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20.02.2010      21. Reisetag - Ngorongoro Krater -Tag 1

Heute ist fast sowas wie Ausschlafen angesagt. Frühstück erst um 7.00 Uhr, Abfahrt 7.30 Uhr. Aber zu sehen gibt es trotzdem lange nichts „Richtiges“ aus der Tierwelt. Ein paar Impala, drei Flusspferde, oder besser gesagt die obere Kopfhälfte und ein Stück vom Rücken. Inzwischen bin ich vielleicht aber auch schon ein bisschen verwöhnt. Wir fahren fast zwei Stunden umher, ohne noch etwas Nennenswertes vor die Linse zu bekommen, wenn man mal von ein paar umher fliegenden Vögeln absieht. Vielleicht an dieser Stelle noch ein paar Daten zum Serengeti Nationalpark. Er wurde 1951 eingerichtet, wobei ein Nationalpark damals bei weitem nicht den Stellenwert hatte, wie es heute der Fall ist. Er zählt jedes Jahr fast 500000 Besucher auf einer Fläche von 14763 m², das entspricht fast der Fläche von Schleswig-Holstein, nur um mal ein Gefühl für die Größe zu bekommen, wobei er damit auch der größte „richtige“ Nationalpark in Tansania ist.

Unterwegs sehen wir nur ein paar andere Jeeps umher fahren. Bei einem kurzen Gespräch zwischen den Fahrern wird schnell klar, es ist überall das Gleiche. Die Tiere der Serengeti sind in den Ferien. Nach einiger Zeit sehen wir eine größere Ansammlung von Jeeps in einiger Entfernung stehen. Ein sicheres Zeichen für interessante Tiere, meist sind es dann große Raubkatzen. Wir kommen auf einem Parallelweg näher, und tatsächlich liegt dort ein Rudel Löwen. Das Männchen liegt auf dem Rücken und lässt sich den Bauch von der Sonne wärmen. Ein paar Damen aus seinem Harem liegen in der Nähe, insgesamt sind es sieben Tiere. Wir brauchen etwas, bis wir einen Weg finden, der uns zu dem „Löwenweg“ bringt. Dabei durchfahren wir einen kleinen Flusslauf, überhaupt gibt es hier weit mehr Wasserläufe und Seen in der Serengeti, als ich vorher erwartet hatte. Aber kaum sind wir drüben, sehen wir unter einem Baum eine kleinere Gruppe Jeeps stehen. Das Problem dabei ist, es führt eigentlich kein Weg dorthin. Und es ist den Fahrzeugen verboten, diese zu verlassen. So bleibt mein Guide an einer „Matscheinfahrt“ stehen und beobachtet aufmerksam die Umgebung. Er sucht keine Tiere, sondern ob irgendwo Ranger in der Nähe stehen. Er erzählt, dass gelegentlich Ranger mit einem Fernglas in Deckung stehen und die Autonummern notieren. Dann am Ausgangsgate bekommt man dann die Quittung präsentiert. Er diskutiert noch mit anderen Fahrern, die inzwischen auch eingetroffen sind. Man beschließt das Risiko einzugehen und fährt die nicht mal 100m bis zum Baum. Die Gerüchte besagten, dass sich dort ein Leopard befinden sollte. Als wir hinkommen liegt er dort in bester Pose – mit einem etwas verknautschten Gesicht, und döst auf einem dicken Ast. Ich mache schnell meine Fotos und sage Bescheid, dass wir wieder verschwinden können. So fahren wir schnell wieder auf die Piste zurück und unserer Wege. In einiger Entfernung zieht noch eine größere Herde Elefanten durch das hohe Gras. Wir versuchen es aber noch mal bei den Löwen, jetzt auf dem näher gelegenen Weg. Aber die Löwenbilder sind nicht wirklich besser geworden, eine Löwendame hebt mal kurz ihren Kopf, aber mehr passiert auch nicht. Da retten auch ein paar Strauße im Hintergrund die Aufnahme für einen verwöhnten Safari-Urlauber nicht mehr.

Inzwischen ist es auch Zeit, wieder zurück zum Camp zu fahren. Auf dem Weg dorthin darf ich noch eine neue Spezi in meinen Safari-Kalender aufnehmen: Hornraben. Auf der anderen Seite der Piste flitzen auch noch ein paar Perlhühner samt Nachwuchs ins Gebüsch. Kurz bevor wir das Camp erreichen, steht ein einzelner Jeep am Straßenrand. Aus dem hoch gestellten Dach sehen die Touristen „intensiv“ in den Busch, hhhmm noch ein Löwe der platt im Gras liegt, und praktisch nicht zu sehen ist? Ja stimmt auch da liegen zwei Löwinnen. Aber gerade als wir ankommen, steht eine von ihnen auf und schlendert zu einem Baum hinüber. Sie springt praktisch vielleicht 50 m von uns entfernt in den Baum und klettert hinauf. Kurz darauf macht sich auch die andere Löwin auf den Weg es der anderen nach zu machen, und steigt auch in den Baum. Noch mal ein schöner Abschluss für die Serengeti.

Nach dem Mittagessen geht es auf der Piste zurück, auf der wir auch schon vom Ngorongoro Krater hier her gekommen sind. Nach ca. 20 km stehen wieder einige Jeeps am Straßenrand, ansonsten ist in der praktisch baumlosen Gegend nichts zu sehen außer endloser Grassavanne. Das Objekt der Begierde ist hier eben auch ein ganz anderes. Ein Jeep hat sich kurz hinter der Abzweigung von unserer Piste in einem Morastloch auf einem Weg festgefahren. Es stehen inzwischen mehr als zehn Fahrzeuge dort, aber keiner hat sowas wie ein Abschleppseil dabei. Die ersten beginnen ein paar Steine vor die Hinterreifen ins Wasser zu werfen. Weiter passiert nichts außer lautes Geplapper und Diskutieren über die beste Strategie in diesem Fall. Offensichtlich verliert man aber auch schnell das Interesse daran, so geht unsere Pistenrally weiter. Es holpert zuweilen ordentlich, während wir mit 70 – 90 km/h über die Piste jagen.

Nach dem Gate, an dem man wieder unendlich viel Zeit für die bürokratischen Erfordernisse brauchte, geht die Hatz auch fast noch aggressiver weiter. Wir machen unterwegs nur noch dreimal einen kurzen Fotostopp. Einmal für einige, ich könnte wohl auch sagen unendlich viele, Störche, dann für Zebras und Gnus und letztlich noch mal für eine einzelne Hyäne. Ich werte sie jetzt zwar als offiziell erwischt. Aber diese hier sieht ein bisschen krank aus, was vielleicht auch erklärt, warum sie alleine unterwegs ist, normalerweise leben und jagen sie in Gruppen. Anders als manchmal behauptet wird, sind Hyänen keine reinen Aasfresser sondern jagen auch sehr erfolgreich. Dabei töten sie ihre Beute nach der erfolgreichen Einkreisung nicht sofort, sondern fressen es praktisch bei lebendigem Leibe auf. Das mag auch daran liegen, dass Hyänen zwar sehr kollektiv jagen, dann beim Fressen gilt aber, wer zuerst kommt, der mahlt zuerst. Dafür vertilgen sie ihre Beute aber auch vollständig inklusive aller Knochen. Schon das zeigt, über welche Kraft ihre Kiefer verfügen. Sie verwerten dabei auch fast alles, was sie aufnehmen. Die einzige Ausnahme ist ein Teil des Calciums aus den Knochen, so kommt es auch, dass ihre Ausscheidungen dann oft eine weiße Farbe haben.

Das Land hier nach dem Gate zwischen Ngorongoro Conservation Area und der Serengeti scheint deutlich feuchter zu sein. Ab hier sieht man überhaupt erst die Störche und anderen Vögel am Boden picken. Auch das Gras scheint aus anderen Sorten zu bestehen. Es ist deutlich kürzer und auch von einer deutlich dunkleren Farbe. Zu dieser Zeit ist es auch sehr viel reicher an Nährstoffen und Mineralien, weshalb die Gnus hier her gekommen sind, um ihre Kälber zu gebären. Optisch ist das Land immer noch weit und flach. Bis hierher findet sich aber noch Asche aus der aktiven Zeit der Ngorongoro Vulkans. Darüber hinaus reicht bis hierher der Niederschlag. In der Serengeti waren die Pisten trocken, hier steht Wasser in den seitlichen Vertiefungen der Piste. Je näher wir den Ngorongoro Krater kommen, desto mehr Massai sieht man auch wieder mit ihren Herden umherziehen. Aber umso mehr fühlen sich auch die Fahrer bemüßigt, ihre private Rally Paris-Dakar auszutragen. Ich bin sicherlich bei sowas nicht ängstlich, aber das hier in den in zunehmender Höhe unübersichtlichen Kurven nicht mehr Unfälle passieren, ist für mich schon erstaunlich. Jeeps sieht man dabei schon etwas weiter die Straße hinauf, aber Rinder die die Fahrbahn kreuzen, oder Massai am Straßenrand sind akut gefährdet.

Nach etwa 3,5 Stunden kommen wir schließlich an der neuen Heimat für die beiden kommenden Nächte, dem Simba Camp, an. Der Unterschied zwischen den einzelnen Fahrzeugen, beträgt meist nur ein paar Minuten. Und viele der Leute, die ich heute Morgen noch in der Serengeti gesehen habe, sind dann jetzt auch hier. Aber man hat es den anderen mit ihren „Diesel-Rössern“ eben gezeigt, und kann am Abend seinen Erfolg noch mal mit kleinen Sticheleien genießen. Die Fahrer lassen ihre Fahrzeuge auch minutenlang beim Abhandeln des bürokratischen Papierkrams laufen, geben dann ein paar Mal im Stand gas, holen sich eine Softdrink um dann nach einem weiteren kurzen Gespräch los zu fahren.

Als letztes Thema des Tages, wie jeden Tag bei meiner Safari, wieder etwas zu einem der hier lebenden Tiere: heute das Gnu. Das Gnu gehört zu den Antilopen, oder genauer gesagt zu den Kuhantilopen. Sie leben typischerweise in riesigen Herden von zum Teil über 1000 Tieren. Beide Geschlechter tragen Hörner. Sie haben eine etwas archaische Kopfform. Mit einer Länge von 2m, einer Schulterhöhe von 130 cm und einem Gewicht von etwa 200 kg haben sie eine entscheidende Auswirkung auf das Leben in der Serengeti und den umliegenden Nationalparks. Sie stellen den Sockel der Nahrungskette für die Raubtiere. Sie trumpfen einfach durch ihre gigantische Anzahl von 1,20 Millionen, andere Zahlen sprechen sogar von 1,60 Millionen, Tieren auf. Sie leben eigentlich in der Serengeti ziehen dann zur Trockenzeit in das Gebiet um den Ngorongoro Krater. Hier werden auch die Jungtiere geboren. Dabei legen sie eine besondere Fähigkeit an den Tag, sie können die Schwangerschaft praktisch zeitlich strecken bzw. beschleunigen. So gelingt es ihnen die Geburt von 90% der Jungen innerhalb von etwa zwei Wochen zu bündeln, wir reden hier insgesamt von etwa 500000 Kälbern. Der Vorteil ist einfach der, dass auch Raubtiere eben nur soviele der Kälber töten, wie sie eben fressen können. Das Überleben der schutzlosen Kälber wird schlicht durch deren Anzahl gesichert. Zu dieser Zeit gibt es in der Gegend sehr nahrhaftes Gras. Wenn dieses abgefressen ist, ziehen sie weiter über den Mara Fluss in die Massai-Mara Ebene in Kenia. Dabei kommt es zu den spektakulären Szenen mit Krokodilen, die wie vorher schon die Raubkatzen den gigantischen Zug der Gnus bereits erwarten. Während der Trockenzeit fressen sie dann auf der Ebene, da sich dort die letzten Regenschauer an den Felsen des Riff-Valley ergießen. Das Gras hat nur den Nachteil, dass es arm an Phosphor ist, den die Kühe zur Milchproduktion für die Kälber benötigen. Immerhin werden die Kälber erst nach neun Monaten vollständig von ihren Müttern entwöhnt, genauso lange dauert übrigens die Tragzeit. So ziehen die Gnus zu Beginn der Regenzeit dann wieder zurück in die Serengeti, in der das Gras deutlich mehr für sie zu bieten hat, und schließen so den Kreis ihrer Wanderung. Und wieder müssen sie dafür den Mara Fluss mit seinen Krokodilen überqueren. Dazu muss man vielleicht noch wissen, dass der Mara relativ schnell fließt und eine steile Böschung hat. So können die Gnus nur an wenigen Furten überhaupt über den Fluss gelangen. Er ist übrigens auch der einzige Fluss in der Gegend, der ganzjährig Wasser führt. Doch auch sein vermeintlich unerschöpfliches Wasserreservoir ging in den letzten Jahren deutlich zurück. Die landwirtschaftliche Fläche wurde am Fluss durch Rodung des Waldes ausgedehnt. Dieser Wald hat eine speichernde Funktion, so dass aus den umliegenden Bergen das ganze Jahr Wasser in den Mara floss. Nun fehlt der Wald, Beobachter gehen davon aus, das seit 1970 die Hälfte gerodet worden ist, und stattdessen befinden sich dort jetzt auch noch Felder, die künstlich mit dem Wasser des Mara bewässert werden.

Naturschützer gehen davon aus, das die Anzahl der Gnus weniger durch Raubtiere bestimmt wird, als denn durch das Wasser, das sie vorfinden, also vor allem das Wasser des Mara. So gibt es verschiedene Projekte, die eine weitere Abholzung des Waldes verhindern sollen. In den letzten Jahren beklagten die Menschen in diesem Gebiet bereits große Trockenheit. Nach einer Studie würde es 90% der Gnus das Leben kosten, wenn der Mara Fluss in zwei aufeinander folgenden Jahren nur für jeweils drei Wochen austrocknen würde. Da die Raubtiere sich in den letzten Jahren hier auch wieder vermehrt haben, wäre eine deutliche Reduzierung des Gnus auch für sie ein großes Problem. Dazu muss man vielleicht noch wissen, dass die Raubtiere wie Löwen, Hyänen, Geparden oder Leoparden nicht mit den Herden mitziehen, sondern in ihrem Revier bleiben. Ihren Nachwuchs versuchen sie aber möglichst dann zur Welt zu bringen, wenn für sie das Futterangebot am größten ist, also dann, wenn die großen Herden durch ihr Revier ziehen. Begleitet werden die 1,20 Millionen Gnus auf ihrer immer währenden Wanderungen von rund 200000 Zebras. Das liegt schlicht an den bevorzugten Gräsern. Die einen lieben die saftigen Spitzen, die anderen eher die harten Strunken.