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7. Reisetag          Tolbatschik – 16.08.2018

Heute steht ein Akklamationstag auf dem Programm. Wir fahren mit dem Kamaz ein bisschen dichter an eine der Eruptionsstellen des Tolbatschik vom Ausbruch im Jahre 2012 heran. Der weitaus größere Ausbruch war aber der der am 06. Juli 1975 begann und erst am 10. Dezember des Folgejahres endete. Während der Eruption traten 2 Kubikkilometer basaltische Lava aus. Das hört sich nicht nach viel an, aber ein Kubikkilometer sind 1.000.000.000 Kubikmeter, also Quader von der Größe von 1x1x1m. Die Besonderheit dabei war, dass der Ausbruch nicht durch eine der bereits bekannten Calderen begann, sondern durch zahlreiche Spalten, die sich wie an den zwei Perlenschnüren aufreihten. Aus einer dieser Spalten ist eine neue Caldera mit einem Durchmesser von 1,7 Kilometern und einer Tiefe von 500m entstanden. Wie gestern bereits berichtet, ist auch der tote Wald ein Ergebnis dieser Eruption. Wir wollen heute aber zu zweien den Schlacke Türme des Ausbruchs von 2012. Es gibt dort eine Vielzahl von farbigen Mineralien. Sie reichen von leuchtend gelb, über orange bis leuchtend rot, aber natürlich gibt es auch viel schwarz. Dabei gibt es sehr poröses Material, dass entsprechend leicht und brüchig ist, und schwere Pyroklastbomben, also vom Vulkan hinausgeschleuderte schwere sehr feste Materialien. An einigen Stellen von einem der beiden Vulkankegel ist die Erde übrigens noch heute so warm, dass man es deutlich durch die Sohlen der Bergschuhe spüren kann. Dort hat man scheinbar von fünf Jahren vergessen, die Fußbodenheizung abzustellen. An einigen Öffnungen treten heute noch so heiße Gase aus, dass sich Papier dort von alleine entzündet. Die Austrittstemperatur der Gase ist weit oberhalb des Siedepunkts von Wasser, ein Mitreisende hatte eine Bratenthermometer dabei und kam auf Ergebnisse von 135° C. Der Tolbatschik brach übrigens vom 27. Dezember 2012 bis zum 09. Oktober 2013 das bisher letzte Mal aus. Diese Eruption brachte einige Besonderheiten hervor. Es wurden 101 Mineralien gefunden, die es bis dahin nirgendwo sonst auf der Welt gab bzw. entdeckt worden sind. Insgesamt sind am Tolbatschik über 200 verschiedene Mineralien dokumentiert worden, womit der Tolbatschik zu den mineralreichsten Vulkanen der Erde gehört. Aber auch geringe Mengen Gold und ein bis dahin unbekannter Diamantentyp, der auch nach dem Berg benannt worden ist, hat man gefunden. Forscher nehmen an, dass die Diamanten sich nicht in der Magmamasse selbst gebildet haben, sondern in den Vulkangasen. Was vermutlich nach einer Schockkristallisierung im Zuge einer elektrischen Entladung bei einem Gewitter passierte. Bisher wurden mehrere Hundert dieser Steine gefunden. Wer sich jetzt aber auf den Weg machen möchte, um dort selbst nach Diamanten zu suchen, dem sei gesagt die Dinger sind klein … sehr klein. Sie haben eine Größe von 0,25 - 0,7 mm, gehören damit aber schon zu den größeren Vulkandiamanten. Die wirkliche Besonderheit ist die geochemische Zusammensetzung bezüglich der enthaltenen Substanzen aber auch Verbrennungstemperatur, die es sonst so nirgendwo auf der Welt gibt. Genau genommen ist der Tolbatschik eigentlich auch nicht ein Vulkan, sondern zwei. Es gibt den Plosky Tolbatschik, der mit seinen 3085 mit seinem praktisch flachen Gipfel im Osten liegt, und für den Ausbruch 1975 verantwortlich ist, und den Ostry Tolbatschik mit 3682m im Westen, der der Ursprung des Ausbruchs von 2012 war. Für die Besteigung des Ostry Tolbatschik benötigt man auf jeden Fall Alpine Ausrüstung.

Aber soweit wollen wir heute ohnehin nicht. Unser Weg führt uns nur über die beiden Schlacke Kegel mit dem wirklich beeindruckenden Farbenmeer des Gesteins. Da stört auch der weiterhin frische Wind und ein kleiner Regenschauer nicht wirklich, zumal die Kleidung längst getrocknet ist, bevor wir den Rückweg zum Camp zu Fuß in Angriff nehmen. Auf dem Rückweg kommen wir übrigens noch an den Resten eines Helikopters vorbei, den Vulkanologen beim Ausbruch 2012 hier zurücklassen mussten. Der letzte Ausbruch des Tolbatschik konnte relativ sicher sehr genau vorausgesagt werden, was unzählige Wissenschaftler hierherkommen ließ, um dem Naturschauspiel Live beiwohnen zu können. Als es dann tatsächlich passierte, konnten die Wissenschaftler aber ihren Helikopter wegen der ausgestoßenen Aschemengen nicht mehr starten, und flüchteten mit dem Auto. So kamen trotz der zahlreichen Wissenschaftler im Gebiet keine Menschen bei dem Ausbruch zu Schaden, dafür konnte die Wissenschaft zahlreiche neue Erkenntnisse gewinnen. Wir selbst erreichen gegen 14:00 Uhr wieder unser Camp. 2 Stunden später brechen wir erneut auf, um zu ein paar nahe gelegenen Höhlen zu gehen. Die ganze Tour dauert etwa 2 Stunden. Die insgesamt drei Höhlen sind in den alten längst erkalteten Lavaströmen entstanden. Die erste ist ein langer Kirchgang, an deren Wände man noch die Strömung der Lava klar erkennen kann. Der Einstieg ist ca. 1,80 m steil abfallend. Dann beginnt der Gang selbst der etwa 40 m lang ist. Teilweise kann man gehockt gehen, an einigen Stellen geht es aber nur auf den Händen und Füßen weiter. Dabei machen sich Stirnlampe und Handschuhe schnell bezahlt. Der Ausgang selbst ist dann wieder eine Engstelle, durch die man sich durchzwängt und praktisch mit den Händen herauszieht bzw. -schiebt. Die zweite Höhle ist ein kleiner Raum, in den man auf gleichen Weg wieder raus gelangt, auf dem man auch in dem man hineingelangt. Die dritte Höhle ist ziemlich unspektakulär, da in ihr immer wieder Öffnungen in der Decke vorhanden sind, entsprechend hell ist es, und man immer noch fast in aufrechter Haltung komplett durchgehen kann.