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17. Reisetag        Okavango Delta – 19.09.2016

Heute gibt es eigentlich nur einen Programmpunkt, zu dem wir gegen 7:45 Uhr mit dem Beiboot losfahren. Die Fahrt dauert ca. 30 Minuten, bis wie am Rande des Hauptarmes des oberen Okavango Deltas aussteigen und an Land gehen. Dabei bin ich eigentlich schon wieder verwundert, wie man sich hier in diesen Kanälen zurechtfindet. Es gibt logischerweise keine Hinweisschilder, und auch die Kanäle selbst verändern sich immer zu. Am Ufer werden wir bereits von einem kleinen Pritschen-LKW erwartet, mit denen wir zu einem kleineren Nebenarm fahren. Hier steigen wir um in kleine Mokoros. Dabei handelt es sich um kleine Einbaum Kanus, die ursprünglich aus dem Stamm des Leberwurstbaumes gefertigt worden sind. Sie sind etwa 4 m lang und wurden ursprünglich von den Kawango benutzt, um auf den kleinen Kanälen zum Beispiel zum Fischen zu fahren. Später wurden sie zunehmend für Touristen wie uns eingesetzt, um die besondere Flora und Fauna des Okavango Deltas zeigen zu können. Durch den zunehmenden Tourismus wurden immer mehr dieser Einbäume benötigt, die nach etwa einem Jahr undicht werden, und deshalb ersetzt werden müssen. Dieses führte dazu, dass immer mehr der dafür nötigen Bäume geschlagen worden sind. So ist man zumindest für den Tourismus inzwischen auf Fieberglasboote umgestiegen. Die Form mit dem flachen Rumpf und damit nur sehr geringen Tiefgang ist aber geblieben. Aufgrund des zum Teil sehr flachen Wassers im Delta werden diese Boote auch nicht gerudert, sondern mit Stangen gestarkt. Dieses übernimmt ein so genannter „Poler“, wir selbst sitzen jeweils zu zweit in den kleinen Booten knapp oberhalb der Wasserlinie. So schieben wir uns zwischen Seerosen, Papyrus und dem Ufer umher. Unser Poler pflückt uns noch ein paar unter der Wasserlinie liegende Früchte der Seerosen zum Probieren. Ich will es mal so sagen, sie mögen nahrhaft sein, besonders schmackhaft sind sie nicht. Wir sehen aber auch immer wieder Wasservögel, aber auch Nutztiere wie Kühe, Esel und Ziegen die am Ufer grasen. Erstaunt bin ich immer, wenn ich sehe wie leise sich die Elefanten bewegen, und wie schnell sie zuweilen im Dickicht wieder verschwunden sind, obwohl man eigentlich glauben sollte, dass das aufgrund ihrer Größe überhaupt nicht möglich ist. Bei einem kleinen Exkurs an Land erklärt man uns noch welche Pflanzen und Früchte nutzbar sind, bzw. für welche medizinische Zwecke man sie benutzen kann. Andere wiederum sind besonders geeignet zum Färben.

Gegen 13:00 Uhr sind wir zurück auf unserem Hausboot und verbringen den restlichen Nachmittag reichlich entspannt. Gegen 15:30 Uhr cruisen wir noch ein bisschen mit dem Hausboot durch das für mich völlig unübersichtlich Gewirr der größeren Kanäle. Als einziger Fixpunkt bleibt mir eigentlich nur ein höherer Mast am Flughafen von Seronga, der in einiger Entfernung zu sehen ist. Unser Hausboot ist übrigens nur mit zwei Mann Personal besetzt. Es gibt den Kapitän, der gleichzeitig Koch ist. Auch er stammt übrigens aus Simbabwe. Und es gibt einen Helfer der das Beiboot fährt, und alle übrigen Arbeiten an Bord verrichtet. Das bringt uns natürlich auch zum Thema Tourismus hier in Botswana. Der Tourismus ist nach den Bodenschätzen, also vor allem dem Abbau von Diamanten mit 70% der gesamten Exporterlöse Botswanas, der zweitgrößte Wirtschaftszweig im Lande. Zumindest wenn man bei der Landwirtschaft mal den Bereich der Eigenversorgung auf dem Lande innerhalb der Familien / Tripes außer Acht lässt. In Botswana versucht man beim Tourismus eher auf Klasse als auf Masse zu setzen. So dürfen die Nationalparks nur mit Privatfahrzeugen, oder aber mit örtlich gemieteten befahren werden. Bei Letzteren beinhaltet das dann auch immer einen lokalen Guide. Damit versucht man natürlich lokal Arbeitsplätze zu schaffen. Viele Lodges insbesondere im Okavango Delta sind gar sehr exklusiv ausgestattet und sind dann zuweilen auch nur mit dem Flugzeug zu erreichen. Insbesondere im Moremi Nationalpark, der Teil des Okavango Deltas ist, werden dann aber auch leicht Preise jenseits der 600 € pro Person und Nacht aufgerufen. Es sind aber auch Preise jenseits der 2000 € möglich. Dafür wird dann aber auch ohne Aufpreis die Vollverpflegung und der Game Drive, also die Tierbeobachtungsfahrt, inkludiert. Auf Sicht möchte Botswana die Einnahmen aus dem Tourismus noch deutlich ausweiten. Wie das dann mit der Exklusivität vereinbar sein wird, ist sicherlich ein spannendes Thema. Die Regierung hat aber erkannt, dass man seinen relativen Wohlstand auf Dauer nicht allein aus seinen Rohstoffen bestreiten können wird. Deshalb versucht man bereits jetzt andere international konkurrenzfähige Standbeine aufzubauen. Ein Problem, insbesondere bei den Lodges, ist sicherlich, dass die meisten von ihnen ausländische Eigentümer haben. Viele Lodges, das gilt insbesondere für die in den bekannten Nationalparks, beruhen nur auf Konzessionen, die zeitlich befristet sind. Das ist sicherlich ein interessanter Ansatz. Insbesondere die sehr exklusiven sind fast ausnahmslos in den Händen finanzstarke Ausländer. Das bedeutet dann aber auch, dass teilweise 70 % der Gewinne auch ins Ausland abfließen. Seit ein paar Jahren versucht man nun von der Regierungsseite, immer mehr die lokalen Communities dazu zu ermutigen, eigene Angebote im Tourismus zu machen. Nicht zuletzt versucht man darüber die arme Landbevölkerung direkt an den Einnahmen zu beteiligen. Denn nach wie vor ist eines der großen Probleme im Land, dass das Einkommen und der Besitz sehr ungleichmäßig verteilt ist. So gibt es auch nicht wenige Stimmen, die den heute vorhandenen Wildreichtum gerne eindämmen würden. Denn auch diese Wildtiere fressen natürlich das ohnehin knappe Futter, das dann auch gerne die Farmer für ihre Rinder nutzen würden. Dabei geht es dann nicht nur um die zumeist großen Farmen Weißer, sondern auch um die paar Stück Vieh, die eine Familie selbst hat. Und wenn dann das Geld aus dem Tourismus, welches natürlich nur fließt, wenn es auch Wildtiere zu sehen gibt, in die Taschen sehr weniger fließt, birgt das natürlich wieder sozialen Sprengstoff. Botswana versucht im ganzen Land die Lebensbedingungen für alle Menschen zu verbessern. So sind inzwischen alle großen Verbindungsstraßen geteert, man steht kurz vor dem Abschluss, dass alle Ortschaften an die Stromversorgung angeschlossen sind. Zum Vergleich im Jahre 2004 waren es erst 22 %. Dabei ist natürlich eines der großen Probleme die dünne Besiedlung des Landes. Auch bei der Bildung hat das Land große Fortschritte gemacht. Zum Zeitpunkt der Unabhängigkeit im Jahre 1966 hatten lediglich 8 % der Jugendlichen einen Schulabschluss, heute ist man bereits dicht an 100 % gerückt.

Wie schon am Vortag fahren wir noch einmal gegen 17 Uhr mit dem kleinen Motorboot auf die umliegenden Kanäle raus. Am Vortag wollten wir einfach einmal die Stimmung genießen, heute hoffen wir auf schöne Bilder von Schreiseeadler. Von ihnen sieht man hier einige auf den großen Bäumen im Okavango Delta sitzen. Da die Tiere uns den Gefallen vermutlich nicht einfach so tun werden, versuchen wir sie ein bisschen zu motivieren. Dazu spießen wir die Reste eines Fisches auf einem kleinen Stück eines Papyrus-Stamms auf. Letzterer sorgt dafür, dass unser Köder an der Wasseroberfläche bleibt. Einige der Tiere ignorieren den Köder gleich komplett. Die anderen stoßen zwar runter, packen aber nicht zu. Ein Einziger zieht den Köder zwar aus dem Wasser, lässt ihn aber praktisch sofort wieder fallen. Ihm ist offensichtlich sofort klar, dass es nicht das war, was er sich von der Jagd versprochen hat. Wir hatten ein bisschen gehofft, ein schönes Foto vom Zugriff des Schreiseeadlers zu bekommen. Das scheiterte aber dann doch an zwei Dingen: Zum einen sind die meisten noch ein bisschen cleverer gewesen als wir, und haben bemerkt, dass es eigentlich nichts zu holen gab. Zum anderen sind sie schnell, wirklich schnell. Da kommt die Technik kaum mit, um ein brauchbares Foto zu machen. Man muss eben auch mal verlieren können. Am Abend versucht uns unserer Reiseleiter noch die Sternbilder ein bisschen näher zu bringen. Auf der Südhalbkugel ist die Milchstraße deutlich klarer zu sehen als auf der Nordhalbkugel. Er erklärt die verschiedenen Sternbilder. Ich will es mal so sagen, ich konnte ihm folgen, aber woran ich erkenne, welcher Stern nun welcher ist, und warum man ausgerechnet an diesem „Hellen“ nun was festmacht, bleibt für mich wohl weiter ein Geheimnis. Zumal sich die meisten Sterne auch noch bewegen, und in der nächsten Woche schon wieder ganz woanders stehen. Und da ist das auch noch wieder anders, wenn ich mir das von einem anderen Ort ansehe. Auch wenn man darum weiß, finde ich mich da eher nicht zurecht. Als Navigator eines Segelschiffs vor ein paar hundert Jahren wäre ich definitiv eine Gefahr für alle gewesen.