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15. Reisetag    24.02.2012 – Kingfisher Lodge in Kichwamba

Heute geht es wieder früh los. Um 7 Uhr rumpeln wir schon wieder über die Straße. Und das Rumpeln ist durchaus wörtlich zu nehmen. Die Straßen hier in Kichwamba haben noch ein paar mehr Löcher als anderswo, und die Schlaglöcher in Uganda  kosten bei einem normalen PKW wohl des öfteren Achsen oder mindestens Radaufhängungen. So fahren hier praktisch alle eher im Zickzack über die Straßen. Wer es eilig hat, oder meint es eilig zu haben, der blinkt rechts, als Zeichen, dass er auf keinen Fall weiter links rüber fahren wird, um auszuweichen. Dazu muss natürlich noch gesagt werden, dass in Uganda Linksverkehr herrscht. Und dann gibt es ja noch die Regelung, nach der der Stärke im Zweifelsfall Vorfahrt hat. Dabei kann man jetzt aber auch nicht sagen, das die Verkehrsteilnehmer alle rüpelig unterwegs sind, nur gibt es eben wenige Schilder und dann spielen sich die Regeln eben auch anders ein.

Aber zurück zu unserem Tag, wir fahren zum Kalinzu Forest Reserve. Dort wollen wir ein Schimpansen-Trecking machen. Aber schon auf dem Weg bekommen wir ein schönes Naturschauspiel geboten. Die Sonne geht langsam auf und aus den zahlreichen Tälern, die sich in den Hügeln südlich von Kichwamba befinden, steigt der feuchte Morgendunst auf. Auffällig sind auch heute Morgen wieder die unglaublich vielen Kinder, die auf dem Weg zur Schule sind. Als wir am Kalinzu Forest Reserve ankommen, ist die Sonne längst aufgegangen, eine lange Dämmerung morgens und abends wie bei uns gibt es hier schließlich nicht, und beginnt die Luft schon zu erwärmen. Da es hier relativ feucht ist, komme ich schon ins Schwitzen, bevor wir überhaupt los gegangen sind. Im Wald selbst, ist es etwas kühler, aber eben auch noch feuchter. Das Unterholz ist ziemlich dicht. Anfangs bewegen wir uns noch auf einem breiten Pfad, was uns auch gut voran kommen lässt. Dann geht es aber mehr oder weniger querfeldein zu einem anderen Parallelpfad, was schon etwas mühsam ist, und je tiefer wir schließlich in den Wald vordringen, desto dichter wird auch das Unterholz. Ober in den Baumgipfeln sieht man die Sonne, aber unter auf dem Boden bleiben davon nur ein paar Sonneninseln übrig, was mir aber auch ganz recht ist, so ist es etwas kühler. Geleitet werden wir von einen Mitglied einer Forschergruppe, die das Leben und Verhalten der Schimpansen untersucht. Er selbst steht mit dem Handy in Verbindung mit zwei Treckern, die sich schon vor uns auf dem Weg gemacht haben, um die Schimpansen zu suchen. Was deutlich schwieriger ist, als etwa bei den Berggorilla, da Schimpansen deutlich größere Entfernung zurück legen, und das eben auch hoch in den Bäumen, wodurch sie natürlich auch keine Spuren hinterlassen. So ist es auch durchaus nicht garantiert, überhaupt Schimpansen zu sehen zu bekommen. Als wir bei unserem Trecker ankommen, meinte er nur, vor uns muss sich eine größere Familie befinden, aber so recht entdecken kann er sie noch nicht. Man hört sie nur oben in den Bäumen. Schließlich entdecken wir aber doch einen, aber kaum merkt er, das wir uns für ihn interessieren, macht er sich auch schon auf und davon. Dabei bewegt er sich ziemlich behände durch die lichten Baumkronen, während wir uns unten durch das Dickicht kämpfen. So hat er uns schnell abgehängt und scheint verschwunden. Aber wir haben Glück und entdecken einen anderen Schimpansen, zu dem sich auch noch ein zweiter gesellt. Die beiden lausen sich gegenseitig, so bekommen wir ein paar ganz ordentliche Schnappschüsse, auch wenn die Lichtverhältnisse eher schwierig sind. Wir sehen durch die Blätter schließlich noch weitere Schimpansen. Nicht so viel Glück haben wir mit ein paar Colobusaffen. Die sind zwar deutlich tiefer unterwegs, aber werden praktisch permanent durch die Bäume verdeckt, und sie bewegen sich dabei auch ziemlich flott zwischen den Bäumen umher.

Gegen 11 Uhr treten wir dann die Rückfahrt zur Lodge an. So bleibt noch mehr als genug Zeit für ein leichtes Mittagessen in der Lodge. Am Nachmittag wollen wir eine Bootstour auf dem Kalinga Kanal machen. Er ist, anders wie es der Name vermuten lässt, eine natürliche Wasserstraße zwischen dem Lake George und dem Lake Edward. Er ist fast 33km lang und gehört zum Queen Elisabeth Nationalpark. An ihm wohnen sogar einige Fischer, denen es aber nur erlaubt ist, mit ihren kleinen Ruderbooten in den beiden Seen zu fischen, die dennoch gleichzeitig teilweise Teil des Nationalparks sind. Wobei der Lake George mit rund 250qkm halb so groß ist wie der Bodensee, der Lake Edward aber mit über 2300qkm zu den größeren Seen in Afrika zählt. Er befindet sich auf der Grenze zwischen Uganda und dem Kongo, wobei der weitaus größte Teil des Sees zum Kongo gehört. Der Lake Edward ist auch Teil des großen Ostafrikanischen Grabenbruchs, an dem hier praktisch auch die Grenze verläuft. In den beiden Seen gibt es zwischen 35 und 40 Arten von Buntbarschen, von denen alle bis auf fünf hier endemisch sind. Auch sonst gibt es hier wieder eine große Artenvielfalt an Land und dann sind da natürlich wieder Vögel. Aber was uns natürlich besonders interessiert sind die zahlreichen Flusspferde, es soll an die 2000 hier von ihnen geben, und Krokodile. Am Lake Mburo hatten wir schon zwei kleine gesehen, die waren aber nicht mal einen Meter lang, und hier soll es „richtige“ geben.

Schon auf dem Weg zum Boot sehen wir ein paar Büffel beim Schlammbad, was sie als Hautpflege benutzen. Außerdem sehen wir Elefanten, Wasserböcke und als neue Spezies Buschschweine und Mangusten, die aber mal wieder ein bisschen schnell für uns sind. Wobei es sich, wie wir erst später ermitteln, bei den Buschschweinen eigentlich um das Riesenwaldschwein handelt. Solche habe ich jedenfalls noch nie zuvor gesehen. Allen diesen Tieren ist aber gemein, das sie an den Kanal zum Trinken ziehen. Unser Boot sollte eigentlich um 14 Uhr abfahren, aus organisatorischen Gründen geht es dann aber doch erst gegen 16 Uhr los. Das ist eigentlich sogar ein Vorteil, denn viele Tiere verbringen die Mittagshitze doch lieber irgendwo im Schatten, und zu dem wird das Licht natürlich auch besser zum Fotografieren. Und was soll ich sagen, die Fahrt auf dem Kanal ist ein Ereignis. Man kommt mit dem Boot dicht an die Tiere heran, und sitzt selbst völlig entspannt bei toller Sicht. Und dann sind da ja noch die unzähligen Arten, die sich hier auf relativ kleinem Raum tummeln. Da sind die Kaffernbüffel, aber auch Graureiher, Silberreiher, Nilgänse, verschieden Ibise, Sporrnkiebitze, Gelbschnabel Störche, Senegalliest, natürlich Afrikanische Schreiseeadler, Pelikane, Malachit Eisvögel, Graue Eisvögel, Marabus und noch so viel mehr. Ach ja, und dann sind da ja noch die erhofften Krokodile und Flusspferde. Von letzteren auch eines schön mit geöffneten Maul, Herz was willst du mehr.

Auf der Rückfahrt nach der Bootsfahrt treffen wir noch auf eine größere Elefantenherde. Wobei die ersten bereits die Straße überquert haben. Andere stehen noch etwas unentschlossen da, ob sie folgen sollen. Erst als wir nach ein paar Augenblicken ein kleines Stück weiter fahren und offensichtlich ihren geplanten Weg frei machen, zieht auch der Rest der Herde über die Straße. Dabei fällt auf, das es sehr viele jüngere Tiere in der Gruppe gibt, und die dann praktisch in jedem Alter, von ganz jung bis bald ausgewachsen. Aber von den vielleicht 25 Tieren sind nur vier oder fünf offensichtlich wirklich älter und vollkommen ausgewachsen.