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3. Reisetag Landmannalauga – 12.08.2017

Wir beginnen den Tag sehr entspannt, was aber auch offensichtlich hier allgemein so üblich ist. Das Frühstück ist für 8:00 Uhr vorgesehen, und dann etwa 1 Stunde später soll es losgehen. Der Wetterbericht hier im Camp sieht gut aus. Aber unser Guide hatte gestern bereits erklärt, dass es sich dabei eher um einen „Vorschlag“ als eine genaue Prognose handelt. Auch die meisten anderen, die hier im Landmannalauga gecampt haben, sind heute Morgen nicht so sehr viel früher als wir unterwegs. Das ist also ganz anders, als man es von den Hütten in den Alpen kennt. Dort beginnt das Leben ja üblicherweise mit den ersten Sonnenstrahlen und nicht viel später sind auch die ersten schon los. Natürlich gibt es auch hier ein paar Frühaufsteher, aber sie sind deutlich in der Minderheit. Bei uns gibt es heute bereits Milchreis mit Zimt zum Frühstück, pure Energie für den Tag. Dazu reist auch noch der Himmel auf, und so zeigte er sich bereits von der blauen Seite, als wir uns auf den Weg machen.

Wir wollen uns nur ein bisschen einlaufen. So gehen wir auf eine Rundtour, die uns hoch zum Brennisteinsalda führen soll. Wie auf Island nicht anders zu erwarten, handelt es sich dabei um einen Vulkan. Mit seinen 855 m gehört er sicherlich nicht zu den Riesen. Auf den ersten Metern, geht es zügig hinauf. Dafür wird man schon nach kurzer Wegstrecke mit einem Blick über das Camp Landmannalauga belohnt. Ist der Anstieg geschafft, geht es über eine ziemlich ebene Fläche, auf der sich relativ viel Obsidian findet. Obsidian ist wie fast alles in Island vulkanischem Ursprung. Es handelt sich dabei um sehr schnell erkaltete Lava, die zuvor nur einen sehr geringen Anteil von flüchtigen Stoffen wie Wasser oder CO2 enthielt. Man bezeichnet es auch als vulkanisches Glas. Wäre der spätere Obsidian nur langsam erkaltet, wäre er stattdessen zu Pechstein geworden. Obsidian geht darauf zurück, dass das Magma zuvor nur sehr langsam im Erdmantel aufgestiegen ist, meistens sogar direkt unter einem Vulkanschlot. Obsidian besteht typischerweise zu mindestens 70% aus Kieselsäure, genauer genommen ist es aus chemischer Sicht eigentlich eher Siliciumdioxid. Typischerweise ist der Obsidian hier schwarz, in anderen Teilen der Welt gibt es aber auch welchen mit einer leicht grünlichen bzw. rotbräunlichen Farbschlag. Ansonsten ähnelt es optisch ein bisschen den bei uns bekannten Feuersteinen. Mit ihnen gemein haben sie auch die scharfen Kanten, die insbesondere vor der Eisenzeit von den Menschen gerne als Werkzeug benutzt worden sind, und deshalb ein Handelsgut darstellten, das für damalige Zeiten über weite Strecken transportiert worden ist. Diesen Wert verlor es erst zu Beginn der Eisenzeit. Damit kommt der auf Island vorkommende Obsidian nicht mehr dafür infrage, da er hier erst um das Jahr 700 unserer Zeitrechnung entstand. Er kommt hier auf Island auch nur in diesem Gebiet vor. Was nicht zuletzt daran liegt, dass auch nur hier Rhyolith Gesteine vorkommen. Allen Rhyolith Gesteine ist der hohe Anteil an Kieselsäure gemein. Übrigens ist Porphyrgranit von der Zusammensetzung dem Obsidian sehr ähnlich. Der wesentliche Unterschied ist, das Porphyr nicht als Magma an die Erdoberfläche getreten ist, sondern zuvor komplett erkaltet ist, und durch nachdrückendes Material an die Oberfläche geschoben worden ist. Obsidian und auch Porphyrgranit hat eine sehr feine Struktur, bei der die Kristallstruktur mit bloßem Auge kaum erkennbar ist.

Neben dem schwarzen Obsidian herrschen hier aber eher Braun- und Ockertöne vor. Sie rühren teilweise von Schwefelablagerungen her, Brennisteinsalda bedeutet zu Deutsch Schwefelwelle, vor allem aber dem Rhyolith Gestein, das meist eine beige Farbe aufweist. Es gibt aber auch Rosaschattierungen, die auf Eisenspuren zurückzuführen sind. Und um das bunte Farbspiel zu komplettieren, finden sich insbesondere um einige Fumarole weiße Kalkausfälle. Diese sind mit besonderer Vorsicht zu genießen, da hier die Erdkruste meist nur sehr dünn ist, und die Gefahr bestehen kann, dort einzubrechen. Die Fumarole sind wieder eine typische Erscheinung im Gebiet rund um Landmannalauga. Es handelt sich dabei um Öffnungen in der Erdkruste aus der vulkanische Gase mit etwas Wasserdampf gemischt austritt. In den tieferen Schichten befindet sich nur sehr wenig Wasser, dass durch die vulkanischen Aktivitäten in tieferen Schichten stark erhitzt wird, und dann entsprechend komplett zu Wasserdampf wird. Für uns aber sehr viel prägnanter ist der Schwefelgeruch – wer faule Eier kennt, weiß was ich meine. Man sollte übrigens Brillen mit Kunststoffgläsern oder auch Fotolinsen nicht über einen längeren Zeitraum diesen Ausgasungen aussetzen, da diese sie chemisch stark angreifen. Silberschmuck verfärbt sich dadurch dunkel. Aber aufgrund des Geruchs ist man ohnehin bestrebt, nicht übermäßig lange darin zu verweilen.

Nun ist es aber auch genug mit den Mineralien und Gasen, zurück zu unserem Tag. Unser Weg führt uns an einer feuchten Wiese vorbei, in der sich die umliegenden Berge spiegeln. Im Moment blüht das Wollgras. Ab hier wird der Weg dann aber sehr karg, Vegetation gibt es nur fast nur noch als Moos an einigen feuchten Stellen. Bis zum Gipfel geht es relativ gleichmäßig aufwärts. Wobei sich immer wieder schöne Panoramen auftun. Vom Gipfel geht es das erste Stück auf dem gleichen Weg wieder hinab, bis wir auf dem Laugavegur wieder in Richtung des Camps gehen. Wir weiten unsere Runde noch ein bisschen aus, und nehmen uns noch den Blahnukur vor. Er ist mit 943m noch ein wenig höher. Auffallend ist aber seine blaugraue Farbe. Er besteht vor allem aus Pechstein, das wie oben bereits beschrieben von der Zusammensetzung dem Obsidian sehr ähnlich ist, nur deutlich langsamer erkaltet ist. So ist der Blahnukur, er wurde in der letzten Eiszeit geschaffen, insbesondere im unteren Bereich wegen seiner Feinkörnigkeit sehr viel staubiger. Wir müssen aber zunächst mal hinauf. Wir überqueren dafür den Brennsteinsoldukvisl, einen zu dieser Jahreszeit relativ kleinen Flusslauf, an seinem Bett kann man aber unschwer erkennen, dass er das nicht immer ist. Hier unten an der Böschung machen wir auch unsere Mittagspause. Gleich danach geht es über einen etwas rutschigen Pfad, es liegt feiner Sand auf einer glatten Oberfläche, ziemlich steil bergan. Wir entscheiden uns, dem Weg nicht bis zum Gipfel zu folgen, und stattdessen einen kleinen Haken zu schlagen. Der Weg ist zwar deutlich länger, aber dafür auch sehr viel leichter. Oben vom Gipfel hat man einen schönen Ausblick auf die Umgebung. Der Abstieg geht fast direkt hinunter zum Camp in Landmannalauga. Unten am Fuß kommt man noch an einer Stelle vorbei, an der sich fast grüner Sand befindet, genau genommen handelt es sich dabei um fein gemahlenen Tuff, der auch ein wesentlicher Bestandteil des Blahnukur ist. Da ich gerne Sand in unterschiedlichen Farben, bevorzugt Wüstensand, aus fremden Ländern mitnehme, ärgere ich mich ein bisschen, kein geeignetes Gefäß bei mir zu haben. Jaaaaa, ich weiß, dass man eigentlich keine Naturprodukte wie Sand oder Steine aus Island ausführen darf. Und wenn jeder Tourist was mitnimmt, ist bald nichts mehr da. Schließlich befinden wir uns hier in einem Nationalpark mit einer geschützten Natur. Dummerweise habe ich es auch „versemmelt“, noch mal hier her zurück zu kommen. Schuld daran waren aber weniger die paar vereinzelten Tropfen, die nicht mal reichen, um auch nur ein bisschen nass zu werden, sondern eher die warme Dusche, die mich ruft.

Am Vortag hatte ich beobachtet, dass sich vor den Duschen gefühlt endlose Schlangen gebildet hatten. Da wir zeitig gegen 14:30 Uhr zurück sind, beschließe ich zunächst mal, die Gunst der Stunde zu nutzen, und gehe duschen. Zumal im Moment niemand davor zu sehen ist. Bevor man das warme Wasser genießen kann, muss man einen Voucher für 500 isländischen Kronen erwerben, umgerechnet rund vier Euro. Damit bewaffnet, zieht man sich in der Kabine schon mal aus, bereitet alles vor, um dann den Scancode an das entsprechende Gerät zu halten. Ab jetzt beginnt die Zeit, denn mit dem Voucher man hat das Recht auf fünf Minuten warmes Wasser, und ob es beim Einseifen läuft oder nicht, spielt dafür keine Rolle. Also heißt es zügig zu machen, immerhin ist das letzte derartige Vergnügen schon zwei Tage her. Nach dem Ablauf der Zeit muss man zwar nicht mit Shampoo im Haar raus, aber es kommt nur noch kaltes Wasser, und das nimmt dem wohligen Gefühl doch ein bisschen den Genuss. Als ich fertig bin, ist der Andrang zwar immer noch überschaubar, hat aber schon deutlich zugenommen. Und man sieht gerade einen weiteren Bus anrollen. Landmannalaugar wird täglich mehrmals von Linienbussen angefahren, dazu kommen dann noch ein paar Touristentouren extra. Und dann wird es auf den Toiletten schnell voll, wie ich gestern auch schon beobachten durfte. Und die liegen mit den Duschen in einem Gebäude. Und wie wir selbst gesehen hatten, ist auf dem Weg hier her, das Angebot an Büschen, hinter die man sich verdrücken könnte, wenn man denn wollte, als ziemlich übersichtlich eigentlich eher als nicht existent zu beschreiben. Aber zurück zum Camp. Landmannslaugar ist der Einstieg zum Laugavegur, auf dem wir uns morgen auch auf den Weg machen wollen. Außerdem ist er von Reykjavik relativ einfach und schnell erreichbar. Und entsprechend groß ist auch der Andrang. So geht es schon ein bisschen wie auf dem Rummelplatz zu. Es gibt sogar ein paar Tische, die ein bisschen windgeschützt sind, und dazu noch überdacht. Wer hier sitzen möchte, um sein Mahlzeit auf dem Gaskocher zu brutzeln und dann hier zu essen, muss sich dafür anmelden, und bekommt dann ein Zeitfenster zugewiesen, jedenfalls wenn das Camp voll ist. Und das ist es offensichtlich meistens. Da haben wir es besser, wir haben ein großes Küchenzelt, in der Vroni, unsere Küchenfee, für uns das Essen zubereitet, und es gleichzeitig von den Gaskochern noch warm ist.