• Morgenstimmung am  Pyramid Lake
    Kanada

    Morgenstimmung am Pyramid Lake

  • Junges Mädchen auf einem Pferd
    Mongolei

    Junges Mädchen auf einem Pferd

  • Der Botnar ist der gruene Riese in einer schwarzen Lavalandschaft
    Island

    Der Botnar ist der gruene Riese in einer schwarzen Lavalandschaft

  • Blick über die Seescharte
    Alpenüberquerung

    Blick über die Seescharte

  • Totenkopfaffee
    Costa Rica

    Totenkopfaffee

Kilimanjaro - ein Berg mit mehreren Gipfeln

Der Kilimanjaro ist sicherlich einer der bekanntesten Berge der Welt. Allgemein bekannt ist auch noch, dass er der höchste Berg in Afrika ist. Ein bisschen strittig wird es aber schon bei der genauen Höhe. Die letzte Messung hat 5891,775 m ergeben, nach der offiziellen Lesart sind es aber 5895 m. Damit gehört er zu den höchsten freistehenden Bergen der Welt. Möglich ist es natürlich nur, da er frei in der flachen Savanne steht. Der Kilimanjaro ist ein Vulkan und gehört zu einer Kette von Vulkanen entlang des Ostafrikanischen Grabens. Der ist Teil des noch sehr viel mächtigeren „Großen Grabenbruch“, der von Syrien bis nach Mosambik reicht. An dessen Verlauf gibt es auch einige Punkte, die sogar deutlich unter dem Meeresniveau liegen, als Beispiel sei hier nur mal das wohl auch jedem bekannte Tote Meer genannt. Aber auch in Afrika gibt es im Bereich südlich des Kilimanjaro einige große Seen, dazu gehört zum Beispiel auch der drittgrößte See der Welt, der Victoria See mit seiner Fläche von 68800km², was etwa der Fläche von Bayern entspricht, und um den etwa 30 Millionen Menschen leben. Alle diese Seen sind durch die tektonischen Verschiebungen der afrikanischen und der arabischen Erdplatten entstanden. Dabei reiben diese nicht einmal am Grabenbruch selbst aneinander, sondern erzeugen offensichtlich einen solchen Druck, dass die afrikanische Erdplatte dadurch auseinander zu brechen scheint. Was natürlich in großen zeitlichen Dimensionen gesehen werden muss, es geht hier eher um hunderttausende oder gar Millionen von Jahren. Zeugnis dieser Entwicklung sind neben den Seen aber auch die vulkanischen Berge in diesem Gebiet, so sind von den fünf höchsten Bergen Afrikas vier in einem Umkreis von rund 1000 km um den Kilimanjaro versammelt. Wissenschaftler gehen sogar davon aus, das die Berge schon sehr viel höher waren, so nutzt sich der Kilimanjaro seit seiner letzten großen Eruption vor etwa 360000 Jahren schutzlos, eben weil frei stehend, durch die Erosion durch Wind und Niederschlag wieder ab, was ja auch an seinen großen relativ flachen Gipfelplateau zum Ausdruck kommt.

Auch der Kilimanjaro selbst ist bereits über 2 Millionen alt. Dabei dürfte er in drei großen Schüben entstanden sein, wovon seine drei Gipfel alle samt vulkanischem Ursprung heute noch zeugen. Der älteste ist der Shira mit einer heutigen Höhe von knapp 3900 m. Wobei von seinem einstigen Vulkankegel nicht mehr viel übrig ist. Aus seinem Material dürfte aber wesentlich das Shira Plateau entstanden sein. Der Zweite ist der Mawenzi (der Dunkle), der einen stark zerklüfteten Gipfel ausgebildet hat, der seine heutige Form nicht unwesentlich durch die Erosion erhalten haben dürfte. Der Dritte im Bunde ist der Kibo, und wenn man von der Besteigung des Kilimanjaro spricht, ist eigentlich immer der Kibo (der Helle) gemeint. Der Gipfel trägt den Namen Uhuru Peak. Wobei der Gipfel eigentlich auch eher ein Plateau mit einer Ansammlung von Kratern ist. Der größte der Kibo-Krater hat eine Fläche von 1,9x2,4 km. In diesem liegt der Reusch –Krater mit einem Durchmesser von etwa 800m und daneben noch der sogenannte Inner Cone. Der letzte Ausbruch des Kilimanjaro liegt bereits rund 300 Jahre zurück, doch noch heute steigen durch kleine Haarrisse an den Kratern schwefelhaltige Dämpfe aus, und Messungen haben ergeben, dass bereits wenige Meter unter der Oberfläche Temperaturen von 80°C und mehr herrschen. Auf bzw. rund um den Gipfel gibt es aber genauso riesige Gletscher, die aber nachweislich abschmelzen. Unter Wissenschaftlern geht man davon aus, dass diese in etwa 20 Jahre abgetaut sein dürften. Uneins ist man aber über die Ursache dafür, einige machen die allgemeine Klimaerwärmung dafür verantwortlich, andere halten es aber auch für möglich, das es sich dabei um einen normalen Vorgang halten. Diese Gruppe von Wissenschaftler hält es auch für erwiesen, dass der Kibo vor 400 Jahre schon mal Eisfrei war, und das heutige Abschmelzen eher an dem trockenen Klima um den Kibo in den letzten 100 Jahren dafür verantwortlich ist. Etwas irreführend über die Geschwindigkeit des Rückgangs sind aber zwei Bilder, die für den immer schneller werdenden Rückgang angeführt werden. Das eine Bild zeigt den Kibo im Winter 1993 mit relativ viel Neuschnee, während das Bild aus dem Jahr 2000 eben keinen Neuschnee aufweist. Unstrittig ist aber das die Vergletscherung von 1912 mit etwa 12km² heute auf 1,85km² abgenommen hat. Das größte Problem daran dürfte aber sein, das das fruchtbare Land rund um den Kilimanjaro nicht unwesentlich auch von dem Schmelzwasser des Kilimanjaro profitiert, was dann in absehbarer Zeit versiegen wird.

Wo ich schon ein bisschen über die Geschichte des Kilimanjaro geschrieben hatte, noch ein paar zusätzliche Daten dazu. Bereits 100 Jahre n. Chr. wussten die Griechen von einem weißen Berg in Afrika. Etwa 1000 Jahre später wurde er auch von chinesischen Händlern erwähnt, aber erst 1848 stand der Europäer Johannes Rebmann aus Gerlingen an seinem Fuß. Seine Berichte vom Schnee auf einem Berg kaum 340km vom Äquator entfernt, hielten britische Geographen zu dieser Zeit schlicht für Unsinn. Und es sollte auch noch bis 1889 dauern, bis der Leipziger Hans Meyer, der Österreicher Ludwig Purtscheller und ihr Bergführer Yohani Kinyala Lauwo im dritten Versuch den Gipfel erreichten.

Heute ist die Besteigung durch ein milderes Klima am Gipfel, stark verbesserter Ausrüstung und der unendlich großen Erfahrung darin, keine schier unmenschliche Leistung mehr. So versuchen es jedes Jahr rund 25000 Menschen auf den Kibo zu gehen. An der Formulierung kann man schon erkennen, der Kilimanjaro erfordert keine besonderen bergsteigerischen Fähigkeiten. So hatte ich vorher noch nie einen Haken und ein Seil zum Bergsteigen in der Hand, und war damit wohl auch kaum ein Exot am Kibo. Meine Erfahrungen im Vorfeld bestanden eher in den Flachstrecken mit kaum mehr als ein paar hundert Höhenmetern dazwischen. Nicht verschwiegen werden soll aber auch, das es in jedem Jahr zu Todesfälle am Berg kommt. Eine offizielle Statistik über die Anzahl gibt es aber nicht. Die große Unbekannte ist natürlich die Höhe bzw. die Reaktionen des eigenen Körper auf die Höhe – Stichwort Höhenkrankheit. Das Verhalten des Körpers kann nicht mal wirklich sicher von Aufenthalten in ähnlichen Höhen an anderer Stelle abgeleitet werden. Es kann vor ein paar Monaten problemlos möglich gewesen sein, und heute eben nicht. Es gilt, es einfach zu probieren, und sich dabei selbst vernünftig einzuschätzen. Wie schwer das sein kann, dazu könnte ich im Nachhinein sicherlich noch deutlich mehr sagen, aber das muss letztlich jeder für sich entscheiden. Dafür kann es keine goldene Empfehlung geben. Die körperliche Anstrengung des Weges und dann speziell in der Höhe ist auch sicherlich nicht zu unterschätzen. Je nach Route können am Gipfeltag durchaus Wegstrecken von 20 km und mehr zu bewerkstelligen sein, und eben nicht auf ebener Wegstrecke und dazu noch in ungewohnter Höhe, und doch möchte ich hier jedem Mut machen, es zu versuchen. Auch wenn der Versuch von vielen gleichzeitig das ist, was mich am meisten am Kilimanjaro gestört hat, es sind eben viele Menschen unterwegs. Die sorgfältige Vorbereitung und Auswahl einer guten Agentur erhöht zweifelsohne die Gipfelwahrscheinlichkeit erheblich. Gerade bei der Auswahl der Agentur ist eine Recherche im Internet mit Erfahrungsberichten ein nützlicher Baustein in der Bewertung. Wir waren mir afromaxx unterwegs. Man findet sicherlich auch günstigere Anbieter, die auch gut sind. Aber im Nachhinein kann ich afromaxx nur empfehlen, alles hat dort seinen Preis, aber man bekommt dafür auch eine angemessene Leistung.

Jetzt aber wieder zurück zu den Fakten. Zum Kibo ist es wie mit Rom, es gibt viele Wege. Zuerst eine kleine Aufstellung der verschieden Routen, wobei alle Angaben nur Anhaltswerte liefern können, da durch eine etwaige Kraterübernachtung und ähnliches auch ganz andere Touren entstehen könnten

  • Marangu-Route, sie wird auch etwas abfällig als Coca-Cola Route bezeichnet. Sie gilt als die Leichteste, ist etwa 68km lang und gibt es als 5 oder 6 Tage Variante
  • Rongai-Route, sie wird wegen ihres Startpunktes nahe der kenianischen Grenze auch als Kenia-Route bezeichnet. Sie dauert 6 Tag und ist 70km lang. Landschaftlich gilt sie als eine der schöneren und hat keine besonderen Schwierigkeiten.
  • Machame-Route, sie trägt den Beinamen Whiskey-Route, wobei ich mir sicher bin, das dort nicht das gleichnamige Getränk ausgeschenkt wird. Sie ist der Klassiker neben der Marangu-Route, gilt aber als deutlich anspruchsvoller als diese. Hin- und Rückweg findet auf unterschiedlichen Routen statt, sie hat eine Länge von 64 km und wird meist in 6 Tagen gegangen.
  • Umbwe-Route, die schwierigste aller Routen. Gerade die ersten beiden Tage sollen sehr anstrengend weil steil und matschig sein. Sie ist mit 50km in 5 Tagen die schnellste. Wegen der außergewöhnlichen Anstrengungen versuchen es aber nur 2% auf diesem Weg. Für „Hobbybergsteiger“ wie mich auf jeden Fall nicht geeignet.
  • Lemosho-Route, sie gilt als landschaftliche reizvollste Route. Sie wird in 6 oder 7 Tagen über 72 km gegangen. Da ich diese Route gelaufen bin, sage ich mal, am ersten Tag dürfte sie nach der Regenzeit etwa matschig sein, ansonsten gut zu laufen, da auch eine relativ lange Akklimatisation um 4000m. Wie auch bei der Machame-Route führt der Abstieg über einen anderen Weg der Mweka Route, die nicht beim Aufstieg genutzt werden darf.


Die Marangu-Route unterscheidet sich durch die Hütten in den Camps nach Oben von den anderen Routen. Bei denen wird in mitgebrachten Zelten übernachtet. Sanitärräumlichkeiten gibt es bei diesen Routen auch praktisch nicht, jedenfalls wenn man von den Plumpsklos in den „legendären“ Holzverschlägen absieht. Wobei sie sicherlich kein Ort der absoluten Sauberkeit oder gar Behaglichkeit sind, nach meinen Erfahrungen aber auch nicht so schlimm wie ihr Ruf. Aber vielleicht gewöhnt man sich auch einfach nur daran. Unterm Strich ist das sicherlich nicht die Größe, von der eine erfolgreiche Besteigung abhängt. Wie schon angeklungen ist die Akklimatisation das A und O. Als Faustregel gilt, man sollte nicht mehr als 500m pro Tag aufsteigen, wie man sich unschwer ausrechnen kann, ist das je nach Route bei einem Startpunkt um 2000m bei keiner Route gegeben. Es geht aber auch noch sehr viel schneller, so war der Österreicher Christan Stangl auf der Umbwe Route in 5 Stunden 36 Minuten und 38 Sekunden am Gipfel, hat dann aber auf dem Abstieg zu viel Zeit „verloren“, so dass für Auf- und Abstieg weiter der Italiener Bruno Brunod mit 8 Std. 34 Minuten und 52 Sekunden Rekordhalter ist. Beide sind natürlich Extremsportler, und verständlicherweise sind für einen „Normalo“ diese Zeiten weit außerhalb des Denkbaren. Aber es geht bei der Kilimanjaro-Besteigung auch nicht um Zeit sondern um die Erfahrung. Die Erfahrung mit sich selbst, aber auch die Erfahrung innerhalb weniger Tage durch alle Klimazonen der Erde zu gehen. Das kann Temperaturunterschiede von +30°C bis zu -20°C bedeuten. Am Kilimanjaro werden die Klimazonen wie folgt eingeteilt:

klimazonen
Als Abschluss noch ein paar Sätze zu den Örtlichkeiten bzw. Gegebenheiten um den Berg herum bzw. am Berg. Die beste Zeit zur Besteigung sind natürlich praktisch alle Zeiten außerhalb der Regenzeiten. Und je länger diese bereits her sind, desto besser aber natürlich voller werden die Wege. Üblicherweise sind die Regenzeiten von März – Mai und Oktober – Dezember. Aber auch in der Hochsaison, zu der auch ich mich am Kilimanjaro versucht habe, gibt es fast immer Möglichkeiten andere Gruppen zu überholen, oder auch sich überholen zu lassen. Die einzigen Ausnahmen auf der Lemosho Route sind vielleicht der Nachtaufstieg in Richtung Stella Point und die Barranco Wall. Die Möglichkeiten auf den anderen Routen kann ich nicht beurteilen. Die Barranco Wall wird ja immer als das schwierigste Stück beschrieben, was auch durchaus so sein mag. Aber im Grunde sieht sie deutlich bedrohlicher aus, als sie sich dann schlussendlich gibt. Nur dort ist überhaupt an einigen Stellen der Gebrauch der Hände wirklich nötig, jedenfalls für mich. Ansonsten steigt der Weg auf der von mir gelaufenen Lemosho Route nur mehr oder weniger „sanft“ an. Und auf allen Routen bewegt man sich nur mit dem Tagesrucksack, das eigentliche Gepäck inklusive der Zelte wird von Portern transportiert. Gerade ihre körperliche Leistung kann man dabei nicht hoch genug einschätzen. Für mich sind sie eigentlich die wahren Könige am Kilimanjaro.