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8. Tag         16.08.2013 – Khongoryn els

Heute besteht die erste Abwechslung des Tages darin, dass wir nicht packen müssen. Wir werden eine weitere Nacht direkt an den Dünen bleiben. Der Wind war die ganze Nacht recht ordentlich, jetzt am Morgen flaut er aber merklich ab. Dazu ein strahlend blauer Himmel. Wegen des Windes fühlt es sich aber noch ein bisschen kälter an, als es in Wirklichkeit ist. Mit dem Wetter kam man bisher sehr zufrieden sein. Immerhin haben wir hier in der Mongolei ja gerade die „Regenzeit“. Wobei das natürlich eine relative Sache ist. Auch wenn die Niederschläge in den Sommermonaten Juli und August am größten sind, so sind es 2012 doch nur 76 bzw. 51 Liter pro Quadratmeter – wohlgemerkt im Monat, der Wert gilt für die Hauptstadt Ulan Bator, hier ist es noch mal deutlich weniger. Zum Vergleich in Hamburg waren die Werte auch im Jahre 2012 mit 116 und 55 Liter pro Quadratmeter größer. Daraus folgt, bei uns regnet es selbst im trockenen Sommer mehr als in der Mongolei in den Regenmonaten. Noch eine Zahl um das Thema auch abzuschließen, die Gesamtniederschlagsmenge war im vergangenen Jahr 213 Liter pro Quadratmeter, also fällt mehr als die Hälfte davon im Sommer.

Neben dem angenehmen Wetter können wir auch noch das späte Aufstehen genießen. Frühstück ist für 8.00 Uhr geplant. Überhaupt wollen wir den Tag erst wirklich eine Stunde später beginnen, es ist eine Tour mit Kamelen geplant. Als ein paar Minuten nach neun noch kein Kamel zu sehen ist, beginnt bei den Ersten schon das Murren, die Deutschen eben. Nicht mal im Urlaub hat man Zeit. Eine akademische Viertelstunde später sind dann die ersten Kamele da, und nur wenig später kommt auch der Rest. Die drei Mongolen lassen sich die Tiere hinlegen, so kommen wir bequem in den Sattel. Wobei das vor allem Decken sind – aus Kamelhaar. Ein bisschen spärlich fällt die Einweisung aus. Genau genommen gibt es keine, außer sich doch festzuhalten, wenn das Tier aufsteht. Fairerweise muss man sagen, die Mongolen sprechen weder englisch noch deutsch, und wir kein mongolisch, was die Sache naturgemäß auch ein bisschen schwierig machet. Auf Anforderung werden die Steigbügel noch ein bisschen passender eingestellt, aber das war es dann auch schon. Einige der Tiere werden zusammen gebunden, andere dürfen „frei“ laufen. Meins gehört auch zu letzteren. Aber wie man das Tier am besten lenkt, schaut man sich eher von den Mongolen ab. Da es sich hier um „richtige“ Kamele handelt, also die mit den zwei Höckern, sitzt man zwischen den Fettpolstern. Ich hatte im arabischen Raum schon mal eine Tour auf Dromedaren, also die Variante mit dem einen Höckern, die aber natürlich genauso zur Familie der Kamele gehören, in angenehmerer Erinnerung. Dabei sitzt man dann vor dem Höcker. Unsere Reitkamele bewegen sich bewusst langsam, was den Mongolen auch ganz offensichtlich ganz recht ist. Mit den Kamelen kommen wir logischerweise die Dünen nicht hoch. So geht es in den nächsten Stunden eher an den Dünen entlang. Die Mongolen treiben ihre Kamele fast nur verbal an, wenn wir es mit den gleichen Kommandos versuchen, stört es die Kamele eher nicht so sehr. Aber sie haben zu ihren Tieren natürlich auch eine andere Beziehung. Und sie wissen die Eigenheiten ihrer Tiere auch vernünftig einzuschätzen. Wir werden nur aufgefordert sie am Fressen zu hindern, also den Kopf entsprechend hoch zu ziehen, übrigens ist auch der Strick dazu aus Kamelhaar. Nach etwa zwei Stunden machen wir eine Rast. Absteigen funktioniert natürlich auch am besten, wenn sich das Kamel hin gelegt hat. Wie ich sehe, wird dazu der Kopf sehr kurz nach links unten gezogen. Das klappt auch ganz gut bei mir. In der Pause können wir uns ein bisschen die Beine vertreten, und die Kamele ein paar Bissen von dem stacheligen Gestrüpp fressen. Wie die es, ohne sich dabei im Maul zu stechen, runter bringen, ist mir nicht ganz klar, aber es scheint ja ganz offensichtlich ganz gut zu funktionieren. Mit der Hand würde ich aber eher nicht in so ein Büschel greifen wollen. Und selbst wenn die Mini-Version ungeschickterweise unterm Zelt ist, bohrt es sich unangenehm durch den Boden. Auch hier war gestern der Aufbau der Zelte wegen des sehr harten Bodens ein bisschen beschwerlich. Und erst mit Hilfe eines Hammers, konnte ich die Heringe in der Erde versenken. Ein Versuch mit einem Stein, der eigentlich ganz gut in der Hand lag, scheiterte kläglich. Immerhin hatte ich dann nicht mit dem Pflanzen zu kämpfen.

Als es wieder los gehen soll, gelingt es mir auch noch das Kamel wieder hin zu legen. Was die Tiere aber immer ein bisschen klagend hinnehmen. Nur als es wieder aufstehen soll, passiert mal gleich gar nichts. Hhhm, wie bestellt und nicht abgeholt. Ich mühe mich noch ab, aber das Kamel lässt mich ganz offensichtlich mal die Machtverhältnisse spüren. Aber kaum gibt einer der Mongolen aus einigen Metern Entfernung das Kommando, dann heißt es auch schon festhalten, es geht sofort los. Tja, was soll man da sagen, entweder man kann’s oder eben nicht. So geht es dann gemütlich in einer kleinen Schleife zurück zum Camp. Der langsame Passschritt wiegt uns sanft durch das Wüstenpanorama – also doch Wüste, na jedenfalls fast. Und dazu die Kamele, wobei diese hier eigentlich keine wirklichen Aufgaben mehr haben. Früher wurden sie zum Transport des Hab- und Gut benutzt, oder auch nur für den Transport der Waren, heute übernehmen das die Kleinlaster von Hyundai. Die Familie, von der unsere Kamele kommen, haben noch etwa 70 Tiere. Sie halten sie eher aus Tradition, als das es sich finanziell lohnen würde.  Trotzdem sind sie auch heute noch Wertvoll und ein Prestigeobjekt. So ein Kamel kostet etwa 2 Millionen Tugrik oder umgerechnet etwa 1000 Euro.

Da der Ausritt mit den Kamelen etwas länger gedauert hat, als ursprünglich angedacht, gibt es ein etwas verspätetes Mittagessen. Aber der heutige Nachmittag ist ja frei. Eigentlich hätten wir ja laut Plan nach der Geierschlucht auch noch die Dungenee Schlucht besuchen sollen, was aber offiziell wegen der aktuellen Nichtpassierbarkeit des Ausgangs ausgelassen worden ist. So haben wir jetzt plötzlich Zeit, statt wie in den ersten Tagen eigentlich immer ein wenig hinter dem Zeitplan her zu hängen, auch ohne kleinere angedachte Wanderungen unternommen zu haben. So ist auch der frühe Nachmittag frei. An eine kleine Siesta im Zelt ist aber nicht zu denken, darin ist es viel zu warm. Und nur mit dem Insektenschutz auf „Durchzug“ stellen, ist auch keine Alternative, da dann schnell alles mit einer kleinen Patina aus feinstem Sand von den Dünen belegt ist.

Am späteren Nachmittag machen wir noch eine kurze Fahrt zu einem der nahe gelegenen Jurten-Touristen-Camps – sie werden auch Ger genannt. Dort stehen uns die ersten Duschen seit einer Woche zur Verfügung. Und dann auch noch mit warmem Wasser. Kein so schlechtes Gefühl, nach maximal ein bisschen Katzenwäsche mit einem Minimum an Wasser. Dazu ein paar Lagen Sonnencreme und gestern noch ein Sandpeeling, zu dem ich mir geschickter weise die Sonnencreme gespart habe. Beeindruckend ist dann, wie schnell das Funktionshandtuch danach wieder trocken ist. Und dieses saubere Wohlgefühl ist auch nicht so schlecht. Auch wenn man praktisch sofort wieder ins Schwitzen kommt, auch ohne jegliche körperliche Anstrengung. Aber ich schwitze auch ohnehin relativ schnell. Was dann bei dem feinen Sand nicht unbedingt ein Vorteil ist.

Das Abendessen verlegen wir ein bisschen vor, da wir zum Sonnenuntergang noch auf eine der kleinen Erhöhungen wollen. Gestern hätten wir ihn im Camp ja fast verpasst. Dabei war der mit seinen Wolken vor der Sonne sehr schön. Und heute macht sich dann die Vorfreude auf das täglich neue und doch irgendwie nur zu normale Schauspiel breit. Es macht sich das geflügelte Wort: „Jeder Sonnenuntergang ist anders“, breit. Den könnten man eigentlich ja auch zu Hause genießen, macht nur eben nicht. Hier hat man ja Urlaub und damit auch Zeit, und muss nicht noch schnell alles fertig machen. Vielleicht auch mal ein Ansatz für zu Hause, einfach mal inne halten. Heute müssen wir auf die Wolken dann auch verzichten. So geht der rote Feuerball einfach so unter, aber was soll er auch sonst tun. Aber auch so kann man sich im Urlaub mal die Zeit zur Muße nehmen, und einfach nur genießen. Zuvor habe ich in der „blauen Stunde“ auch noch ein paar schöne Aufnahmen von einem Pferd und ein paar Kamelen im letzen Sonnenlicht gemacht.