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22.08.05      16. Reisetag – Qualicum Beach

Wir verlassen die Nordspitze von Vancouver Island und fahren in Richtung Süden mehr oder weniger dicht an der Ostküste entlang. Der relativ dünn besiedelte Norden wird von der Holzwirtschaft dominiert. Es fallen auch die großen gerodeten Flächen auf, und auch die wieder aufgeforsteten Flächen kann man klar erkennen. Dort sind eben wieder nur Nadelhölzer gepflanzt, Laubbäume wie Birken fehlen oder auch die großen Rot-Zedern sind nicht vorhanden. Die Forstwirtschaft kann Hänge bis zu einer Neigung von bis zu 35° nutzen. Inzwischen dürfen aber nur noch 5% der gerodeten Fläche als Waldwege genutzt werden. Darum werden heute die LKW wieder weniger als früher für den Abtransport des Holzes genutzt. Man setzt wieder mehr auf den Wasserweg, in dem man die Stämme zu Flossen zusammen fügt und einfach Flussabwärts treiben lässt um sie dann an den Sägewerken wieder „einzufangen“. Bei besonders wertwollen Stämmen wie Douglasie, Redceder oder Yellowceder setzt man auch den Hubschrauber als Transportmittel ein. Auf unserem Weg in Richtung Süden kommen wir auch an einem der größten Sägewerke des Landes vorbei. Auf dem Wasser vor dem Werk liegen zahlreiche Flösse und die LKWs waren fast pausenlos ins Werk. Wobei aus Kostengründen nur die Stämme angeliefert, das Astwerk und die dünneren Kopfteile der Bäume bleiben auf den Rodungsfeldern zurück um dort in der feuchten Jahreszeit einfach verbrannt zu werden. Es ließe sich technisch zwar auch problemlos wie die meisten Stämme eben auch, zu Zellulose machen, doch der Transport ist schlichtweg zu teuer. Zumal es ja scheinbar Holz ohne Ende gibt. Gerade die Rodungsfelder machen durch das herumliegende Restholz aber einen traurigen Eindruck.

Recycling von Wertstoffen, so zum Beispiel von Papier ist in Kanada aber noch bestenfalls in den Kinderschuhen. Nur in dem Hotel in Calgary gab es im Hotelzimmer eine Box für Reststoffe. Ansonsten sieht man keine Sammelbehälter oder gar eine zweite Mülltonne dafür in den Straßen. Aber man ist mächtig stolz darauf, das man damit begonnen hat, für einige Flaschen ein Pfandsystem aufzubauen. Damit ist man natürlich dem großen immer präsenten Nachbarn aus dem Süden um Welten voraus. Aber auf uns Deutsche ist das nun noch so gar nichts, auch wenn man uns da auch so einen kleinen Tick nachsagt.

Am heutigen Tag wollen wir unsere Mittagspause mit einem Picknick am Miracle Beach verbringen. Dazu gleich noch mal ein paar Worte zu den Supermärkten hier. So sind etwa Getränke oft in handlichen 5 Liter Kanistern oder auch mal die in den handlichen 1,89 Liter Gebinden, was für eine Größe wieder, zu haben. Das gilt insbesondere für Säfte. Auch die Struktur in den Läden ist gewöhnungsbedüftig. Dort stehen hier mal sieben Sorten Saft, dann geht es mit Teebeuteln oder etwas anderem weiter. Dann liegen drei Regale weiter die Brötchen neben anderen Saftgebinden. Dabei sind die Saftsorten weder nach Sorte noch nach Hersteller sortiert. Mag ja sein, das ich das System nur nicht verstanden habe, aber etwas verwirrend finde ich es schon. Jedenfalls treffen wir mit unseren Einkäufen am Strand ein und sehen: Steinstrand. Zum Zeitpunkt unseren Eintreffen ist gerade Ebbe und am Wasser ein kleiner Streifen bräunlich – gräulicher Sand zu sehen, und der sieht auch fast eher wie Schlick aus. Sonst bilden nur vom Wasser geschliffene Steine den Untergrund. Zur Erklärung muss man noch sagen, das die Ebbe hier natürlich nicht so stark ist und nur vielleicht einen halben Meter Höhendifferenz ausmacht. Einige Kanadier sind auch hier am Strand und sitzen auf mitgebrachten Klappstühlen oder Liegen. Im Wasser ist niemand höher als kurz über den Knöcheln, es wird auch schnell klar warum das so ist, die Wassertemperatur liegt mal gerade bei rund 16 – 18 Grad.

Nach der Mittagspause fehlt uns nur noch ein kurzer Sprung bis zu unserem Hotel in Qualicum Beach, uns beschleicht schon die Vorahnung, das Beach dort wohl eher was mit Geröll oder etwas positiver ausgerückt mit Kieselstrand zu tun haben wird. Wir werden bestätigt, auch wenn hier ein paar hart gesottene baden. Und es gibt hier zahlreiche Standbesucher mit zwei großen Patschfüßen. Kanadagänse stolzieren hier zwischen den Leuten umher und suchen den schmalen Strandsteifen nach Grünzeug ab. Auf der Straße hinter der Strandpromenade stehen ein paar White-tail deers. Eine Art Rehwild, sie grasen völlig unbekümmert zwischen Straße und Fels auf einem Streifen von etwa 6 m Breite.

Noch ein paar Sätze zum Ort Qualicum Beach. Es ist ein kleines beschauliches Örtchen mit etwa 15000 Einwohnern, nach den Leuten auf der Straße zu urteilen, sind nicht wenige von ihnen schon im Rentneralter. Nicht umsonst hat Vancouver Island unter den Kanadiern auch den Beinamen „Gods waiting room“. Aber was dem einen sein Florida oder Malle, ist dem anderen … Ansonsten hat die Stadt sieben Golfplätze mit 18 Löchern, selbst für kanadische Verhältnisse, wo jeder etwa größere Ort einen hat, schon ein stattliche Zahl. Eine andere letzte Anmerkung noch zu einem Eis, das ich mir hier gekauft habe. Eine Kugel kostet 2,25 kan$, zwei Kugeln kosten 2,75 kan$. Man kann bei jeder Variante wählen zwischen Becher oder Waffel mit Vanille bzw. Schokoladengeschmack. Da muss die Waffel oder der Becher schon ziemlich teuer sein. Fairerweise muss auch noch gesagt werden, das eine Kugel hier nicht wirklich eine Kugel ist, sondern mit einer Art Schaber verfüllt wird, und wesentlich mehr ist als eine Kugel in Deutschland. Also mehr als zwei Kugeln sind da für ein ordentliches Eis auch nicht erforderlich, aber die Differenz ist schon merkwürdig.