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12. Reisetag          Vachkazhets – 21.08.2018

Heute heißt es früh aufstehen. Das Frühstück wird bereits um 6:30 Uhr ausgeteilt. Anschließend werden die Zelte abgebaut, und alles zurück an den Fluss geschafft. Dort hat die Begleitmannschaft schon das „Ausrüstungsboot“ zu Wasser gelassen. Bis schließlich alles verladen ist und auch wir wieder in den Boden sitzen ist es fast 9:00 Uhr geworden. Heute scheint die Sonne von einem blauen Himmel, während es gestern immer bewölkt und fast zu regnen beginnen wollte. Wegen des frischen kalten Windes ist es trotz des Sonnenscheins recht kühl. Wir bekommen noch einen einzelnen Bären vor die Linse. Da wir ihn offensichtlich beim Fischen stören, zieht er es vor, am Ufer flussaufwärts zu ziehen, während wir unaufhaltsam flussabwärts treiben. Neben dem Bären sehen wir noch zwei kleine Gruppen mit Enten und zwei Bieber. Die Bieber wurden übrigens hier in Kamtschatka zwischenzeitlich wegen ihres Pelzes ausgerottet, und später dann wieder aus Kanada kommend neu angesiedelt. Heute hält der Bystraja noch ein paar kleinere Stromschnellen für uns bereit, wobei die aufgrund des zu Ende gehenden Sommers mit entsprechend relativ geringem Wasserstand bzw. mäßiger Fließgeschwindigkeit auch nicht wirklich dramatisch sind. Jedenfalls für uns, die wir nur im Boot sitzen. Unsere Bootsführer haben in dem immer noch zügig fließenden Fluss an einigen Stellen ordentlich zu tun, um uns entweder am Ufer entlang zu halten, wenn es etwas zu sehen gibt, oder aber in sicherem Fahrwasser, vorbei an Kiesbänken oder auch ein paar Felsen, die relativ dicht unter der Wasseroberfläche liegen. An einigen Stellen konnte man auch vom Boot aus die sich an einer geschützteren Stelle sich ausruhenden Lachs sehen. Nach einer kleinen Pause und einer Fahrzeit von ca. 3,5 Stunden oder 24 Kilometer erreichen wir schließlich das Ziel unserer Bootsfahrt. An der Stelle führt über eine alte Brücke eine Pipeline über den Fluss, wichtiger für uns aber, auch ein Weg an den Fluss. Ansonsten haben wir unterwegs nichts dergleichen gesehen. Auch insgesamt leben in dem Gebiet nur sehr wenige Menschen, was auch die hohe Bärendichte erklärt. Insgesamt schätzt man die Bärenpopulation in Kamtschatka auf etwa 10000 Exemplare, in der Welt sind es noch ca. 190000 Braunbären. In den Naturschutzgebieten dürfen sie nicht bejagt werden, außerhalb der Schutzgebiete werden sie von privater Seite geschossen, Teilen der Bären werden in China positive Eigenschaften nachgesagt, was die Jagd hier fördert. An einem größeren Fluss wie dem Bystraja haben nur die jüngeren Bären ihre Reviere, da sich die besseren im Hinterland an den kleinen Füssen, an denen man auch noch einfacher fischen kann, längst die großen männlichen Tiere gesichert haben. Und vor allem sind diese weit weg von Siedlung der Menschen. Insgesamt gelten die Bären in Kamtschatka, genau genommen muss man eigentlich Braunbären sagen, als relativ friedlich. In Kamtschatka ernähren sich die Bären vor allem von Fisch, Beeren aber auch anderem pflanzlichen Material wie Gräsern und Wurzeln. Wobei sie insbesondere beim Pflücken der kleinen Beeren mit ihren großen Pranken eine erstaunliche Fertigkeit an den Tag legen. Nur sehr selten stehen auch größere Wirbeltiere wie Elche oder Renntiere auf ihrem Speisezettel. Die Braunbären in Kamtschatka sind nach den Kodiak-Bären von der gleichnamigen Insel südlich von Alaska die größten der Welt. Wissenschaftler führen das bei den beiden Populationen vor allem auf den hohen Anteil an Fisch in der Ernährung zurück. Die Männchen erreichen in Kamtschatka bis zu 600 Kilogramm bei einer Höhe eines aufrechtstehenden Bären von locker 2,50 m. Die Weibchen sind sowohl bei der Größe als auch beim Gewicht etwa um ein Drittel kleiner. Bären sind erstaunlich schnell, sie erreichen Geschwindigkeiten von 50-60 km/h, können auf der anderen Seite in freiem Gelände aber auch problemlos 100 km pro Tag zurücklegen. Dazu sind sie im steinigen Gelände gute Kletterer, auf Bäume können lediglich sehr junge Bären klettern, da ältere einfach zu schwer sind. Sie gehen im Paarlauf, bewegen also normalerweise beide Beine einer Seite zusammen, wobei ihre hinteren Tatzen deutlich größer sind, als die beiden vorderen. Es macht ihnen auch nur wenig aus, wenn sie stundenlang beim Fischen im eiskalten Wasser sitzen. Ausgewachsene Bären haben eigentlich nur noch Artgenossen als natürliche Feinde. So erreichen sie in freier Wildbahn ein Alter von 20 – 30 Jahre. Todesursache sind nicht selten Mangelerscheinungen in der Ernährung oder aber Parasitenbefall bzw. deren Folgen incl. der Übertragung von Krankheiten. Jungtiere fallen schon mal älteren Bärenmännchen zum Opfer, um die Bärin wieder Paarungsbereit zu machen. Überhaupt sind die Tragezeiten eine Besonderheit bei den Bären. Die Paarungszeit ist meist Frühjahr bzw. Anfang des Sommers. Aber das befruchtete Ei entwickelt sich dann nicht gleich, meist geschieht das erst, wenn die Bärin sich zur Winterruhe begibt. Anders als es die allgemeine Meinung ist, halten Bären gar keinen Winterschlaf, sondern lediglich eine Winterruhe, aus der sie relativ leicht aufwachen. Bei der Winterruhe wird die Körpertemperatur lediglich um ein paar Grad abgesenkt, die Herz- und Atemfrequenz wird aber deutlich gesenkt. Während der Winterruhe werden Fettreserven aus dem letzten Sommer aufgebraucht, interessanterweise lagern sich in ihren Gefäßen aber auch im Herbst keinerlei Fette ab, wobei bis heute nicht bekannt ist, warum das so ist. Sie nehmen während der Winterruhe weder Nahrung noch Wasser auf. Auf der anderen Seite scheiden sie aber auch nichts aus. Insbesondere für ihren Urin haben sie die Fertigkeit entwickelt, während der Winterruhe keinen Harnstoff, sondern besondere Aminosäuren zu produzieren, die wiederverwertet werden. Männchen verlieren dabei durchschnittlich rund 22% ihres Körpergewichts, Weibchen bis zu 40%. Der Unterschied geht im wesentlich auf die Tragzeit bzw. das anschließende Säugen zurück. Die eigentliche Tragzeit beträgt lediglich sechs bis acht Wochen, die Zeit vom Geschlechtsakt bis zur Geburt aber schnell 180 – 270 Tage, die restliche Zeit befindet sich das Ei in einer Art Ruhezustand. Geboren werden die meist zwei kleinen Bären dann noch im Winterbau, meiste eine Felsspalte oder auch eine selbst gegrabene Erdhöhle, die oft über mehrere Jahre genutzt wird. Bei der Geburt wiegen sie weniger als 400g, bei einer Größe von rund 25cm. Die Milch der Bärin mit einem Proteingehalt von 6 – 17%, und einem Fettgehalt von ca. 20% ist extrem nahrhaft, weshalb die jungen Bären sehr schnell zunehmen. Nach drei Monaten wiegen sie bereits 15kg, nach 6 Monaten sind es bereits 25kg. Während des Wachstums ändert sich interessanterweise auch die Schädelform. Anfangs ist sie relativ rund, bekommt dann aber mit zunehmendem Alter die längliche Schnauze. Die Aufzucht ist dabei alleine die Aufgabe der Bärin. Wie auch sonst Bären Einzelgänger sind. Lediglich zur Paarungszeit treffen sie sich, insbesondere dann kommt es auch häufig zu Kämpfen zwischen den Männchen. Nach dem Paarungsakt bewacht das Männchen häufig noch das Weibchen, um sicherzustellen, dass die Bärin sich nicht noch mit einem anderen Bären paart. Überhaupt geschlechtsreif werden Bären im Alter von fünf Jahren. Bleibt noch zu klären, was ist zu tun, wenn man einem Bären begegnet. Die wichtigste Vorsichtsmaßnahme findet eigentlich im Vorfeld statt: Sich bemerkbar machen, also Lärm verursachen. Fast alle Bären halten dann Abstand, so wie sie auch ihren Artgenossen normalerweise einen gewissen Raum lassen. Bären mögen nicht überrascht werden. Daher sollte man nicht direkt auf sie zugehen, sondern ihnen entsprechend ihren Raum lassen. Kommt es zu einer Begegnung sind weglaufen, er ist ohnehin schneller, oder ruckartige Bewegungen zu vermeiden. Man sollte sich stattdessen möglichst gerade aufrichten, um sich groß erscheinen lassen. Ist man in einer Gruppe unterwegs, sollte die Personen zusammenrücken, um als eine Einheit zu erscheinen. Dann gilt es sich langsam rückwärts zu entfernen. Bei Übernachtungen zum Beispiel im Zelt sollten keine Essbaren Dinge im Zelt sein, dazu gehören auch Bonbons oder ähnliches. Auch riechende Dinge wie Kosmetika, Zahncreme oder auch nur Seife sollte man vermeiden. Bären können zwar nur mäßig sehen, hören auch nicht besonders gut, aber ihr Geruchssinn ist sehr ausgeprägt.

Aber genug von den Bären, wir selbst machen nach dem Entladen der Boote zunächst eine Mittagspause, beladen unseren schon wartenden LKW. Mit dem fahren wir in Richtung Osten, also zurück in Richtung der Hauptstraße, und dann wieder ein kleines Stück nach Norden. Unser Ziel ist der Vachkazhets, in dessen Nähe wir nach einer Fahrzeit von rund zwei Stunden unser Lager auf einer größeren Wiese aufschlagen. Wobei größer natürlich relativ ist, bisher waren wir entweder im Wald oder auf der Lavaasche des Tolbatschik unterwegs. Und hier sind eben ein paar tausend Quadratmeter mit hohen Gräsern und Blumen bewachsen. Dazu scheint weiter die Sonne von einem blauen Himmel, der Wind hat merklich nachgelassen, kurzum bestes Wetter um noch einen kleinen Spaziergang zu machen, aber natürlich in der Gruppe auf einem Weg, denn auch hier gibt es wie in ganz Kamtschatka Bären. Wobei die größte Population rund um den Kurilen See im Süden der Halbinsel beheimatet ist.