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  • Der Botnar ist der gruene Riese in einer schwarzen Lavalandschaft
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11. Tag        19.08.2013 – Karakhorum

Auch heute gelten wieder die üblichen Zeiten, Frühstück 7 Uhr, Abfahrt 8 Uhr. Die Begleitmannschaft ist heute etwas langsamer, so sind wir leicht in Verzug. Auf der Fahrt geht es anfangs relativ zügig voran, und wir liegen recht gut im Plan. Unser erstes Zwischenziel ist Khujirt. Der Ort wurde wesentlich in der kommunistischen Zeit errichtet, um die vielen Gästen beherbergen zu können, da sich im Umfeld der Stadt zahlreiche heiße Quellen befinden und Khujirt der bedeutendste Kurort der Mongolei ist. Die Stadt ist eines der Zentren des Övörkhangai Aimags, dessen Hauptstadt ist aber Arvaikheer, in dessen Nähe wir in der letzten Nacht waren. Aimags sind etwa mit unseren Bundesländern vergleichbar. In den Hauptstädten und meist einigen anderen Hauptorten befinden sich die Infrastruktureinrichtungen für den ganzen Aimag. Dort gibt es Strom, Schulen, Ärzte oder die Post. Oftmals auch einen Flughafen, wobei viele davon nur inländische Flüge anbieten. Insbesondere bei den Schulen ist man in der Mongolei recht weit. Das Övörkhangai Aimag ist das tierreichste in der ganzen Mongolei. Inzwischen sehen wir wieder Rinder aber auch Pferde in größerer Zahl, was zuletzt kurz nach dem Verlassen der Hauptstadt Ulan Bator der Fall war. Ziegen und Schafe sind ja bisher auf nahezu der ganzen Reise unsere Begleiter gewesen. Mit dem mehr an Tieren wechselt natürlich auch die Vegetation. Es ist jetzt richtig grün, an einigen Stellen sieht man sogar kleine Seen. Nicht weit von Khujirt müssen wir gar zwei kleine Bäche durchqueren. Die durchschnittlichen Regenmengen sind mit rund 250 Liter je Quadratmeter und Jahr schon etwa doppelt so hoch wie bei den Flaming Cliffs. Im ganzen Aimag leben etwa 113000 Menschen, und das auf einer Fläche von knapp 63000 Quadratkilometern. Zum Vergleich: Bayern hat eine Fläche von rund 70000 Quadratkilometern, es leben aber etwa 12,5 Millionen dort. Und doch ist der Aimag von der Bevölkerungsdichte etwa Landesdurchschnitt.

Als wir dann Khujirt erreichen, beginnt es etwas zu tröpfeln. Als wir unsere Mittagspause in einem kleinen örtlichen Restaurant beenden, sehen wir uns einem ordentlichen Regenguss gegenüber. Blöd ist nur, dass das der Wettervorhersage für den heutigen Tag entspricht. So beschließen wir die Reiseroute ein bisschen zu verändern und von hier nach Karakhorum zu fahren. Es sind lediglich rund 40km und der größte Teil davon auf einer der wichtigsten Teerstraße des Landes. Aber auch wichtige Straßen haben zuweilen Straßenschäden. Da sich die Löcher natürlich längst mit Wasser gefüllt haben, ist leider nicht immer abzuschätzen, wie tief die Schlaglöcher wohl sind – und die sind zum Teil sehr tief. Auch wenn unser Fahrer soweit möglich meist eher einen Slalom-Kurs fährt, rumpelt es doch einige male beträchtlich. Aber die wirklichen Probleme kommen erst wenige Kilometer vor Karakhorum. Die Straße ist noch nicht fertig, und da es sich hier um die wohl meist befahrenste Strecke der Mongolei handelt, ist sie entsprechend breit ausgefahren. Und die Spurrinnen sind beträchtlich. Und wegen des Regens sind die natürlich auch ziemlich schlammig. Das wird uns dann auch irgendwann zum Verhängnis, unser Fahrer versucht zwar ziemlich geschickt den größten Spurrinnen auszuweichen, zweimal rumpelt es mächtig, weil wir kurz aufsetzen, aber dann ist es passiert, und wir sitzen auf. Die Räder drehen sich nutzlos im Wasser. Als weitere Fahrzeuge sind noch der japanische Jeep und einer der russischen geländegängigen Kleinbusse dabei. Letzterer hat ja schon am ersten Tag den 20-Sitzer eine kleine Anhöhe hinauf gezogen, und auch hier zieht er wieder das deutlich größere Fahrzeug aus der misslichen Lage heraus, was einer gewissen optischen Komik nicht entbehrt.

Unser heutige Behausung für die Nacht sind nicht unsere Zelte sondern Jurten, was ich angesichts des Wetters und auch des am Abend noch dazu kommenden schweren Gewitters durchaus zu schätzen weiß. Die Jurte verspricht auf jeden Fall eine trockene Nacht. In jede Jurte kommt noch jemand, der etwas Brennholz, etwas Anmachholz und Papier bringt und den Ofen anzündet. Das Anmachholz und das Papier werden anschließend wieder mitgenommen. Der kleine Ofen macht die Jurte relativ schnell warm, verbraucht dafür aber auch einiges an Brennholz. Solange wir noch im Zelt sind, können wir das Feuer auch noch gut unterhalten, aber nachdem wir nach dem Abendbrot zurück kommen, ist es längst erloschen. Da die Jurten im Sockelbereich nicht wirklich dicht sind, verspricht es daher eine eher kühle Nacht zu werden. Aber immer noch besser kühl als nass. Denn mein Zelt ist nur einwandig, und damit eben eher weniger für ein solches Wetter geeignet.

Das Abendessen verdient noch eine besondere Erwähnung. Und damit meine ich nicht, dass wir auf richtigen Holzstühlen sitzen, und nicht wie sonst auf teilweise etwas klapprigen Campingstühlen. Nein heute bekommen wir noch ein besonderes Kulturprogramm. Zwei Mongolen unterhalten uns mit historischen Instrumenten, darunter etwa einer Pferdekopfgeige, die anders wie unsere Geige nicht am Hals angesetzt wird, sondern in den Schoß gestellt wird und ähnlichem einem Cello gespielt wird. Dabei hat die Pferdekopfgeige aber nur zwei Saiten. Ein anderes Instrument ist die Yatga, die ein bisschen einer Zitter ähnelt. Dazu trug einer der beiden noch ein paar Lieder im Kehlkopfgesang vor. Was zugegeben für unsere Ohren sehr fremd klingt, aber doch von einer tiefen Intensität  ist. Beim Kehlkopfgesang trägt der Sänger quasi zwei Stimmen gleichzeitig vor. Eine schafft einen relativ gleichmäßigen Grundton, der aber von der Intensität eigentlich eher dominierend ist, dazu kommt dann noch eine weitere Stimme, die dann den eigentlichen Gesang ausmacht und auch der Melodie folgt. Kehlkopfgesang ist eine besondere Technik, die in dieser Form nur in der Mongolei praktiziert wird. Ähnliche Techniken, bei denen auch dem Kehlkopf eine besondere Bedeutung zukommt, gibt es aber auch in anderen Völkern.  Dazu zeigte noch eine Schlangenfrau, eigentlich müsste man eher von einem Schlangenmädchen von etwa 15 Jahren sprechen, ihre Tänze. Ich glaube von mir eigentlich, meinem Alter entsprechend recht gelenkig zu sein, aber ihre Bewegungen liegen weit außerhalb meiner Vorstellungskraft, von einer Nachahmung natürlich ganz zu schweigen, es tat eigentlich schon beim Zuschauen ein bisschen weh. Und dann meist ein Lächeln oder mindestens ein sehr konzentriertes Gesicht dazu, erfordert noch mal eine besondere Anstrengung.