19.Tag Denali Nationlapark – 17.06.2015
Heute geht es wieder etwas früher raus als gestern. Wir wollen mit dem Tourenbus um 7:45 Uhr weiter in den Denali Nationalpark fahren. Im Nationalpark selbst ist das Fahren mit privaten Fahrzeugen nicht erlaubt. Bei den Bussen kann man nun verschiedene Tickets kaufen, die verschieden weit in den Park hineinreichen. Bis zu dieser Zone hin, in die das Ticket reicht, kann man unterwegs die Busse laufend wechseln. Aber so wirklich viele offizielle Gelegenheiten dazu gibt es nicht, da es nur wenige offizielle Haltestellen gibt, an denen es dann aber öffentliche Toiletten, einen kleinen Shop und auch kleine Ausstellungen gibt. Dort sind auch immer Ranger, die bereitwillig über den Park informieren. Man kann im Vorfeld aber durchaus mit dem Fahrer einen anderen Punkt zum Absetzen vereinbaren und dann irgendwo anders in einen anderen Bus wieder zusteigen. Auf der Straße darf man zwar nicht mit dem eigenen Fahrzeug fahren, aber Radfahren und Wandern ist erlaubt. Im Denali gibt es für die Besucher nur eine Strecke, auf der man hinein und auch wieder hinaus fährt. Sie endet nach ca. 80 Meilen am Wonderlake, der auch unser Ziel ist. Direkt am Eingang der eigentlichen Schutzzone, ab dem die privaten Fahrzeuge nicht mehr genutzt werden dürfen, steigt eine junge Rangerin in den Bus, begrüßt uns kurz und stellt den Park als eine große intakte Einheit vor, die bis zu den Mücken reicht. Gut auf letztere hätte ich gestern am Abend durchaus verzichten mögen, aber wie schon an anderer Stelle gesagt, sind sie im Verhältnis zu ihrer Anzahl nicht sonderlich aggressiv. Interessant an der Prozedur ist aber noch, dass sie sich mit dem Namen „Rangerin Kelly“ vorstellt. Soldaten die sich beim amerikanischen Militär freiwillig melden, werden für die Dienstzeit dann auch Eigentum des Landes. Verletzt man sich während der Dienstzeit mutwillig selbst, ist das eine Beschädigung von Staatseigentum und gleichzeitig Verrat am Land. Das mag bei den Rangern anders sein, ich weiß es schlichtweg nicht, aber interessant finde ich es schon. Denn dass sie Rangerin ist, konnte man auch unschwer an der Uniform erkennen. Als wir am Nachmittag wieder an gleicher Stelle aus dem Park fahren, ist übrigens eine andere junge Rangerin im Dienst, und winkt uns freundlich zu.
Im Park selbst ist man mit den unzähligen Bussen fast ein bisschen in der Kolonne unterwegs. Stockungen gibt es immer nur dann, wenn Tiere relativ dicht an der Straße zu sehen sind. Was aber für meine Begriffe und mein Gefühl relativ wenige waren, dafür dass man den Denali Nationalpark überall als „den“ Park in Alaska bezeichnet. Fairerweise muss man natürlich sagen, dass das Leben in diesen Breitengraden für Flora und Fauna mit der kurzen Vegetationszeit extrem hart ist, und es alleine schon deshalb keine riesigen Herden an Wildtieren wie in Afrika gibt – mit Ausnahme der Karibus zur Zeit der großen Wanderungen vielleicht. Wir haben insgesamt vier Elche und etwa zehn Karibus gesehen, letztere waren zweimal zu zweit und ansonsten allein unterwegs. Dazu kommen noch drei einzelne Dallschafe in großer Entfernung und eine Art Ptarmigan, also Schneehühner. Wobei wir bei denen vor allem zwei Küken auf dem Weg gesehen haben, die Henne mit dem übrigen Nachwuchs war bestenfalls noch im Unterholz zu erahnen. Dazu kommen noch zwei Bären in sehr großer Entfernung, einer davon war eine Bärin mit drei Jungen. Ansonsten gibt es nur sehr viel Landschaft, die ist zugegeben schön umso mehr bei schönstem Sonneschein wie heute, insbesondere mit den Spiegelungen auf dem Wonderlake und natürlich dem Mt.McKinley, der sich uns völlig wolkenfrei präsentiert, was eher die Ausnahme für ihn ist. Dazu vielleicht gleich noch eine Anmerkung: per Dekret hat der derzeit amtierende US Präsident Barack Obama den Mt.McKinley seinen ursprünglichen Namen Denali Ende August 2015 wieder gegeben. Denali heißt in der Sprache der hier früher vorherrschenden Athabasca Indianer so viel wie „der Große“. Was auch nicht übertrieben ist, immerhin ist er mit seinen 6159m der höchste Berg Nordamerikas. Aber die Umbenennung hat für ihn praktisch schon eine große Tradition. Zur Zeit der russischen Herrschaft hier hieß er Bolschaja Gora, was immerhin noch eine ähnliche Bedeutung wie Denali hat. Dann wurde er ca. 1880 bis Ende der 1890er in Densmore’s Mountain nach einem Goldgräber benannt. Ab 1897 versuchte dann ein anderer Goldgräber ihm den Namen Mt. McKinley nach einem Präsidentschaftskandidaten aus Ohio zu geben. Dieser Name wurde dann 1917 offiziell. Eine Anekdote am Rande, William McKinley wurde tatsächlich Präsident, wurde dann aber zu Beginn seiner zweiten Amtszeit ermordet. Seit 1975 versuchte nun der Bundesstaat Alaska den ursprünglichen Namen Denali wieder durchzusetzen, was aber lange daran scheiterte, das kein Präsident die Wähler in Ohio verprellen wollte, da sie als wechselhaft zwischen Demokraten und Republikaner gelten, und schließlich die Präsidentschaftswahlen mitentscheidend beeinflussen. Der Nationalpark wurde 1917 noch als Mount McKinley Park gegründet. Der Park selbst wurde schließlich 1980 in Denali National Park and Preserve umbenannt. Er umfasst insgesamt eine Fläche von etwa 24585 Quadratkilometer, ist also etwas größer als das Bundesland Hessen. Davon sind allerdings 10.000 km² erst 1980 dazugekommen und haben einen geringeren Schutzstatus (Preserve). Dort ist beispielsweise die Jagd erlaubt. Das Besondere an dem Denali Nationalpark ist, dass er in den tieferen Lagen sowohl Mischwald hat, als auch darüber Tundra bis hin zu Gletscher und Felsen in sich vereint. So besuchen jährlich ca. 400.000 Menschen den Park. Was sicherlich nicht zuletzt daran liegt, dass man relativ schnell von Anchorage hier her kommt.