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    Scharlachara am Rande des Regenwaldes

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    Oryx Antilope

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    Sonnenuntergang in der Wahiba

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    Valle de la Luna, das Mondtal

27. Reisetag - Port Douglas

Nach unserem Besuch in der Wüste sind wir ja inzwischen im tropischen Norden angekommen, und da darf natürlich auch ein Besuch des Regenwaldes nicht fehlen, das Programm für unseren letzten richtigen Urlaubs hier in DownUnder steht damit fest. Der Tag beginnt mit dem Bus auf einer sehr kurvigen und immer wieder Höhendifferenzen nehmenden Küstenstraße, dem Captain Cook Highway. Wir kommen am vielfarbigen Regenwald, aber auch an Zuckerrohrfeldern vorbei. In diesem Klima gibt es, vereinzelt zwar, auch Bananenplantagen und Obstpflanzungen mit Früchten wie Mango, Pfirsich und Orangen. Doch das erste richtige Ziel ist heute der Daintree River. Wir hoffen dort Salties zu sehen. Salties sind Salzwasserkrokodile. Der Begriff Salzwasserkrokodile ist aber etwas irreführend. Die Tiere können zwar zeitweise im Salzwasser überleben, aber nicht dauerhaft. Sie können eine Länge von bis zu 9 m erreichen. Im Norden Australien wurden sie früher stark bejagt, so leben nur noch wenige der sehr großen Tiere. Die meisten sind „nur" halb so groß. Wir hofften die Kaltblüter noch beim morgendlichen Sonnenbad zu erwischen, da sie danach im Wasser zum einen nur schwer zu sehen sind, und zum anderen sehr lange unter Wasser bleiben können. Auch das ist ja so etwas, sie zerbeissen ihre Beute nicht um sie zu töten, sondern sie packen fest mit ihrem Maul zu, dann ersäufen sie sie aber. Dabei erzeugen die Muskeln zum Schließen des Maul einen Druck von 700 kg/cm², zum Öffnen haben sie aber nur eine Kraft von etwa 200 gr/cm². Man hat also viel größere Chancen ihre Maul geschlossen zu halten als ihnen zu entwischen. Dabei fallen die Krokodile eigentlich nie Menschen an, da diese ihnen in aufrechter Haltung zu groß erscheinen. Wenn man sich gebückt am Ufer befindet, dann sieht die Sache anders aus. Die Krokodile zerbeissen auch später nicht ihre Beute, sondern verschlingen sie im Stück. Dabei kann die Beute im Verhältnis zu ihrem eigenen Gewicht beachtlich sein. So ist es auch nicht ungewöhnlich, das die Tiere nach eine „fetten" Beute tagelang nichts mehr zu sich nehmen. Um ihren Schwebezustand im Wasser zu balancieren nehmen sie auch schon mal für eine Zeit Steine auf, denn das „Schweben" ist für ihre Lebensweise der optimale Zustand, in dem sie am wenigsten Energie verbrauchen. Überhaupt haben sie nur relativ wenig Energie nötig, da sie Kaltblüter sind, und daher sich allenfalls im/am Wasser oder eben in der Sonne wärmen. Leider war während unserer Fahrt auf dem Fluß keines von ihnen zu sehen. Aber auch die Mongroven und zahlreichen Vögel am Ufer waren auf jeden Fall die Bootstour wert. Außerdem gab es auch Rinder von indischen Rassen zu sehen. Europäische Rassen, wie sie im übrigen Australien vorkommen, sind in diesem Klima zu anfällig für Krankheiten und werden deshalb in diesem Teil Australiens nicht gehalten.

Unsere Reise führte uns dann weiter zum Cape Tribulation. Dieses ist ein Naturschutzpark in dem man den Regenwald noch weitestgehend unberührt gelassen hat. Hier führt der Regenwald bis unmittelbar ins Meer hinein. Es gibt aber auch schöne breite Strände, die dann wieder in die Mongroven und damit in den Regenwald übergehen. Unser Weg führt uns jetzt weiter in den Regenwald hinein. Es zirbt, raschelt und zwitschert hier unablässig. Diese Geräuschkulisse wird, wie man uns sagte in der Dämmerung insbesondere in der Morgendämmerung noch sehr viel lauter und intensiver. Tiere sieht man aber, jedenfalls wenn man von einigen Mongrovenkrebsen und grünen Ameisen absieht, keine. Man hört sie überall, aber die Sichtweite ist durch die Pflanzen oft kaum wenige Meter in den Regenwald, und wir bewegen uns schon auf einem auf Stelzen befindlichen Holzbohlenweg.

Die Pflanzenwelt hat hier eine ungeheure Vielfalt. Und es gibt hier auch die unterschiedlichsten Strategien der Pflanzen um an Nährstoffe bzw. Sonnenlicht zu kommen. Rattan etwa bildet an den Spizen so eine Art Peitsche mit Widerhaken. Damit hängt sich die Pflanze bei benachbarten Pflanzen an. Das erscheint auf den ersten Blick irgendwie sinnlos, das erspart ihr aber mit viel Energie einen eigenen Stamm ausbilden zu müssen, da die Traglast ja von der anderen Pflanze übernommen wird. Dafür wird Rattan aber auch sehr lang, sie können etwa 400-500 m lang sein und sind damit die längsten Pflanzen der Welt. Andere Gewächse, wie etwa viele Farne, beginnen gleich in einer höheren Astgabel zu wachsen. Dafür müssen sie dann dem unfreiwilligen Gastgeber dann ein paar Nährstoffe abzwacken oder sie direkt aus der Luft gewinnen können. Der Standort hat aber den großen Vorteil sehr viel dichter am Sonnenlicht zu sein. Dazu muß man wissen das nur etwa 1% des Lichts überhaupt noch den Boden erreicht. Beim Niederschlag von 4000 bis 5000 ltr. pro qm ist es immerhin noch die Hälfte. Für die Farne bedeutet es aber auf jeden Fall, das sie das Wasser schon oben auffangen müssen und auch dort speichern müssen. Dazu legen sich viele Farne eine Art Regenbecken aus ihren eigenen großflächigen Blättern an, dieses wachsen dann um die Astgabelung und verkleben bei der ständigen Verwesung zu einem Becken. Diese Technik hat natürlich den Nachteil, das ständig auch immer wieder neue Blätter um das alte Becken gelegt werden müssen. Wieder andere Pflanzen wie die Würgefeige haben wieder eine andere Technik. Auch sie beginnen in einer Astgabelung. Auch sie wachsen nach oben um noch näher an das Licht zu gelangen. Auch sie zapfen ihren Gastgeber an um von ihm mitversorgt zu werden. Gleichzeitig beginnen sie aber auch in Richtung Erdboden zu wachsen. Sie legen ihre Triebe dabei immer wieder um den Stamm ihres Gastgebers. Sobald sie die Erde erreicht haben beginnen sie damit Wurzeln zu schlagen und selbst Nährstoffe aus der Erde zu fördern. Dazu beginnen aus ihren anfangs relativ dünnen Trieben starke Hölzer zu werden, und den Gastgeber damit einzuschnüren. Wenn dieses eine Zeit fortgeführt wird kann sich der Gastgeber nicht mehr in der Stammdicke ausdehnen und stirbt deshalb ab. Die Würgefeige nimmt jetzt komplett seinen Raum im Regenwald ein. Doch der Regenwald ist ein permanenter Kreislauf. Der Boden ist hier nur arm an Nährstoffen, die die Pflanzen überhaupt aufnehmen können. Die Flora produziert aber etwa 10 Tonnen Biomasse je ha und Jahr. Diese gewaltige Menge wird dann von Bakterien und Kleinstlebewesen zersetzt und wieder zu Humus verarbeitet. Dieser dient dann den Pflanzen wieder als Grundlage um neue Biomasse zu erzeugen. Doch durch diesen Kreislauf ist das Ökosystem Regenwald sehr empfindlich. Wird nur ein Glied aus dem Kreislauf gerissen, bricht das System zusammen. Das ständige Zersetzen der Biomasse ist auch der Grund dafür, das es hier ständig ein bißchen nach Verwesung riecht, die feuchten Mongrovensümpfe tun dann noch ihr übriges dazu. Und auch die großen Mengen Niederschlag haben an dem Verwesungsprozess ihren Anteil. Wegen des Regens sind auch an allen Straßensenken immer wieder Wasserstandsmesser zu finden. Auf manchen Bergen fallen bis zu 10000 ltr/qm Niederschlag. Während wie dort lang fuhren, führten die kleinen Bäche kaum Wasser, doch wir sind ja auch zum Ende der Trockenzeit hier. Während der Regenzeit schwellen diese Bäche aber schnell zu reissenden Wasserläufen an, da ist es dann auch wichtig die Tiefe des Wassers abschätzen zu können. Hier oben im Regenwald kennt man ja überhaupt nur zwei Jahreszeiten. Die eine ist trocken und warm, und die andere ist nass und warm. Darum verlieren die Pflanzen hier auch permanent Blätter also Biomasse, und bekommen auch ständig neue Blätter und Triebe. Auf unserer Rückfahrt zu unserem Hotel können wir noch zusehen wie schnell hier Wolken aufziehen und dann an den zerklüfteten Bergen hängen bleiben. Nur langsam schieben sie sich dann darüber hinweg, um gleich wieder am nächsten Berg hängen zu bleiben. Obwohl das Überwinden der bis oben bewachsenen Berge scheinbar nur beschwerlich ist, sind die Wolken eben doch schnell da, da man sie praktisch kaum kommen sieht, jedenfalls wenn sie nicht gerade direkt vom Meer auf den eigenen Standpunkt zukommen. Das war dann auch unserer letzter richtiger Tag in DownUnder, und das in einer Landschaft, die so ganz anders ist, als alles was wir bisher gesehen haben. Aber gerade das zeichnet dieses Land am anderen Ende der Welt ja aus. Es ist unglaublich vielfältig und alles ist so ganz anders wie im alten Europa, dabei soll es sich doch hier um ein altes Land handeln.