10. Reisetag Malki – 19.08.2018
Die Zeiten sind wie gewohnt, also um 8:00 Uhr Frühstück, und dann alles wieder packen, die Küchenutensilien und sonstige Ausrüstung samt Gepäck wieder in den Lkw. So verlassen wir gegen 9:30 Uhr Kosyrewsk. Fast pünktlich zur Abfahrt setzt auch wieder Regen ein, der uns auch bis etwa 16:30 Uhr, also praktisch über fast den ganzen Tag, begleiten soll. Immerhin stimmt der Wetterbericht, auch wenn er nicht schön ist. Für uns geht es wieder in Richtung Süden. Schon nach kurzer Zeit überqueren wir dabei auch wieder den Kamtschatka Fluss. Ein ziemlich mächtiger Strom, auch wenn er von hier noch ein gutes Stück bis ins Meer hat, immerhin bringt er es auf eine Gesamtlänge von 758 Kilometern. Hier oben ist die große Verbindungsstraße eine Schotterpiste, die aber wie auch die anderen, die wir bisher genutzt haben, in bemerkenswert guten Zustand ist. So geht es ziemlich zügig voran. Wir erreichen gegen 12:30 Uhr wieder Milkowo, dass übrigens gestern seinen 275. Geburtstag gefeiert hat. Wie schon auf der Herfahrt essen wir wieder in der öffentlichen Kantine. Obwohl heute Sonntag ist, ist sie ganz offensichtlich ganz gut besucht. Auch wenn wir uns beim Essen nicht unbedingt Zeit gelassen haben, fordert man uns über unseren Reiseleiter auf, doch unser Geschirr zügig zurückzugeben. Es sind noch sowohl Gäste als auch Speisen da, nur eben das Geschirr wird knapp. Wenn ich zynisch wäre, würde ich sagen, die Planwirtschaft hatte noch Lücken.
Nach dem Mittagessen füllt unsere Köchin auch noch die Vorräte in zwei nahegelegenen Supermärkten auf. Beim ersten gibt es eine Theke, hinter der zwei Verkäuferinnen zügig ihre Kundschaft bedienen – wie gesagt es ist Sonntag. Neben den ca. 10 m Regalwand hinter der Theke gibt es noch zwei frei zugänglich gekühlte Einheiten für Eis bzw. Softdrinks und Bier. Wer mich kennt weiß, dass ich für Eis immer zu haben bin. So gönne ich mir eins trotz Regenwetters und gemäßigten Temperaturen. Bei russischem Eis kann man übrigens mal abgesehen von der Geschmacksrichtung nichts falsch machen. Im zweiten Supermarkt kann man durch die ca. 40 m Regale schlendern, und das Sortiment genauer inspizieren. Es gibt ca. 5 m mit Spirituosen. Wobei ich nicht nur über die beträchtliche Anzahl von unterschiedlichen Wodkasorten erstaunt bin, sondern auch über zwei Sorten Wein mit deutschem Etikett, auf dem der „Liebliche Rheinhessen“ von jeweils unterschiedlichen Erzeugergemeinschaften angepriesen wird. Nur gut das ich es mit Wein nicht so habe. Ich selbst erwerben noch mal die gesamten Vorräte der weißen Schokolade beider Supermärkte - eine Tafel Aeroschokolade für 86 Rubel. Der Kassenbon hat übrigens einen QR-Code, und die Kasse einen Scanner für Barcodes. Soweit das Fortschrittliche. Das hört allerdings dann auch schon auf, wenn das Lesegerät so angebracht ist, dass die Kassiererin alle Waren vom Band hochnehmen und dann an den daneben angebrachten Scanner halten muss.
Für uns geht es noch ein Stück weiter in Richtung Süden, bis wir schließlich in östlicher Richtung von der Hauptstraße nach Malki abbiegen. Hier war eigentlich geplant, eine weitere Nacht in den Zelten zu verbringen. Man lässt uns aber ein „Upgrade“ zukommen, und bringt uns in den hiesigen Häusern unter. Auch wenn diese kalt sind, sind sie allemal besser als ein Zelt, das noch aufgebaut werden muss, und bei dem nach den Erfahrungen von Tolbatschik offensichtlich keine Schutzfolie unter dem Zeltboden vorgesehen ist. Zumal, auch wenn es gerade trocken ist, die dicken Regenwolken am Himmel nichts Gutes verheißen. So brechen wir, statt Zelte aufzubauen, auf, um zu den hiesigen warmen Quellen zu gehen. Es gibt hier verschiedene kleine Wasserstellen damit. Wobei sie nicht gerade unerträglich heiß sind, und allesamt ziemlich flach. Selbst wenn ich mich direkt hinlege, werde ich kaum komplett vom Wasser bedeckt, und ich habe es nun nicht unbedingt mit einem ausgeprägten 3D-Profil. Dazu sind die ersten Stellen ziemlich mit Grünzeug belegt, dass man reichlich vom Grund aufwirbelt, wenn man sich hinlegt. Lediglich die letzte Wasserstelle ist einigermaßen frei davon, was wohl daran liegt, dass sie am meisten frequentiert wird. Sie ist auch der Wärmste. Und für die ganz Harten ist es auch nicht weit bis zum in unmittelbarer Nachbarschaft fließenden kalten Fluss. Den spare ich als bekennender Warmduscher dann doch lieber. Aber auch von oben geht es schon wieder los. Solange man im Wasser liegt, ist es nicht weiter schlimm. Nur die Brille beschlägt noch ein bisschen stärker als ohnehin schon. Da man aber natürlich nicht endlos in dem Thermalwasser liegen soll, machen wir uns wieder auf den Weg zu unserer Unterkunft. Der Regen wird auch nicht gerade weniger, noch ein Grund mehr sich auf unsere Behausung zu freuen. Es wird übrigens vor Bären auf dem Weg gewarnt, die hier, wie man am Unterholz sehen kann, auch in unmittelbarer Nähe des Ortes unterwegs sind. Wobei der größte Teil des Weges durch Elektrozäune gesichert ist. Nicht gesichert ist übrigens der Campingplatz, auf dem wir unsere Zelte hätten aufstellen wollen. Dafür liegt der in unmittelbarer Nähe zu den warmen Quellen. Da die Straße von Petropawlowsk bis Malki inzwischen asphaltiert worden ist, ist der Campingplatz deutlich stärker besucht, das gilt insbesondere für die Wochenenden. Man liest dann, dass es wohl sehr laut zugeht, und auch allerhand Alkohol im Spiel sein soll. Dafür ist es gerade dann mit der Sauberkeit nicht zum Besten gestellt. Was in Bezug auf die Bären nicht nur unter Umweltgesichtspunkten gut ist. Wir sind an einem Sonntag angekommen, und auch wenn wir in den Häusern übernachten, so sind wir auf dem Weg zu den Thermalquellen direkt daran vorbeigekommen. Es herrschte am späten Sonntagnachmittag nicht mehr so reger Betrieb, wobei es natürlich auch hier den ganzen Tag geregnet hat. Das animiert natürlich nicht unbedingt zum Zelten. Malki ist übrigens bekannt für seine Quelle mit sehr mineralhaltigen Wasser, dass in ganz Kamtschatka in Flaschen verkauft wird.