06.02.2010 7. Reisetag - Ruhetag in Moshi
Heute soll es ein Tag der Muße werden. Aber schon beim Aufstehen machen sich meine Waden schmerzlich bemerkbar. Nach ein paar Schritten wird es schnell besser, aber die Anstrengungen insbesondere beim Abstieg sind noch deutlich wahrnehmbar. Duschen ist heute Morgen ein schnelles Vergnügen. Wir haben Stromausfall und so bleibt das Wasser kalt. Nach ein bisschen herum geräume geht es zum Frühstück. Ich bin nicht gerade ein Freund von Ananas, Mango, Papaya und ähnlichem, eher schon von Bananen, aber der Fruchtsalat zu Begin schmeckt auch mir. Die Früchte schmecken hier allerdings auch deutlich „fruchtiger“ als bei uns. Gut Schwarzbrot gibt es keins, aber als die Bedienung das Toast bringt und dazu bemerkt, dass dieses Kraft gibt, muss ich doch schmunzeln. Ich esse hier gut, da ich weiß, für die nächste Aufgabe werde ich wieder so viele Kohlenhydrate wie möglich vorhalten müssen. Überhaupt habe ich mir bisher noch nie Sorgen um Kohlenhydrate und ähnlichem Zeug gemacht, bei früheren Wanderreisen ging es eigentlich immer nur um Wasser, aber der Rest: nein. Hier schaufelt man sich am Berg zum Abendbrot als „Vorspeise“ schon Popcorn und Erdnüsse rein. Isst zum Frühstück braunes Porrich, das schmeckt nicht wirklich gut und ist im Abgang „etwas erdig“, aber es enthält eben Kohlenhydrate ohne Ende. Und wenn dann morgens am Berg völlig mit Fett gesättigtes Toast auf den Tisch kommt, beschwert sich hier keiner. Hier im Basecamp ist es etwas anderes, hier ernährt man sich schon weniger gehaltvoll.
Vier von uns planen heute in den Ort Moshi zu gehen, in dem wir uns hier befinden. Es gibt sehr viele fliegende Händler, die mit Tand aller Art handeln. So hat jemand ein ganzes Sortiment von Teilen für Armbanduhren im Angebot. Damit sind jetzt nicht die Armbanduhren selbst gemeint, sondern er bietet Gehäuseteile, lose Zeiger, Deckel, Batterien, Schutzgläser oder auch einzelne Glieder von Metallarmbänder an. Das ganze Sortiment ist dann als „Grabbeltisch“ organisiert. Auf den Bürgersteigen im Schatten sind auch unzählige Menschen an ihren Nähmaschinen, Schuhputzer und ähnliche Gewerke zu finden. Auf dem Markt sind Früchte aller Art zu finden, zu Preisen die für unsere Verhältnisse geradezu lächerlich gering sind. Die Wechselkurse zwischen tansanischen Schillingen (TSH) und US $ sind hier bei den Händlern aber auch äußerst flexibel. Die Preise sind nicht ausgezeichnet sondern Verhandlungsgeschick. Franziska, die hier im Basecamp für unsere Betreuung zuständig ist, berichtete gestern beim Abendessen, sie hätte gestern eine Hose auf 4000 TSH runter gehandelt. Umgerechnet sind das knapp 2,50 Euro. Am Abend ist sie dann mit einem der illegalen Taxis für 3000 TSH zu einer Kneipe unterwegs gewesen. Dafür fährt dieses Taxi auch Nachts und ist sicher. Aus diesem Grunde nutzen dieses Taxi viele Weiße hier. Womit wir auch schon beim Geld sind. Um meine Bargeldreserven etwas aufzufrischen, die wegen des Extra-Transports vom Flughafen zum Berg etwas gelitten hatten, und ich hasse es im Urlaub mein Geld abzählen zu müssen, gehe ich zu einem ATM-Automaten der Barclays Bank. Der Automat befindet sich in einem kleinen Vorraum, um ein gewisses Maß an Sicherheit zu schaffen. Ich lasse mir 200000 TSH auszahlen, oder umgerechnet etwa 120 Euro. Ich erhalte den Betrag in 20 Noten zu 10000 TSH. Eigentlich hatte ich genug Dollar bei mir, aber man weiß eben nie. Und mit den Dollars kann man notfalls auch in anderen Ländern etwas anfangen. Auch hier kann man praktisch alles mit Dollar bezahlen, so war es auch in allen Reiseführern beschrieben. Nur das Umrechnungsverhältnis bei fast allen Händlern von 1000 TSH für einen Dollar ist nicht eben günstig. Laut dem Aushang der Wechselstuben in Moshi beträgt das Verhältnis aktuell eher 1350 TSH / Dollar. Vielleicht noch ein paar Preise. In einem der besten Hotels in Moshi trinke ich am Vormittag eine Cola zu 1000 TSH, oder zum Mittag in einem kleinen Restaurant, das immerhin einen sauberen Eindruck macht, für 500 TSH die Flasche a‘ 0,35 ltr. Ein 0,5 ltr Kilimanjaro-Bier kostet im Basecamp übrigens 3000 TSH, was aber für hiesige Verhältnisse relativ teuer ist. Das Abendessen im Basecamp mit einer Suppe als Vorspeise kostet 7500 TSH. Das Basecamp hat aber auf jeden Fall den Vorteil, dass es auch am Abend sicher ist, und auch sonst sind die Speisen eben auch für unsere etwas empfindlichen europäischen Mägen völlig unbedenklich. Zum Thema Sicherheit ist vielleicht noch zu sagen, das die Innenstadt von Moshi am Tage als Sicher gelten kann. Ich hatte dort meine Kamera, die man eben nicht in der Hosentasche verschwinden lassen kann, meist offen in der Hand, und hatte dabei nie ein beklemmendes Gefühl. Für die Abendstunden riet man uns im Basecamp als auch von Afromaxx selbst aber davon ab, in der Stadt zu Fuß allein unterwegs zu sein. Dabei hat Afromaxx nur ein eingeschränktes eigenes Interesse daran. Man quartiert zwar die Gäste ein, hat aber selbst direkt nichts mit dem Basecamp zu tun. Afromaxx hat hier Franziska zur Betreuung der eigenen Gäste einquartiert und betreibt offensichtlich auch den Kühlschrank mit den Getränken. Und eine „Provision“ wie für fast alles hier in Afrika ist natürlich denkbar. Die Geschichte mit dem Kühlschrank lohnt noch ein paar weitere Worte. Es gibt einen mit Bier und einen mit Softdrinks. Dazu hat jeder Gast einen “Bierdeckel“, auf dem er notiert, was er/sie sich genommen hat. Auf diesen Bierdeckel kommen aber auch die Speisen. Der Kühlschrank wird dann aber von Franziska, also Afromaxx, bestückt. Abgerechnet wird der „Bierdeckel“ dann bei der Abreise.
Im Basecamp ist übrigens, anders als im Internet beschrieben, kein Swimmingpool mehr. Er wurde am Tag vor dem Eintreffen der anderen Mitglieder unserer Gruppe zugeschüttet. Als sie ankamen stand immerhin noch das Schild, das vor den Gefahren des Ertrinkens warnte. Dem Besitzer des Anwesens war die Filteranlage zu teuer, auf der anderen Seite aber auch der dann ständige Wasseraustausch, der spätestens alle zwei bis drei Tage fällig wurde. Aber der Pool war ohnehin so klein, dass man seine Bahnen fast schon durch bloßes kräftiges Abstoßen vom Rand ohne weitere Schwimmbewegungen ziehen konnte. Es ist also auch kein wirklich großer Verlust, nur als Erfrischungsbad hat er auch keinen wirklichen Sinn.
Aber wieder zurück zu den eigenen körperlichen Befindlichkeiten. Die heute am Morgen etwas strapazierten Waden sind nach dem kleinen Rundgang durch die Stadt nicht wirklich top fit, aber da erwarte ich keine weiteren Probleme. Eher nachdenklich stimmt mich, das ich gleich mal nach unserer Rückkehr aus Moshi auf die Toilette musste, und das auch nach kurzer Zeit mehrfach wiederholt habe. Ich hoffe mal, dass es nichts Ernstes ist und nur eine Reaktion auf die heute beim Frühstück wiederholte Malaria Prophylaxe. Als eines der weniger Mittel neben dem Malariamittel habe ich Hefetabletten dabei, von denen ich gleich mal eine eingeworfen habe. Man achtet hier eben wegen der zu erwartenden körperlichen Anstrengungen am Kilimanjaro auch auf Kleinigkeiten. Selbst so Nebensächlichkeiten wir morgendliches Schnäuzen beobachtet man aufmerksam, schließlich sind wir gestern vom Mt. Meru mit offenen Autoscheiben zum Basecamp gefahren, da sitzt man zwangsläufig irgendwo in der Zugluft. Und man ist hier eben übervorsichtig wegen möglicher aufkommender kleiner Wehwehchen. Schließlich hat man sich lange mehr oder weniger auf diese Tour vorbereitet und möchte da hier jetzt nichts Unnötiges riskieren.
Gegen 17 Uhr findet dann noch die Besprechung für die Besteigung des Kilimanjaro statt. Dann das Packen, Abendbrot und die vorerst letzt Nacht im Basecamp. Den Akku vom Fotoapparat hatte ich schon am frühen Nachmittag geladen, später war dann auch mal wieder der Strom weg, man muss ihn eben nutzen wenn der da ist, was aber auch meistens der Fall ist, nur eben nicht 100%ig verlässlich ist.