdrutsch ins Meer ergoss, was auch das große Plateau unterhalb des Meeresspiegels dort erklären würde. Allgemein sind explosionsartige Eruptionen auf Teneriffa aber extremst selten, die einzige überlieferte fand ca. 50 vor Chr. statt. Der letzte Ausbruch, im Bereich des Teide Massivs überhaupt, war im Jahre 1909, und der war etwa 10 Kilometer nordwestlich des Teide. Der erdgeschichtlich gesehen selbst übrigens ein „Jüngling“ von gerade mal ca. 175000 Jahren ist.
Aber für uns wird es zunächst erst einmal Zeit, zügig die letzten Meter bis zum Gipfel zu nehmen. Für jeden Tag werden übrigens nur für 200 Personen Genehmigung ausgestellt, die auch noch den Weg von der oberen Seilbahnstation bis ganz hinauf zum Gipfel gehen dürfen. Dazu kommen dann noch die 54 möglichen Gäste des Refugio Altavista. Darüber hinaus gibt es noch einen zwar inoffiziellen aber tolerierten Weg, um ganz nach oben zu kommen. Der Kontrolleur des Weges kommt morgens mit der ersten Seilbahn und fährt abends mit der letzten wieder hinunter. Kommt man nun auf dem Weg, auf dem auch wir heute hoch gekommen sind, nach der letzten Gondel oben an, hindert einen auch niemand, auch die letzten Höhenmeter noch zu nehmen. So ist es auch gestern geschehen, eine Gruppe von drei Wanderern mit ihrem Führer war wie wir gegen Mittag von El Portillio kommend zur Hütte aufgestiegen, aber von dort dann gegen 16:20 Uhr weiter bis zum Gipfel aufgebrochen. Und nach einem kurzen Aufenthalt dort dann wieder die ganze Strecke zurück bis El Portillo. Am gestrigen Abend, waren sie gegen 19:30 Uhr zurück an der Hütte, kurz darauf ging dann auch die Sonne unter. Von da ist es dann noch ein Abstieg von rund 1200 Höhenmetern. Das bedeutet etwa 1700 Höhenmeter hinauf, und dann auch wieder hinunter. Die Option ist also eher etwas für die wirklich sportlichen. Wir selbst schaffen es quasi pünktlich zum Sonnenaufgang bis zum Gipfel. So können wir noch beobachten, wie die Sonne die unter uns liegenden Wolken von unten bescheint und unmittelbar darauf über die Wolken hinaus steigt. So dürfen wir heute vom Gipfel aus auch den Schattenwurf, den wir gestern in Richtung Gran Canaria am Abend bewundern durften, hinüber nach La Gomera genießen. Aber ich persönlich fand das Lichtspiel der unter uns liegenden Wolken fast noch schöner. Wobei man aber auch den Grund erkennt, warum die Anzahl der Besucher auf dem Gipfel begrenzt wird. Derzeit sind hier die rund 50 Personen, die vom Refugio Altavista herüber gekommen sind, hier, und es ist ausreichend voll, um das Hier und Jetzt auch noch genießen zu können. Und die Seilbahn bringt schließlich ganze Ladungen von Touristen auf den Teide, und nicht alle haben unbedingt geeignete Schuhe dabei. Von hier oben kann man auch schön beobachten, wie die aufgehende Sonne die wenigen Wolken, die sich in der Caldera verirrt haben, bereits auflöst. Auch unser heutiges Hotel, in dem wir bereits die vorletzte Nacht genießen durften, ist von hier oben schön zu sehen.
Nach dem Abstieg bis zur oberen Station der Seilbahn machen wir zunächst einmal unsere Frühstückspause. Bei vielen, wie bei mir auch, hat es heute Morgen in der Früh lediglich einen Energieriegel oder ähnliches gegeben. Von hier steigen wir dann auch nicht über den normalen Hauptweg ab, sondern nehmen einen kleinen Umweg über den Pico Viejo, immerhin mit 3134 m der zweithöchste Berg auf Teneriffa. Von ihm ging übrigens auch im Jahre 1798 die letzte Eruption in der Caldera aus. Der erste Teil unseres Abstiegs führt über kalte Lavafelder mit groben Gestein. Es wird auch als Lavabrocken bezeichnet. Das ist relativ mühselig, aber kurz vor dem Pico Viejo wechselt es dann wieder zum sehr viel leichteren Bimsstein. Der Viejo liegt vom Teide kommend rechts, also in westlicher Richtung. Vom offiziellen Wanderweg ist es nur ein kleiner Schlenker bis zu dessen Kraterrand. Es ist lediglich ein kleiner Anstieg von etwa 70 Höhenmeter bei mäßiger Steigung zu machen, bis man in den Krater hineinsehen kann. Und in Verlängerung des etwa 800 m durchmessenden Krater sieht man an klaren Tagen wie heute La Gomera, immerhin etwa 50 km entfernt. Von hier sind wir noch etwa 3,5 Stunden und 900 Höhenmeter abwärts unterwegs, um zu unserem Hotel zu kommen. Dabei kommen wir noch einigen weiteren kleinen Feldern mit Lavabrocken aber auch an erkalteter pyroklastischer Lava vorbei. So erreichen wir nach insgesamt rund 460 m Aufstieg und 1650 m Abstieg gegen 14:00 Uhr unser Tagesziel. Dort gönnen wir uns auf der Sonnenterrasse zunächst einmal eine kühle Erfrischung, bevor es unter die Dusche geht.
Die Tagesetappe ist etwa 12,8 Kilometer lang bei einem Höhenanstieg von 475 m, der Abstieg beträgt rund 1720 m.