1. Reisetag Abfahrt in Hamburg - 11.11.2022
Ich glaube, ich habe bin noch nie so entspannt in den Urlaub gefahren. Morgens noch entspannt eine Runde mit dem Hund, und erst mittags gegen 12:35 Uhr mit der Bahn los. Naja, der Zug hatte 10 Minuten Verspätung, weshalb ich gleich mal die nächste Verbindung mit der S-Bahn verpasst habe, und weil die dann auch wieder zwei Minuten zusätzlich verloren hat, auch gleich noch den anschließenden Bus. Aber der Reihe nach. Die Reise soll mit den Hurtigruten von Hamburg zum Nordkap und zurück führen. Ursprünglich sollte es in Hamburg-Altona auf das Schiff gehen, der Ort wurde aber nach Hamburg-Steinwerder verlegt, der Ort hat den Charme eines Industriehafens, und ist eigentlich in weiten Teilen auch einer. Nur ist der auch ein bisschen schwieriger mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar, und weil offensichtlich nicht so sehr viele Leute da hinfahren wollen, ist besagte Buslinie auch am Tage nur alle ca. 30 Minuten auf der Strecke unterwegs. Die Zeiten der Einschiffung hätte für meine Kabine um 14:45 sein sollen, wegen der oben erwähnten kleineren Verspätungen bin ich aber erst gegen 14:55 an der Bushaltestelle, und von da sind es noch ca. 10 Minuten zu Fuß. Auf dem Weg dahin wünscht mir im Vorbeigehen noch ein älteres Ehepaar eine gute Reise mit Hurtigruten. Die sind offensichtlich gut informiert, welches Schiff da gerade liegt, bzw. die starten alle zwei Wochen von dort. Wobei ich persönlich jetzt auch nicht unbedingt auf die Idee gekommen wäre, dort spazieren zu gehen. Als ich am Terminal ankomme, wird mir schon fast der Koffer aus der Hand gerissen. Eigentlich dachte ich, ich würde ihn selbst zu Kabine bringen, aber nein, dass wird mir abgenommen. Die letzten offiziellen Einschiffungszeiten sind um 15:45 Uhr, aber es sind nur noch ein paar versprengte Leute vor mir. So geht die erste Kontrolle des Gesundheitsfragebogens und Impfstatus ziemlich schnell. Dann wird an der nächsten Station mein Gesundheitsfragebogen eingesammelt, meine Buchung verifiziert, und ich weiter zur Passkontrolle geschickt. Anschließend wird das Handgepäck wie auf dem Flughafen durchleuchtet. Der Sinn ergibt sich für mich nicht, denn auf dem Schiff sollte ich dann ja auch gleich mein Hauptgepäck wieder sehen, und da ist ein „normales“ Messer, Schere … kein Problem. Vielleicht sucht man ja auch Sprengstoff. Aber egal, nicht alles muss einen Sinn machen. So geht es zügig auf das Schiff, wo ich gleich mal in Empfang genommen werde. Ich bekomme das Tagesprogramm in Papierform, dazu eine rote Regenjacke, die weit genug ist, um sie über einer anderen Jacke zu tragen, und natürlich meine Chipkarte für die Kabinentür. Außerdem bekomme ich noch einen Umschlag mit ein paar Basics an Bord, und die vorgesehene Essenszeit – an die ich mich später dann aber „natürlich“ nicht halten werde. Als IT-Fuzzi ein bisschen peinlich, aber man musste mir erfolglos helfen, das WLAN auf meinem Mobiltelefon einzurichten. Hurtigruten hat eine eigene App, und sobald man auf dem Schiff im WLAN eingebucht ist, funktioniert die auch und liefert weitere Informationen. Jedenfalls in der Theorie. Wie gesagt, mein Mobiltelefon wollte sich nicht verbinden. Da ich wegen fehlender Gewichtsbeschränkung, immer zur Verfügung stehendem Strom mit einem ganzen Arsenal an Elektronik unterwegs bin, habe ich es dann mit dem Tablet versucht, das lief auf Anhieb. Auch ohne, dass es „peinliche“ Hilfestellung des IT-Teams von Hurtigruten gebraucht hätte. Also habe ich mir auch gleich noch die Sicherheitsbelehrung angehört, die obligatorisch ist, und laut Ansage des Hurtigruten Teams, das Schiff auch nicht auslaufen darf, ohne dass alle Passagiere diese gesehen haben. Unterm Strich stehe ich kurz vor 17 Uhr vor meine Kabine, die Tür steht offen, und meine Tasche steht drinnen. Gefühlt würde ich sagen, so eine Kabine ist für zwei Personen ganz schön klein, da ich alleinreisend bin, ist aber alles gut. Leider gibt es keinen Tisch, auf dem ich meinen Reisebericht schreiben könnte, aber das habe ich bei anderen Reisen auch schon halb auf einer ISO-Matte liegend in einem Zelt getan, dann wird es in einem Bett auch gehen. Beeindruckt bin ich von den Sanitären-Anlagen. Auf kaum mehr als 2 qm ist eine Dusche, Toilette und Waschtisch untergebracht, das verspricht wirklich kurze Wege. Dafür steht keine 10 Minuten später Jenn vor der Tür, nach der Hautfarbe, Haaren und Augen würde ich seine Heimat mal auf Südostasien verorten, er erklärt mir noch kurz die Schränke, die Minibar und die Sanitärabteilung, und was zu tun ist, wenn ich keinen Zimmerservice am Morgen wünsche. Und wo ich ihn wann finden kann, falls ich Probleme hätte.
Für mich ist das Abendessen für 17:30 geplant worden, wie schon oben erwähnt, kann ich mich leider nicht daran halten. Zunächst schalte ich meine Kabinenkarte über die Kreditkarte für zusätzliche Leistungen frei. Es sind auf dieser Reise zwar schon einige Ausflüge inkludiert, aber natürlich gibt es noch ein paar weitere, und auch wenn man außerhalb der Essenszeiten etwas anderes als Wasser trinken möchte, kann man das auf die Kabine schreiben lassen, so denn entweder Bargeld eingezahlt oder eine Kreditkarte hinterlegt ist. Um 18 Uhr sollen wir ablegen, und das muss ich natürlich fotografisch festhalten. Also treibe ich mich noch ein bisschen auf Deck 5 herum, dem untersten Deck, auf dem man nach draußen gelangen kann, und auch außen rund um das Schiff gehen kann. Da wir im Wirtschaftshafen sind, ist nicht nur die Hafencity mit der „Elfi“ in einiger Entfernung zu sehen, sondern auch verschiedene Container-Schiffe, die gerade be- und entladen werden. Das bietet gleich mal die Gelegenheit, mein gebraucht erworbenes lichtstärkeres Objektiv auszuprobieren. Gegenüber meinem „immerdrauf“ Reiseobjektiv natürlich ein deutlicher Unterschied. Gegen 18:30 mache ich mich dann auch auf, um ins Bordrestaurant zu kommen, oder besser sollte man wohl sagen, in eines der drei Bordrestaurants. Eines ist nur gegen Aufpreis und für die Bewohner der Suiten zugänglich, dann gibt es das Fredheim, und eben das Auen, das als Standard für die Bewohner der normalen Kabinen vorgesehen ist. Ich werde an einen Tisch von einigen weiteren Alleinreisenden gesetzt. Wobei ganz offensichtlich darauf geachtet wird, ob es sich um Alleinreisende handelt, und welche Sprache man spricht, was von den Anmeldebögen bekannt ist. Auf dieser Reise von Hamburg nach Hamburg spricht man aber natürlich auch insbesondere deutsche Kundschaft an, und so ist auch der weitaus größte Teil der Gäste aus diesem Sprachraum, und auch viele des Expedition-Teams sind deutschsprechend, ganz offensichtlich auch muttersprachlich. Wobei bei der Platzzuweisung auch noch darauf geachtet wird, dass bei allen die Gänge gleichzeitig serviert werden. Noch eine kleine Anmerkung zum WLAN, im Restaurant bucht sich auch mein Mobiltelefon ohne weiteres Zutun ein und hält danach auch die Verbindung in meiner Kabine, oder auch auf Deck 4, wo wir die Einwahldaten bekommen hatten, und es zunächst nicht ging. Seltsame Sache, das Phänomen sollte mich auch die folgenden Tage noch begleiten. Um 20:30 nehme ich dann noch an einem Vortrag teil, in dem noch mal das Schiff und die wichtigsten Einrichtungen vorgestellt werden. Und obwohl das Schiff relativ klein ist, mache ich mich danach noch mal für eine Runde über die Decks 8 bis runter zum Deck 3, auf dem auch meine Kabine liegt, auf den Weg. Wobei ich anfangs schon leichte Probleme hatte zu ermitteln, wo denn wohl vorne und wo hinten ist. Offizielle Bordsprache ist Englisch. Auch wenn wir hier aktuell noch auf der relativ ruhigen Elbe unterwegs sind, und das später auf dem offenen Meer sicherlich noch mal ganz anders werden wird, kann man die Maschine des Schiffs erahnen, aber auch die Wellen, wie sie gegen das Schiff schlagen, hören und spüren. Dabei ist die Otto Sverdrup mit seiner Gästekapazität von gerade mal rund 554 Personen relativ klein. Die Crew umfasst weitere knapp 150 Personen. Davon sind alleine 90 um das direkte Wohlergehen der Gäste bemüht. Das Expeditionsteam umfasst weitere 17 Personen, die aus ganz unterschiedlichen Wissensbereichen kommen. Da gibt es natürlich Meeresbiologen, aber auch Gelogen, Historiker und allerhand anderes. Der Rest der Crew, also etwa 40 Personen sorgen dafür, dass wir überhaupt fahren können.