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26.08.05      20. Reisetag – Vancouver

Wir verlassen Vancouver Island und fahren mit der Fähre nach Vancouver, der dritt größten Stadt in Kanada, und gleichzeitig auch das Tor zum Pazifikraum. Von hier liegt Tokyo genauso nah oder fern wie London. Rund ein Drittel der Bevölkerung ist asiatischer Abstammung, nicht zuletzt deshalb sucht man auch den Kontakt zu Asien. In der jüngeren Vergangenheit sind auch relativ viele wohlhabende HongKong Chinesen hier her gekommen, bevor Großbritanien die Kronkolonie an China zurück gegeben hat, auch daher kommen die guten Kontakte gerade zum großen Reich der Mitte mit seinen über einer Milliarden Bürgern. Im Großraum Vancouver leben etwa zwei Millionen Menschen, wobei in der Stadt selbst nur etwa 700000 zu Hause sind. Inzwischen sind aber viele Ortschaften drum herum bzw. in die Stadt hinein gewachsen. Unsere Überfahrt dauert nur ca. 1,5 Stunden. Genau genommen legen wir hier sogar auf amerikanischem Boden an. Der Fährhafen von Tsawwassen liegt auf einer Landzunge, die nur mit Kanada verbunden ist, aber eben wegen des 49. Breitengrades eigentlich amerikanisch ist. Er wird aber nur von Kanada genutzt und auch verwaltet. So kommen wir völlig ohne Einreisemodalitäten in die USA und auch wieder hinaus. Auch der große Hafen für die kanadischen Kohleexporte an der Westküste befindet sich hier Tsawwassen.

Anschließend geht es mit dem Bus kurz zu einem Aussichtspunkt oberhalb der Stadt und dann hinein ins pulsierende Leben nach Granville Island. Ein ehemaliges Lagerviertel, das auf einer Schwemminsel angelegt worden ist. Später wurde es zu einer Künstlerenklave. Sie lebten hier anfangs teilweise illegal in den leer stehenden Hallen. Heute sind dort sehr viele kleine und mittlere Shops mit zum Teil exklusivem Angebot. Es gibt einen großen Food Court mit Speisen aus allen möglichen Ecken der Welt. Entsprechend würzig ist auch die Luft mit allen möglichen Gerüchen. Man findet Fleisch, Fisch, Obst, Gemüse, Gewürze, Tee in unglaublicher Vielfalt oder auch zum Beispiel an einem Stand mehr als zehn verschiedene Sorten Kaffeebohnen, natürlich ungemahlen. Viele Einwohner der Stadt aber auch zahlreiche Touristen kommen auf die Insel um ins pralle Leben einzutauchen, inklusive der auch heute noch zahlreichen Galerien für alle möglichen Arten von Kunst. Und auf der Straße geht es dann noch mit Kleinkunst weiter. Übrigens haben hier alle Straßenmusiker wie selbstverständlich auch ihre eigene CD zum Verkaufen dabei, selbiges konnte auch in Victoria beobachtet werden. Es gibt nur noch ein Relikt aus der alten Zeit auf der Insel zwischen Vancouver und der Downtown der Stadt im False Creek: Ein Betonwerk und dann noch eins der deutschen Heidelberger Zement AG. Es wirkt hier in den überfüllten und von langsam dahin schleichenden Autos und unachtsamen Fußgängern ohnehin völlig verstopften Straßen so deplaziert wie ein Eimer mit Wasser an den fünf großen Seen.

Nach der Mittagspause folgt eine kleine Runde durch die Stadt mit einigen der wichtigsten Gebäude der Stadt. Das wäre zum Beispiel mal das Eishockey Stadion, das ist durchaus kein Scherz, für Kanadier ist Eishockey ein Muss. Gleich daneben ist nicht minderwichtig das Mehrzweck Stadion. Es hat eine Art Luftkissendach. Hier wird in eine Planenartige Konstruktion ständig Luft eingeblasen, gleichzeitig ist das Dach aber Lichtdurchlässig. Es ist die größte derartige Konstruktion der Welt. Damit wären wir auch gleich bei einigen Adjektiven, die für die Kanadier genauso wichtig zu sein scheinen, wie für die US-Amerikaner: bigger, greater und dann wäre da noch the greatest oder the famous in the world, was auch immer auf jeden Fall aber das „dollste“ überhaupt. Es ist aber praktisch auch unmöglich eine nicht nordamerikanische Zeitung zu kaufen, von einer deutschen mal ganz zu schweigen. Sicherlich gibt es hier welche die auf kantonesisch erscheinen, aber die werden auch hier gedruckt. Das sagt vielleicht schon ein Menge über das Selbstverständnis der Nordamerikaner aus. Man selbst ist wer, und der Rest ist eben der Rest, aber auch nicht mehr. Aber noch mal zurück zum Sport, man sieht gerade hier in Vancouver viele mit dem Rad fahren, dabei nicht selten auch mit sehr teuren Spezialrädern. Etwa super leichte Rennräder oder Jugendliche mit den Nachkommen der BMX-Räder, mit denen sie halsbrecherische Manöver auf den Straßen und Wegen vollführen. Viele von ihnen tragen aber dann auch Helme und Protektoren, trotz der über 25°, die wir auch heute wieder genießen dürfen. Auch Jogger sind selbst in der Downtown immer wieder zu sehen. Überhaupt sagt man gerade den Vancouvern nach, besonders sportlich und gesund zu sein, und auch bewusst zu leben.

Am frühen Abend geht es dann noch mal auf den Fernsehturm der Stadt hinauf, dabei ist auch er schon lange nicht mehr das höchste Gebäude der Stadt. Ein paar Banken und Versicherungen aber auch Hotels überragen ihn inzwischen zum Teil deutlich. Als Abschluß des Tages geht es nach Gastown. Jenem Viertel mit unzähligen Souvenirläden aber auch unzähligen Restaurants aller Richtungen und Preislagen. Hier sollte wirklich jeder etwas finden. Hier entstand auch die erste Kneipe der Stadt. Sie wurde von John Deighton für die Arbeitet der nahe gelegen Hafenanlagen und die in die Stadt kommenden Holzarbeiter eröffnet. Er war ein großer Geschichtenerzähler und hatte dafür den Beinamen Gassy Jack bekommen. Daraus leitet sich dann auch der Name „Gastown“ ab. Das Viertel wurde übrigens wieder restauriert, nach dem es schon fast verfallen war, und nur noch den niedrigsten Bevölkerungsschichten als Bleibe diente. Heute ist es wieder ein „In“ Viertel, das gefahrlos betreten werden kann. Südöstlich stößt es an China Town, da ist die von Vancouver nach San Francisco die zweit größte in Nordamerika. Hier leben heute vor allem Chinesen, Koreaner und Japaner. Aber von allen ethnischen Gruppen eher die unteren Schichten, wer es sich leisten kann, versucht hier so schnell wie möglich wieder weg zu kommen. Sie sind entstanden, nach dem viele Chinesen anfangs sich auf den Goldfeldern verdingt hatten. Später wurden sie dann für die gefährlichsten Passagen beim Bau der Eisenbahnlinen eingesetzt. Als beides vorbei war und der Zustrom aus Asien und dort vor allem China und Vietnam nicht nachließ, versuchte man mit verschiedenen Gesetzten dem Einhalt zu gebieten. Asiaten mussten 200 US Dollar Bargeld bei ihrer Ankunft nachweisen, etwas was kaum ein Chinese sich auch nur vorstellen konnte selbst zu besitzen. Und die andere Regelung betraf die Wohngegend. Asiaten durften nur in einem bestimmten zugewiesenen Bereich wohnen, genau daraus sind die China Town hier auch in Vancouver hervor gegangen. China Town und einige angrenzenden Straßenzüge in westlicher Richtung sind ab der hereinbrechenden Dunkelheit auch nur noch mit Vorsicht zu genießen. Sie sind von finsteren Gestalten bevölkert, die häufig vom Drogenkonsum schwer gezeichnet sind, und da gehört Alkohol sicherlich zu den harmlosesten. Allgemein leben in Vancouver unverhältnismäßig viele Obdachlose, was durchaus auf den Zuzug aus anderen Städten zurück geführt werden kann. Denn während es etwa in Toronto im Winter auch mühelos mal -30° wird, kennt man hier Vancouver praktisch keinen Winter, an Frost oder gar Schnee erinnert man sich hier kaum. Hier sind die Winter höchstens regnerisch und neblig. Im Sommer kann man kaum einmal die 30° Marke knacken. Ein ungeheurer Vorteil, für alle die auf der Straße leben müssen. Es ist eigentlich die einzige Gegend hier in Kanada, die wir gesehen haben, wo einem alleine schon etwas mulmig werden kann.