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09.04.2009      2. Reisetag - Amman

Der erste Programmpunkt in Jordanien war überaus angenehm: Ausschlafen. Es ging erst gegen 11:30 Uhr mit der Stadtrundfahrt los. Als erstes ging es zu König Abdullah Moschee und weiter zur Zitadelle. Dort oben gibt es auch noch die Reste vom Tempel zu Ehren des Herkules und eine byzantinische Kirche zu sehen. Schon an der Häufung dieser aus unterschiedlichen Zeiten und Herrscher Dynastien stammenden Zeugnisse der Geschichte sieht man, das es hier eine lange, ja fast möchte man es als Tradition bezeichnen, Reihe von Besetzungen durch fremde Mächte gibt. Es gibt archäologische Funde, die vermuten lassen, das im Gebiet des heutigen Jordaniens bereits ca. 6000 – 7000 Jahre vor Chr. Menschen sesshaft wurden. Sie betrieben eine einfache Art des Getreideanbaus und begannen damit Schafe und vor allem Ziegen zu domestizieren. Und schon 2000 Jahre vor Chr. besaßen sie Werkzeuge aus Kupfer. Anschließend übernahmen die Amoriter diesen Landstrich. Es folgten die Hyksos aus Ägypten, die bereits von Pferden gezogene Streitwagen hatten. Es entstehen die Reiche Edom, Moab und Ammon. Das Reich der Edom findet sich übrigens auch im Buch Moses wieder, der wegen dieser kriegerischen Nomaden einen Umweg durch die Wüste machen musste, als er die Israeliten aus Ägypten ins gelobte Land führte. Zwischen diesen drei Reichen und den Israeliten kam es in der Folge immer wieder zu Kriegen bis schließlich 733 v.Chr. die Assyrer das ganze Gebiet übernahmen. Es folgten die Griechen mit Alexander dem Großen, der das Land aber im Prinzip nicht wirklich eroberte. Er zog mit seinem Heer einmal rechts zum Nil-Delta und einmal links ins Land des „fruchtbaren Halbmonds“ am heutigen Jordanien vorbei. In dieser Zeit entstand durch den regen Handel die Hochzeit der Nabatäer, dazu später noch mal mehr, wenn wir in Petra sind, die Stadt die die Hochburg der Nabatäer war. Politisch bzw. kriegerisch folgte Pompeius mit den römischen Legionen. Es folgten die arabischen Muslime, die die byzantinischen christlichen Armeen in einem Sandsturm vernichtend schlugen. Sie steuerten ihr neues Reich anfangs von Damakus aus, verlegten ihre Hauptstadt später aber nach Bagdad, als die Abbasiden die bisher herrschenden Umayaden besiegten. Sie wurden wiederum von den Fatimaden wieder aus Ägypten verdrängt. Ihre Politik, der Vernichtung aller nicht muslimischen Religionsstätten, war dann die Grundlage für die blutigen Kreuzzüge der Christen aus Europa. Nach deren Ende übernahmen die Marmelucken, auch sie kamen wieder aus Ägypten, die Macht. Sie schlugen bei Nazareth auch die bis dahin als unbesiegbar geltenden Mongolen. Dies gelang nicht zuletzt mit Hilfe der Tscherkessen, einem Volk aus dem Kaukasus, denen hier eine neue Heimat angeboten worden war. Die Tscherkessen gelten bis heute als besonders mutige, geschickte und nicht zuletzt kräftige Kämpfer, die auch heute noch als sehr königstreu gelten. Deshalb wird auch heute die amtierende Königsfamilie durch eine Laibgarde eines Tscherkessen Regiments bewacht. Der Sitz der Königsfamilie, die zu den Haschimiten gehören, kann man übrigens von der Zitadelle aus gut sehen. Es ist der einzige grüne weil bewaldete Hügel im Stadtgebiet von Amman. Um noch mal kurz den geschichtlichen Faden wieder aufzunehmen, es folgten noch die Osmanen und anschließend die Briten, die auch die heutige Königsfamilie als Stadthalter in Jordanien einsetzten. Auch dazu später noch mal mehr, da das politische Schicksal dieser Region bis heute ganz wesentlich von den Briten geprägt worden ist. Schließlich geht es hier um Amman. Im Jahre 1923 machte Winston Churchill, damals im britischen Kolonialministerium beschäftigt, Abdullah zum Emir von Transjordanien. Dieser Abdullah machte dann Amman zu seiner Hauptstadt. So wuchs die Stadt auch durch verschiedene Flüchtlingsströme in der jüngeren Geschichte von damals 2000 Einwohnern auf über 2 Millionen im heutigen Großraum Amman an. Das sind etwa 40% der Gesamtbevölkerung Jordaniens.

Wie wir heute sehen, pulsiert die Stadt. Es wird überall gebaut, der Verkehr ist zumindest mal als quirlig zu bezeichnen. Ampeln gibt es nur wenige, und wenn regeln sie nur den Fahrzeugverkehr. Oftmals sind es aber auch Politessen, die nach einem nicht ganz klaren System den Verkehr leiten – oder eben nicht. Als Fußgänger lebt man gefährlich. Man zeigt mit den Armen an, das man die Fahrbahn überqueren möchte, was die Fahrzeuge dann nicht selten mit wildem Hupen quittieren. Aber ob sie damit signalisieren, man möge jetzt rüber gehen, oder gefälligst weg bleiben, das wird nicht selten erst hinterher klar. Zebrastreifen sind da auch nur nutzlose Farbkleckse auf der Fahrbahn. Auch sonst wird von der Hupe reger Gebrauch gemacht. Früher also vor ca. 25 Jahren hupte man auch, wenn man eine Kreuzung überqueren wollte. Und wer am lautesten und vehementesten hupte, fuhr auch als Erster los. Die Autos selbst sind von neuerem Baujahr, aber haben dann auch schon mal mehr oder weniger kleine Lack- und „Formspuren“. Und wer hier Mercedes fährt, ist ohnehin über jeden Zweifel erhaben, sei das Auto auch noch so alt.

Die Menschen sind sehr freundlich und auch hilfsbereit. Sie sind zuweilen laut und untereinander wild gestikulierend. Aber Touristen gegenüber sind sie sehr aufgeschlossen. Zumindest hier in Amman scheint jeder neben arabisch auch englisch zu sprechen. Und so hört man von kleinen Jungen in der Straße auch schon mal: you’re welcome – du bist hier willkommen. Man fragt noch woher man kommt und ist schon an einer Antwort interessiert, wirkt dabei aber nicht aufdringlich. Überall an den touristischen Punkten sieht man kleine Büros der Touristen Polizei. Sie soll dafür sorgen, das alle ausländischen Gästegruppen auch einen einheimischen Guide dabei haben. Diese sollen die politische Sichtweise des Könighauses vertreten. Gut unser heutige lokale Guide ist im Hauptberuf Zahnarzt und beschränkt sich vor allem auf arabische Konservation wie zum Beispiel im jordanischen Museum für Brauchtum. Wie etwa auch das Archäologische Museum an der Zitadelle sind diese Einrichtungen, soweit ich es bisher beurteilen kann, zwar liebevoll gemacht, aber von den Exponaten eher übersichtlich und etwas „altbacken“ präsentiert.

Alle Gebäude, mit Ausnahme der Darwish-Moschee der Tscherkessen auf dem Jebel Ashrafiya die schwarz-weiß ist, sind in der Farbe weiß bis hell-ocker gehalten. Das geht auf einen Erlass von Abdullah I zurück, der verfügte, das für den Bau eben nur das hiesige Material verwendet werden durfte. Nach ihm ist übrigens auch die Moschee benannt, die wir heute als erstes besucht hatten. Die Häuser haben hier praktisch alle ein Flachdach, und braucht man mehr Platz, so setzt man einfach noch ein Stockwerk oben drauf. So entstehen nicht selten Häuser mit drei oder sogar vier Stockwerken. Über so Sachen wie Statik zerbricht sich hier wahrlich niemand den Kopf. Dabei kommt es statistisch in Jordanien alle etwa 400 Jahre zu Erdbeben mit einer Stärke von mindestens 7 auf der Richterskala. Und das letzte ist bereits fast 1000 Jahre her. Von daher wäre es fast schon überfällig, und was das für diese Häuser heißt, mag ich mir nicht ausmahlen. Der Grund für die Erdbeben ist übrigens der Ostafrikagraben, an dem auch das Tote Meer liegt. Amman selbst hieß während der byzantinischen Zeit mal Philadelphia, was soviel bedeutet wie Geschwisterliebe. Der Name geht auf die Heirat zwischen einem byzantinischen Herrscher und seiner Schwester zurück. Da sprach das einfache Volk von Philadelphia, was der Herrscher dann als offiziellen Namen übernehmen ließ. Erst als der Kalif von Damaskus die Macht übernahm, hat es wieder den semitischen Namen Ammon bekommen, was später dann zu Amman umgewandelt worden ist. Im alten Testament wurde der Ort als Ammon-Rabat bezeichnet.

Weitere Stationen auf unserer Stadttour heute war das alte griechische Theater und auch das Geschäftsviertel von Amman. Große Geschäfte sucht man hier vergeblich. Es ist eher geprägt von unzähligen kleinen und kleinsten Geschäften, die zum Teil nur aus einer Schubkarre auf dem Bürgersteig oder auch aus kaum 10qm kleinen Nischen in den Häusern bestehen. Gerade hier drängen sich oft gleichartige Geschäfte dicht aneinander. Da ist dann nicht nur ein Gemüsehändler, sondern es sind zehn direkt nebeneinander. Die meisten Auszeichnungen sind auf arabisch und englisch. Bei den offiziellen Straßenschildern sind diese praktisch immer zweisprachig. Trotz des manchmal etwas wuseligen Treibens auf dem Bürgersteig vermittelt das Leben zumindest hier nicht das Gefühl von Gefahr.

Als Tagesabschluss gibt es heute ein gemeinsames Essen. Es gibt als Vorspeise Fladenbrot mit einigen zumindest für mich gewöhnungsbedürftigen Pasten. Wobei ich bei meiner Ernährung sicherlich auch nicht der Maßstab bin. Als Hauptgericht gab es das einzige Nationalgericht Jordaniens: Mensaf. Reis mit Lamm und dazu allenfalls noch ein paar Pinien und Erdnusskerne. Im Original wird dieses Gericht nur zu sehr besonderen Anlässen wie Hochzeiten, Geburten oder Besuch von besonders hohen Gästen zubereitet. Dann werden die Speisen auf einer großen Schale gereicht, auf der der mit gekochte Schädel des Tieres thront. Auch sonst wird das Tier eigentlich im Stück gegart. Diese Speise stammt von den Beduinen, die meisten anderen Speisen hier im Land, wurden im laufe der Jahrtausende von den unzähligen Eroberern mitgebracht. Dazu zählen auch die sehr süßen Nachspeisen. Bei uns waren es meist in Honig getränkte und mit Pistazien und allerhand Kernen angereicherte Leckereien. Da hat keine Diät dieser Welt eine Chance.

Vielleicht als Abschluss noch ein Ausflug in die Karte des Zimmerservice in unserem Hotel. Die Gerichte sind dort auf Englisch und Französisch aufgeführt. Die Getränke nur in englischer Sprache. Aber die Spirituosen, wenn es denn flaschenweise sein soll auch auf Arabisch. So kostet eine Flasche „Regular Wiskey“ zum Beispiel 75,00 Jordanische Dinar + 16% Steuer und 10% Trinkgeld. Das entspricht umgerechnet etwa 107,00 Euro. Im Anschluss daran gibt es dann noch zwei Seiten wieder in arabischer Sprache. Da mein Wortschatz, von den Schriftzeichen will ich gar nicht reden, ziemlich begrenzt ist, kann ich leider nicht sagen, was diese bedeuten. Wegen der Länge kann es sich aber nicht die ganze übrige Speisekarte sein. Einige der Gerichte in der mir verständlichen Karte sind ohnehin schon als „Spicy“ gekennzeichnet, also wären die auch ohnehin nichts für mich.