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7. Tag        17.10.2014 - Amjilosa (2500m)

Auch heute wache ich wieder gegen 6:00 Uhr morgens auf, das wird mir hier noch zur Gewohnheit. Dabei bin ich eigentlich gar kein Frühaufsteher. Aber hier geht man halt sehr früh ins Bett und ist entsprechend schon früh ausgeschlafen. Die übrigen Zeiten sind wie immer. Also 6:30 Uhr Morgentee am Zelt, kurz darauf kommt auch schon das Waschwasser. 7:00 Uhr Frühstück und heute ist die Mannschaft sehr schnell und 7:40 Uhr verlässt der Koch als letzter der Begleitmannschaft das Lager. Er prüft immer noch, ob auch alle Utensilien eingepackt und abtransportiert sind, und auch nichts liegen geblieben ist. Das Team der britischen Gruppe, mit dem wir uns auch gestern wieder einen Staffellauf geliefert haben, ist heute etwas später dran. Da aber auch das Begleitteam der Gruppe Abmarsch bereit ist, warten wir auch das noch ab. Die erste Zeit ist es im dichten Wald fast ein bisschen kühl im T-Shirt. Aber wie immer wird es von selbst warm beim Gehen. Gegen 10:00 Uhr erreichen wir eine kleine Ortschaft. Dort organisiert unser Hilfsguide eine Gurke etwa 60-70 cm lang und 25-30 cm dick. Hier ist eben alles ein bisschen größer. Dazu gibt es für den der will Chili. In Nepal essen die Menschen ihre Speisen für gewöhnlich sehr scharf. Mein Ding ist das so gar nicht, ich bin  damit aber klar in der Minderheit in unserer Gruppe. Nach einer längeren Pause geht es weiter. Mittag ist dann ca. 11:15 Uhr ein gutes Stück im Wald am Wegesrand. Der Koch und seine Helfer haben wieder an einem kleinen Wasserlauf direkt am Pfad ihren Brenner aufgestellt und sind schon fast fertig. Es ist immer noch ein bisschen seltsam dazusitzen, und das extra für uns unterwegs gekocht wird. Die Träger kochen sich selbst meist gegen 10:00 Uhr irgendwo im Wald mit etwas gesammelten Holz ihren Klassiker überhaupt: Talbat, Reis mit Linsensauce. Manchmal auch noch ein wenig Gemüse dazu. Insbesondere der Reis ist dann eine ziemlich ausgewachsene Portion, aber die Träger haben wir auch einen ziemlichen Energiebedarf. Üblicherweise essen die Nepalesen im Prinzip kein Frühstück, dann zum Mittag, was für sie unterwegs gegen 10:00 Uhr ist, gibt es dann Talbat. Unsere Träger gehen meist in kleinen Grüppchen, in denen sie dann auch zusammen kochen. So sehen wir sie meistens am Vormittag irgendwo am Wegesrand sitzen und essen. Zuhause essen die Nepalesen meist am Nachmittag noch eine Kleinigkeit und dann am Abend noch mal Reis, Gemüse oder soweit verfügbar auch mal ein Hühnchen. Da verwundert es auch nicht, wenn hier jeder eine Reihe Hühner um seinen Hof herum laufen hat, und immer sind auch ein Hahn und mindestens eine Henne mit Küken dabei. Das Abholzen oder sammeln und verbrennen von Holz ist in diesem Bereich übrigens noch erlaubt, da wir uns noch außerhalb des Kangchendzönga Conservation Area befinden. Sobald wir uns dort befinden, ist es nicht mehr gestattet Holz zu verbrennen. Ab dort ist nur noch mitgebrachter Brennstoff erlaubt. Das Abholzen ist aber im ganzen Land ein Problem. Durch die steigende Bevölkerung ist der Energiebedarf in den letzten Jahren bzw. Jahrzehnten deutlich gestiegen. So wird immer mehr und immer schneller abgeholzt. An einigen Stellen ist es fast ein Kahlschlag. Dadurch wird der Boden nicht mehr ausreichend von den Wurzeln gehalten und es kommt zu Erdrutschen.

Aber zurück zu unserem Tag. Schon vor der Mittagspause sind wir etwa eine halbe Stunde kontinuierlich relativ steil bergauf gestiegen. So geht es auch noch etwa eineinhalb Stunden nach dem Mittag weiter. Meistens im Schatten aber eben zuweilen auch in der Sonne. Gegen 14:00 Uhr erreichen wir unseren heutigen Lagerplatz. Damit sind wir heute etwas schneller als unser Guide vorausgesagt hatte. Dabei sind aber seine Zeitangaben deutlich genauer, wie die in der Reisebeschreibung. Gegenüber denen sind wir meistens deutlich schneller vorankommen. Als Reiseveranstalter ist es natürlich auch schwierig abzuschätzen, wie schnell denn noch unbekannte Gäste später gehen werden. Und es ist immer besser, lieber etwas langsamere Zeiten anzunehmen, als für etwaige Unwägbarkeiten, die immer vorkommen können, keinen Puffer mehr zu haben. Aber noch sind wir auch in relativ geringen Höhen - für nepalesische Verhältnisse jedenfalls. Unser Lager hier in Amjilosa liegt immerhin schon auf rund 2500 m. Damit haben wir heute etwa 750 Höhenmeter gemacht. Auf der Karte ist es aber nur eine Entfernung von knapp 7km.  Aber so bleibt der Nachmittag uns noch um auch die Wäsche von gestern zu trocknen. Wie auch an den bisherigen Tagen sind wir wieder auf dem Hof einer Familie mit unseren Zelten zu Gast. Die Familie hier stammt ursprünglich aus Tibet und gehört zum Volk der Sherpas. Wobei bei uns häufig Sherpa mit Träger übersetzt wird, was aber eigentlich völlig falsch ist. Nicht jeder Träger ist ein automatisch auch ein Sherpa, es ist nur so, dass die Sherpas typischerweise in den höheren Bergregionen leben. Daher sind viele gut an die Höhe gewöhnt und deshalb auch dort immer noch sehr leistungsfähig. Viele Sherpas sind sehr arm und ihre Landwirtschaft auf dem schwierig zu bearbeiteten Böden gibt nicht genug zum Leben her, von daher verdingen sich viele als Träger. Und wer Glück hat eben im Tourismus. Bei uns sind sowohl unser Guide als auch unser deutschsprachiger Guide Angehöriger der Sherpas. Der Hilfsguide gehört zum Volk der Limbus. In Nepal selbst benutzt man den Begriff Sherpa aber auch als Synonym für den Guide, in unserem Fall zufälligerweise sind es die beiden Hauptguides auch vom Volk her. Insbesondere im Bereich des Mount Everest arbeiten auch viele Sherpas als Träger. Was nicht zuletzt dem Umstand geschuldet ist, dass dort auch viele Sherpas wohnen. Auch sind dort deutlich mehr Touristen unterwegs, und damit auch die Chancen für einen Verdienst deutlich besser, als hier beim Kangchendzönga. Vielen Sherpas sieht man auch optisch ihre tibetischen Wurzeln an, sie sehen damit auch den Mongolen ein bisschen ähnlich. Unser deutschsprachiger Guide hat auch versucht uns bestimmte Merkmale von anderen Volksgruppen näher zu bringen, wie etwa die längere Nase bzw. etwas weiter auseinanderstehende Augen bei diesen oder jenen Volksgruppen. Ich muss gestehen, ich kann sie nicht auseinanderhalten. Mit dazu bei trägt sicherlich, ohne dass es rassistisch klingen soll oder noch schlimmer so gemeint wäre, dass mir ihre Gesichtszüge allgemein nicht sehr vertraut sind. Umgekehrt geht es ihnen wahrscheinlich genauso. Der Begriff Sherpas bedeutet ins Deutsche übersetzt übrigens eigentlich „Mensch aus dem Osten“. In Nepal gibt es heute etwa 115.000 Sherpas. Fast alle sind Buddhisten und sprechen auch ihre eigene Sprache, die Sherpa heißt wie ihre Volksgruppe selbst. Darüber hinaus sprechen die Sherpas wie praktisch alle Nepalesen auch Nepali, eine Sprache die dem Hindi sehr ähnlich ist. Die übrigens auch die Verständigung mit den Indern problemlos ermöglicht. Insgesamt ist Nepal ein Vielvölkerstaat. Es gibt über 100 Völker, Rassen und Stämme und ebenso vielen Sprachen und Dialekte. In der Ethnologie der Weltsprachen sind für Nepal 124 gesprochene Sprachen aufgeführt. Dazu gehören etwa auch das Volk der Raute den man nur etwa noch 800 Angehörigen zuschreibt. Die größten Gruppen sind die Chhetri und die Brahmanen. Sie stellen zusammen etwa 29 % der Gesamtbevölkerung. Beide Völker sind auch nahezu deckungsgleich mit hinduistischen Kasten. Wobei die Brahmanen die höchste und die Chhetri die zweithöchste Kaste darstellen. Insbesondere die Brahmanen sind meist orthodoxe Hindus. Sie befolgen die Kastenregeln auf das strengste, Essen nahezu kein Fleisch und trinken keinen Alkohol. Sie tragen Nachnamen wie es auch in westlichen Ländern üblich ist. Im Gegensatz zu den Sherpas, die häufig zwei Vornamen haben, aber als Nachnamen häufig nur Sherpa führen. Und häufig entspricht der zweite Vorname auch noch dem Wochentag, an dem sie geboren worden sind. Die drei bisher genannten Volksgruppen leben häufig in Familien bzw. Sippen zusammen. Es gibt aber auch Volksgruppen wie die Tharau, die vor allem in Terai leben, die in Familiengemeinschaften von schon mal über 50 Personen zusammen leben. Dabei teilen sie sowohl Ein- als auch Ausgaben. Verrichten die Arbeit zusammen und haben dadurch auch eine interne soziale Absicherung. Ein Kastendenken wie in den meisten anderen Volksstämmen gibt es bei Ihnen nicht. Offiziell wurde das Kastensystem 1963 in Nepal abgeschafft. Aber noch heute wirkt es sich stark auf das Leben der Menschen aus. So sind in vielen Kasten Heiraten zwischen Angehörigen verschiedener Kasten nicht erlaubt bzw. gelten als verpönt. Insgesamt zählt man in Nepal etwa 120 Kasten. In vielen Fällen ist ein Volk bzw. Stamm gleichbedeutend mit einer Kaste. Manche Völker kennen wiederum mehrere Kasten, in denen sich wiederum mehrere Völkern bzw. Stämme überschneiden. Von daher ist es ein großes fast undurchschaubares System, das nach wie vor stark in der Bevölkerung verwurzelt ist. Insbesondere im ländlichen Bereich hat es nach wie vor große Bedeutung. In den Städten verwischen die Grenzen zunehmend. Das gilt insbesondere für Kathmandu, das im Prinzip den Schmelztiegel des ganzen Landes darstellt. Die Sherpas gelten als eine der Volksgruppen, die mit dem Übergang von alten Traditionen in die Moderne schon relativ, weit fortgeschritten sind. Ihre Lebensumstände sind aufgrund ihres normalen Siedlungsgebietes sehr einfach und geprägt von einigen für uns fast unvorstellbaren Entbehrungen. Gleichzeitig haben sie schon relativ lange mit Touristen aus vielen Ländern zu tun. Insgesamt gibt es in Nepal sehr viele solcher Gegensätze.