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4.Tag     Primrose – 02.06.2015

Nachdem wir gestern unseren aktiven Tag hatten, ist heute wieder ein ruhiger Tag geplant. Am Morgen hat es ein bisschen auf die Zelte genieselt, was aber eigentlich kaum der Rede wert war. Wir starten noch etwas später als gestern, frühstücken in Ruhe, und fahren gegen 10:00 Uhr in Richtung Seward. Seward gehört zu den wichtigsten Häfen hier im Süden von Alaska, wahrscheinlich neben Valdez sogar der zweitwichtigste überhaupt in Alaska. Gleichzeitig ist er Ausgangspunkt der Alaskan Railroad und auch dem Iditarod Trail. Letzterer basiert im Wesentlichen auf alten Pfaden der Ureinwohner, und ist heute als eines der beiden großen Hundeschlittenrennen hier in Alaska bekannt. Entstanden ist er Anfang des 20. Jahrhunderts als Versorgungsweg für die Goldfelder im Landesinneren. Er hat eine Länge von etwa 1600 km. Ihm folgt anfangs sogar die heute bedeutend wichtigere Alaskan Railroad. Über sie transportiert man zum Beispiel die Kohle in den Hafen von Seward. Auch wenn im bescheidenen Umfang Passagierverkehr auf der Eisenbahnlinie stattfindet, so ist doch der Gütertransport der viel wichtigere Zweig. Neben dem Verladeterminal für Kohle, und ein paar anderen Rohstoffen, gibt es hier noch einen großen Hafen für Kreuzfahrtschiffe. Und natürlich die für Alaska obligatorischen kleinen und großen Boote der Einheimischen. Darüber hinaus noch einige Fischerboote, mit denen teilweise auch Touristen hinausfahren, und Ausflugsboote wie wir heute eins nutzen werden. So ist auch Fischfang und die Fischverarbeitung ein großer Wirtschaftszweig hier. Seward selbst hat ganzjährig etwa 3000 Einwohner, in der Saison verdoppelt sich die Zahl mit den Saisonarbeitern. Und wenn die großen Kreuzfahrtschiffe anlegen, verdoppelt sich die Anzahl noch einmal durch die Touristen. Der Meereszugang von Seward war aber auch Teil eines traurigen Kapitels der Stadt. 1964 bei dem großen Erdbeben an Karfreitag in Alaska, es hatte übrigens eine Stärke von 9,2 auf der Richterskala, wurden große Teile der Stadt zerstört. Bei diesem Erdbeben gab es große Verwerfungen, so stieg das Land an einigen Stellen bis zu 10 m an, während es an anderen etwa 3 m absagte. So wurden flache küstennahe Gebiete komplett überflutet. Auf der Fahrt von Anchorage zu unserem Primrose Campground sind wir an Landstrichen vorbeigekommen, in die seit dem Erdbeben Meerwasser hineingedrückt wird, was die Bäume absterben ließ. Hier in Seward wurden bei dem Beben zahlreiche Brennstofftanks beschädigt, die dann Feuer fingen. Bei dem Tsunami im Anschluss an das Erdbeben wurden so große Teile überflutet, und gleichzeitig von der Feuersbrunst durch die beschädigten Brennstofftanks verbrannt. Noch schlimmer traf es damals übrigens die Hafenstadt Valdez, die zu großen Teilen im Meer versank. In beiden Städten hat man daraus gelernt, und insbesondere Valdez hat man an höherer Stelle wieder aufgebaut.

Wir rechnen aber natürlich heute mit keinem Erdbeben und keinem Tsunami, sondern fahren mit einem der Ausflugsboote auf den heute sehr ruhigen Pazifik hinaus. Allgemein ist dieser Ozean ja eher für seinen großen Winde und damit auch großen Wellen bekannt. Schon kurz nach der Hafenausfahrt können wir hinter einer Landzunge Eisbrocken des Bear Gletschers sehen. Leider ist das Wetter uns heute nicht ganz so hold, es regnet nicht, ist aber sehr diesig. Die Stimmung passt dafür aber fast perfekt zu den dunklen Felsspitzen, die ja aus dem Meer ragen. Wir sehen auch schon bald ein paar Orcas, die vielen auch als Killerwale bekannt sind. Offiziell heißen sie auf Deutsch aber eigentlich Schwertwal bzw. großer Schwertwal. Sie gehören zwar zu den Walen, genauer aber zu den Delphinen. Sind aber bei den Delphinen auch die weitaus größten. Bullen können ein Gewicht von bis zu 6,5t bei einer Länge von etwa 9,5 m erreichen. Die Kühe sind etwas kleiner. Orcas Leben meist in Familienverbänden, in denen sie auch jagen. Wobei sich verschiedene Familien bzw. Abstammungslinien an verschiedenen Orten der Welt offensichtlich auf unterschiedliche Beute und damit auch Jagdmethoden spezialisiert haben. Ihnen gleich ist allerdings dass sie in den kompletten Verbänden jagen also untereinander koordiniert. Und selbst die Laute mit denen sie sich untereinander verständigen unterscheiden sich in den verschiedenen Linien. Eine größere Untersuchung im Jahre 2010 hat ergeben, dass es nur wenige Vermischung der DNA zwischen den verschiedenen Linien gibt. Die Form der Finne, die oft aus dem Wasser ragende Rückenflosse, ist übrigens auch bei den ortsgebundenen, bzw. den ziehenden Familienverbänden unterschiedlich geformt. Bei den umherwandernden Familienverbänden ist sie etwas schräger bzw. „dynamischer“ geformt, was vermutlich Vorteile beim Wasserwiderstand bringt. Bei den Bullen können die Finnen übrigens bis zu 1,80m hoch sein. Genau diese Finne brachte ihnen auch den deutschen Namen Schwertwal ein. Auch wenn „unsere“ mit ihrem eleganten weiß-schwarzen Farbspiel nicht wirklich schön aus dem Wasser herauskommen, ist es doch erstaunlich mit welcher Ruhe sie unmittelbar an der Küstenlinie entlang schwimmen. Immerhin kann man schön den grauen Sattel unmittelbar hinter der Finne sehen.

Nicht weit von den Schwertwalen kommen wir auch an Steller Seelöwen vorbei, übrigens nach dem deutschen Arzt und Naturforscher Georg Wilhelm Steller benannt. Stellers kommen nur im nördlichen Pazifik vor. Auch sie sind Raubtiere. Bullen können auf bis zu 1100 Kilo und auf eine Größe von bis zu 3 m kommen. Die Kühe sind sehr viel kleiner, zwar auch bis zu 2,4 m groß, haben dabei aber nur ein Gewicht von etwa 300 Kilo. Seelöwen leben in großen Kolonien, in denen starke Männchen einen Harem bilden, den sie gegen Artgenossen mit aller Gewalt verteidigen, weshalb es immer wieder zu tödlichen Kämpfen zwischen den Bullen kommt. Die Bullen paaren sich dabei kurz nach der Geburt der Jungen wieder mit den Kühen. Die Tragzeit dauert etwa 11-12 Monate. Während der Paarungszeit verlassen die Bullen ihren Harem nicht, da dieser sonst von anderen Bullen übernommen werden würde. Das bedeutet dann auch für die Bullen, dass sie über Wochen keine Nahrung zu sich nehmen können. In dieser Zeit leben sie ausschließlich von ihren Fettreserven, was vermutlich auch den Größenunterschied zwischen den Bullen und Kühen erklärt.

Ein anderer Vertreter der Meeresbewohner hier ist der Seeotter. Sie sind mit ihren bis zu 40kg ungleich kleiner als Stellers. Eine ihrer Besonderheiten ist aber, dass sie mit Werkzeugen zu arbeiten verstehen. So benutzen Sie zum Beispiel Steine zum Losbrechen von Muscheln am Meeresgrund oder zum Öffnen von Muscheln, soweit sie diese nicht mit ihren starken Backenzähnen knacken können. Auch sonst ist ihr Gebiss relativ interessant. Sie haben im Gegensatz zu den anderen Otterarten nur 32 Zähne statt der üblichen 36, davon gibt es im Unterkiefer nur zwei Paare Schneidezähne. Als Werkzeuge dienen ihnen zum Beispiel aber auch Seetang zum Fesseln von Krabben, während sie sich noch anderer Nahrung zu wenden. Der Einsatz von Werkzeugen ist sonst in der Tierwelt eigentlich nur noch von Schimpansen und Raben bekannt. Beim Fressen schwimmen die Seeotter übrigens häufig auf dem Rücken liegend, während sie ihrer Beute auf dem Bauch liegen haben. Das sieht zuweilen nach einer ziemlich entspannten Haltung aus. Dabei müssen sie im Verhältnis zu ihrer Größe sehr viel Nahrung aufnehmen. Um im kalten Pazifik ihre Körpertemperatur von etwa 38° zu halten, verbrauchen sie die dreifache Menge an Energie wie Landsäugetiere. Ihre Hauptnahrung sind dabei Seeigel, Seesterne, Muscheln, Schnecken, Krabben oder langsam schwimmende Fische. Ihre größte Anomalie ist aber wahrscheinlich ihr Fell. Sie haben keine wärmende Fettschicht wie zum Beispiel die Steller, sondern ein extrem dichtes Fell. So hat ein sie Otter etwa 100.000 Haare pro Quadratzentimeter. Zum Vergleich ein Mensch hat insgesamt nur etwa 100.000 Haare auf seinem Kopf. Genau dieses dichte Fell ist den Seeottern übrigens insbesondere zur Zeit der russischen Besetzung von Alaska fast zum Verhängnis geworden. Heute dürfen die Seeotter nicht mehr gejagt werden und ihr Bestand hat sich von 1910 bis heute von kleinen Restbeständen auf etwa 107.000 Tiere erhöht. Die größten Gefahren für sie Otter stellen heute neben den Orcas eher Umwelteinflüsse dar. So reichern sich zahlreiche Giftstoffe in den Schalentieren extrem an, die die Nahrungsgrundlage der Otter bilden, und gelangen über sie in den Körper der Otter. Ein anderes einschneidendes Ereignis war der Öl-Unfall der Exxon Valdez, dem je nach Schätzung zwischen fünf und 10.000 Tieren zum Opfer gefallen sind. Damals verklebte ihr Fell und machte es wasserdurchlässig, weshalb sie in großer Zahl verhungerten bzw. erfroren.

Mein Favorit an diesem Tag ist aber ein Buckelwal, den wir zweimal deutlich aus dem Meer springen sehen haben. Buckelwale gelten als akrobatische Springer. Sie erreichen eine Länge von bis zu 18 m bei einem Gewicht von 25-30 t. Damit gehören sie sogar noch zu den kleineren Bartenwalen. Deren größter Vertreter ist der Blauwal mit einer Länge von gut 30 m und einem Gewicht bei den Weibchen von bis zu 200 t, womit sie die größten Tiere auf unserem Planeten sind. Allen Bartenwalen gemein ist, dass sie mit geöffnetem Maul große Mengen Wasser aufnehmen, dass sie dann durch die Barten, kleine verdickte Hornplättchen, wieder herausdrücken. Dort verfängt sich dann im Fall der Buckelwale bevorzugt Krill oder bei anderen Arten auch Plankton in den Barten. Diese Barten können bei Buckelwalen bis zu 1 m lang sein. Äußerlich setzen sich oftmals Kieselalgen oder Seepocken an den Buckelwalen fest. Insbesondere an den relativ großen Brustflossen, werden auch als Flip bezeichnet, finden sich meist Seepocken. Charakteristisch für Buckelwale ist auch die relativ große Schwanzflosse mit ihrer starken Einkerbung.  Man unterscheidet die Buckelwale der nördlichen und der südlichen Hemisphäre. Beiden ist gemein, dass sie während der Sommermonate in die kalten nahrungsreichen Gewässer vor den Polen ziehen um dort zu fressen. Den Winter verbringen sie dann eher in der Nähe des Äquators, in dieser Zeit fressen sie nicht sondern leben von ihren Fettreserven. Da ja bekanntlich Sommer und Winter auf der Nord und Halbkugel entgegengesetzt verlaufen, begegnen sich die Populationen deshalb nicht, weshalb sie sich auch nicht vermischen. Während ihrer Wanderungen bewegen sich Buckelwale meist in Küstennähe, und legen dabei zwischen zwei und fünf Kilometer in der Stunde zurück. Sind aber auch durchaus in der Lage Geschwindigkeiten von bis zu 27 km/h zu erreichen, womit sie auf jeden Fall zu den schnellen Schwimmern gehören. Buckelwale kommunizieren wie andere Wale auch über Laute  - Walgesang. Dabei kennen Buckelwale über 600 verschiedene Laute, die sie mit bis zu 190 dB vorbringen. Auch dazu ein Vergleich: ein Rasenmäher bringt es auf etwa 80 dB und ein startenden Düsenflugzeug auf 120. Dadurch können sich Buckelwale über sehr große Distanzen unterhalten. Problematisch wie für alle Wale sind dabei aber natürlich Schiffsgeräusche, die buchstäblich die Unterhaltung stören. Ihre Wanderungen in Küstennähe hat sie auch schon früh zu relativ leicht jagdbaren Walen gemacht. So sind die Bestände durch die menschliche Jagd von etwa 125000 Tieren auf nur ein paar Tausend reduziert worden. Erst im Jahre 1966 wurde die Jagd auf Buckelwale weltweit verboten. Heute ist der Bestand wieder auf etwa 60.000 angewachsen. Weibchen bringen etwa alle drei Jahre ein Junges zur Welt, das dann mindestens ein Jahr bei der Mutter bleibt. Die Säugezeit beträgt dabei bis zu zehn Monate. In diesem Zeitraum wachsen die Jungen von 4 m auf eine Größe von etwa 7,5 m heran. Geschlechtsreif werden sie nach etwa 15 Jahren, zu diesem Zeitpunkt sind sie etwa 12 m lang. Insgesamt können Buckelwale ein Alter von bis zu 50 Jahren erreichen.

Der heimliche Star hier oben ist aber ein kleiner, wegen seines großen gelblich leuchtenden Schnabels aber nicht gerade unauffälliger Vogel: der Puffin, oder genauer auf Deutsch der Gelbschopflund. Er ist etwa 40 cm groß und wiegt etwa 800 g. Er geht relativ aufrecht und ist von einem gelben Schnabel, einem gelblichen Schopf über den Hinterkopf und einem weißen Gesicht im Wesentlichen schwarz bis dunkelbraun. Sein Gang ist relativ aufrecht, in der Luft sieht er eher aus wie ein Flugschüler. Er rudert relativ stark mit den Flügeln, fliegt langsam und auch ein bisschen unbeholfen. Das liegt aber vor allem daran, dass seine Flügel für das Schwimmen und Tauchen optimiert sind. Manche sagen sogar er fliegt im Wasser. Hier in Alaska ist der nur zur Brutzeit ab etwa April / Mai. Dann brüten sie hier in sehr großen Kolonien zumeist an Felswänden oder in selbstgegrabenen Höhlen. Wichtig für sie ist nur, dass sie möglichst abschüssig zum Flug starten können, ansonsten auf dem Wasser brauchen Sie ein wenig Anlauf. Die Brutzeit beträgt etwa 45 Tage. Dabei ziehen sie pro Jahr ein Junges auf. Diese erreichen bereits nach ca. 35 Tagen die volle Körpergröße. Unterjährig leben in die Gelbschopflunde auf dem offenen Meer, sodass kaum genau bekannt ist, wo sie sich dann befinden. Sicher ist nur, dass es sie nur auf der Nordhalbkugel gibt, und die Brutgebiete im nördlichen Pazifik liegen.

Neben diesen Tieren haben wir aber auch noch Lumen, die obligatorischen Möwen, Kormorane und einen Weißkopfseeadler gesehen. Und auf der Rückfahrt Richtung Seward war einige Zeit ein großer Schwarm Tümmler direkt vor dem Boot. Die Wendemarke der knapp sechsstündigen Bootsfahrt markierte der Holgate Gletscher. Einer der zahlreichen Gletscher die hier im Prinz William Sound im südlichen Alaska direkt ins Meer kalben. So treiben hier  auch immer mal wieder größere Eisbrocken im Pazifik, auch wenn es bei uns eher die kleinen Brocken waren. Vor dem Gletscher war aber deutlich spürbar dass die Luft einige Grade kälter war.

Insgesamt war es ein schöner Tag auf See, auch wenn die Sicht eher eingeschränkt war. Nach unserer Rückkehr nach Seward gönnten wir uns noch eine warme Dusche in den öffentlichen Duschen im Stadtzentrum. Den Abschluss bildete dann ein Besuch in einem Restaurant direkt am Hafen, von wo wir den Fang einiger Sport-Fischer betrachten konnten. Dabei erreichte insbesondere der pazifische Heilbutt schon mal Körpergrößen, die der der Fischer kaum nachstand. Direkt am Hafen wurde auch der Fisch filetiert, wobei es offensichtlich eher darauf ankam, das Werk zügig zu vollenden, als möglichst den kompletten Fisch zu nutzen. Nach der Anzahl der Heilbutt zu schließen, herrscht hier im Nordpazifik offensichtlich kein Mangel an Ihnen. Ehrlicherweise muss aber auch gesagt werden, dass ich keinerlei Beziehung zum Fischen habe. Es ist hier also eher „Gefühlsduselei“ eines Laien.