31.10.2009 + 01.11.2009 14. + 15. Reisetag - Muscat + Heimreise
Nun sind wir an unserem letzten Tag im Oman schon das dritte Mal in Muscat, da wird es natürlich mal langsam Zeit, sich auch ein paar Sehenswürdigkeiten der Stadt anzusehen. Die erste ist die Sultan Qaboos Moschee. Sie ist die einzige Moschee im Lande, die auch von Nicht-Muslimen besichtigt werden darf. Gleichzeitig ist sie auch die größte des Landes. Sie wird eigentlich nur als Freitagsmoschee oder zu besonderen Feiertagen genutzt. Es dominieren Marmor und Sandstein – etwa 300000 t davon, wobei diese zuerst hier her geschafft worden sind, und dann vor Ort von zumeist Arbeitern aus Pakistan, Indien oder Bangladesh vor Ort in Form gebracht und verbaut worden sind. Vielleicht hier noch ein paar Zahlen um die Größe des Bauwerks zu beschreiben: der große Gebetsraum für Männer misst etwa 61x71m, was für etwas 6000 Personen reicht, im Innenhof finden weitere 14000 Platz. Darüber hinaus gibt es im Gebetsraum für Frauen weiteren Platz für 750 Personen. Die Trennung der Geschlechter ist übrigens im Islam normal, dabei beten die Frauen hinter den Männern, das soll dafür sorgen, dass die Männer nicht vom „Allerwertesten“, der sich hinknienden Frauen beim Gebet abgelenkt werden. Der Kronleuchter im Hauptgebetsraum gilt mit seinen etwa 8x14m, einem Gewicht von etwa 8t und 1122 computerüberwachten Lampen als der größte der Welt. So müssen alle paar Monate die großen Tore geöffnet werden, damit man Gerätschaften herein bringen kann, um die Lampen zu tauschen, immerhin hängt das gute Stück von der 50m hohen Kuppel herab. Dazu muss auch der Teppich besonders geschützt werden. Er wurde in 27 Monaten in Einzelteilen gefertigt und dann hier miteinander verknüpft, es besteht aus etwa 1,7 Milliarden Knoten und wiegt etwa 71 t. Auch einen Zyklon hat er schon mitgemacht, der vor ein paar Jahren die Stadt ziemlich verwüstete und auch Schlamm- und Geröllmaßen durch die große Moschee trieb. Man hat es aber geschafft, den Teppich wieder tadellos zu reinigen, nur an den Ecken und Säulen sieht man noch ein bisschen, dass er nicht mehr hundertprozentig passt. Während der öffentlichen Besuchszeiten werden blaue Schutzauflagen ausgerollt, damit keine ungläubigen / unreinen Besucher den Teppich betreten. Dazu vielleicht noch ein paar Anmerkungen: Man betritt den Gebetsraum mit dem rechten Fuß und verlässt ihn mit dem linken zuerst. Außerdem sind am Eingang des Areals bewaffnete Posten, die auf die Einhaltung der Kleiderordnung achten. Frauen müssen langärmlige Kleidung tragen, das Haar bedecken und natürlich den Ausschnitt verhüllen. Für Männer und Frauen gilt es die Beine vollständig zu bedecken. Auf dem Gelände der Moschee gibt es natürlich ausreichend Möglichkeit für die religiöse Waschung und auch nummerierte Schuhfächer, da diese ja vor dem Betreten der Gebetsräume ausgezogen werden. Jeden Morgen wird der mit Marmor belegte Außenbereich auf Hochglanz poliert, was bei der gleißenden Sonne schon blendet, aber es ist eben in jeder Ecke blitzblank. Die Moschee ist das zweithöchste Gebäude der Stadt mit dem etwa 90m hohen Hauptminarett, dazu kommen noch halb so hohe in den Ecken des Gebäudes. Der Sultan hat per Erlass dafür gesorgt, das hier in der Stadt nicht ebenso wie etwa in Dubai die Hochhäuser das Bild der Stadt dominieren, lediglich ein Stockwerk eines Hotels ragt noch höher in den Himmel. Die Fertigstellung der Moschee war 2001 nach einer Bauzeit von etwa 6 Jahren, dem eine Ausschreibungsphase von 3 Jahren voraus ging, die dazugehörige Parkanlage mit dem nachempfundenen Falaj-System ist erst in den letzten Jahren dazu gekommen. So plätschert hier wie auch an einigen anderen Stellen in der Stadt den ganzen Tag das kostbare Wasser fröhlich vor sich hin. Das ist ohnehin etwas, was sich mir nicht so wirklich erschließt. Das meiste des verbrauchten Wassers stammt aus Meerwasserentsalzungsanlagen, was ja bekanntlich recht teuer weil sehr energieintensiv ist. Gleichzeitig gönnt man sich viele kleine Wasserspielereien, die Bewässerung der grünen Straßenränder an den Hauptverkehrswegen wird durch Sprinkleranlagen am Tage durchgeführt, wodurch das meiste Wasser nutzlos sofort wieder verdunstet. Lediglich an den unzähligen Blumenbeeten setzt man auf Tröpfchenbewässerung – natürlich auch am Tage.
Über so viel Wasser würden sich sicherlich viele der im naturhistorischen Museum gezeigten Tiere freuen. Wobei die meisten von ihnen sich ja sehr gut an die Gegebenheiten angepasst haben. Neben den Landtieren wird deutlich wie viele Vögel und Insekten, darunter auch viele Schmetterlinge, die man ja eigentlich nicht unbedingt erwarten sollte, man im Oman finden kann. Zu den sehr selten gewordenen Tieren gehören auch die arabischen Oryx. Sie sind deutlich kleiner als die in Namibia und haben eine sehr helle Fellzeichnung. Man hat sie vor ein paar Jahren wieder neu angesiedelt hat. Mit Unterstützung der Unesco wurden sie wieder im Lande gezüchtet und ausgewildert. Zeitweise waren es immerhin wieder etwa 150 Tiere, woraus durch Krankheit wieder 30 wurden. Da man nichts dagegen unternahm, war der Oman auch das erste Land der Welt, dem die Unesco das Prädikat Weltkulturerbe für ein Projekt wieder aberkannte. Aber da ist Deutschland mit den Elbauen bei Dresden ja auf dem Sprung das zweite Land zu werden.
Weiter ging es für uns zum Al-Alam Palast. Er liegt mitten in Muscat und dient dem Sultan zu Repräsentationszwecken. Man hat vor dem Eingangsbereich von ein paar Jahren einen ganze Straßenzug eingeebnet, nur um einen feudalen Zugang mit Säulen davor zu schaffen. Überhaupt wurde für den Bau ein großer Teil der Altstadt von Muscat abgerissen. Man ist eben noch nicht soweit auch einmal altes zu erhalten, man plant neu, reist ein und baut neu. Trotzdem hat sich Muscat zum Glück noch nicht in eine geschichtslose Glitzerstadt verwandelt. Es gibt gerade in den Abendstunden, die zuweilen etwas kitschig anmutenden Neonbeleuchtung mit um Bäume gewundenen Lichterketten, aber es gibt eben auch noch die arabischen Wohnviertel. Auch der Palast, den wir ja auch schon bei unserem Boostausflug vor ein paar Tagen vom Wasser aus gesehen haben, steht an einer Stelle, an der die Sultansfamilie schon früher einen Palast hatte. Dieser war inzwischen recht baufällig geworden. Man riss ihn ab, und baute einen größeren. Daran schlossen sich zahlreiche Erweiterung und oben erwähnte Säulengänge an, was dann eben die halbe Altstadt Muscats kostete. Sogar den alten Souq hat man dafür eingeebnet, was in der Bevölkerung nicht nur Fürsprecher fand. Gleichzeitig befinden sich aber auf zwei Anhöhen neben dem Palast Al-Alam zwei Lehmforts. Die beiden Festungen Mirani und Jalali, dazu hatte ich ja schon ein bisschen berichtet, beide sind inzwischen über 400 Jahre alt.
Nicht weniger Pompös als der Palast ist das Al-Bustan Palace Hotel. Es wurde wiederholt zu den zehn besten Hotels in der Welt gewählt. Ursprünglich wurde es für eine Konferenz der sechs Golfstaaten für die Kleinigkeit von geschätzt 250 Millionen Dollar gebaut. So sind in der obersten – der neunten Etage – lediglich sechs Suiten untergebracht, da dürfen natürlich goldene Wasserhähne nicht fehlen. In der siebten und achten Etage sind sie immerhin noch vergoldet und die Suiten haben auch noch eine „annehmbare“ Größe von etwa 160qm. Da wir aufgrund gewisser Budgetbeschränkung nicht im Hotel wohnen konnten, haben wir nur mal die Lobby besucht. Allgemein ist das eigentlich nicht mehr erwünscht, aber da wir nur eine kleine Gruppe sind, hat man uns gewähren lassen. Natürlich mit Metalldetektor am Eingang, um den sich aber niemand kümmerte, dafür wurden aber die Taschen genauestens inspiziert. Die 40m Innenfassade der Lobby ist mit Spiegeln, Marmor und allerhand Blattgold verkleidet. Und kleine Wasserspielchen dürfen natürlich auch nicht fehlen. Dabei ist die Lobby nicht einfach nur groß oder gar protzig, was den Omanis eigentlich fremd ist, sondern recht geschmackvoll aber eben edel und harmoniert mit den Brauntönen auch gut mit der hellbraunen Fassaden, die vor dunkelbraunen Felsen steht. Bustan ist übrigens das arabische Wort für Garten, und für die üppigen Parkanlagen um das Al-Bustan Palace hat man dazu auch Gartenerde aus den fruchtbaren Fujairah (Vereinigte Arabische Emirate) heran geschafft.
Nach dem wir ja auch schon bei unserem letzten Besuch in Muscat in Souq von Muttrah waren, ging es auch heute zur Mittagszeit noch mal dorthin. Inzwischen kennt man sich auch schon ein bisschen besser aus, und hat eine Vorstellung in welchem Bereich der kleinen verschlungenen Gässchen es etwa was für ein Warenangebot gibt. Gehandelt werden aber eben nicht nur omansche Ware sondern in guter alter Tradition auch „Tuch aus aller Welt“, und sei es aus dem ja nahe gelegenen Indien und auch aus China. Nur die Muster und Größen sind eben ein bisschen arabischer als viele Stoffe bei uns, die zum Teil vielleicht sogar aus der gleichen Fabrik stammen. Aber es ist eben ein geschäftiges zum Teil auch wuseliges Treiben. Wobei gerade jetzt zur Mittagszeit der Anteil der Touristen schon steigt. Wobei diese dann eher bei den Stoffen, Düften und Gewürzen zu finden sind. Auf dem Goldsouq zum Beispiel findet man in den Geschäften nur Araber und da zumeist Frauen.
Direkt vom Souq machen wir noch eine letzte kleine Wanderung praktisch im Herzen der Stadt. In Muscat gibt es noch zahlreiche kleiner Berge die zu auf den kleinen Pfaden zu erklimmen schon schweißtreibend sein kann. Aber es ist schon überraschend, wie man praktisch mitten in der Stadt auch plötzlich allein zu sein scheint. Wir folgen einem kleinen Pfad, der bald schon in ein kleines relativ enges Wadi übergeht. Nach etwa 2 Stunden in Abgeschiedenheit kommen wir nur wenige hundert Meter weiter wieder zurück in die Zivilisation zurück. Es ist schon faszinierend wie abgeschieden man dort sein kann, etwas was einem kein Park bieten kann. Dort hört man doch immer noch irgendwie den Straßenlärm, aber auf dem Pfad fühlt man sich doch isoliert vom Alltag – schon erstaunlich.
Damit endet auch schon fast unsere Zeit im Oman. Da wir unsere Zimmer im Hotel bereits räumen mussten, nur noch ein kurzweiliger Aufenthalt am Hotelpool, einer Dusche und ein letztes Abendessen. Dann ging es auch schon zum Flughafen, wie immer war unser Fahrer überaus pünktlich. Etwas was in der arabischen Welt nicht immer selbstverständlich ist. Man macht sich hier wegen Termine eben nicht solch einen Stress, wie er uns Deutschen anscheinend angeboren ist. Das ist manchmal sicherlich Segen, kann aber eben auch Fluch sein. Wo wir schon bei Terminen sind, noch ein kleiner Ausflug in eine Entwicklung hier. Im arabischen Raum ist ja der Freitag das, was bei uns der Sonntag ist. Folglich ist am Donnerstag auch schon das Geschäftsleben eingeschränkt. Da man dadurch aber nur noch drei Tage in der Woche hat, um mit der westlichen Welt Handel treiben zu können, überlegt man als Wochenende den Freitag und Samstag einzuführen, wie es die Vereinigten Arabischen Emirate bereits getan haben.
Für uns geht es dann kurz nach Mitternacht vom Flughafen Muscat in Richtung Heimat. Dabei gibt es noch einen kleinen Zwischenstopp in Dubai, um dann nach Zürich zu fliegen. Dort hieß es dann für mich schnell umzusteigen, schließlich hatte ich gerade mal eine knappe Stunde Zeit. Dazu kommt noch, dass ich am Terminal E angekommen mit der Flughafenbahn in Richtung Terminal A musste. Und die Schweitzer sind halt gründliche Menschen. Schon auf dem Hinflug nach Dubai hatte ich auf zwei deutschen Flughäfen wie auch beim Rückflug eine leere Trinkflasche im Handgepäck. Der Deckel war abgeschraubt und alles klar. Nur ein Schweitzer hat meinen kleinen Tagesrucksack herausgefischt. Nach einigen Minuten haben wir uns den dann gemeinsam angesehen und es war alles in Ordnung. Dazu schon vor der Gepäckprüfung und der Passkontrolle Schlangen. So kam ich schon ein bisschen nach dem letzten Aufruf zu meinem Gate, war aber immerhin noch nicht der letzte. Hat aber ja alles noch geklappt, und die Maschine setzte auch noch zwei Minuten vor der geplanten Ankunftszeit in Hamburg auf. Da die Maschine fasst leer war kam das Gepäck schnell und ich stand weniger als 20 Minuten nach der Landung schon am Bahnsteig der gerade einfahrende S-Bahn um die letzten Kilometer mit Straßenbahn, U-Bahn und Zug zurück zu legen.