25.08.05 19. Reisetag – Victoria
Am Vormittag beginnt die offizielle Begehung des Stadtkerns von Victoria. Als erstes besuchen wir das Empress-Hotel, wieder ein großes Hotel im Stil eines Chateaus erbaut. Dieses Mal wurde es aber im Auftrag der Royal Pacific Railway Company gebaut, dem großen Konkurrenten der Canadian National, deren ehemaligen Hotels wir bisher immer begegnet sind. Im besagten Empress gliedert sich auch gleich das Kongreß-Zentrum der Stadt an. Darin befindet sich auch einer der zahlreichen Totempfähle in der Stadt. Das Hotel selbst steht für alte englische Gediegenheit. Natürlich wird am Nachmittag auch eine entsprechende Teezeremonie zelebriert. Dazu hat man dann die Auswahl aus einer Vielzahl von Teesorten und ein paar kleinen Gebäcksorten, kostet dann aber auch die „angemessene“ Kleinigkeit von 45 kan$. Da ich ja überall als Teefreund bekannt bin, braucht es nicht viel Phantasie, um zu wissen das ich hier was gespart habe. Direkt vor dem Empress sind dann auch gleich zahlreiche Yachten fest gemacht. Man steht hier an der Promenade von Victoria. Wenn man sich nach links wendet ist auch das Parlament von British Columbia nur einen Steinwurf entfernt. Das Parlament kann man auch in der sitzungsfreien Zeit relativ einfach besichtigen.
Ganz in der Nähe liegt auch das Royal British Columbia Museum. Gerade in der dritten Etage wird noch mal die Geschichte der Indianer im Westen des heutigen Kanadas beleuchtet. Bis heute ist nicht klar woher sie eigentlich gekommen sind. Manche vermuten über die Behringstraße aus dem hohen Norden Asiens. Andere Einflüsse lassen aber auch auf Ahnen aus Polynesien, Südostasien oder Australien schließen, die sich dazu von Südamerika aus hoch gearbeitet haben. Wie es auch gewesen sein mag, sicher ist das sie durch das Eintreffen der Weißen eine rasante Entwicklung genommen haben, und die war nicht immer positiv. Die Pelzhändler tauschten das weiche Gold wie die Bieberfelle gegen Textilien und Knöpfe aus dem alten Europa. Diese Waren veränderten nicht zuletzt die Kleidung, weitaus mehr Einfluss hatten aber Feuerwasser und Donnerstöcker. Kriege hat es auch vorher schon zwischen Indianern gegeben, um die besten Jagd- oder Fischgründe etwa. Aber mit den Gewehren konnte man die anderen Stämme nicht nur mehr vertreiben, man konnte sie vernichten. Aber weit mehr Opfer als die Gewehre brachten die Seuchen wie etwa Pocken ein. So starben etwa 70 % der Indianer der Gebiete an der Westküste an durch weiße Siedler eingeschleppte Epidemien. Die übrigen schaffte man in Häuser nach europäischem Vorbild, und zwang ihnen christliche Regeln auf. Es wurde die eigene Sprache verboten, ebenso alte religiöse Handlungen. Man kann also quasi sagen, die indianische Kultur wurde völlig unterdrückt. Im Westen des heutigen Kanadas lebten die Indianer auch vorher nicht in Tipis und galoppierten mit ihren Pferden den Büffeln nach. Das hatte auch einen völlig einleuchtenden Grund, man lebte in den Bergen oder an der Küste. Folglich gab es gar keine Büffel und Pferde waren hier auch noch sehr lange untypisch. Das Gelände war für die Tiere schlichtweg kaum passierbar. Obgleich die Prärieindianer große Mobilität durch das Pferd bekamen und auch Stämme aus dem Randbereich der Rocky Mountains so in die Berge verdrängten. Hier lebten die Indianer anfangs in Erdhäusern, also aufgehobenen Gruben, die dann mit Holz und Lehm bedeckt worden sind. Nur im Dach war eine Öffnung für den Ausstieg und als Rauchabzug. Später baute man dann Langhäuser, wie wir sie auch in Ksan gesehen haben. Die Werkzeuge waren vor der Ankunft der Weißen aus Holz, Knochen oder Stein. Oft wurden diese auch reich verziert, was neben den Zusammenkünfte Arbeiten für den Winter waren.
Aber zurück in die Gegenwart und auch heute wieder sommerlichen 25° . Nach einem weiteren freien Nachmittag wollten wir noch ein „must“ für Vancouver Island machen. Walves Watching, oder zu gut deutsch würde man Walbeobachtung sagen. Es ging erst spät gegen 17.30 Uhr los. Am Tag hatte man durchziehende Herden gesehen, also Wale die von Mexiko nach Alaska mehr oder weniger dicht an der Küste lang ziehen. Dabei geht es um Orkas bzw. Schwertwale, die auch als Killerwale bezeichnet werden. Jene schwarz-weißen riesigen Säugetiere. Hier kommen die Männchen auf ein Gewicht von 8 Tonnen und einer Länge von etwa 9 m. Neben den umherziehenden Orkas gibt es hier auch „resident Walves“, also solche die das ganze Jahr hier in der Gegend sind. Diese Tiere sind meist etwas kleiner, wobei Weibchen ohnehin etwas kleiner sind als die Männchen. Die Sprösslinge kommen mit einer Größe von etwa 2 bis 2,5 m auf die Welt, dabei sind sie dann Leichtgewichte von etwa 200 kg. Nach einer Fahrt von etwa 1 Stunde gibt es den Ruf „Walves“. Man sieht im Wasser die schwarzen Schwerter, die mächtigen Rückenflossen, immer mal wieder kurz aus dem Wasser auftauchen. Dann verschwinden sie wieder für Minuten völlig. Die Orkas gehören zu der Familie der Delphine und können bis zu 20 Minuten tauchen ohne Luft holen zu müssen. Wenn sie wieder an der Wasseroberfläche auftauchen, stoßen sie dann eine Wasserfontäne aus. Der Kapitän unseren Bootes versucht immer wieder zu erahnen, wo sie denn als nächstes auftauchen werden. Mit an Bord sind auch zwei Meeresbiologinnen, die etwas zu den Tieren berichten, aber auch darauf achten, das wir uns ihnen nicht zu sehr nähern. Gerade als sie wieder an der Wasseroberfläche auftauchen, machen sie auch ihrem Beinamen wieder alle Ehre. Unsere kleine Herde mit sechs Tieren hat einen Schweinswal aufgebracht und gejagd. Man sieht eines der großen Männchen kurz auf der Flanke schwimmen und noch kurz ein paar Strudel im Wasser, der Kampf ist vorüber. Die Herde hat ihre Beute zur Strecke gebracht. Nur kurze Zeit später setzen sie ihre Reise wieder fort und schwimmen Richtung Norden. Wie beobachten sie noch eine Zeitlang weiter, bevor wir umkehren, und zurück nach Victoria fahren.
Nach dem wir keine Moose, oder Elche wie man bei uns sagen würde, gesehen haben, Schwarzbären und Weißkopfadler zwar gesehen aber nicht filmen konnten, so war uns das Glück bei den Walen doch hold. Aber man sollte eben nicht vergessen, es handelt sich dabei um wilde Tiere, die eben nicht automatisch auf einer Kanada Tour vor die Linse kommen.