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    Kamele auf der Trockenweide

20.08.05      14. Reisetag – Prince Rupert

Wieder ein Tag auf dem Highway, wir verlassen Fraser Lake, jene Metropole mit 450 Einwohnern, einem Hotel, einem Restaurant – natürlich das im Hotel, und einem Fernsehprogramm mit mehr als 40 Kanälen. Heute soll es bis in das 565 km entfernt Prince Rupert gehen. Der Endstation der Canadian National Eisenbahnline. Der erste Stop war bei einigen Indianern des Ksan Stammes. Sie waren gerade dabei, die vom Meer in den Flüssen aufsteigenden Lachse an einer kleinen Gefällestufe von ca. einem Meter zu fischen. Indianer ist es hier gestattet soviel Wild zu jagen und eben auch so viele Fische zu fangen, wie sie für ihren Eigenbedarf benötigen. Überhaupt haben die Indianer inzwischen einige Sonderrechte erhalten. Alle Indianer die in ihren vor langer Zeit zugewiesenen Reservaten leben, sich zu ihrem Stamm bekennen und eine entsprechende Ahnenreihe vorweisen können, sind von der Einkommenssteuer befreit. Auch erhalten sie bzw. ihr Stamm eine Zuwendung vom Staat, um ihre alte Sprache, Riten bzw. Kulturen zu pflegen. Das muss vor allem vor dem Hintergrund gesehen werden, das sie früher verfolgt und häufig durch Jesuiten zum christlichen Glauben zwangsbekehrt worden sind. Sie durften weder ihre Sprache, ihre Riten noch ihre alte Kultur pflegen. Sogar ihre traditionelle Kleidung wurde ihnen verboten. So wurden viele Indianer, ihrer jahrhunderte alten Werte beraubt, orientierungslos und verfielen dem Alkohol. Das trieb sie dann wieder immer weiter in die soziale Isolation. So ist es auch zu erklären, das viele ihre eigene Sprache bzw. ihren Dialekt überhaupt nicht mehr sprechen können. Ausgerechnet Weiße unterstützen sie heute dabei ihre alten Sprachen wieder zu beleben. Nicht selten hat die junge Generation durch die Schule einen größeren Wortschatz als deren Eltern. Nur die „Alten“ können selbst teilweise noch etwas zum Erhalt bzw. der Wiederbelebung der alten Sprache und Kultur beitragen.

Um uns etwas weiter in die Materie hinein zu versetzen, besuchten wir auch ein Museumsdorf der Ksan Indianer. Die dortige Native Nation, wie der offizielle Terminus für einen Indianerstamm lautet, zeigen dort in nachgebauten Langhäusern aus Zedernholz, was ihre Stämme für Werkzeuge benutzten, was für Werkstoffe eingesetzt worden sind und wie das alltägliche Leben aussah. Auch ihre kulturellen Gebräuche werden demonstriert.

Weiter ging es auf unserer Reise entlang den Skeena Rivers. Wobei er relativ schnell von einem kleinen Bergflüsschen zu einem großen Strom wird. Überhaupt ist das Land an fast allen Highways von teilweise mächtigen Flüssen durchzogen, was sicherlich auch daran liegt, das die Übergänge zwischen den Bergen immer an den Flussläufen liegen. Aber auch sonst fällt auf, das es sehr viele Flüsse im bergigen Kanada gibt. Und viele dieser Flüsse sind selbst jetzt im Sommer schnell fließende Gewässer mit einer nicht zu unterschätzenden Wassermenge und damit Strömung. Ich mag kaum daran denken, was es für die Trapper früher bedeutet haben mag, hier gegen die Strömung paddeln zu müssen, zumal die Flüsse ja die ersten Straßen in Kanada bei der Besiedlung durch die Weißen darstellten. Man kann heute sicherlich noch sagen, das Kanada immer noch reich an Wald aber auch an Süßwasser ist. Aber nicht zuletzt diese Wassermengen haben dazu beigetragen, das es in Kanada sehr viele Wasserkraftwerke gibt, das gilt besonders für den hiesigen Westen. Das macht es dann aber wieder für viele Lachse unmöglich ihre gewohnten Laichplätze aufzusuchen. Erst in jüngerer Zeit werden Fischleitern gebaut, aber am mächtigen Columbia River, wo einige der älteren Wasserkraftwerke stehen, können die Oberläufe eben nicht mehr von den Lachsen erreicht werden. Gerade jetzt wird hier über dieses Thema diskutiert, es kommen einfach nicht so viele Lachse die Flüsse überhaupt herauf, wie man vorher prognostiziert hatte. So müssen die professionellen Fischer an der Küste mit ihren teuren Fischtrollern weiter von den Lachsen lassen, während die Indianer munter an den Flüssen fischen. Neid ist dort natürlich sofort da, und nicht nur böse Zungen behaupten, das viele Indianer bei den gefangenen Mengen wohl das ganze Jahr vom Trockenfisch leben müssten. Aber das ist wieder ein ganz anderes Thema.

So geht es weiter mit der Fahrt nach Prince Rupert. Die Stadt wurde übrigens nach dem deutschstämmigen Prinzen Rupert benannt, der im Namen des englischen Königshofs per Erlass die Zuweisung eines riesigen Landstrichs an die spätere Hudson Bay Company besiegelte. In den Kronen, der um uns herum stehenden Bäume, sieht man immer öfter den Nationalvogel des einzigen Nachbarn Kanadas, sieht man mal von Dänemark mir der Verbindung zu Grönland ab. Der Seekopfadler ist sehr schön an seinem weißen Kopf zu erkennen. Leider konnten wir während der Fahrt wieder kein Bild von ihm machen, da es Busfahrern nicht erlaubt ist, am Highway außerhalb der eingerichteten Lookouts zu halten. Das wird mit einer Strafe von 500 kan$ belegt, wenn denn dafür keine technische Begründung vorliegt. So wird auch klar, warum unser Busfahrer an dem Punkt langsam vorbei schlich, an dem am ersten Tag unseres Aufenthalts schon ein Auflauf an einer Straße war, eben wegen eines Bären, der uns auch jetzt noch in der Fotosammlung fehlt, zumal dort damals schon ein Fahrzeug der Ranger stand. Wie man uns jetzt berichtete werden wohl schon häufiger mal beide Augen von den Rangern zugedrückt, wenn alle in ihren Fahrzeugen bleiben, aber verlassen kann man sich eben nicht darauf. Und es ist dann auch verständlich, das ein Busfahrer es nicht unbedingt probieren möchte, ob es ohne Strafe abgeht, oder er eher gerade nicht seinen Glückstag hat. Auf jeden Fall kamen wir heute dann an der Westküste von Kanada an. Prince Rupert macht eher den Eindruck einer gesichtslosen Wirtschaftsstadt. Was auch gar nicht so abwegig ist. Man lebt hier vom Hafen, das heißt vom Wirtschaftshafen aber auch von den Fähren. Genauer müsste man wohl sagen von den Leuten, die die Fähren hier anschwemmen oder von hier abholen. Fähren verkehren von hier weiter nach Norden in Richtung Alaska, oder nach Süden durch die Inside Passage, die auch wir morgen nehmen wollen. Die Hotels leben hier von den Gästen für eine Nacht, eben die die von der Fähre kommen oder auf sie warten. Unser Hotel liegt direkt am Pazifik, auch wenn er wegen der Fjord-Landschaft hier nicht gerade so groß aussieht. Mein Zimmer hat hier jetzt Meerblick. Aber viel hat man nicht davon, denn Prince Rupert ist für sein Regenwetter bekannt, entsprechend ist auch die Sicht nicht gerade überwältigend. Statistisch regnet es hier an mehr als 300 Tagen im Jahr, also man kann vereinfacht wohl sagen es regnet praktisch jeden Tag.