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    Unterwegs im Hohen Atlas

19. Reisetag          Avachinsky – 28.08.2018

Heute ist die Besteigung des 2796 m hohen Avachinsky geplant. Dafür ist das Frühstück für 5:30 Uhr angesetzt, und dann 1 Stunde später der Abmarsch. Wir liegen mit sieben Leuten auf der Stube, trotzdem habe ich eigentlich erstaunlich gut geschlafen. Aber wie es dann immer so ist, ab 5:00 Uhr geht das „Gerödel“ los. Ich war eigentlich bereits gestern fertig mit Packen, aufgrund den von draußen deutlich hörbaren Windgeräuschen rühre ich gleich mal das Regenzeug im Rucksack nach ganz oben. Zähneputzen und Katzenwäsche beschäftigen mich jetzt auch nicht gerade eine halbe Stunde. Außerdem lege ich schon mal die Gamaschen an, und nehme Stöcker und Rucksack mit hoch zum Aufenthaltsraum. Noch bevor die Zeit für den Abmarsch eigentlich gekommen ist, beginnt es draußen ein bisschen zu nieseln. Da der Himmel auch voller Wolken hängt, und der Wetterbericht Wind, Regen und Schnee voraussagt, ziehe ich auch schon mal die Regenhose über. Im Camp tut man sich leichter als unterwegs, und öffne die Beine seitlich, damit ich nicht schon durchgeschwitzt bin, bevor es überhaupt losgeht. Bis es dann um 6:45 Uhr tatsächlich so weit ist, habe ich die Beine längst geschlossen und auch die Regenjacke an. Die ohnehin leicht geschrumpfte Gruppe dünnt sich noch ein bisschen aus. Und insgeheim denke ich mir auch, es wäre nur vernünftig im Camp zu bleiben, und den Tag mit Lesen zu verbringen. Aber nein ich schlurfe mit. Bevor wir nach einigen 100 m den eigentlichen Anstieg überhaupt erreichen, denke ich mir noch, meine Entscheidung mitzugehen ist aber auch wirklich blöd. Aber jetzt wo ich schon unterwegs bin, kann ich auch noch ein bisschen mitlaufen. Ich bin eh schon nass. So zieht es sich den ersten Bergrücken vom Camp gesehen in verschiedenen Abschnitten von ca. 800 auf 1800 Höhenmeter rauf. Hier liegt der erste Schnee, und der immer noch vorhandene Niederschlag wird auch mehr und mehr zu Schnee. Im Bereich von ca. 1800 m bis ca. 2050 m geht es relativ sanft aufwärts bis zu einer ehemaligen Station von Forschern, die aber nüchtern betrachtet, kaum mehr als ein Steinhaufen mit Metalltür ist. Hier machen wir auch unsere erste größere Rast. Dabei stehen wir schon auf ein paar Zentimeter Schnee, was aber ab hier schnell deutlich mehr werden wird. Unser russischer Guide klärt noch mal ab, ob wir weiter gehen wollen – wir wollen. Es gibt schnell Schneeverwehungen, die locker 30 cm überschreiten. Aber hier wird auch der Weg beschwerlicher, nicht zuletzt da er auch deutlich steiler wird. So geht es häufig nur noch in Serpentinen aufwärts. Dazu ist das Gelände wegen des jetzt stärker fallenden Neuschnees nicht eben leichter. Ich beneide unseren Guide nicht gerade um das Spuren in dem Schnee, eine ziemlich harte kraftraubende Arbeit, und dann noch mit den äußeren Bedingungen. Nichts was ich auch nur ansatzweise bis nach oben gekonnt hätte, aber er ist eben deutlich fitter als ich es bin und auch je was. Wie er später berichten sollte, war das unter diesen Bedingungen auch für ihn ziemlich anstrengend, und er hatte auch an den Resten der Forschungsstation überlegt, wegen der Witterung an der Stelle die Tour abzubrechen. Dazu kommt noch, dass die Stangen zur Wegmarkierung bei dem Wetter für mich praktisch kaum erkennbar sind, er hätte den Weg vermutlich den Weg auch komplett ohne Markierungen gefunden, zumal er schon einige Male oben was. Ich hatte meine Brille auch schon vor einiger Zeit abgenommen. Ich bin deshalb nicht gerade im Blindflug unterwegs, aber mit Brille war es wegen des warmen Atems, und der deshalb beschlagenen Brille, und der Schneeflocken die Sicht auf jeden Fall nicht besser. Nach insgesamt knapp 5 Stunden erreichen wir den letzten steilen Anstieg, der entweder mithilfe eins Seils oder auch ohne möglich ist. In letzterem Fall ist es eben nur so, dass man in dem losen Material zwei Schritte vor geht und gleichzeitig einen wieder herunterrutscht. Aber auch diese etwa 60 Höhenmeter lange Passage ist dann bald geschafft. Der Gipfel ist erreicht. Die Sicht ist praktisch null, und doch haben sich in diesem Moment alle Anstrengung gelohnt. Hier oben gibt es einige größere vom Schwefel gelbliche Stellen. Der Bereich gilt als der Gipfel, auch wenn es eine noch etwas höhere Stelle gibt, die nach dem letzten Ausbruch Anfang der 2000er aber als unpassierbar gilt. Wir sehen sie bei dem Wetter ohnehin nicht. Aber wir lassen es uns nicht nehmen, unseren Hilfsguide scherzhaft zu seinem ersten Gipfel auf der Tour zu beglückwünschen. Bisher hatte sich die Gruppe bei allen Gipfeln zuvor aufgeteilt, und ihm fiel es dann zu, die zweite Gruppe zu führen. Wobei er hauptberuflich eigentlich bei einer privaten Firma angestellt ist, die immer dann gerufen wird, wenn es gilt Personen aus lebensbedrohlichen Situationen zu befreien. Wir können also wohl annehmen, dass er alle unsere Gipfel auch auf einem Bein genommen hätte. So musste auch er bei den Glückwünschen lachen.

Nach 45 Minuten verlassen wir den Gipfel wieder, es gibt ohnehin praktisch nichts zu sehen und das Wetter lädt auch nicht gerade zum Verweilen ein, da der Schnee unentwegt weiter fällt, und der Wind ordentlich pustet. Beim Abstieg nehmen wir nicht wieder alle Serpentinen, sondern gehen an einigen Stellen einen sehr viel direkteren Weg, womit ich auch meine Theorie bestätigt sehe, dass unser Guide den Weg auch ohne irgendwelche Markierungen sehr genau kennt. So sind wir nach ca. 1 Stunde bereits wieder an der Stelle, an der wir zuvor beim Aufstieg die größere Rast eingelegt hatten. Ab hier weicht der Weg des Abstiegs ab. Es geht auf einem anderen Rücken mit sehr viel loser Vulkanasche hinunter. Das verleiht gefühlt Siebenmeilenstiefel. So geht es sehr schnell viele Höhenmeter hinunter. Danach geht es noch über ein Schneefeld weiter hinunter, auch wenn hier der Niederschlag inzwischen wieder zu einem sanften Regen übergegangen ist. Immerhin hat der Wind deutlich nachgelassen. Der war insbesondere im oberen Bereich nicht wirklich angenehm, da insbesondere in den Serpentinen der Wind logischerweise auch immer mal direkt von vorne kam. Nach dem Schneefeld geht es lediglich noch 20-30 Minuten mit leichten Bodenwellen bis zu unserer Hütte, wo wir kurz nach 16:00 Uhr eintreffen. Insgesamt haben wir heute eine Strecke von 17 km und einem Aufstieg von etwa 1860 m bei eher miesem Bergwetter in knapp 10,5 Stunden hinter uns gebracht.

Jetzt heißt es erst mal aus den nassen Sachen raus, und alles irgendwie trocken bekommen. In unserer Hütte läuft der kleine Ofen schon auf vollen Touren. So ist die Luft von unseren Sachen zwar schnell etwas feucht, aber trotzdem wohlig warm. Gegen 18:00 Uhr geht es dann noch in die Banja, auch wenn mir eigentlich nicht wirklich kalt ist. Lediglich die völlig durch weichten Handschuhe sorgten unterwegs in den Pausen für kalte Finger. Auch sind die schon ein bisschen in die Jahre gekommenen Schuhe sind wie schon am Tolbatschik durch, und die Socken entsprechend ein bisschen feucht gewesen. Trotzdem ist die Banja natürlich sehr angenehm, und man wird nach gestern eher etwas warm plätschernden Dusche heute gefühlt wieder porentief rein.