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    Lichtspiele am Morgen in der Wüste

  • Sonnenaufgang mit dem Viluchinsky im Hintergrund
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    Sonnenaufgang mit dem Viluchinsky im Hintergrund

10. Reisetag         La Leona – 07.03.2022

Heute geht es noch ein bisschen früher als gestern raus, Frühstück um 05:00 Uhr. Das ist dann auch für mich ziemlich früh. Um 05:45 Uhr treffen wir uns dann mit dem Tagesrucksack und dem Rumpfgepäck am Strand vor der Lodge. Das Gepäck wird auf ein kleines Motorboot verladen und ein Stück raus zu dem Motorboot gebracht, auf dem wir vor zwei Tagen hergekommen sind, und auch gestern schon unterwegs waren. Wir selbst steigen wir gehabt ein bisschen versetzt ein, weil dort die Brandung nicht ganz so stark ist. Auch wie gehabt lässt sich das Motorboot wieder mit einer größeren Welle rückwärts auf den Strand spülen, wo es zwei Helfer versuchen halbwegs gerade in Position zu halten. Um dann, nach dem wir alle an Bord sind, den Außerbordmotor ein bisschen herunter zu lassen, und mit einer größeren Welle wieder los zu kommen. Das funktioniert dann nur bei relativ hohem Wasserstand, da danach das Wasser zu flach wird, und die Brandung nicht mehr ausreicht, das Motorboot soweit anzuheben, dass es mittels des Motors wieder freikommt. Das war der eine Grund für den frühen Aufbruch heute, der andere ist eine längere Wanderung am Strand entlang bzw. durch den angrenzenden Regenwald. Und je später es wird, desto höher steht die Sonne, und damit steigen natürlich auch die Temperaturen noch weiter an. Und kalt ist es auch am frühen Morgen nicht. Ich schätze, wir haben auch jetzt rund 25°C.

Mit dem Boot fahren wir ca. eine Stunde an der Küste entlang bis nach Sirena. Der Ort ist übrigens nur per Boot oder über eine Piste zu erreichen, die nur in der Trockenzeit passierbar ist. Fairerweise muss man sagen, zumindest vom Wasser ist nicht viel von einer Ortschaft zu sehen. Eigentlich gibt es nur ein kleines Stück vom Strand entfernt eine Station der Ranger des Nationalparks. Immerhin sind wir hier aber auch mitten im Nationalpark. Da unsere Lodge direkt am Rande des Nationalparks war, betreten wir diesen also hier. Das bedeutet Maske auf und Hände waschen. Immerhin befinden wir uns immer noch in der Corona-Pandemie. Auch wenn es für mich hier ein bisschen absurd erscheint. Immerhin sind wir mit dem Boot direkt an den Strand gekommen, stehen immer noch im kräftigen Seewind und es ist genau ein Ranger vor Ort – draußen. Eigentlich ist es auch verboten Essen mit in den Nationalpark zu nehmen. Das regelt unser lokaler Guide, da wir heute laut Plan 6-7 Stunden zu Fuß unterwegs sein werden, und da ist neben dem obligatorischen Wasser auch ein bisschen was zu essen ziemlich sinnvoll. Genau genommen wird auch bei keinem anderen Ankömmling in den Rucksack gesehen. Der übliche Weg ist dann auch wie bei uns, von hier an der Küste entlang zu wandern oder aber in der entgegengesetzten Richtung, es haben also wohl alle etwas dabei. Fieber wird dann für unsere Gruppe auch nur bei unserem Guide stellvertretend für uns alle gemessen. Vom Eingangsposten geht es dann noch ein paar Minuten Barfuß oder in Trekking-Sandalen durch den Regenwald, übrigens gleich nach dem Passieren des Postens auch wieder ohne Maske. Aber wie bei so vielen Regeln in Corona-Zeiten, machen auch hier nicht immer alle in allen Situationen wirklich Sinn. Das gilt für Deutschland genauso wie für Costa Rica. Und natürlich muss irgendwer allgemeingültige Regeln aufstellen, damit wir alle zusammen diese Pandemie dann auch irgendwann hinter uns lassen können.

Unser Guide hat dann auch gleich noch ein bisschen zusätzliches Abenteuer ins Programm eingebaut. Wie angekündigt ist noch ein weiterer „kleiner Fluss“ zu durchqueren. Geschätzt ist er an dieser Stelle etwa 70m breit, und da ich ein bisschen spät dran bin, sehe ich schon, dass der auch deutlich tiefer als unsere bisherigen Flussquerungen ist. Und natürlich kommt einem dann in den Sinn: Gibt es in dieser Brühe eigentlich Krokodile? Nein macht keinen Sinn, sonst würde man da keine Touristen durchlotsen. Mir selbst steht das Wasser gut hüfthoch, andere Mitreisende, die ein bisschen kleiner als ich sind, entsprechend noch ein bisschen höher. Aber in jedem Fall gut, wenn man das Mobiltelefon oder auch andere feuchtigkeitsempfindliche Gerätschaften inklusive Geldbörse nicht in der Hosentasche hat. Selbst den Rucksack nehme ich in die Hand, um ihn ein bisschen höher zu halten, und er nicht von unten Wasser zieht. An der Stelle war es nicht so schlecht, ein bisschen hinten dran zu sein, so konnte ich die Wassertiefe deutlich besser abschätzen. Nicht alle hatten die Wassertiefe im Vorfeld richtig eingeschätzt – sehr ärgerlich. Wenn man nur Geld „gewaschen“ hat, ist es nicht so dramatisch, aber bei anderen Dingen oder Ausweisen hätte ich mich vermutlich ordentlich geärgert. Zumal wie sich später herausstellen sollte, unser Guide vorgesorgt hatte, und eine Badehose untergezogen hatte – Schlingel.

Auf der anderen Seite des Flusses angekommen, entdeckt unser Guide, als die letzten noch kaum die Schuhe angezogen haben, ein Tapir am Strand entlanglaufen, genauer müsste man eigentlich ein Mittelamerikanisches Tapir sagen. Es überquert den gleichen Fluss wie wir, nur direkt an der Mündung, die im Moment fast komplett trockengefallen ist. Immerhin können wir damit auch gleich eines der „Gruppenziele“ auf dieser Reise abhaken. Tapire sehen übrigens ein bisschen „seltsam“ für ihre Größe aus. Das liegt an ihrer langen rüsselartigen Nase, aber auch am überlangen Oberkiefer, der optisch deutlich länger als der Unterkiefer ist. So haben sie im Oberkiefer auch vier vordere Backenzähne, während es unten nur drei sind. Dazu sind die Backenzähne oben auch noch größer als die unteren ausgebildet. So wirkt der Kopf mit der Nase sehr lang gestreckt. Die andere Anomalie ist, dass Tapire zu den Unpaarhufern gehören. Ansonsten gehören nur noch Pferde und Nashörner dazu, also alles eher größere Säugetiere. Unpaarhufer haben eine ungerade Zahl an Zehen, wobei bei Tapiren auch noch die Besonderheit besteht, dass sie vorne vier Zehen, hinten aber nur drei haben. Auch der Verdauungstrakt der Tapire weist eine Besonderheit auf. So hat der Magen lediglich eine Kammer und ist relativ klein, dafür haben sie einen sehr langen Darm. Die Hauptverdauung findet so auch erst im Enddarm statt, weshalb sie eine relativ schlechte Futterverwertung haben. Sie ernähren sich vor allem von Blättern, Früchten, dünnen Zweigen und anderen Pflanzenteilen. Sie bevorzugen also eher faserige Nahrung. Tapire haben eine Lebenserwartung von maximal 30 Jahren, die Geschlechtsreife erreichen sie mit drei Jahren. Die Jungen werden nach einer Tragezeit von rund 13 Monaten geboren, und erst mit einem Jahr gar nicht mehr gesäugt. Tapire gelten als sehr scheu. Sie sehen sehr schlecht, können dafür aber umso besser riechen. Auch das Gehör ist ausgeprägt. Sowohl Weibchen wie auch Männchen leben in jeweils eigenen Revieren, und kommen nur zur Paarung zusammen. Innerhalb ihrer Territorien, die sich im Randbereich überlappen können, legen sie Pfade an, die sie häufig auch mit immer wiederkehrenden Dungplätze und Urin markieren. Die Reviere haben bevorzugt verschiedene Vegetationszonen, und fast immer auch größere Wasserstellen. Tapire sind gute Schwimmer. Tagsüber ziehen sie sich eher ins Gebüsch zurück und sind dann Nachtaktiv. Insgesamt gilt das mittelamerikanische Tapir nicht zuletzt wegen der Zerstörung seiner Lebensräume als gefährdet. Zu den Fressfeinden der Tapire gehören vor allem Jaguare und Puma, was natürlich mit ihrer Größe zusammenhängt. Immerhin können sie 150-300 kg schwer werden, und dass bei einer Höhe von etwa 120cm, und einer Rumpflänge von rund 2m.

Aber zurück zu unserem Tag. In den nächsten Stunden gehen wir wechselnd am dunklen Strand oder über Pfade durch den Regenwald. Wobei sich das frühe Aufstehen wegen dem Höhepunkt der Tiede gegen 6:00 Uhr schnell bezahlt macht. Je länger die Sonne am Horizont steht, desto heißer wird es. So sind die Passagen am Strand wegen der Wärme und der dort trotzdem relativ hohen Luftfeuchtigkeit recht anstrengend, da hilft auch der Seewind nur begrenzt. Im Schatten des Regenwaldes ist es gefühlt 15° kühler. Wir bekommen schwarze Krummschnäbel, genauer gesagt sind es Rabengeier, die es auf die kleinen Krabben abgesehen haben, und einen Raben-Bussard zu sehen. Darüber hinaus noch weitere Hellrote Ara, ein Tapir bei der Mittagsruhe in einem Dickicht direkt am Strand, ein paar Ameisenbären und eine größere Gruppen Nasenbären. Ein Nasenbär ist sogar gerade dabei, ein paar Krabben am Strand auszubuddeln, um sie dann zu fressen. Wobei ich erstaunt bin, wie schnell er dabei den Werkzeugen der Krabben aus dem Weg geht, um sie dann zu knacken. Kurz vor unserem Ziel gehen wir noch durch ein Gruppe Totenkopfaffen bzw. unter ihnen durch, vielen vermutlich wegen Herrn Nilsen aus Pipi-Langstrumpf Filmen bekannt, in den Büchern war es übrigens eine Meerkatze. Wegen der Haltung als Haustier wurden in den 1970 zahlreiche Totenkopfaffen gefangen. Das ist zum Glück vorbei. Die Affen sind hier im Regenwald praktisch unentwegt in Bewegung und springen und laufen von Ast zu Ast. Ihren Namen haben sie wegen ihres maskenartigen Gesichts. Sie haben eine Rumpflänge von 25 – 35cm, und einen etwas längeren Schwanz. In jungen Jahren ist der Schwanz auch noch greiffähig, im Erwachsenalter dann nicht mehr. Der Daumen ist anatomisch gleich wie die anderen Fingen angeordnet, steht diesen also zum besseren Greifen nicht gegenüber. Sie kommen lediglich auf ein Gewicht von 700 – 1100 g, sind relativ schlank, und die Gliedmaßen sind entsprechend feingliedrig. Ihre Nahrung besteht vor allem aus Insekten, Früchten oder auch kleineren Wirbeltieren. Aber auch Vogeleier, Nektar, Knospen oder Blüten verschmähen sie nicht. Die Fortpflanzung ist saisonal, die Geburt ist oftmals innerhalb einer Gruppe zu gleichen Zeit, die Jungen werden bereits mit etwa 100 g geboren, wiegen also schon etwa 1/10 eines erwachsenen Totenkopfaffen. Interessant in dem Zusammenhang noch, dass die Männchen in der Paarungszeit bis zu 20% an Körpergewicht zunehmen, dass die anschließend wieder verlieren. Die Gruppen werden anders als bei den meisten Affen von einem Weibchen angeführt und können bis zu 100 Tiere umfassen. Ihr Hauptverbreitungsgebiet ist eher das nördliche Südamerika, es gibt aber auch einige Populationen in Mittelamerika wie hier im Corcovado Nationalpark.

Gegen 14:30 erreichen wir schließlich unser nächstes Quartier in La Leona, auch hier wieder direkt am Pazifik. Und ich habe wieder Glück, und meine kleine Hütte liegt in der ersten Reihe. Die Unterkünfte weisen noch ein paar andere Besonderheiten auf, so ist die Dusche, natürlich sichtgeschützt von den anderen, draußen hinter der Hütte. Wobei Hütte eigentlich auch schon falsch ist, denn es handelt sich um feste Zelte, bei denen wesentliche Teile eher aus Fliegengittern bestehen. So hat man fast schon das Gefühl, draußen zu sein. Da stört es auch nur wenig, wenn die Dusche wieder nur kalt ist. Jedenfalls wenn die ersten paar Tropfen aus dem vorher von der Sonne erwärmten Rohr durch sind. Und wie schon in den beiden letzten Unterkünften habe ich wieder einen Balkon, auch wenn da dieses Mal keine Hängematte sondern nur ein paar Holzstühle stehen. Ein bisschen irritiert bin ich allerdings wegen der Getränkepreise. Nicht das mich die Höhe jetzt verunsichert hätte, nein die Preise sind in US-Dollar ausgezeichnet. Die Rechnung werde ich später per Kreditkarte zahlen, und auch da wird tatsächlich nicht die Landeswährung Colones sondern in Dollar abgerechnet.