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6. Reisetag        Damas – 03.03.2022

Heute geht es früh raus. Die Abfahrt ist für 6:00 Uhr geplant. Da dann das Frühstücksbuffet noch nicht fertig ist, müssen wir heute auf ein so vielseitiges Frühstück wie am Vortag verzichten. Stattdessen bekommen wir ein Frühstückspaket mit auf den Weg. Es besteht aus zwei Sandwiches, bei mir wie bestellt mit Käse und Schinken, wobei letzterer eher die amerikanische Variante ist. Dazu gibt es noch Chips und getrocknete Ananas und Bananen Stückchen. Der auch noch im Paket enthaltene Saft ist heute dann logischerweise eher die Tetrapack Variante, und genau so zuckersüß, wie es klingt, schmeckt der auch. Auch wenn wir nicht ganz pünktlich loskommen, so sind doch noch nicht viele Fahrzeuge unterwegs. Der Grund für den frühen Aufbruch ist eine etwa 60 km lange Baustelle auf der Nationalstraße, die auf diesem Abschnitt zur Panamericana gehört und Alaska mit Feuerland verbindet. Jedenfalls wenn man von einem kleinen Teilstück zwischen Panama und Kolumbien absieht, auf dem immer noch ein paar Kilometer Straße fehlen. Das fehlende Stück ist allerdings eher politisch motiviert, womit Panama ein bisschen eine mögliche Drogenroute incl. der einhergehende Gefahr einer steigenden Kriminalität aus Kolumbien ausbremsen möchte. Darüber hinaus liegt das fehlende Stück in einem Gebiet mit sehr dichtem Urwald und einer entsprechend sehr hohen Biodiversität. Aber das hier nur am Rande. In Costa Rica ist die Strecke eine der beiden Hauptverkehrsadern im Land, die sich hier am Pazifik orientiert und in südöstlicher Richtung verläuft. Historisch gesehen geht die Panamericana auf einen Beschluss einer Interamerikanischen Konferenz 1936 in Buenos Aires zurück. In Costa Rica wurde sie im Wesentlichen durch die USA gebaut. Die Vereinigten Staaten verfolgten damit militärische Ziele. Sie hatten in der Hauptstadt San Jose einen großen Flughafen, der auch für größere Truppenverlegungen geeignet war. Und über die neue Straße wollte man diese dann schnell innerhalb des Landes bzw. in Nachbarstaaten verlegen können. Nicht zuletzt, weil der relativ nahe liegenden Panama-Kanal natürlich eine herausragende militärische Bedeutung hatte und auch bis heute hat. So wurde innerhalb von Costa Rica auch zunächst der Abschnitt in Richtung Süden gebaut, nach Norden erfolgte der Ausbau erst in der zweiten Hälfte der 1940er. Die USA sind heute wie auch für Island eine Art Schutzmacht für Costa Rica, das selbst keinerlei Armee unterhält. Dieser Status gehört auch zu den besonderen Beziehungen zwischen den beiden Ländern, in der Costa Rica auf seine Unabhängigkeit pocht, die ungleich größeren USA das kleine Costa Rica, wie andere der kleinen mittelamerikanischen Länder auch, eher ein bisschen als den eigenen Hinterhof betrachtet. Die USA haben im Norden von Costa Rica in den 1980er im Prinzip illegale aber bekannte Ausbildungscamps für Kämpfer gegen das aus amerikanischer Sicht kommunistisch regierte Nicaragua betrieben. Das belastete logischerweise wieder das Verhältnis zwischen Costa Rica und Nicaragua, die eine mehr als 300 Kilometer lange Grenze verbindet, die über weite Strecken durch unkontrollierbare Regenwälder verläuft. Über diese Grenze kommen heute viele Nicaraguaner illegal nach Costa Rica. Manche schätzen ihre Zahl auf bis zu 750000 Nicaraguaner, die aktuell in Costa Rica leben. Fast alle wollen zunächst nur eine Zeit lang Geld verdienen, und dann wieder zurück in die Heimat gehen. Die meisten von ihnen legalisieren später ihren Status und bleiben in Costa Rica. Die Zahl von rund einer ¾ Millionen vergleicht sich mit den etwas mehr als 5 Millionen Einwohnern in Costa Rica. Außerdem kamen in den letzten Jahren neben 45000 Einwandern aus den USA auch noch einige aus Europa. Wobei die wirtschaftliche Lage der Nicaraguaner natürlich um ein Vielfaches schlechter ist. Sie sind dann häufig auch eher in der Landwirtschaft oder als Hilfe in einem Haushalt zu finden, mit entsprechend schlechter Bezahlung.

Zurück zu unseren Tag. Die Baustelle können wir ohne Stau oder andere wesentliche Behinderungen durchfahren, so dass wir zügig vorankommen. Auf unserem Weg liegt auch der Rio Tarcoles, der bekannt für seine Krokodile ist. Grundsätzlich gibt es an vielen Flüssen und vor allem den Flussmündungen an der Pazifikküste welche. Hier ist die Besonderheit, dass auf Sandbänken direkt unterhalb einer Brücke der Nationalstraße üblicherweise welche zu sehen sind. So ist es auch heute. Wir machen einen kurzen Stopp, und gehen zu Fuß über die Brücke. So können wir uns die Krokodile in Ruhe ansehen, die fast regungslos auf der Sandbank liegen. Der Rio Tarcoles ist ein bisschen schlammig, gleichzeitig gibt es aber viele Fische, was dann den Krokodilen ein sicheres Auskommen beschert. Die Krokodile sind geschätzt vier Meter lang. Die hier üblichen Spitzkrokodile leben eigentlich im Süßwasser, wegen des Tidehubs von bis zu 2,5 Metern kommen sie aber auch immer wieder mit Salzwasser in Kontakt. Auch wenn ihr weltweiter Bestand aktuell wieder leicht ansteigt, stehen sie nach wie vor auf der roten Liste. Obwohl es in fast allen größeren Flussmündungen am Pazifik Krokodile gibt, kommt es nur sehr selten zu Zwischenfällen mit Menschen. Trotzdem sollte man natürlich die archaischen aussehenden gepanzerten Echsen nicht unterschätzen, und ihnen lieben mit größter Vorsicht begegnen. Da wir aber gefühlt 8 – 10m oberhalb der Sandbank stehen, ist das für uns hier logischerweise kein Problem. Kurz vor unserem Ziel in Quepos machen wir dann noch einen weiteren Fotostopp für ein paar Rote Aras. Von hier sind es nur noch wenige Minuten bis zu unserer Mittagspause, die wir hoch über der Küstenlinie des Pazifiks mit schönem Ausblick verbringen.

Weiter geht es zum Manuel Antonio Nationalpark, mit 6,82 Quadratkilometern der kleinste Nationalpark in Costa Rica überhaupt. Auf der kleinen Fläche sind mit etwa 350 Pflanzenarten und 109 Säugetieren eine große Bandbreite aus Flora und Fauna zu finden. Die Artenvielfalt und die sehr gute Erreichbarkeit gehören zu den Pluspunkten des Parks, insbesondere letztere ist aber auch Teil des Problems. Es gibt sehr viele Besucher, entsprechend touristisch geht es zu. Wie schon am Tenorio kommen die meisten Besucher aber offensichtlich bereits am Vormittag. Der Nationalpark grenzt direkt ans Meer. So gehören auch einige vorgelagert Inseln zum Park. Gleichzeitig ist es aber auch an einem Strandabschnitt innerhalb des Parks erlaubt zu baden, was ganz offensichtlich auch ergiebig genutzt wird. Das sagt vielleicht aber auch was aus, dass es nicht immer und überall mit dem Schutzgedanken übermäßig strenggenommen wird – zumindest für unser Verständnis für einen Nationalpark. Da insbesondere am Strand aber auch immer wieder diebische Affen auftauchen, werden am Parkeingang unsere Rucksäcke kontrolliert. Es ist verboten etwas Essbares mit in den Park zu nehmen, dass das Füttern auch grundsätzlich verboten ist, versteht sich natürlich von selbst. Im Park gibt es feste oftmals betonierte Wege, auf denen man sich ausschließlich bewegen darf. Ehrlicherweise habe ich im Vorfeld nach den bisherigen Erfahrungen nicht damit gerechnet, dass wir sehr viele Tiere zu sehen bekommen würden. Und auf den Wegen logischerweise ganze Heerscharen lauter Besuch unterwegs sein würden. Aber da sollte ich mich gewaltig täuschen. Schon kurz nach dem Parkeingang entdecken wir einen schwarzen Leguan. Er ist in einem kleinen Abschnitt unterwegs, in dem es Mangroven gibt. Und nicht weit entfernt davon entdecken wir eigentlich fast eher zufällig ein Drei-Zehen Faultier. Und der Name ist Programm. Faultiere verbringen täglich bis zu 20 Stunden als Ruhe- und Schlafphase. Alles ist auf einen sehr niedrigen Stoffwechsel ausgerichtet. Grundsätzlich ernähren sich Faultiere von Blättern von bis zu 80 verschiedenen Bäumen. Aber jedes Faultier spezialisiert sich dabei meist auf fünf bis acht Arten. Diese Spezialisierung wird von den Jungen dann von den Müttern übernommen. Faultiere werden mit etwa drei Jahren Geschlechtsreif. Dann gebären die Weibchen üblicherweise nach einer Tragezeit von rund sechs Monaten einmal im Jahr ein Junges mit einem Gewicht zwischen 190 und 300 Gramm. Ein ausgewachsenes Faultier wiegt zwischen drei und zehn Kilogramm, bei einer Rumpflänge von 40 – 80 cm. Drei-Zehen Faultiere haben im Gegensatz zu ihren Verwandten den Zwei-Zehen Faultieren einen kurzen Schwanz. Neugeborene werden anfangs auf dem Bauch transportiert, wobei die Aufzucht alleine vom Weibchen übernommen werden. Nach ein bis zwei Wochen nehmen die Jungen die erste feste Nahrung auf, bereits nach vier bis acht Wochen werden sie dann komplett entwöhnt. Faultiere leben als Einzelgänger, und verbringen die meiste Zeit des Tages hängend in den Baumkronen, wobei ihre vorderen Gliedmaßen etwa doppelt so lang sind wie die hinteren, anders als bei nahezu allen anderen Säugetieren geht der Vortrieb auch von den vorderen Gliedmaßen aus. Zu den Besonderheiten zählt noch, dass sie zwischen Kopf und dem ersten Rippen tragenden Brustwirbel acht bis zehn Wirbel haben. Man vermutet, dass es sich dabei teilweise um Verlagerungen aus dem Schultergürtel handelt. Diese anatomische Besonderheit erlaubt es ihnen, den Kopf um bis zu 270° zu drehen. Auch das dient unter anderem der Optimierung des Energieverbrauchs. Das Faultier kann so ohne eine Fortbewegung mehr Blätter erreichen, die es sich mit den kräftigen spitzen Krallen zuführt, und dann mit Lippen und Zähnen aufnimmt und zerkleinert. Faultiere ernähren sich zu 94% von an Nährstoffen relativ armen Blättern, der Rest sind dann Blüten, Früchte und Algen. Letztere ziehen sie praktisch selbst in ihrem Fell auf, und nehmen diese dann bei der Fellpflege auf. Die Algen versorgen sie mit wichtigen Nahrungsergänzungen, die sie mit ihrer sonstigen Nahrung nicht zu sich nehmen können. Die Algen wiederum ernähren sich von Stickstoff- und Phosphorverbindungen, die Motten ins Fell des Faultiers ausscheiden, und das Faultier selbst als Wirtstier nutzen. Dabei können bis zu 120 Motten im Fell eines einzigen Faultiers leben. Die Symbiose mit den Motten geht aber noch sehr viel weiter. Faultiere steigen alle 8 – 14 Tage vom Baum, um ihren Darm zu entleeren. Dort legen die Motten dann ihre Eier in den Kot, von dem sich die Larven dann ernähren. Neben den Algen und Motten haben sich auch noch Käfer und Schmetterlingen das meist etwas zottelige Fell der Faultiere als Heimstätte ausgesucht. Der Aufenthalt am Boden ist auch der gefährlichste Moment für ein Faultier, da sie sich dort nur sehr langsam und etwas unbeholfen bewegen. Obwohl es nur selten am Boden ist, werden dort die weit aus meisten Faultier von ihren Feinden erlegt. Dagegen sind sie komischerweise relativ gute Schwimmer. Die Muskelaktion von Faultieren ist um 30 – 45% langsamer als bei den meisten anderen Säugetieren. So legen sie in den Bäumen nur bis zu 4 -5 Meter in der Minute zurück, das entspricht 0,25 – 0,3km/h. Über den Tag verteilt sind es nie mehr als etwa 130 Meter. Zum Fressen wechseln sie die Bäume auch über die Äste, und nicht über den Boden. Selbst ihre Stoffwechselrate ist etwa 40 – 45 % langsamer als bei anderen Säugetieren ihrer Größe. Dadurch kann alleine ihr Magen im gefüllten Zustand bis zu einem Drittel ihres Körpergewichts ausmachen, der Darm geht dabei noch extra, was dann auch wieder die enorme Spreizung des normalen Körpergewichts erklärt. Die Körpertemperatur liegt in Wachzeiten um 34°, während der Schlafphasen oder bei feuchtem Wetter kann diese noch mal deutlich niedriger ausfallen. Dafür versuchen sie sich aber auch in der Sonne zu wärmen. Alles dreht sich bei ihrer Spezialisierung um die Reduzierung des Energiebedarfs. Faultiere sehen ausgesprochen schlecht, da ihnen der Ziliarmuskel fehlt. Normalerweise sorgt dieser für die dynamische Scharfstellung von Objekten in unterschiedlicher Entfernung im Auge, dazu kommt bei erwachsenen Tieren meist noch eine starke Hornhautverkrümmung, was sie zusätzlich kurzsichtig macht. Da verwundert es fast schon nicht mehr, wenn die verwandten Zwei-Zehen Faultiere vor allem nachtaktiv sind. Das Verbreitungsgebiet des Drei-Zehen Faultiers sind tropische Regen- und Nebelwälder. Die größte Bedrohung für die Drei-Zehen Faultiere sind die Menschen, bzw. die Zerstörung ihres Lebensraums durch den Menschen.

Und auch hier im Manuel Antonio Nationalpark ist der begrenzte Lebensraum das größte Problem für die im Park lebenden Tiere. Aufgrund der relativ kleinen Fläche gibt es nur einen sehr begrenzten Genpool der verschiedenen Spezies. Und da es kaum bis keine angrenzenden Flächen gibt, über die ein Austauschen mit frischen Genen stattfinden könnte, kann sich der Genpool faktisch kaum erneuern. Neben den Faultieren sehen wir im Park dann neben der großen Pflanzenvielfalt noch Brüllaffen, Panama-Kapuzineraffen und als wir aus dem Park fast schon raus sind noch ein paar Totenkopfaffen hoch über uns durch die Baumwipfel ziehen. Und auch einen Leguan, der in einer beachtlichen Geschwindigkeit einen Baumstamm hinauf läuft. Ausschließlich am Boden fühlen sich die Agutis heimisch, die zu den Nagetieren gehörenden Agutis sind Pflanzenfresser, die von der Größe etwa mit unseren Hasen vergleichbar sind, aber deutlich kleinere Ohren haben. So hat sich das frühe Aufstehen heute auf jeden Fall gelohnt, da wir dadurch eine Stunde im Nationalpark gewonnen haben, der um 16 Uhr schließt. Der Bereich, den man im Park besuchen kann, ist relativ klein, weil es aber so viele Besucher gibt, sind die Tiere relativ stark an Menschen gewöhnt, was ihr Fluchtverhalten entsprechend weniger ausgeprägt erscheinen lässt, und damit gute Möglichkeiten zur Beobachtung schafft. Vom Park geht es dann für uns zurück zu Kayak Lodge in Damas. Auch da gibt es allerhand Tiere, aber von der eher unangenehmen Art – Mücken bevölkern die Anlage. Also werfe ich zunächst mal die Klimaanlage an, um die Viecher zu vertreiben, und obwohl es am Abend noch lange warm ist, lasse ich die Fenster geschlossen.