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23.10.2009      6. Reisetag - Nizwa

Am heutigen Tag beginnen wir wie gestern mit einem Besuch auf dem Souq. Aber in Nizwa ist am Freitag, in der arabischen Woche vergleichbar mit unserem Sonntag, auch Zeit für den Tiermarkt. Es werden vor allem Ziege, Rinder und ein paar Kamele gehandelt. Dabei sind die Händler zum Teil schon um 4.00 Uhr losgefahren, um zum Marktbeginn um 7.00 Uhr hier in Nizwa zu sein. Die Ziegen werden dabei in einem Kreis herum geführt, wobei an beiden Seiten die potentiellen Käufer stehen. Sie können die Tiere auch durch anfassen prüfen. Unter den Händlern sind auch einige Beduinenfrauen, da sie sich traditionell um die Ziegen kümmern. Allgemein wird auf dem Souq nicht scharf gehandelt. Omanis machen Preise von denen sie glauben, das sie für beide Seiten fair sind. Vielleicht noch mal eine Vorstellung von den Preisen hier, eine Ziege kostet 60 – 70 Rial, also etwa 120 – 140 Euro. Die Großtiere werden auf dem Markt angeflockt und man kommt für den Handel dann am Tier zusammen. Neben Tieren gibt es aber natürlich auch eine Vielzahl anderer Produkte. Da wären zum Beispiel Datteln in roher oder auch getrockneter Form. Dazu gibt es hier eine extra Dattelhalle. Die Datteln werden in verschiedenen Sorten und auch Qualitäten angeboten. Dabei sind sie zum größten Teil in Kunststoffsäcken zum Teil aber eben auch noch in aus Palmenwedeln geflochtenen Säcken verpackt. Wie schon in Barka gibt es hier auch unzählige Stände mit Obst und Gemüse, nicht zuletzt weil Nizwa um einiges größer ist als Barka, ist hier natürlich das Angebot noch größer und breiter. Daneben gibt es auch Fisch, wobei es sich hier vor allem um Thunfisch handelt. In Barka gab es da ein deutlich breiteres Angebot, das bis hin zu Sardinen tütenweise reichte. Barka liegt aber ja auch direkt am Meer und Nizwa eben im Landesinneren. Im Gegensatz zu gestern wird hier auch frisches Fleisch angeboten, dabei kann man auch beim Zerlegen der Tiere zusehen – durch eine Glasscheibe getrennt – oder auch die armen Kreaturen sehen, die noch auf ihr unvermeintliches Ende zusteuern. Aber überall auf dem Souq ist es sehr sauber. Neu ist hier noch Getreide wie Gerste oder Mais, oder es fehlt auch nicht einer unglaublichen Vielfalt an Gewürzen, die nicht selten gleich säckeweise vorrätig sind. Nicht wundern sollte man sich beim Besuch des Souq auch, wenn man jemandem mit Krumdolch, dem sogenannten Khanjar, und Gewehr begegnet. Der Krumdolch hat eine lange Tradition im Land und wird nicht als Waffe getragen. Er ist eher Teil der traditionellen Kleidung. Nicht das hier ein falscher Eindruck entsteht, es ist nicht so, das jeder Omani mit seinem Krumdolch täglich durch die Straßen läuft. Aber eindeutig noch ausgefallener ist das Gewehr. Dabei handelt es sich um nicht automatische Gewehre. Sie stammen nicht selten auch schon aus einer längst vergangenen Epoche. Aber jeder hat das Recht eine solche Waffe zu besitzen, und die meisten Haushalte tun dies auch. Das hat jetzt nichts mit einer militärischen Gesellschaft zu tun, man schießt damit nur zu besonders freudigen Anlässen in die Luft. Ein typischer Anlass dafür ist jedes Jahr das Ende des Ramadan, der Fastenzeit. Solche Waffen, sowohl Khanjars als auch Gewehre, werden hier ebenfalls auf dem Souq angeboten. Die Geschäfte dafür sind für jedermann offen und auch nicht besonders gesichert. Man geht einfach hinein und sieht sich das Angebot an und macht dann einen Preis aus, eben als handelte es sich um ganz gewöhnliche Waren wie Bananen oder Melonen. Denn einen ausgezeichneten Preis findet man hier auf dem Souq überhaupt nicht. Auffällig ist aber schon, dass die verschiedenen Sortimente oftmals in einer eigenen Halle oder einem Teilbereich einer solchen zusammengefasst sind. So befinden sich die beiden einzigen Waffengeschäfte, die ich auf dem Souq gesehen habe, direkt nebeneinander.

So ein Souq ist trotz oder vielleicht auch wegen der Geschäftigkeit auch immer ein guter Ort um Menschen zu beobachten. Mir hat es an diesem Vormittag eine Frau „angetan“, die an ihrem kleinen Stand irgendwelche Gläser mit einem undefinierbaren schwarzen Inhalt verkauft. Ich vermute fast, dass es eine der traditionellen omanischen Duft-Essenzen ist. Man benutzt hier noch heute „Raumparfüms“. Diese werden auf einem kleinen Weihrauchbrenner erhitzt und verströmen dann ihren Duft im Raum. Davon gibt es unglaublich viele Variationen, wobei nicht unbedingt jede Variante meine ungeteilte Zustimmung finden würde – muss aber ja auch nicht. Jedenfalls sitzt diese Frau auf einem Tuch mit der vor ihr aufgebauten Ware auf dem Bürgersteig. Davor befindet sich eine Straße, die von den Händlern des Marktes offensichtlich für die Warenanlieferung benutzt wird. Sie trägt dabei eine sehr traditionelle Kleidung. Sie ist in eine Abaya gehüllt. Das sind die meist schwarzen Übergewänder, mit denen manche Frauen ihre Körper verhüllen. Dazu trägt sie ein schwarzes Kopftuch und auch einen Schleier vor dem Gesicht. Viele gerade jüngere Frauen tragen dabei reiche oft glitzernde Verzierungen auf der schwarzen Kleidung. Und die Augenpartie, als einziger sichtbarer Körperteil, ist relativ stark geschminkt. Diese junge Frau hat nun nach einigen Minuten ihren Stand verlassen, um sich ein Tasse mit einem heißen Getränk zu holen. Sie bewegt sich dabei, wie die meisten Frauen hier, sehr aufrecht und mit einem gewissen Maß an Stolz. Während dieser Zeit ist ihr Stand natürlich unbesetzt. Es kommt ein Mann, der offensichtlich etwas kaufen möchte. Er wartet nun bei der Ware geduldig auf ihre Rückkehr. Als sie zurück ist, wird das Geschäft ruhig abgewickelt, und der Mann geht seiner Wege. Es gibt kein Gezeter, das niemand da war, oder was auch immer. Die Omanis strahlen eine gewisse Ruhe aus, die auch gleichzeitig ein gesundes Maß an Zufriedenheit vermittelt. Wenn man sich in Deutschland irgendwo hin setzt und andere Leute beobachtet, dann sieht man immer welche, die von A nach B hetzen. Ich will mich da selbst auch gar nicht ausschließen. Aber hier passiert alles eben mit sehr viel mehr Gelassenheit. Aber noch einmal kurz zurück zu der Frau mit ihrem vermuteten Duftstoffen. Um nun ihr Getränk zu trinken, muss sie nun den Schleier leicht lüften um mit der anderen Hand die Tasse zum Mund führen zu können, um dann endlich trinken zu können. Das ist alles natürlich mehr Aufwand, als ohne Schleier. Und doch treffen immer mehr junge Frauen für sich die Entscheidung, sich zu verschleiern. Unter islamischen Gelehrten ist es durchaus umstritten, ob es sich geziemt, dass sich Frauen verschleiern. Nach Auffassung vieler steht das im Koran so nicht drin. Dennoch fordern einige Staaten wie Saudi Arabien, das sich Frauen verschleiern, das gilt auch für Nicht-Muslime, wie etwa die Frauen ausländischer Facharbeiter im Land. So musste unsere Reiseleiterin, die mit ihrem Mann drei Jahre in Saudi Arabien lebte, sich außerhalb der eigenen vier Wände immer verschleiern. Sie durfte kein Auto fahren und durfte auch in keiner saudischen Firma arbeiten. Beides ist im Oman anders. Hier wurde eine ähnliche Bestimmung seines Vaters vom heutigen Sultan aufgehoben. Hier darf jede Frau selbst darüber entscheiden. Im arabischen Raum gibt es sogar eine Reihe von verschiedenen Arten der Verschleierung. In manchen Ländern versteht man darunter nur eine Verhüllung der Haare. Andere fordern eine Verhüllung der unteren Gesichthälfte um die Mundpartie. Dieses Schleier wird dann als Milfa oder Litham bezeichnet. Hier im Oman gibt es dann noch die sogenannte Burka, wie sie am Morgen auch bei einigen Beduinen Frauen auf dem Viehmarkt zu sehen war. Dabei handelt es sich um eine Maske, die vor das Gesicht gebunden wird. Da auch diese meist dunkel oder sogar schwarz ist, bekommen die Frauen dadurch so ein kleines bisschen ein „Rabengesicht“. Betroffene Frauen mögen mir das verzeihen, aber das sieht nun mal vorsichtig gesagt, am merkwürdigsten überhaupt aus. Die bis auf die Augen völlige Verschleierung, wie bei der von mir beobachteten Frau wird als Niqab bezeichnet. Bei der Verschleierung mag auch eine Rolle spielen, dass im arabischen Raum eine sehr helle Haut dem Schönheitsideal entspricht. Bei uns möchte man braun sein, und dort eben hell. Also immer genau das, was nicht normal ist. Aber so ist es eben mit der Mode.

Dazu gleich noch ein paar Anmerkungen. Im arabischen Raum ist es insbesondere ohne das Einverständnis der Frau nicht gestattet, sie zu fotografieren. Ist sie nur Teil einer Menge ist es prinzipiell in Ordnung, aber nur eine Frau eben nicht. Und so habe ich, obwohl ich sonst schon „ein paar Bilder“ auf meiner Reise gemacht habe, von dieser Frau eben keins gemacht. Insgesamt ist die Frau dem Mann im Oman gleich gestellt. Noch immer ist es im Oman gemäß den Bestimmungen des Korans aber Männern möglich, bis zu vier Frauen zu haben. Inzwischen ist es aber normal, dass jeder Mann auch nur noch eine Frau hat. Das ist auch nicht zuletzt aus finanziellen Gründen so. Denn jede Frau hat ein Recht auf völlige Gleichberechtigung. So sieht man, wenn auch sehr selten, gelegentlich zwei völlig identische Häuser auf einem mit einer Mauer umgebenen Grundstück. Hier hat ein Mann dann tatsächlich zwei Frauen und musste dann eben für jede einen eigenen Hausstand haben. Die Häuser haben hier nicht selten eine Größe von 300qm, dafür leben dann aber auch schnell 15 – 20 Personen darin. So gab es aus verständlichen Gründen bis vor wenigen Jahren praktisch keine kleineren Apartmentwohnungen im Oman. Man sagte uns, erst in den letzten Jahren beginnt sich etwa in Muscat überhaupt ein Markt dafür zu bilden. Vor einigen Jahren durften Männer im Oman für relativ wenig Geld ein Stück Land vom Sultan erwerben, dazu muss man vielleicht wissen, das nur wenige Prozent des Landes im Oman in Privatbesitz sind. Vor zwei Jahren ist diese Regelung auch auf Frauen ausgedehnt worden. Landbesitz insbesondere für Frauen ist im arabischen Raum aber alles andere als normal. Frauen haben im Oman auch das Recht nahezu jeden Beruf zu ergreifen. Wobei es hier keine Berufsausbildung gibt, wie sie bei uns üblich ist. Man lernt eine Tätigkeit bei der Ausübung. Eine der wenigen Ausnahmen bei der Berufswahl ist die der Soldatin. Der Oman hat eine Berufsarmee, die aber eben nur Männer offen steht. Neben der Armee gibt es noch einen relativ großen Polizeiapparat. Wobei beides nicht nur Mittel zum Zweck ist, sondern gleichzeitig auch eine riesige Arbeitsbeschaffungsmaßnahme. Auf allen größeren Bergen im Oman befindet sich ein Militärposten. Ansonsten sieht man aber im Alltagsleben nahezu keinerlei Anzeichen vom Militär. Wir haben auf unserer Reise durch den Oman bis auf eine Schießbahn in einem Wadi nur „irgendwelche“ Einrichtung auf Bergen gesehen. Von daher ist auch das Verbot des Fotografierens von Sicherheitseinrichtungen des Omans oder des Arbeitspalastes des Sultans eher theoretischer Natur. Genauso unauffällig wie die Armee tritt auch die Polizei auf. Auch von ihr sieht man nicht mehr als bei uns.

So nun aber weiter in unserem Programm. Am heutigen Nachmittag geht es in Richtung Jebel Sham. Er ist mit etwa 3000m der höchste Berg im Oman. Der Öffentlichkeit ist er aber nur bis etwa 1900m zugänglich. Darüber befindet sich eine Militärstation. Das hält uns aber nicht davon ab, hier oben noch eine kleine Wanderung von etwa drei Stunden zu unternehmen. Das Klima dazu ist recht günstig, da es hier weit aus kühler ist und vor allem eine geringere Luftfeuchtigkeit als etwa in Musandam herrscht. Es geht entlang eines kleinen Canyons, der es immerhin auf eine Tiefe von 1400m bringt. Dabei sind die beiden Seiten mehr oder weniger steil abfallend. Man kann unten in Canyon, der natürlich wieder einen Wadi beherbergt, eine kleine Siedlung sehen. Und ich muss gestehen, ich frage mich da schon, was die dort lebenden Menschen dorthin verschlagen haben könnte. Und vielleicht noch wichtiger auch dort zu bleiben. Natürlich ist man hier neben aller Entwicklung eben auch traditionell Bodenständig, aber mit den laienhaften Augen eines Menschen aus der westlichen Welt ist ein Leben dort einfach nur hart, sehr karg, eintönig ja man muss wohl sagen trostlos. Aber manche für uns völlig selbstverständliche Sachen haben hier eben ein anderes Gewicht. So sagte unser Fahrer auf unserem Weg zurück nach Nizwa etwas für unsere Ohren sehr seltsames: „Das dort ist sehr gutes Wasser, 10° kalt.“ Man sah dazu einen jener blauen LKWs, die das Trinkwasser zu den Häusern transportieren. Er stand an einer Wasserentnahmestelle irgendwo am Wegesrand. Für uns ist es eben völlig normal, dass wir sauberes Wasser aus der Leitung bekommen, wenn wir den Hahn aufdrehen. Auch hier im Oman bekommt man Wasser, nur schätzt man hier frisches Trinkwasser noch sehr viel höher ein. Denn es ist noch nicht wirklich lange her, das das hier eben nicht immer so war. Und so ist es schon interessant ob es gutes Wasser an dieser Quelle ist, und ob es warm oder kalt ist. Dazu sei vielleicht noch mal auf die gestrige Stippvisite bei den warmen Quellen von Ain Thowarah verwiesen.

Als letzte Begebenheit des heutige Tages noch eine Geschichte, die beim Abendessen passiert ist. Wir haben mit unserer Gruppe draußen am Hotel zu Abend gegessen. Es ging ans Bezahlen, was wie in vielen Ländern eben etwas kompliziert ist, wenn es nicht eine große Rechnungen sondern viele kleine Teilrechnungen gibt. Aber der Ober hatte alles im Griff. Er ging um den Tisch hämmerte auf seinem kleinen Rechner die Beträge für Getränk(e) und Essen ein, das fast die Tasten auf der anderen Seite aus dem Gerät fielen. Um dann nach seiner Runde vorne wieder zu beginnen, um zu kassieren. Da musste man sich halt merken, was gleich zu bezahlen ist. Aber alles hatte so seine Richtigkeit und seine Rechnung ging offensichtlich auf. Nun begann er das Geschirr abzuräumen. Es war ein bisschen „luftig“ und so machte sich eine leere 1,5ltr PE-Wasserflasche selbstständig. Jemand aus unserer Gruppe fing sie noch reaktionsschnell auf, bevor sie zu Boden fiel. Dann kam der Ober zurück um die nächste Fuhre abzutransportieren. Statt dessen nahm er zuerst die leeren PE-Flaschen und ein paar leerer Getränkedosen, und warf sie auf einen Grünstreifen, der sich zwischen unserem Tisch und einer Straße befand. Mit einem Grinsen im Gesicht murmelte es noch, bei dem Wind würden die ohnehin auf dem Weg zurück zur Küche wegwehen. Man kann jetzt überhaupt nicht sagen, das es in den Städten nur dreckig oder gar „müllig“ aussieht, nur liegt das weniger an dem Umweltbewusstsein der Omanis, als viel mehr an dem Heer an billigen Arbeitskräften aus Bangladesch oder Pakistan, die eben jeden Morgen sehr früh damit beginnen, überall den Müll wieder einzusammeln. Ich will hier jetzt dafür auch nicht die Omanis beschimpfen, dafür habe ich etwa in Jordanien noch sehr viel seltsamere Sachen erlebt, sondern einfach damit verdeutlichen, das gutes Wasser einen sehr hohen Stellenwert hat, aber seinen Müll in der Gegend zu verstreuen, eben für einen Omani kein Widerspruch ist.