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09.08.05      3. Reisetag - Ottawa

Heute beginnen wir den Tag mit einem kurzen Stop vor dem Parlament von Ontario. Es ist ein altes Gebäude aus Sandstein. Wobei auch hier alt wieder relativ ist. Es wurde Mitte des 19. Jahrhunderts erbaut. Da wird der Satz eines früheren Premierministers klarer: Kanada ist zwar klein an Geschichte, aber groß an Geographie. Insgesamt ist das zweitgrößte Land der Erde fast 10 Millionen km² groß, hat also alleine fast die Größe von ganz Europa. Und doch leben nur 31 Millionen Menschen hier. Dabei sind die meisten noch in einem Streifen von 200 – 300 Kilometer an der Grenz zum südlichen Nachbarn USA. Auch haben über 70% der Kanadier ihr eigenes Haus bzw. ihre eigene Wohnung. Im ländlichen Bereich geht der Wert sogar dicht an 100% heran. Dafür nehmen die Kanadier auch schon mal 2 Stunden Arbeitsweg in kauf. Der Bildungsstand gilt als einer der höchsten in der Welt. Es gibt eine Grundschulpflicht von 8 Jahren, aber über 85% der Schüler gehen anschließend noch 5 Jahre auf ein College. Dessen Besuch berechtigt dann zur Einschreibung an einer der Universitäten des Landes. Alleine an der Uni in Toronto sind zur Zeit etwa 88000 Stundenten eingeschrieben. Die Studienzeit ist dann aber sehr viel kürzer als in Deutschland. Das mag nicht zuletzt auch an den Studiengebühren liegen. Es fallen dafür bis zu 3000 – 4000 kan$ pro Semester an. Da verwundert es auch nicht, das Studenten nach ihrem Abschluss durchschnittlich etwa 30000 kan$ Schulden angehäuft haben. Aber wieder zurück zur Bevölkerung. Insgesamt leben statistisch gesehen damit 3,1 Menschen auf einem km². In den nördlichen Provinzen bzw. Territorien sind es zum Teil aber nur 0,2. Kanada hat also noch viel Platz und gehört zu den klassischen Einwanderungsländern. Jährlich kommen etwa 220000. Den Antrag dazu stellen aber etwa 500000. Als Kriterien zur Einwanderung zählen etwa Sprachkenntnisse, Bildung, Alter, finanzielle Situation und nicht zuletzt Beruf. Benötigt werden Manager, IT-Berufler, Fach Ing. und Ölförderungsfachleute. Aber auch auf dem Bau sind qualifizierte Fachleute gesucht. Wer kommen will sollte bereits einen Arbeitgeber haben, oder aber garantieren können, das man sich mindestens 5 Jahre selbst versorgen kann. So kommt es auch, das heute Menschen aus mehr als 150 Nationen in Kanada ihre neue Heimat gefunden haben. In jüngerer Vergangenheit kommen sehr viele Asiaten und vor der Übergabe von HongKong an China insbesondere sehr viele wohlhabende HongKong-Chinesen. Ziel vieler Einwanderer gerade aus dem asiatischen Bereich ist Vancouver, die Metropole im Westen von Kanada direkt am Pazifik gelegen.

Die Kriminalität in diesem multikulturellen Land ist sehr niedrig. Vor allem wenn man das Bild des Nachbarn im Süden sieht. Die USA und Kanada haben eine 6500km lange grüne Grenze. Und doch ist vieles anders. In den USA hat man versucht die vielen Nationalitäten und Religionen unter einen Deckel zu bekommen, mit dem bekannten Ergebnis. Kanada lässt allen Kulturen ihre Freiheiten um ihre Sitten und Gebräuche zu pflegen. Jedenfalls solange es nicht andere Kulturkreise irgendwie diskreditiert. Wirtschaftlich pflegen Kanada und die USA naturgemäß enge Beziehungen. Politisch gab es in jüngerer Vergangenheit immer wieder Irritationen, weil die Kanadier sich oft nicht ernst genommen fühlten. Problematisch ist auch immer wieder die Einreisepolitik mit den eher laxen Kontrollen in Kanada und den fast schon panaroiden Regelungen in den USA. Dazu kommt noch, das die Kanadier den Moslems in Kanada die Möglichkeit geschaffen haben, bestimmte Gesetzes-Verfehlungen nach der Sharia zu ahnen. Gegen dieses Gesetz regt sich aber vor allem Widerstand durch die Moslems selbst und dort insbesondere der Frauen, da diese ihre gewonnen Freiheiten im Westen nicht einbüßen wollen.

Aber ich schweife ab. Nach den letzten Eindrücken von Toronto haben wir die Strecke von etwa 450km nach Ottawa in Angriff genommen. Die Highways sind hier im Osten oft drei- oder vierspurig. Nur selten sieht man Ortschaften am Wegesrand, obwohl hier ja der dicht besiedelte Teil des Landes ist. Auf unserer Fahrt machen wir noch am St. Lorenz Strom Station und unternehmen eine einstündige Fahrt auf ihm. Wir schippern zwischen den 1001 Inseln umher, dabei sind es eigentlich 1864. Es handelt sich meist um Granitinseln in allen möglichen Größen, die der starken Strömung trotzen. Auf einigen wurden sehr ansehnliche Sommer-Residenzen gebaut. Sie verfügen oft mittels Unterwasserkabel auch über die gewohnten Anschlüsse für Strom oder Telefon. Eine der opulentesten Behausungen ist die des Gründers des Walldorf Astoria Hotels in New York, Georg Bolden. Er ließ eine der Inseln aus Granit in die Form eines Herzen bringen, dann begann er darauf ein Schloss zu errichten, das einem aus seiner Heimat in der Nähe vom deutschen Heidelberg ähnelte. Er wollte damit die Liebe zu seiner Frau bekunden, diese starb aber vor der Fertigstellung. So wurde das Gebäude bzw. die Anlage auf der Insel nie fertig gestellt und er zog niemals dort ein.

Der St. Lorenz ist der größte Fluss in Nordamerika, er hat eine Länge von 1197km, wenn man den Quellfluss vor den großen Seen dazu rechnet sind es sogar etwa 3000km. Das wäre ja noch nicht so spektakulär, aber er stellt den Abfluss der fünf großen Seen ins Meer dar. Er selbst und auch die Verbindungsflüsse zwischen den Seen haben alle eine Fahrrinne von mindestens 9 m tiefe. Um die Höhendifferenzen zwischen den verschiedenen Seen auszugleichen wurden zum Teil extra Kanäle mit Schiffshebewerken gebaut. Um z.B. die Höhe der Niagara-Fälle auszugleichen, wurden 8 solcher Schleusen gebaut. Darin ist Platz für Schiffe mit einer Länge von bis zu 250 m. So können auch Ozean-Riesen bis mitten in den nordamerikanischen Kontinent gelangen. Dieses wird auch intensiv genutzt um etwa Bodenschätze oder landwirtschaftliche Erzeugnisse wie Getreide aus den Prärien oder den östlichen Rocky Mountains abzutransportieren. Aber wieder zurück zum St. Lorenz. Er hat im Bereich der 1001 Inseln eine Tiefe von bis zu 76 m und wird in der Nähe von Rockfort von einer Brücke von 14 km Länge überspannt. Auf den Inseln sind immer wieder Pfeiler errichtet worden, die die Konstruktion in der Spitze 38m über der Wasseroberfläche halten.

Nach der kleinen Bootstour ging es dann mit dem Bus weiter in Richtung Ottawa. Am Straßenrand tauchen langsam wieder landwirtschaftliche Flächen auf. Im Umland von Toronto gab es ja Wein- und Obstanbau. Hier herrschen jetzt Mais und Getreide vor. Dabei sind Felder für deutsche Verhältnisse riesig, für australische Maßstäbe aber noch klein. Es findet keine oder kaum künstliche Bewässerung statt. Versprengt in der Landschaft sind auch ein paar kleine Gruppen von Rindern zu sehen.

Am Abend kommen wir in Ottawa an, es scheint eine sehr viel ruhigere und beschaulichere Stadt als Toronto zu sein, das doch etwas hektisch war. Es gibt eine Reihe von kleinen beschaulichen und offensichtlich gemütlichen Lokalen. Aber morgen, wenn wir die Stadt erkunden, gibt es da sicherlich noch sehr viel mehr Eindrücke zu berichten.