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06. Tag    Kulane Lake – 04.06.2015

Auch heute Morgen sind die Zelte außen wieder ein wenig feucht, und auch ein paar einzelne Tropfen fallen. Aber kaum genug um selbst im T-Shirt nass werden zu können, auch wenn ich heute Morgen vorsichtshalber wieder eine leichte Jacke angezogen habe, denn es ist schon ein bisschen frisch. Zumal es ja heute auch noch ein bisschen früher als gestern ist: aufstehen um fünf und nach dem Frühstück und dem Verpacken der ganzen Ausrüstung soll es dann eigentlich um 6:30 Uhr losgehen. Wir sind auch heute ein bisschen verspätet, und starten wirklich um 6:50 Uhr auf dem Highway One. Es geht weiter in Richtung Osten. Auf der Karte finden sich einige Einträge für Lodges am Highway, von denen man aber beim Vorbeifahren kaum etwas mitbekommt. Bereits nach wenigen Meilen bietet sich aber schon ein schnelles Foto von einem Elch, der sich gerade im Unterholz verdrückt.

Nach etwa 2 Stunden Fahrt machen wir unsere erste Rast. Mitreisende die eher dem Kaffee zugetan sind, können sich wie auch schon an anderen Stellen hier in Alaska nicht recht für das Gebräu erwärmen. Mit meiner heißen Schokolade ist es ähnlich, die hat auch nicht einmal Milchpulver gesehen. Aber gut man will nicht meckern. Bis zum Mittagsstopp in Tok ist es noch ein gutes Stück hin. Dort verzehren wir bei einem kleinen Picknick möglichst alle Reste aus geöffneten Lebensmittelverpackungen. Denn von hier geht es direkt zur kanadischen Grenze. Über diese dürfen keine offenen Lebensmittel oder Feuerholz eingeführt werden. Unmittelbar vor der Grenze gibt es noch ein Gasthaus mit einer Tankstelle, an dem wir einen kurzen Toilettenstopp einlegen. Auf dem Hof stehen auch ein paar schon etwas in die Jahre gekommene Fahrzeuge, von denen man nicht genau weiß, ob sie eigentlich noch in Betrieb sind oder nicht. Ich vermute ja, da schon noch Kennzeichen dran sind. Aber bei uns wären sie sicherlich bereits als Oldtimer anzumelden. Wobei noch abzuwarten wäre, wie der TÜV die einschätzen würde. Ganz in der Nähe sehen wir auch einige verbrannte Flächen, auf denen es im letzten Jahr einen Waldbrand gegeben hat. Dabei verbrennen naturgemäß die Bäume, die hiesigen Nadelbäume sind aber je nach Hitze und Verbrennungsgrad durchaus imstande wieder neu auszuschlagen. Ein anderes Phänomen in dieser Gegend war direkt an den Masten der Stromleitung zu sehen. Einige der Masten waren kaum 2,5 bis 3 m hoch. Eigentlich gibt es hier in dieser Gegend Permafrost. Das bedeutet, dass unterhalb einer Schicht von ca. 60-80 cm der Boden permanent gefroren ist – auch im Sommer. Nun kommt es aber dazu, dass zuweilen der Boden eben doch auftaut. Und dann sacken die Masten eben tiefer ins Erdreich, was sie entsprechend weniger oben raus stehen lässt. Denn allgemein ist dieser Landstrich relativ feucht und das Land ein wenig sumpfig und durchzogen von unzähligen Seen. So sind die Stromtrassen hier eine ewige Baustelle. Gleiches gilt übrigens für die Straßen, denn auch sie sinken beim stärkeren Durchtauen des Bodens örtlich ab. Es bilden sich relativ kurze tiefe Lunken, die dann jedes Jahr wieder geflickt werden müssen. Der Winter mit seinen Frostschäden tut natürlich ein Übriges. So bedürfen die Straßen hier einer intensiven und kostspieligen permanenten Instandsetzung.

Wenige Meilen nach dem Gasthaus fahren wir über die Grenze. Diese verläuft in diesem Bereich genau auf dem 141. Längengrad. Es ist eine große Schneise, jeweils 6m bzw. 20 Fuß von der Grenzelinie entfernt,  durch den Wald geschlagen worden, und es gibt an der Straße jeweils einen Hinweis auf den Bundesstaat Alaska bzw. auf der anderen Seite auf die kanadischen Provinz Yukon. Grenzanlagen oder Ähnliches sucht man hier vergebens. Die Grenze scheint ein bisschen „zufällig“ hier gezogen. Genau genommen ist sie aber 1903 zwischen dem Vereinigten Königreich, Kanada und den USA ausgehandelt worden. Erst danach fand überhaupt eine Kartierung statt.  Also lange nachdem die Amerikaner das Gebiet vom russischen Zaren gekauft hatten. Die Grenze zwischen den USA und Kanada ist nicht nur die längste Grenze zwischen zwei Staaten, sondern gilt unberechtigter Weise bis heute als grüne unbewachte Grenze. In Wirklichkeit findet nicht nur ein diesbezüglich intensiver Datenaustausch statt, sondern es werden insbesondere in dichter besiedelten Gebieten die Grenzen elektronisch überwacht. Das gilt eher nicht für die Grenze zwischen Alaska und Kanada, die alleine fast 2500km lang ist, und davon der weitaus größte Teil eben auf dem 141. Längengrad verläuft. Die Grenzkontrolle selbst findet hier etwa 30 km weiter auf kanadischem Boden statt. Hier verlassen wir dann auch die Zeitzone von Alaska und treten in die kanadische Pazifik Zeitzone ein, es ist also 1 Stunde später. Interessant vielleicht noch, dass wir uns aussuchen konnten, ob wir die Formalitäten in englischer oder französischer Sprache erledigen wollten. In Kanada sind beides gleichberechtigte offizielle Landessprachen. Alles läuft sehr glatt, wir dazu müssen nicht einmal aus dem Auto steigen, der Grenzbeamte kommt an die seitliche Tür, ruft die Namen im Pass auf und vergleicht kurz mit dem Bild. Eine weitere Kontrolle von Gepäck oder anderen Ausrüstungsgegenständen findet nicht statt, wovon wir angenehm überrascht sind. Wir bekommen unseren Stempel und können weiterfahren. Aus der Teerstraße auf der Seite von Alaska wird schon nach kurzem hier eine Schotterpiste. Inzwischen haben wir uns ein bisschen in südöstlicher Richtung gewandt und fahren auf dem Alaska Highway in Richtung Kluane Lake. Kurz bevor wir ihn erreichen bietet sich uns aber noch ein Highlight einer jeden Reise nach Alaska bzw. das westliche Kanada: ein Grizzly. Bei unserem Exemplar handelt es sich um einen jungen, unser Guide schätzt ihn auf etwa drei Jahre, mit relativ hellem Fell, welche dann als „Blondies“ bezeichnet werden. Grizzlybären sind eine Unterart der Braunbären. Die meisten Braunbären hier oben zählt man zu den Grizzly. Ausnahmen bilden eigentlich nur die Bären auf Kodiak, und den Aleuten bis hoch zu der Katmai Halbinsel. Das Wort Grizzly leitet sich übrigens vom englischen Begriff für grau ab. Dies bezieht sich auf die Haarspitzen, die bei Grizzlybären häufig gräulich sind. Grizzlybären werden in freier Wildbahn etwa 30 Jahre alt, Männchen können im Norden bei einer Schulterhöhe von bis zu 1,50m auf ein Gewicht von etwa 700 Kilo kommen, weiter im Süden nimmt das bis auf 200 Kilo ab. Generell gilt auch, das Weibchen etwa um den Faktor 1,8 leichter sind. Grizzlybären haben häufig oberhalb der Vorderläufe einen Wulst auf dem Rücken, der aus purer Muskelmasse besteht. Sie benutzen ihre Vorderläufe etwa um Höhlen zu graben, Steine vom Boden loszureißen oder auch für die Jagd oder das Fischen. Sie haben fünf nicht einziehbare Krallen und laufen auf der ganze Pfote – weshalb sie auch neben einigen Affen zu den Sohlengängern gezählt werden. Im Gegensatz dazu haben sich etwa Huftiere oder auch Hunde und Katzen in der Evolution verändert und laufen heute praktisch nur noch auf den Zehen. Allgemein sind Grizzlybären territorial, und meiden Begegnungen mit Menschen. Unser Exemplar ist nicht nur jung, sondern hat auch ganz offensichtlich noch einen Bärenhunger. Er frisst relativ ungerührt weiter, während wir in unmittelbarer Nähe mit unserem Auto auf der Straße stehen. Ältere Bären suchen sich auch zumeist ein Revier fernab der Straßen und der Störung durch Menschen.

Aufgrund der Begegnung mit dem Grizzly erreichen wir relativ spät unseren nächsten Campingplatz, den Cottonwood Campground. Nach einer Fahrstrecke von etwa 750 km erreichen mit diesen gegen 20:30 Uhr Ortszeit. Wir bauen unsere Zelte direkt am Kluane Lake auf, der neben dem gleichnamigen Gebirgszug der Namensgeber dieses Gebietes und gleichzeitig des Nationalparks ist. Die Sonne scheint wieder, es ist aber wegen eines recht frischen Wind doch kühl geworden am Abend. Aber weiterhin ist vor einem richtigen Regenschauer keine Spur, ich bin positiv überrascht.