• Streifenkehl-Schattenkolibri nascht vom Nektar einer Blüte
    Costa Rica

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  • Bär auf Katmai beim Lachsfischen
    Alakshak

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  • Blick vom Teide nach Gomera
    Teneriffa

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  • Wolken ziehen über den Kilimanjaro
    Tansania

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  • Potthols in den Drakensbergen
    Südafrika

    Potthols in den Drakensbergen

4. Reisetag        Beni Mellal - 20.09.2023

 

Die Zeiten sind heute wie bisher immer, ab 7:00 Uhr Frühstück, und abfahrbereit wollen wir um 8:30 Uhr sein. Auf dem Programm steht ein Fahrtag mit einem ansonsten eher übersichtlichen Restprogramm. Unseren ersten Stopp machen wir in Ifrane, einer der angeblich drei saubersten Städte der Welt. Naja, für Marokko ist es auf jeden Fall sehr sauber, man sieht unzählige „unsichtbare“ Hände, die Straße kehren und die Grünanlagen pflegen. Aber dass überhaupt kein Müll herum liegt, kann man dann doch nicht sagen. Das gilt insbesondere für den oberen Bereich des königlichen Denkmals auf einer Anhöhe im Zentrum der Stadt. Der Ort ist um 1920 von den Franzosen zum Leben erweckt worden. Das Klima ist im Sommer sehr mild, und insbesondere, wenn man wie wir aus Fes kommt, gibt es in Ifrane, das immerhin auf rund 1650m im mittleren Atlas liegt, eine angenehme Frische. Der Ort wird auch von den Marokkanern gerne als ihr kleine Schweiz bezeichnet. In der Umgebung gibt es ein paar Chalets, die Häuser im Ort selbst haben mit roten Tonziegeln gedeckte Spitzdächer, und der Ort wird von einem Zedernwald also Nadelbäumen eingefasst. Es gibt in der Gegend auch einige Skilifte, und von daher könnte der Ort tatsächlich fast schon in den Alpen liegen. Gleichzeitig ist Ifrane aber nur eine Autostunde von Fes entfernt. So hat die obere Gesellschaft Marokkos hier ihr Ferienhäuschen, auch der König hat hier übrigens einen Palast. Bekannt ist der Ort außerdem für die Privat-Universität, die alleine schon über die Studiengebühren dafür sorgt, dass sich hier nur Mitglieder die elitäre Gesellschaft des Landes einschreiben. Und viele der Studenten bekleiden später wichtige Position in der Wirtschaft und staatlichen Stellen – man kennt sich. Gegründet wurde die Universität übrigens von Hassan II, dem Vater des heutigen Königs Mohammed VI, und dem 2005 verstorbene Saudischen König Fahd. Früher unterhielten die beiden sunnitischen Länder beste Beziehungen, die sich in den letzten Jahren aber vernehmlich abkühlten.

Nach einer kurzen Pause, um uns ein bisschen umzusehen, und dem Fahrer Gelegenheit zu einer kleinen Pause zu geben, geht es für uns weiter. Nach wenigen Kilometern steht ein Fahrzeug am Straßenrand. Als wir näherkommen, wird auch schnell der Grund klar: Eine Gruppe Berberaffen. Sie gehören zu den Makaken, und sind die einzigen dieser Gattung, die nicht in Asien leben. Sie sind in Marokko im Rifgebirge und hier im Mittleren Atlas zu Hause. Sie kommen aber auch in Algerien und auf Gibraltar vor, wobei sie dort von Menschen eingeschleppt worden sind. Sie sind Allesfresser, ernähren sich aber vornehmlich von Früchten, Samen, Blättern, Knospen und Wurzeln. Verschmähen aber auch Vogeleier oder Insekten bis hin zu Würmern, Spinnen oder Skorpione nicht. Das sie Allesfresser sind, unterstreichen sie hier auch gleich mal. Wenn man sie, wie von den Insassen des angehaltenen Fahrzeugs praktiziert, anfangs mit Apfelstückchen und später mit Chips füttert, verputzen sie auch die. Ein Unding, Gibraltar lässt an der Stelle recht schön grüßen. Die Berberaffen haben keine Schwänze, sind zwar gute Kletterer, verbringen aber auch viel Zeit am Boden. Sie wiegen zwischen 10 und 15kg, wobei die Männchen deutlich größer und schwerer sind als die Weibchen. Die Affen leben hier im Zedernwald, dabei handelt es sich übrigens um Atlas Zedern, die bis zu 40m hoch und bis zu 700 Jahre alt werden können. Wobei sie seit 2013 auf der roten Liste stehen. Auch wenn es in Marokko noch im Mittleren und Hohen Atlas große Populationen gibt. Aber der Zedernwald verjüngt sich auf natürliche Weise kaum noch. Dabei spielt vermutlich der Klimawandel eine Rolle, aber auch insbesondere im mittleren Atlas die Beweidung der Wälder bzw. Randgebiete der Wälder mit Schafen und Ziegen dürfte ein Grund dafür sein, da sie die noch jungen Bäumchen abfressen. Atlas Zedern sind eigentlich aufgrund ihrer tiefen Pfahlwurzel relativ resistent gegen Stürme und auch Trockenheit, aber junge Zedern habe eben noch keine tiefer gehenden Wurzeln, was dann bei ausgedehnten regenarmen Periodenwie wie aktuell ein Problem darstellt. Atlas Zedern wachsen in Höhen ab etwa 1500m, sie überstehen Minustemperaturen von bis zu -28°C, gleichzeitig aber auch heiße Sommertage. Das Holz ist leicht, relativ hart und sehr haltbar. Die Deckenkonstruktion der Moscheen in Meknes und Fes wurden aus Atlas Zedern hergestellt. Teile davon sind bereits mehr als 800 Jahre alt, und immer noch im Original.

Von Irfane geht es für uns tiefer in das Atlas Gebirge. Auf dem Weg liegen versprengt einige Häuser der Bauern in der Landschaft. Wo ausreichend Wasser zugänglich ist, gibt es neben den Olivenbäumen auch Apfelplantagen. Die sind häufig unter feinen Netzen, was sie gegen hier selten vorkommenden Hagel schützen soll, gleichzeitig aber auch die Vögel fernhält. Teilweise gibt es auch abgeänderte Getreidefelder, wobei der Boden eher karg und sehr trocken aussieht. Gegen 13:00 Uhr machen wir eine Pause von ca. 1 Stunde für das Mittagessen. Anschließend geht es weiter in Richtung Beni Mellal, einer sehr fruchtbaren Ebene unmittelbar vor dem Übergang des Mittleren Atlasgebirges in den Hohen Atlas. Hier gibt es Getreide, Oliven aber auch zum Beispiel Orangen. Zum hiesigen fruchtbaren Boden kommt auch das Wasser aus dem Hohen Atlas, oder genauer gesagt aus einem Stausee im Hohen Atlas. Denn Leider fällt der Großteil des Niederschlags im gesamten Atlas Gebirge im Winter, in vielen Teilen auch als Schnee, das Wasser wird in der Landwirtschaft aber über einen langen Zeitraum zur Bewässerung genutzt. Beim Ausfluss des Wassers aus dem Stausee wird noch eine Turbine zur Stromproduktion angetrieben. Das Wasser wird mittels einer Leitung vom Stausee her befördert. So sind an einigen Stellen auch neben der Straße künstliche Kanäle zu sehen, in denen das Wasser zu den Feldern geleitet wird. Ohne die Bewässerung wäre Landwirtschaft in weiten Teilen der Gegend hier sonst so nicht möglich.

Kurz bevor wir Beni Mellal erreichen, macht unser Fahrer noch eine kurze Pause am Straßenrand. Offensichtlich gibt es auch in Marokko Lenkzeiten, und unser Fahrer möchte deswegen keinerlei Probleme mit der allgegenwertigen Polizei bekommen, die wir im Laufe des Tages an verschiedenen Stellen an der Straße stehen sehen haben, und immer wieder einzelne Fahrzeuge kontrollieren. In Beni Mellal steuern wir zunächst einen Supermarkt an, in dem wir uns noch mit ein paar Kleinigkeiten versorgen. Abendessen wird es heute in unserem etwas abseits gelegenen Hotel nicht geben. Wir hätten das heute früh vorbestellen können, dann hätte die Möglichkeit bestanden, aber wir haben uns alle dagegen entschieden. Schließlich haben wir uns heute kaum bewegt, und den Tag eher mehr oder weniger dösend im Bus verbracht. Reisen macht eben müde. Das Hotel liegt schließlich in Afourer. Die ganze Anlage ist sehr großzügig, was so auch auf die Zimmer zutrifft. Geschätzt ist mein Zimmer locker 30qm plus Bad groß. Auch wenn das Hotel offensichtlich schon bessere Zeiten gesehen hat, lässt es sich hier durchaus aushalten. Zumal in den nächsten Tagen die Isomate im Zelt ruft. Mein Balkon geht nach hinten auf den nahezu verwaisten Pool raus. Und dahinter gäbe es auch noch ein paar Tennisplätze. Alles ist saftig grün, dafür steht hier am Rande des Hohen Atlas genug Wasser zur Verfügung.