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2. Reisetag         Mongui – 02.02.2020

Heute geht es gleich früh raus, das Frühstück ist für 6:30 Uhr geplant, wo wir auch die anderen Reiseteilnehmer kennenlernen. Die Nacht war, wie eine Nacht mit Zeitverschiebung eben so ist - durchwachsen. Ich bin zum ersten Mal um 2:00 Uhr früh aufgewacht, also 8:00 Uhr deutscher Zeit. Ich wache noch ein paar Mal auf, wobei es mir jedes Mal so vorkommt, als hätte ich stundenlang wach gelegen. So bin ich insgesamt noch ein bisschen müde, aber es ist ok. Nach dem Frühstück verladen wir das Gepäck in einen Kleinbus, der auf einem Grundstück / Parkplatz ein paar Meter die Straße runter steht. Direkt auf dem Bürgersteig an der Straße ist gerade Markt. Es wird Kleidung, Schuhe, Kleinmöbel und allerhand gebrauchte Alltagsgegenstände bis hin zu den obligatorischen Fernbedienungen und verschiedenen Steckern angeboten. Genauso ist aber auch ein kleiner fahrender Coffeeshop zu finden. Wir selbst fahren auf der Hauptstraße nach Norden um Bogota schon wieder zu verlassen. Da heute Sonntag ist, ist der Verkehr recht erträglich. Trotzdem braucht es natürlich ein bisschen, bis wir die Stadt hinter uns gelassen haben. Immerhin leben in Bogota selbst etwa 7,5 Millionen Menschen, und in der Metropolregion Bogota noch eine weitere Million mehr. Bogota wurde am 6. August 1538 von den Spaniern als Santa Fe de Bacatá gegründet. Bereits zwölf Jahre später zog die Vertretung des königlichen Hofes aus dem Vizekönigreich Peru ins heutige Bogota, was der Stadt schon früh eine herausgehobene Stellung innerhalb der spanischen Kolonien in Südamerika bescherte. Sie war offizieller Sitz der Spanier in der Provinz Kolumbinen, das übrigens nach Christoph Kolumbus, dem Entdecker Nordamerikas, benannt worden ist, der aber niemals selbst dort war. Dabei war der Ort eigentlich nicht besonders geschickt gewählt. Bogota liegt auf einer Höhe von rund 2600 m und ist nicht über einen der großen von den Spaniern benutzten Flüsse zu erreichen. Es war immer ein zusätzlicher beschwerlicher Weg über Land nötig, um nach Bogota zu gelangen. Die spanischen Konquistadoren waren wenig zimperlicher Leute. In ihrer Gier nach Gold und Edelsteinen unterwarfen sie äußerst brutal alles, was sich ihnen in den Weg stellte. Gleichzeitig bauten sie eine Struktur mit Städten und einer Verwaltung auf. Aber die Verwaltungsbezirke wurden schnell sehr groß. Das führte dann später auch zu der Überzeugung, ein weiteres Vizekönigreich zu gründen. Im Jahre 1717 entstand das Vizekönigreich Neugranada, es umfasste die heutigen Länder Kolumbien, Panama, Venezuela und Ecuador. Doch bereits bei der Konstruktion dieses Vizekönigreiches wurde der alte Fehler wiederholt, und viel zu große Gebiete zusammengefasst. Aufgrund der schwierigen Kommunikationswege und nicht zuletzt auch der großen Entfernungen waren große Teile faktisch unabhängig. Das führte zu großen Rivalitäten zwischen den Teilgebieten, und es folgten teilweise gewaltsame Auseinandersetzungen zwischen den Provinzen und Teilgebieten. So wurde dieses Vizekönigreich Neugranada bereits im Jahre 1730 neu gegründet. Aber auch dieser Neustart konnte das grundsätzliche Problem nicht lösen. Als dann auch noch Napoleon Bonaparte 1808 damit begann Spanien zu besetzen, erklärten sich auch viele Provinzen und Städte in Südamerika, die zuvor unter spanischer Herrschaft standen, für unabhängig. Diese waren aber untereinander sehr zerstritten. Einige, so auch Bogota, waren weiter der spanischen Monarchie anhängig. Andere lehnten diese kategorisch ab und fühlten sich eher neuen Ideen, die in Europa nicht zuletzt durch Napoleon vorangetrieben wurden, verbunden. So entstand nur für eine kurze Zeit eine gewisse Unabhängigkeit von Spanien. Denn als dieses 1815 eine neue Armee nach Südamerika entsandte, fiel es dieser relativ leicht, die alten Gebiete wieder für Spanien zu besetzen.

Aber zurück in die Gegenwart. In Bogota selbst gibt es inzwischen ein gewisses Maß an öffentlichem Nahverkehr. Auf der großen Nord-Süd Route verkehren die Busse sogar auf einer eigenen Spur. Doch abseits der Hauptrouten wird es dann schwierig. Und selbst auf den Hauptrouten sind die Busse meist heillos überfüllt. Seit mehreren Jahrzehnten denkt man in Bogota über den Bau einer U-Bahn nach. Es hat verschiedene Studien und Vorplanungen gegeben, die Millionen verschlungen haben, dann aber in der Korruption stecken geblieben sind. Aktuell wurde dieses Thema wiederbelebt, es werden wieder Studien angefertigt und inzwischen hat man auch mit ersten Planungen begonnen. Aber ob und wann eine mögliche U-Bahn gebaut wird, steht weiterhin in den Sternen. So erstickt Bogota unter der Woche weiter im Berufsverkehr. Zu den eher oberen Gesellschaftsschichten gehören zahlreiche Radfahrer, die wir in Bogota und dann anschließend auch außerhalb der Stadt gesehen haben. Sie sind häufig auf relativ neuwertigen „Rennmaschinen“ oder auch Mountainbikes unterwegs, und fahren in einem sehr beachtlichen Tempo die zahlreichen Steigungen hoch. Zum Teil sind sie auch in größeren Pulks von 30 und mehr Fahrern unterwegs. Wobei man auch sagen muss, dass es fast logisch ist, dass sie wie wir auch auf einer der großen Verbindungsstraßen unterwegs sind. Denn nur die sind auch tatsächlich geteert. In Bogota selbst gibt es übrigens auch rund 320 Kilometer Radwege, die meisten Fahrer der Rennräder bzw. Mountainbikes fahren aber auch im Stadtgebiet auf den Straßen und schlängeln sich wie die unzähligen kleinen Mopeds durch den Verkehr. Ebenfalls auffällig ist die hohe Präsenz der Polizei in den Straßen. Dabei sind diese in Bogota selbst sowohl zu Fuß als auf Motorrädern unterwegs. Außerhalb ist das kleine Motorrad das meist genutzte Verkehrsmittel bei den Ordnungshütern. Angehörige des Sicherheitsdienstes haben übrigens bereits nach 20 Jahren Anspruch auf eine Rente. Für alle festangestellten Arbeitnehmer gibt es einen Rentenanspruch mit 62 Jahren. Es haben aber nur lediglich ca. 30 % überhaupt eine Festanstellung, nicht wenige von ihnen dann im öffentlichen Dienst. Viele andere Kolumbianer arbeiten zwar auch in Vollzeit, verfügen dabei nur eben nicht über eine Festanstellung. Sie versuchen sich mit Gelegenheitsjobs, Dienstleistungen oder kleinen Handelsgeschäften über Wasser zu halten. Alle festangestellten Arbeitnehmer haben wie in Deutschland auch Abzüge für Steuern und Sozialabgaben. Diese orientieren sich stark am Einkommen. So können für die staatliche Krankenkasse auch nur wenige Euro pro Monat anfallen, was sich aber auch mit einem durchschnittlichen Pro-Kopf-Einkommen von rund 440 € im Monat vergleicht, zum Vergleich in Deutschland liegt der Wert bei gut 3300 Euro, jeweils Zahlen aus 2018. Und die Spreizung der Einkommen ist in Kolumbien gewaltig. Da können auch wenige Euro schon kaum bezahlbar sein. Wer es sich leisten kann, versucht sich privat zu versichern. In Kolumbien haben die Krankenkassen Verträge mit bestimmten Ärzten oder Krankenhäusern. Möchte man also entsprechende Leistungen in Anspruch nehmen, geht das nicht bei jedem Arzt der Wahl, sondern nur bei denen, die einen Vertrag mit der eigenen Versicherung haben, oder man müsste es selbst zahlen. An anderer Stelle hat das Einkommen in Bogota indirekt einen Einfluss auf die Gebühren wie etwa beim Strom. So gibt es für die Bürger von Bogota sechs verschiedene Stromtarife beim staatlichen Betreiber. Man hat im Vorfeld die ganze Stadt Bezirk für Bezirk und Haus für Haus in sechs Sozialstufen eingeteilt. Dabei ist Stufe eins die niedrigste, und die sechste die höchste Stufe. Und je höher die Stufe ist, desto teurer sind die Tarife. Dabei werden die ersten drei Preisstufen subventioniert, Stufe vier entspricht dem Normaltarif und die beiden oberen Stufen sind mit einem Zuschlag versehen. Die Einteilung der einzelnen Häuser hat dabei dann nichts mit der finanziellen Leistungsfähigkeit der Bewohner zu tun. Aber dadurch, dass sich wohlhabendere Bürger eher in den besseren Vierteln niederlassen, regeln sich darüber die Tarife. Wobei zahlenmäßig 80% der Einwohner Bogotas zu den drei unteren Sozialstufen gehören.

Aber zurück zu unserem Tag. Wir sind unterwegs nach Boyaca, wo ein Denkmal für eine der wichtigsten Personen der kolumbianischen Geschichte steht. Hier erzielte Simon Bolivar 1819 einen wichtigen militärischen Sieg über die Spanier. Bolivar wurde 1783 in Caracas als Kreole geboren. In Latein- und Südamerika wurden in den Anfängen wichtige Posten nur an Männer vergeben, die in Spanien geboren waren. Deren Nachfahren, die in Südamerika bzw. Mittelamerika geboren wurden, bezeichnet man als Kreolen. Sie waren anfangs der zweithöchsten sozialen Schicht zugehörig. Später vermischen sich diese beiden Schichten zunehmend. Bolivar verbrachte einen Großteil seiner Kindheit auf der Kakao-Plantagen seiner reichen Eltern. Mit nicht mal 10 Jahren wurde er Waise und ging mit seinem Lehrer nach Spanien. Später heiratete er auch in Spanien, und ging wieder zurück in seine Heimat Venezuela. Nach dem frühen Tod seiner Frau ging er wieder nach Europa, wo er wesentlich von der Politik Napoleons beeinflusst wurde, aber sich auch mehrfach mit Alexander von Humboldt traf. 1810 zurück in Venezuela engagierte er sich in der Unabhängigkeitsbewegung, was dann auch der Grund war, warum er 1815 nach der Rückkehr der Spanier nach Südamerika ins Exil nach Jamaika gehen musste. Im Jahr 1818 konnte er den haitischen Präsidenten für seine Sache gewinnen und mit angeheuerten Kämpfern und geliehenen Waffen zurück nach Venezuela gehen um dort einen bewaffneten Unabhängigkeitskampf zu beginnen. Unter anderem konnte er dabei 1819 mit einer gewagten Passüberquerung die Spanier überraschen und die wichtige Schlacht in Boyaca gewinnen. Am 07.09.1821 gründete Simon Bolivar dann die Republik Großkolumbien, der die befreiten Provinzen Venezuela, Ecuador und Neugranada (das heutige Kolumbien und Panama) umfasste, in der er dann auch gleich der erste Präsident wurde. Im Jahr 1822 konnte er dann die Armee des argentinischen Generals Jose de San Martin in seine Truppen eingliedern, da dieser sich im heutigen Peru innenpolitisch ins Abseits befördert hatte. Zuvor mit seiner Armee aber bereits seine argentinische Heimat und Chile von den Spaniern befreit hatte. Mit der gestärkten Armee gelang Bolivar dann im Jahre 1824 die endgültige Vertreibung der Spanier aus Peru, zu dem damals auch das heutige Bolivien gehörte, und damit aus ganz Südamerika. Damit hatte er sein wichtigstes Ziel überhaupt erzielt, nach seiner Einschätzung war die endgültige Befreiung seiner Heimat von den Spaniern nur dann möglich, wenn diese vom ganzen Kontinent verschwunden wären. Er arbeitete dann eine neue Verfassung für das sich nach ihm neu benannte Bolivien aus, die er dann teilweise auch auf die Republik Großkolumbien übertragen wollte, wo er immer noch Präsident war. Er hatte aber zunehmend Schwierigkeiten die Republik Großkolumbien zusammen zu halten. Er wollte daraufhin den einzelnen Provinzen mehr Rechte zugestehen, gleichzeitig aber einen starken Präsidenten schaffen, also sich selbst, der auf Lebenszeit im Amt bleiben sollte und auch das Recht bekommen sollte, seinen Nachfolger zu ernennen. Dagegen wuchs der Widerstand noch zusätzlich, was 1828 schließlich in einen Attentatsversuch gipfelte, von dem auch sein früherer Weggefährte beim bewaffneten Unabhängigkeitskamp in Großkolumbien Santander wusste, und nur wegen seiner Nichtbeteiligung nicht hingerichtet, aber in die Verbannung geschickt wurde. Bolivar und Santander sollten in der späteren Geschichte mit ihren Liberalen bzw. Sozialisten noch lange über ihren Tod hinaus bestimmende Persönlichkeiten für Kolumbien bleiben. Bolivar überlebte das Attentat zwar, aber sein Versuch sich zum Diktator zu ernennen scheiterte genauso, wie sein anderes großes politisches Ziel die Sklaverei abzuschaffen, das er bereits seit 15 Jahren verfolgte, damit aber an den einflussreichen Besitzern der großen Haziendas gescheitert war. Er verlor zunehmend seinen Einfluss auf die Geschicke von Großkolumbien, da die Provinzen zunehmend eigenständig agierten. Im April 1830 schließlich trat er verbittert und frustriert als Präsident zurück und die Republik Großkolumbien zerfiel. Bolivar bemühte sich um ein Exil in der Karibik oder Europa. Bevor er das Land aber verlassen konnte, starb er schließlich am 17.12.1830 in Santa Marta. In den folgenden 10 Jahren wurde seine Lebensleistung in Südamerika zunehmend kritisch gesehen, und nicht wenige betrachteten seinen Tod als Befreiung. Diese Ansicht drehte sich ab etwa 1840 und heute gibt es unzählige Plätze und auch Denkmäler in ganz Südamerika, sogar in Deutschland gibt es Büsten in Hamburg, Berlin, Bremen und Bonn zu seinen Ehren. Die Sklaverei wurde übrigens erst in 1850ern in Kolumbien abgeschafft, zuvor hatten es die Großgrundbesitzer zu verhindern gewusst. Dann setzte sich bei ihnen die Erkenntnis durch, dass es für sie noch günstiger ist, einen kleinen Lohn zu zahlen, aber dafür viele andere Kosten durch die Sklaverei für sie entfielen.

Nach diesem weiteren Abdriften in die Geschichte Kolumbiens wieder zurück ins Hier und Jetzt. Nach dem Besuch des Denkmals für Simon Bolivar, mit vollem Namen hieß er übrigens Simón José Antonio de la Santísima Trinidad Bolívar y Ponte(-Andrade) (y) Palacios y Blanco, geht es für uns weiter nach Villa de Leyva. Einem Ort der sich sein Aussehen im Ortskern seit der Gründung durch die Spanier ein Stück weit erhalten konnte. In Leyva ist die große quadratische Plaza im Zentrum mit ihrem alten historischen Kopfsteinpflaster erhalten geblieben. Und natürlich wird eine der Seiten der Plaza von einer großen Kirche dominiert. Auch zahlreiche der rechtwinklig angelegten Straßen sind heute mit Kopfsteinpflaster befestigt. Die Häuser im Ortskern haben alte traditionelle Fassaden mit weißem Putz und teilweise umfangreichen Verzierungen in grün oder braun an den Balkonen und Türen. Selbst die Schilder der Geschäfte sind nach historischen Vorlagen angelegt. Hier essen wir auch in einem kleinen privaten Restaurant zu Mittag. Gegen 14:30 Uhr verlassen wir den Ort wieder um nach knapp 3 Stunden an unserem heutigen Ziel Mongui einzutreffen.